#1206 Schottland - Shetlands: Raumfahrtbahnhof und Lost Place....krass!

Mittwoch, 28. Mai 2025. Die Insel Unst und ihre Überraschungen, RAF Saxa Vord

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Hallo zusammen, 

 

guten Morgen aus Schottland von den Shetland Inseln. Wir stehen an unserem Friedhof, hatten eine ruhige Nacht und warten nun, dass die Sonne Zottl erwärmt. 9 Uhr rum. Alle Verdunklungen offen...kann los gehen mit der Wärme. 

 

Irgendwann stehe ich auch auf. Arbeite, trinke Kaffee und schaue zu, wie ein modernes Schaf ausgeladen wird aus seinem Transporter und über den Friedhof gejagt. Die Rede ist von einem Aufsitzrasenmäher. Mit dem wird der Friedhof auf Vordermann gebracht. Ich hätte ja erwartet, das machen hier Schafe. Aber weit gefehlt. Mensch und Mäher sind am Start und mähen 1,5 h. In der Zeit kann ich dort nicht filmen...also bleib ich in Zottl und arbeite. Als der Mäher endlich verräumt wird, wittere ich meine Chance. Gehe raus...doch jetzt wird auch noch mit dem Laubbläser das Gras weggeblasen. Oh man...die nehmens hier am Ende der Welt ziemlich genau mit ihrem Friedhof. 

 

Dann halt erst noch an den schönen weissen Sandstrand und die kleine Bucht. Da schaue ich ja schon die ganze Zeit drauf. 

Schafe gibts hier übrigens überall. Latschen frei rum und grasen was das Zeug hält. Das Schafsleben muss hier schön sein. 

 

Nach dem schönen Strand ist der Friedhof endlich vorzeigbar und ich kann ihn filmen. Schön ist er, alte Grabsteine, aber auch neue, ne Kirche ohne Dach und mit viel Unkraut im Inneren, einem Grabstein der Aussieht wie ein Teddybär für ein 17 Monate alten Kind. Oh man....harter Tobak. 

 

Dennoch: der Friedhof von der Lage her der absolute Hammer. Seitlich der Buch mit Blick auf den Sandstrand. Bei Sonne ein Traumort.

 

Nach meiner Runde mache ich uns fertig für die Abfahrt. Motor an, los...bergauf...an Schafen vorbei, durch zwei Gatter und vor an die Hauptstraße. Unser Ziel: Das Ende! Was sonst? Das Ende der Straße von Unst, der Insel auf der wir sind. Hoch oben auf dem Berg. Und was mich dort erwartet, wird mich etwas fordern. 

 




Nach rund 20 Meilen durch Hochland kommen wir im letzten Ort der Shetlands an. Hier gibt es eigentlich nix...naja...okay...ein Raumfahrtbahnhof steht hier noch rum und eben dieser Berg. Hoch da....bei Eis und Schnee nur mit Allrad! Steil geht es hoch, direkter Weg, Kein Gegenverkehr, aber eine gewaltige Sicht in Richtung Westen. Sogar den Parkplatz des Nationalparks sehe ich. Rumpelvoll. Hier dagegen...nix. Naja...ein Auto steht oben als wir auf dem Gipfel ankommen und parken. Dazu eine Radarstation. Eingezäunt...aber sieht irgendwie komisch aus...so...kaputt!

 

Ich dachte, die ist noch in Betrieb. Doch...der Zaun ist teilweise niedergerissen, Scheiben eingeschlagen, Türen herausgebrochen....hm....da fehlt ein Garagentor...seltsam. Das Schild, welches Betreten verboten vorgibt, ist kaum noch zu lesen und sieht aus wie ein schlechter Witz.

 

Ich schnappe meine Kamera, nehme noch Licht mit und laufe los. Eingangsbereich, ne Garage und Umkleideräume, WC, Büro...alles verwüstet und ziemlich leer. 

