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#241 Solo Tour - Das darf nicht wahr sein! Und jetzt?

Hallo zusammen,

 

und weiter gehts, hier nun die direkte Fortsetzung von Blog #240.


Und wenn ich wüsste, was mir heute noch blüht, ich weiß nicht, ob ich mir das antun würde.

 

Doch, ein Glück, ich weiß es nicht und latsche somit moment halbwegs glücklich durch einen mit viel Altschnee beweißten Wald. Noch immer völlig ohne andere Menschen, bei grauem Tauwetter und ohne einen wirklichen Plan. 

Aber ohne Plan ist auch gut, so kann man seiner Spontanität so richtig schön nachgeben. Und das passiert, als ich so nach 2 km an eine Brücke über den Fluss komme. Alte Holzbrücke mit Dache, schöne Konstruktion und für mich ein Zeichen: es reicht! Ich mag nicht weiter laufen. Bis zum eigentlichen Parkplatz sind es sicher noch immer 1,5 km. Da wollte ich ja gestern hin, bevor ich vor lauter Schnee dort strandete wo ich genächtigt habe.

 

Außerdem, durch die letzten Meter bergauf merke ich, dass ich noch nicht so richtig fit bin und beschließe, dass ich hier, wo mich auch schon ein Camping verboten Schild anlacht, umdrehe.

Ich bin auch zu gefährlich für dieses Gebiet, hier ist nämlich das Sonderwaldreservat Wengital-Regulastein in dem das Auerhuhn gefördert wird. Da will ich  nicht stören und latsche durch den Nassen, grauen Wald zurück zu Zottl.

Dennoch, schön wars mal wieder an der frischen Luft. Nach langer Quarantäne weiß man das wieder zu schätzen. 

Zurück bei Zottl begrüßen mich kein Co-Pilot und kein Friedrich. Liegen nicht mehr hinten im Heck wo ich sie zurück gelassen hatte. Was ist hier wieder los? 

Kurz darauf tauchen sie auf. Haben sich schon vor ins Cockpit hinter den Vorhang geschlichen und begutachten die Umgebung. Warten sie etwa auf jemand oder etwas? Oder wollen sie los!? Hm...

Ja Jungs, wir fahren heute weiter, versprochen. Allerdings hab ich noch keine große Ahnung wohin. Ich hab hier kein Netz, kann keinen Platz suchen. Zudem mag ich heute nicht ewig weit fahren. Das gibt also noch eine Herausforderung. 
Aber eins nach dem anderen. Erstmal ein paar Kekse in Milch tunken und ausruhen. Is ja heut kein Sklaventreiber dabei der schnell weiter will. 


Japp, ich gebs zu, ich genieße es in vollen Zügen alleine unterwegs zu sein. Tun können was ich will, ohne Rücksicht auf irgendjemand ist für mich einfach unbezahlbar. Wenn ich wollte, könnte ich auch den ganzen Tag im Bett bleiben und nix tun...okay...das Video würde dann evtl. etwas langweilig. Dennoch, optional möglich!
 

 

                

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Nach der Tunkerei wird Zottl fahrfertig gemacht, alles verräumt, verstaut und platziert. Das Wetter noch nicht durchschlagend besser. Weiter grau, aber trocken. 

 

Jetzt müssen wir mal schauen, dass wir hier aus dem Pappschnee-Eis wieder rauskommen. Zum Glück geht es leicht bergab, so dass ich hoffe, nicht in Schwierigkeiten zu geraten. 

Co-Pilot und Friedrich scheinen mir allerdings etwas nervös. Da dünkt mir irgendwas im Busch. Aber natürlich sagt mir wieder mal niemand etwas. Schweigen im Walde...sprichwörtlich. 


Motor an...Abfahrt. Nach einer kleinen Anfahrschwäche findet Zottl Traktion und wir fahren den verschneiten Waldweg zurück in die Zivilisation. Funktioniert reibungslos und schon bald ist der Schnee auf dem Weg Geschichte. Schon komisch, gestern Abend kam mir die Strecke viel länger vor. 

