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#196 Zottl bekommt eine Pause - Vom Hochtal auf den nächsten Berg

 

Hallo zusammen,

 

bevor ich heute in den Tag einsteige, liege ich in meinem Carado Van und sinniere über die Vergangenheit. Sowas kommt bei mir eher selten vor. Doch manchmal driftet mein Hirn in diese Richtung. 


Zottl ist nun über drei Jahre bei uns. Wir sind über 80.000 km gefahren. Wir haben hunderte von Videos gedreht und geschnitten. "Wochen" vor dem Laptop verbracht. 
Wo hat uns das eigentlich hin geführt?

Tja, gute Frage! Alles begann mit solo Reisen, anfangs sogar ohne Co-Pilot. Heute unvorstellbar! 


Wir waren lange Zeit alleine unterwegs, haben Solo Trips gemacht. Im Vergleich zu heute, wo wir häufig mit Freunden und Bekannten unterwegs sein, natürlich ein anderes Reisen. 
Mittlerweile ist mir beides sehr wichtig. Sowohl mit Freunden als auch alleine unterwegs zu sein. Ich wohne alleine und freue mich daher auf die Wochenenden mit Freunden. Ich will ja nicht vereinsamen. Vor allem in der jetzigen Zeit, mit Home Office und kaum menschlichem Kontakt unter der Woche. 

Manch einer mag meinen, die Reisen mit Freunden nehmen überhand und die ursprüngliche Idee, alleine unterwegs zu sein, verwässert immer mehr. Nun, ganz falsch ist diese Aussage sicherlich nicht. Doch geht es hier in erste Linie nicht um die ursprüngliche Idee, sondern darum, was mir gefällt und gut tut. 


Doch bei einem bleibe ich: lange Reisen, also 2-3 wöchige Trips möchte ich weiterhin nur alleine machen. Nur das ermöglicht es mir, in meinem eigenen Rhythmus zu leben und zu filmen. So eine Aktivität fiel dieses Jahr leider Corona zum Opfer, doch ich hoffe auf 2021. Ich habe zwar noch keinen Plan, aber Ideen..... Spruchreif ist aber noch nix. Und selbst für 2022 gibt es schon Ideen  :).

Gut, genug sinniert liebes Hirn, es ist Zeit die Heizung höher zu stellen. Verdammt frisch im Van. Ich hatte wieder den Vorhang zum Wohnbereich geschlossen, was aber auch das Einströmen von Heizungsluft verhindert...mir ist etwas kühl. Und die Nase des Co-Piloten ist gefährlich kühl. Wenn der nen Pfnüssel bekommt, ist aber der Teufelsbär los. Das wollen wir nicht!
Also schnell Heizung auf 4. Und dazu auch gleich noch Wasser aufheizen. Zeit für eine Dusch. Ich rieche leicht rauchig vom gestrigen Lagerfeuer. 

 

Draußen ist noch alles ruhig, halb neun rum... Da wir gestern erst gegen 2 Uhr ins Bett sind, heute ein ruhiger Start in den Tag. Die Sonne scheint schon, allerdings noch nicht in unserer Kule. Das dauert noch...also, ab ins Bad. 
Was kann die Dusche des Carado?

Bevor überhaupt ein Strahl Wasser fällt, Schwenke ich das Bad von links nacht recht. So entsteht ein großer Raum für ein schönes Duscherlebnis. Wer etwas, sagen wir, breiter und größer ist, wird dieses Bad definitiv dem eines Kastenwagens vorziehen. Es bietet im Duschmodus mehr Platz als ich ihn in Zottl habe, kein Duschvorhang der einen leicht begleitet und sogar eine ordentliche Duschbrausenhalterung und einen eigenen Mischer. Sieht gut aus alles. Aber kann es auch was?

Bevor ich das Wasser anstelle, schwenke ich noch eine weitere Plastikwand, die plan an der Badtür anliegt, gen Toilette. Dies soll verhindern, dass Spritzwasser den Weg richtung Klo findet. Als auch das alles passt: Wasser marsch!