Nach diesem Vorgeschmack, gehe ich zurück zu Zottl, hole mehr Licht und wechsel die Kamera. Und betrete nun das Gelände der verlassenen Radarstation. Aber wirklich verlassen? Hm....

 

Vor mir rechts ein langezogenes Gebäude...ich suche eine Tür...finde sie...ist zu öffnen und schon stehe ich drin. Dunkel, überall Zerstörung, ein echter Lost Place. Aus heiterem Himmel. Hatte ich null mit gerechnet. 

Ich kämpfe mich durch den Bau. Sie haben beim Auszug fast alles mitgenommen. Doch gibt es viele Räume zu sehen. Alles offen. Überall hängen noch Warnschilder rum. Runter in den Keller geht es, hoch in den zweiten Stock. Über alten und sich wölbenden Holzboden. Teils macht die Konstruktion keinen guten Eindruck mehr. Kein Wunder stand da vorhin ein Schild: Gebäude nicht betreten. Einsturzgefahr. 

 

Ich kämpfe mich weiter durch. bin dabei froh, findet das meiste im Erdgeschoss oder Obergeschoss statt. Kellerraum finde ich nur einen...wenn da oben einer die Tür an der Treppe zu macht...bin ich am Arsch. Der Puls läuft bei dieser Geschichte mal wieder etwas schneller. 

 

Die Küche finde ich. Dort stehen noch die meisten und am besten erhaltenen Geräte rum. Backofen, Kochplatten, Abzugshaube, Warmhaltetheke. Alles noch da. Scheint, damit können sie hier nix anfangen. Dabei sind das verdammt teure Geräte. Aber...naja...bedienen wir ein Klischee: die Briten können ja auch nicht kochen....hüstel...was sollen sie dann mit Kochgeräten!?

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Irgendwann spült es mich wieder aus dem Gebäude. Hab glaub alles gesehen...uff...durchschnaufen. So Lost Places alleine sind schon immer eine Herausforderung. Will nicht behaupten, dass ich mich darin wirklich wohl fühle so ganz alleine. Aber der Co-Pilot ist einfach nicht dazu zu bewegen, mitzukommen. Ist ihm einfach zu unheimlich!

 

Ich sehe noch ein Nebengebäude, 3 stöckig....Tür verriegelt. Ich gehe drum herum, finde hinten eine etwas versteckte Tür bei der unten rechts ein Stück rausgebrochen ist. Auf dem Bauch robbend könnte ich da durch passen. Aber alles was recht ist....das muss nicht sein. Ich passe oder nennt es kneifen. Mir egal. Ich hab meine Grenzen. 

 

So drehe ich um, treffe auf ein Gebäude das über den Türen Alarmgeber hat...so grüne leuchtende Lämpchen. Scheinbar ist hier also noch was in Betrieb. Mein weiterer Rundgang über das Gelände führt zu nix. Das große Gebäude ohne Fenster unterhalb meiner durchkämmten Gebäude hat zwar eine leicht offen stehende Stahltür, doch wird diese Blockiert von Erde die sich vor der Tür angesammelt hat. Keine Chance die Tür auf zu bekommen. So laufe ich zurück zu Zottl und schnaufe durch, mache mir ein Porridge und sortiere mein Adrenalin und meine Gedanken. 

 

Um 17 Uhr verlassen wir unseren Berg und fahren runter und zum Weltraumbahnhof. Japp, kein Scherz, ihr habt richtig gelesen. Die haben hier am Arsch der Welt einen Weltraumbahnhof im Bau. Bauen und renovieren dabei Straßen und erstellen Lagerhallen und Abschussrampen. Verträge mit britischen und Deutschen Unternehmen sind geschlossen. 30 Starts im Jahr sind erlaubt. Test wurden hier auch schon gemacht. Dinge auch schon explodiert. 60 Tage vor Start einer Rakete muss informiert werden, dass sowas geplant ist. 