So zottln wir vor uns hin, eine Weile einem Traktor hinterher und sehen dann...ui...Silberstreif am Horizont über dem Zürisee. Kommt da etwa besseres Wetter auf uns zu? Das wäre ja ein Traum. Ein klein wenig Sonne morgen, das wäre ein Wunsch von uns. 

 

Nach Kaltbrunn kommen wir ohne große Schwierigkeiten, queren wieder die Baustelle und als nächstes suche ich mir einen Restaurant Parkplatz um mal kurz Google Maps zu konsultieren. Wir erinnern uns: ich hab keine Ahnung wo nächtigen!

Ein Platz den ich finde, zerschlägt sich auf Google Street View. Campen Verboten! Einen weiteren Spot finde ich, wieder oben in den Bergen, sieht nett aus...ich glaub das versuchen wir. Doch so wirklich sicher, ob wir dort ankommen, bin ich mir nicht. Mit der Schneeerfahrung von gestern, könnte das ein Problem geben. 

 

Co-Pilot und Friedrich akzeptieren den Schlafplatz ohne murren...benehmen sich aber noch immer etwas seltsam nervös. Des Co-Piloten Ohr vibriert vor sich hin, Friedrich wackelt mit seinem Kopf vor sich hin. Hoffentlich bringt das nicht seine Watte zu sehr durcheinander.  

 


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Die Fahrstrecke zum neuen Ziel gerade mal 15 km. Das dürfte schnell gehen. 

So bewege ich Zottl wieder auf die Straße und wir fahren ein paar Kilometer bis Rufi. Dann ist es vorbei mit Landstraße und einspurige Bergstrecke liegt wieder vor uns. 

 

Natürlich, wie sollte es anders sein, geht es auch wieder gut berghoch. Mit vielen Kurven, grandioser Aussicht gen Zürisee. Hätte niemals gedacht, dass diese Region so schön ist. Und auch der Silberstreif am Hoizont ist weiter vorhanden und vergrößert sich zusehends. Die vielen grauen Wolken weichen und mit ein klein wenig Glück, sehen wir heute sogar noch den Sonnenuntergang. 

 

Die Fahrt verläuft gut, kaum Verkehr und Schnee...äh ja...mit steigender Höhe kommt der aber auch wieder näher. Erst nur hier und da ein Klacks im Schatten, dann vermehrt auf Rasenflächen und irgendwann wieder recht weiss. Die Straße aber frei. 

 

Doch als wir, 200 m vor unserem Schlafplatz, um die Ecke biegen, eigentlich schon siegessicher, verschlägt es dem Team den Atem. Nee, oder!?? Das darf doch jetzt nicht wahr sein. Daher also die Nervosität der Mitreisenden? Habt ihr das geahnt?


Hab ja nun schon viel erlebt in meinen 3,5 Jahren mit Zottl, aber diese Situation hatte ich noch nicht. Da biegen wir um die letzte verdammt Kurve und können nicht weiter, weil 20-25 cm Schnee urplötzlich auf der Straße liegen. Auf einem steilen bergauf Stück. Das ist ein No Drive....hm...leicht frustriert schnappe ich mir eine Kamera und gehe vor die Tür. Sowas muss man ja mal genau anschauen. Vielleicht geht ja doch was.... Ich gebe nicht gerne auf!

 

Doch was ich sehe, macht wenig Hoffnung. Es gibt zwar zwei Fahrspuren die bis auf den Asphalt runter gehen. Doch der Schnee in der Mitte und seitlich davon ist fest, eisig und hoch. Ich habe bedenken, dass ich mir da was am Unterboden beschädige. Zudem scheint mir Zottl einen etwas breiteren Radstand zu haben als es die Fahrspuren sind. Sprich, die Reifen würden teilweise in den hohen Schnee kommen. Nicht gut für Vortrieb am Berg. Ich hab zwar noch Winterreifen drauf, doch die sind auch nicht mehr taufrisch. 