Schnell stellt sich heraus: das gibt keine 6 Liter Dusche heute! Bei einem schönen Wasserstrahl, angenehm zu temperierendem Wasser und viel Platz im Duschbereich, jage ich sicherlich 15-20 Liter durch den Ausguss. Hoffentlich bekommt Friedrich das nicht mit. Er mag Verschwendung nicht. Weder bei Geld noch bei anderen Ressourcen. Ein Wunder, dass er uns den Diesel für Zottl gönnt... Na, egal...so ist er halt...

 

Nach einigen Minuten ist der Spuk auch schon vorbei. Abtrocknen!

Und jetzt? Bad sauber reiben! Die leicht gewellten Plastikwände machen das ein klein wenig mühsam. Wären sie ungewellt, könnte man entspannt mit einem Abzieher drüber. So muss mein Geschirrhandtuch herhalten. Was anderes hab ich nicht dabei. 

Dennoch geht alles gut vonstatten. Schnell ist alles trocken gerieben. Nur in der Duschwanne steht noch das Wasser. Trotz zweier Abläufe im Boden... Wie kommts? Ich steh einfach in die falsche Richtung schief! Bin also selber schuld.

 

Das EInzige was mir am Bad ein klein wenig nicht so gut gefällt: ich kann es nicht so schön aufwärmen wie Zottl's Bad. Nur ein Heizungsauslass und aus dem kommt nicht unbedingt viel Warmluft geströmt. Versteht mich nicht falsch, das Bad hat über 20°C doch bin ich halt 25-28°C gewöhnt von Zottl. Ja, ich bin ein Warmduscher, ich mag es warm! Da komme ich nach dem Co-Piloten..hm...oder er nach mir...ach, egal!

 

Nach der Dusch ist es Zeit, vor die Tür zu gehen...uhg....war leicht frostig heute Nacht. Und, wo hänge ich jetzt meine nassen Handtücher hin? Kein Vanlett, keine Kleiderstange dabei...hm...oh...aber ein Fahrradträger. Praktisch!

So langsam kommt auch Wachheit ins Camp. Dirk ist am Leben, Jens auch schon...Timo? Hm...noch alles ruhig bei ihm. Und wie wir uns so zu dritt Freundlichkeiten an den Kopf werfen, taucht Timo wie aus dem Nix auf! Huch...wo kommt der denn her!? Er kommt nicht aus seinem Van, sondern von irgendwo... Hat der schon einen Morgenspaziergang gemacht?! Is ja n Ding.

Dirk, unser zart besaitetes Blümchen findet es kalt, möchte im inneren Frühstücken. Der Rest findet...och...wir warten einfach noch etwas, bis die Sonne zu uns kommt. Kann nur noch 30-45 Minuten dauern. Und wie kann es anders sein, geht gleich Dirk's Gejammer los...schon lange Wach...riesen Hunger... Tut so, als würd er gleich verhungern der arme Bub. 
Sei ruhig und koch lieber Wasser...ein Kaffee wäre schön! 
Das beschäftigt ihn ein wenig.

Ah...und wie herrlich ist es als um 09:30 Uhr die Sonne über den Berg kommt und unser Camp erreicht. Sofort steigt die Temperatur um gefühlt 20 Grad an. Zeit für Frühstück! Ich hab Hunger! 
Tische und Stühle wieder raus und...oh...Timo ist ja weg...unsere Wagenburg offen..jeder kann sehen was wir hier machen...
Ja, Timo musste leider schon wieder los, noch Termine am Samstag Nachmittag. War aber cool, dass Du für eine Nacht dazu gestoßen bist. 

Ja, wir zeigen also gewisses Campingverhalten, so what?! Es stört sich hier hinten niemand dran. Es tut keinem weh. Wir machen keinen Lärm, sitzen einfach in gemütlicher Runde und genießen Brötchen, Zopf und allerlei anderes Feines.
Auch das Gejammer von Dirk verstummt endlich...alle glücklich!