 

Anfangs waren die lokalen Behörden dagegen, haben die Genehmigung verweigert, weil eine historische Städte in der nähe liegt. 2021 oder 2022 dann plötzliches Umdenken...scheiss auf die Historische Städte, baut den verdammten Bahnhof fürs All. Ist wichtiger! Und seither wird gebaut und gemacht. 

 

Natürlich komme ich nicht auf das Gelände, kann aber dran vorbei fahren und von einer Bucht nebenan bekomme ich noch einen Blick auf Abschussrampe und Gebäude. Lustige Warnschilder stehen übrigens in der Landschaft, siehe Foto. 

Und diese Bucht, Skwa Beach, ist ein echter Traum. Die Sonne scheint, die Anfahrt steil, am Ende noch eine Farm und eben der Strand. Wow...ein absoluter Hammer. Hasen oben am Hang, unten ne Menge Sand und am Ende hab ich die Bucht für mich alleine. Die 5-köpfige britische Reisegruppe macht den Abflug. 

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So genieße ich die Bucht noch eine Weile alleine und fahre dann auch wieder ab. Im ersten Gang den steilen Berg hoch und mit Fahrtrichtung Hafen. Wir sind fertig auf der Insel Unst.

Die Straße gehört uns und dem Wind, wir rollen 20 Minuten später an den Hafen und können praktisch direkt auf die Fähre. Allerdings: Keine Direktfähre, wir fahren erst noch eine andere Insel, Fetlar, an und dann Yell unser eigentliches Ziel. Zahlen müssen wir nix. Die 23 Pfund die wir auf der Herfahrt für beide Überfahrten zahlten, gilt  auch für die Rückfahrt. So wird das hier oben echt richtig günstig. 

 

So fahren wir nun ne knappe Stunde Fähre bei mehrheitlich Sonnenschein bis wir Yell erreichen. Dort noch schnell auf die Westseite fahren an einen Sandstrand mit kleinem Parkplatz. Doch als wir gegen 20:30 Uhr dort ankommen...steht da schon ein britischer VW T XY....verdammt. Ich fahre den Parkplatz trotzdem an, laufe vor an den schönen, kleinen Sandstrand mit tollen Dünen und rolle dann wieder ab. Nachbarn will ich heute keine. Wie soll ich da den Motor laufen lassen am Abend?

 

So fahren wir über die Single Track zurück zur Hauptstraße und  eine Meile zurück gen Hochland, bergauf. Dort links hatte ich vorhin zwei Schotterwege abzweigen sehen. Gehen zu einem See laut Google Maps. 

 

Und so ist es auch, wir biegen rechts von der Hauptstrasse ab, der Weg gut zu fahren, oben stoßen wir auf einen Teil der alten Inselstraße, rechts unfahrbar weil als Mülldeponie für Grünzeug verwendet, links 150 m geht es aber gut weiter bis zu einem unscheinbaren Parkplatz. Man sieht uns zwar von der Straße...aber was solls. Hier fahren praktisch keine Autos nachts. 

 

Wir bleiben hier also stehen. Motor erstmal aus, warm genug, die Sonne scheint noch ins Cockpit, geht jedoch später hinter Wolken unter. Ich strecke nochmal die Suppe von gestern, schneide Kartoffeln durch, Karotten und Mais. Das reicht um satt zu werden. Als Nachtisch später eine heisse Schoggi mit unsere letzten Milch....oh, oh...morgen muss neue her!

 

Gegen 22:30 Uhr lasse ich den Motor an und stelle ihn erst nach Mitternacht aus. Draußen alles ruhig aber nicht ganz dunkel. Die Abend- bzw. Morgendämmerung dümpelt noch am Himmel entlang. Ich liege um kurz nach 1 Uhr im Bett. Morgen gehts hier weiter. Mit zwei Fährfahrten, Regen und dem Abschied von den Shetland Inseln. 

 

Gute Nacht und bis morgen. 

Viele Grüsse

Kai und Team

 

 

 

GPS Koordinaten:

abends: Yell, 60°35'23.8"N 1°09'55.8"W

 

Unsere heutige Route: ca. 50 km

 

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