 

Was nun? Innerlich abhaken, rückwärts zurück? Hier drehen? Was darf es sein?
Hier drehen...hm...könnte gehen...aber eng. Ich laufe zurück zu Zottl und ein Stück die Straße runter. Finde einen möglichen Ausweichplatz ca. 70 m hinter Zottl. Geht zum drehen oder sogar zum nächtigen. Aber nicht sooo schön. Hm... 

Ich bin unzufrieden mit der Gesamtlage, zumal ich auch keine Alternative aus dem Ärmel schütteln kann wo wir sonst hin könnten.

 

So laufe ich zurück zu Zottl und hole ein wichtiges Utensil raus. Eines, was man im Winter immer dabei haben sollte. Eine Schneeschaufel! In diesem Fall eine Mummut Lawinenschaufel. Robust, aus Alu, leicht, Teleskopstab und easy to handle. Ja, und mit der Schaufel beginne ich, den Schnee etwas abzutragen. Praktisch auf einer Länge von 70-80 m. Das dauert ewig und bringt mich fast um. Ich schaufel wie ein Irrer und bin froh, dass während der gesamten Zeit kein PKW oder Mensch vorbei kommt. Die würden denken, ich hab nen Knall...naja...wahrscheinlich lägen sie damit auch gar nicht so falsch. 

 

Der Schnee fliegt durch die Luft, ich acker wie ein Gaul, Co-Pilot und Friedrich schauen zu und lächeln höflich. Wissen die etwa noch mehr? Racker ich mich hier ab für nix? Bleiben wir dennoch hängen wenn wir versuchen die Passage zu meistern? 

Ich weiß nicht, wie lange ich schaufel, doch irgendwann komme ich zu dem Punkt: jetzt oder nie! Der Schnee ist deutlich abgetragen, Beschädigungen durch Eisplatten dürfte es nicht geben. Maximal bleiben wir hängen. Versuchen wir es mal. 
Kamera aufstellen, zurück zu Zottl, Motor an und los. Erstmal 20 m rückwärts. Schwung holen auf Asphalt bevor es in das Schneefeld geht. 

       

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Und dann lasse ich es krachen. Ersten Gang, Gas....und wir schießen los, nehmen etwas Schwung auf und jagen in das Schneefeld. Die Reifen treffen die Fahrspur wie erwartet nicht ganz. Die Traktion ist miserabel und Zottl schlingert.

 

Noch nicht mal nach der Hälfte der Strecke ist Schluss, das bringt nix. Wir stehen und anfahren ist unmöglich. Null Traktion auf der Schmierseife unter uns.

Fuck! War jetzt die ganze verdammte Schaufelei umsonst? Kanns doch nicht sein!! Muss ich etwa noch Schneeketten aufziehen für diese 70 m Schnee? Bitte nicht! Null Bock drauf. 

 

Ich schaue den Co-Pilot an. Er mich nicht. Doch ich glaub ich kann seine Wattegedanken lesen. Er grinst so komisch und scheint doch irgendwie positiv gestimmt zu sein. Hm...das heißt wohl, wir nehmen noch einen Anlauf. Aller guten Dinge sind...ja...wie viele heute wohl?

 

Ich fahre vorsichtig den verschneiten Weg zurück, bloß hier nicht noch vom Weg abkommen. Links zwar nicht übelst steil, aber für ein Fisko würde es reichen. 
Wir kommen gut aus dem Schneefeld raus, was ein Glück und so fahre ich diesmal noch weiter Rückwärts um mehr Schwung nehmen zu können. Rechts Fels, links nun doch steilerer Abgrund. Ufbasse!!

 

Gut...denke ich mir irgendwann, das muss nun reichen. Mit deutlich mehr Anlaufstrecke vor mir, lege ich den ersten Gang rein, gebe ordentlich Gas und jage Zottl im ersten Gang so richtig hoch. Mit aufjaulendem Motor presche ich in das Schneefeld und merke....geht besser...doch der Schnee bremst uns auch diesmal wieder übel...allerdings finden Zottl's Puschen immer wieder irgendwo etwas Traktion und wir bleiben erstmal nicht stehen...passieren das Ende des ersten Versuchs und schlittern irgendwie in der Spur weiter den Berg hoch. 