                

Wie wir so beim Frühstück sitzen, geht die Überlegung los: wohin heute?
Es ist ja erst Samstag. Eine Nacht haben wir noch... Es wird hin und her überlegt, Flüela Pass scheidet aus, Camping Verbot, gen Arosa und dann links de Berg nuff, fällt auch aus. Dafür sind wir zu viele und mit zwei auffälligen Weisswaren könnte das problematisch werden. 
Aber wohin dann?

Warum nicht etwas verwenden, wo wir schon mal waren. Und wo es völlig legal ist. Ein offizieller Stellplatz bei Thusis auf'm Berg. Kostenfrei, ohne alles aber mit einer tollen Sicht und sicher sonnig.

Mit diesem Entscheid können alle gut leben. Der Plan steht. Jetzt aber in Ruhe das Frühstück in der Sonne genießen. 
Erst gegen Mittag kommt Bewegung in uns. Wir packen zusammen. Bis 13 Uhr haben wir bezahlt, somit liegen wir gut im Plan. Und ein paar Kilometer sind es ja auch noch zu fahren.

Die Fahrt ins Tal läuft problemlos, auch bergab fährt sich der Carado V337 Europa Edition wie ein normaler Kastenwagen. Allerdings kommen vom Aufbau mehr Geräusche. Zottl ist da leiser. Aber auch kein Wunder: Zottl ist aus Metall...das ist verwindungssteifer und weniger knackanfällig.

 

Im Tal, wo der Rauhreif ein winterliches Bild zaubert, stoppt Jens bei einem Subaru Händler...was will er denn hier nun? Noch Subis anschauen? Probefahrt machen...hm...wäre sicherlich lustig...

 

Auf seinen Sommerschuhen kommt er über den Rauhreif angeschlittert und fragt:

Autobahn oder Davos...?

Ich: hä..? (In Gedanken hänge ich noch bei der Subi Testfahrt fest....) Äh...mir egal...keine Ahnung...wurscht...Subi Testfahrt wäre jetzt schön! Ich muss noch Müll entsorgen.

Nicht ganz zufrieden schlittert er weiter zu Dirk...kommt kurz drauf zurück..: Über Davos! ...ok... Bedeutet noch etwas mehr schöne Landschaft und Kurven. Und weiter!

Ich kann euch sagen, Davos ist seit letztem Jahr nicht schöner geworden. Auch aus dem Carado heraus weckt das in mir keine Liebe für das Dorf. Man sieht hier aber schon die ersten Leute in Skimontur und mit Skiern in der Hand. Saison schon gestartet? Oder machen die hier Trockenübungen?
Der Co-Pilot schweigt und behält seine Meinung darüber für sich.

Davos zieht sich ziemlich hin, eine laaange Straße gesäumt von wenig schön anmutenden Häusern. Ich bin froh, als Davos im Rückspiegel kleiner wird und die Berger, Bäume und Büsche wieder das Landschaftsbild prägen. 

VIele Kurven später fahren wir an Jenisberg vorbei und erreichen Tiefencastel. Rollen weiter gen Thusis und sind plötzlich nur noch zu zweit in Thusis. Jens ist weg...huch...wann und wo ist das denn passiert?

Ich bin strickt den Google Anweisungen gefolgt und fahre soeben mitten durch Thusis. Kleine enge Gassen und auch die ersten Meter aus Thusis raus sind irgendwie anders als sonst. Google führt uns hier wieder direkt...über schmale Wege. 
Aber auch das geht mit dem TI Van gut.
 

      

Glücklicherweise erreichen wir irgendwann wieder die normal breite Straße und fahren so deutlich entspannter den Berg hoch. Immer weiter...irgendwann rechts ab auf etwas schmalerer und schlechterer Strecke und immer noch ohne Jens. Er bleibt verschollen.
Moni und Bennie sind ohnehin nicht mit uns abgefahren in Sankt Antönien, die wollten noch ne Runde laufen

Ohne weitere Zwischenfälle erreicht unser Zweierkonvoi Oberurmein und den Stellplatz. Terrassiert angelegt stehen oben bereits 5 Fahrzeuge. Auf der unteren Terrasse niemand. Also auf die Untere. Die Sicht zwar nicht ganz so toll, dafür stören wir niemanden.