Ungefähr 4 Meter vor Ende des Schneefelds bricht die Traktion ab, Zottl wird enorm langsam, wir verlieren allen Schwung, schaffen nur noch Schrittgeschwindigkeit. NEEEEIIINNN...tu mir das jetzt nicht an Zottl...nicht 4 Meter vor dem Ende des Schneefeldes hängen bleiben Zottl...das geht nicht! Ich kann die ganze Strecke nicht rückwärts zurück fahren. Und Ketten aufziehen wegen 4 Metern will ich auch nicht. Das muss jetzt klappen...irgendwie....bitte!!!

 

Ich drücke das Gas voll durch, die Reifen drehen durch, der Schneematsch spritzt...wir rollen langsam weiter, bleiben nicht stehen. Es ist knapp, verdammt knapp, aber die Reifen finden zum Schluss doch noch einen letzten Rest Traktion und wir würgen uns durch. Anders kann man es nicht nennen. Geschafft!!! Uff...ich bin fix und alle... erstmal stoppen, Kamera einsammeln und durchschnaufen. 

Die Annahme, dass Zottl's Spurbreit weiter ist als die auf dem Asphalt, bewahrheitet sich im Nachhinein. Die Reifen mussten auf der ganzen Strecke mit Schnee kämpfen. Aber egal, wir sind durch. Morgen bergab wird einfacher.

Adrenalin pumpt durch meinen Körper, ich bin happy, steige wieder ein und fahr die letzten 100 m bis zum Schlafplatz. Angekommen! Ein geiler Spot. Blick ins Tal gen Zürisee mit ein paar Bäumen im Weg. Der Sonnenuntergang kann kommen 

Außer uns niemand hier, wir stellen uns leicht abschüssig hin, der Platz ist nicht ganz eben. Aber egal. 
Gegenüber von diesem kleinen Parkplatz am Weg zweigt ein weiterer Weg ab der noch höher den Berg hinauf führt. Allerdings auch noch stark verschneit ist. Der Weg direkt an Zottl vorbei führt in ein Fahrverbot.  

 

Und nach diesem Kampf hier hoch, folgt auch prompt noch die Belohnung. Die Sonne taucht unter den Wolken auf und zaubert einen herrlichen Sonnenuntergang. Was für ein Anblick! Die Schufterei hat sich gelohnt. Mit viel orange, rot und violett verabschiedet sich die Sonne und macht Hoffnung auf mehr am morgigen Sonntag. 

Das I-Tüpfelchen bleibt uns allerdings verwehrt, die Sonne schafft es nicht, die Woken noch von unten ordentlich anzustrahlen. Dennoch...grandiose Show! 

 

Ohne Sonne aber schnell frisch, nix wie rein in den geheizten Zottl. Co-Pilot und Friedrich sitzen auch entspannt rum, haben das Schauspiel von innen beobachtet und sich auch noch ein paar Sonnenstrahlen auf den Pelz brennen lassen. Alle happy. 

Ein Tag, der ziemlich bescheiden mit Grau, Regen und Kühle begonnen hat, kann also auch durchaus noch eine gute Wendung nehmen. Auch wenn es hart war.

 

Und nun? Es wird dunkel, Zeit was zu essen. Jetzt merke ich erst, wie geschafft ich eigentlich bin...und mache es mir einfach. Ich grabe die Tortellini hervor, durchsuche Zottl nochmals nach Tomatensoße in der Dose, finde welche und bereite mir so ein schnelles Abendessen. Am Ende mit meiner riesen Käsereibe noch etwas Käse drüber...fertig.

 

Den Rest des abends, der nicht mehr viel hergibt, experimentiere ich noch etwas mit meinem DJI RS2 Gimbal, füttere meine Social Media Accounts mit Bildern und gehe nicht allzu spät schlafen. War ein harter Tag...besonders der zweite Teil.

 

Gute Nacht und bis morgen.

Viele Grüße
Kai

  



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