Schnell den Stuhl raus, wir haben nicht mehr lange Sonne. Und die letzten Strahlen wollen mir mit einem Nachmittagsbierchen genießen. Dazu Kaffee und Kuchen. Super Mischung!

Als wir gerade sitzen, rollen Moni und Bennie auf den Hof und parken sich zu uns. Jens bleibt verschollen. 
Doch als Moni zu uns kommt, meint sie, sie habe Jens auf einem Holzstapel sitzen sehen, unterwegs bei der Hochfahrt...hm...komisch.

10 Minuten später kommt der verlorene Sohn dann auch endlich an. Er war in Thusis nicht durchs Dorf sondern auf die Autobahn und ist somit etwas anders gefahren. Wir waren deutlich schneller, doch er wartete beim Holzstapel und wollte unserer Vorbeifahrt filmen...doch waren wir schon laaange vorbei. Dumm gelaufen. Schade hat noch niemand so ein Ding erfunden mit dem man überall telefonieren kann....

 

Die Sonne sinkt, es geht auf 16 Uhr zu...und zack...sitzen wir im Schatten. Wir ziehen mit unseren Stühlen um, finden nochmal 10 Minuten Sonne...dann ist Schluss. Was bleibt ist ein herrlicher Ausblick in die Berg und gen Tal. Wow! 
Leicht zu erreichen und wunderschön. Darf einen halt nicht stören, dass unterhalb eine Ferienhaussiedlung ist. In der Saison ist hier sicher gut was los...aber jetzt...schön ruhig!!

Bleibt noch die Frage: wann, wie, wo, was essen wir heute? Friedrich findet die Frage blöd, der Co-Pilot auch...bekommen sie ja eh nie was ab. 

Der Rest der Truppe überlegt:
Was: Risotto!

Wann: nicht so spät, gab nur wenig Kuchen
Wo: draußen? Nee, zu kühl und kein Feuer. Also drinnen...aber wo? Nur Monie und Bennie haben ihn ihrem riesen LMC genug Platz für 5 Leute...somit ist also auch WO geklärt.

Und weil ich nicht viel zu dem Ganzen beitragen kann, offeriere ich Jens meine Carado Küche. Einmal kochen im TI Van muss ja schon sein. So sitzen also Dirk und ich im Carado und schauen Jens beim Kochen zu. Das geht im Carado prima, drei Kochstellen, allerdings schwierig das Feuer zu entzünden so ohne Feuerzeug und Piezo Zündung. 
Wir lösen das Problem jedoch irgendwie und Ruckzuck köchelt ein Risotto vor sich hin.

 

30 Minuten später sitzt die Mannschaft im LMC, der eigentlich Ricardo heisst und speist vorzüglich. Jens, Kompliment! Wieder mal sau lecker! Danke schön fürs Kochen. Und ich verspreche: auf dem nächsten Trip koche ich...ne Idee hab ich schon und es wäre eine Premiere.

Wirklich alt werden wir heute nicht. Dirk verabschiedet sich als Erster irgendwann, keine Überraschung! Und auch die Verbleibenden sind noch etwas gezeichnet von letzter Nacht, die doch etwas kürzer war. 

So liege ich um 23 Uhr in des Carado's Heck und schließe die Augen. Neben mir liegt der Rest der Bande. Den Vorhang lasse ich diese Nacht offen, die Heizung stelle ich auf 2. Das dürfte dann unter dem Strich eine gute Nacht geben. 
Sicherlich besser als die Letzte...denn was ich da alles zusammen geträumt habe...das wollt ihr nicht wissen...

Gute Nacht und viele Grüsse

Kai

 

GPS Koordinaten:

Morgens: St. Antönien, Parkuhr: 46.972333, 9.826807  /  Unser Parkplatz bei P6: 46.986014, 9.844208

Abends in Oberurmein: 46.696831, 9.385675

 





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