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#294 - Tremola, Tessin - Nebel, Internet und eine offene Rechnung

 

Hallo zusammen,

 

Samstag später Nachmittag, wir düsen am Lago Ritom entlang, haben soeben unter hupen die Drohne eingesammelt und erreichen nun den kleinen Staudamm der den See daran hindert, ins Tal zu stürzen. 


Jetzt heißt es wieder konzentrieren. Die ganzen Engstellen von gestern Nacht wollen auch heute passiert werden, möglichst ohne Fremdkontakt und ohne den Abhang hinunter zu stürzen. Und eine Bitte noch: Kein Gegenverkehr! Danke!


Heute, bei Tageslicht, sehen wir, was für Abhänge wir gestern Nacht nicht gesehen haben. Puh...nix für Leute mit Höhenangst oder großen Fahrzeugen. Wieder schlängeln wir uns über die schmale, einspurige Straße. Der Fels kommt stellenweise bedenklich nahe. Es ist so eng, das einmal sogar Fahrradfahrer umdrehen müssen, weil wir nicht aneinander vorbei kommen. Sorry dafür!
Neben mir haben gefühlt zwei das Atmen eingestellt. Sitzen da mit eingezogenen Bäuchen und hoffen, dass wir überall durch und entlang kommen. Auch der Tunnel wird nach oben enger und ich habe Glück, dass es nicht noch meine gehasste GoPro Hero7 erwischt. Die steht filmend auf dem Dach...wobei...dann wäre ich sie endlich los. Scheiß Ding!

Sorry für die Wortwahl....ich mag sie wirklich nicht!

 

Aber, sowohl GoPro als auch Zottl überstehen die engen Passagen und wir erreichen die Bergstation der Standseilbahn. Ab hier wird es etwas besser. Es kommen wieder ausreichend Ausweichstellen und auch die Straße an sich ist etwas breiter und seitlich bewachsener, so dass man den Abhang nicht so sieht. 
Dafür beginnt es nun zu regnen. Die Scheibenwischer müssen von Intervall auf Dauerbetrieb gestellt werden. Oh man...dabei war doch heute morgen noch soooo schönes Wetter.

Friedrich schaut reichlich deprimiert aus dem Fenster und auch der Co-Pilot ist not amused. Tja Jungs, aber immerhin atmet ihr wieder. Ist doch auch was, oder?

Nach so einigen Höhenmetern und viel Bremserei erreicht unser Team wieder Piotta. Wir wenden uns nach Norden und juckeln gen Airolo. Denn....unser Schlafplatz soll heute mal wieder auf dem Gotthard Pass sein. Da waren wir noch gar nicht diesen Sommer. Hoffentlich bekommen wir einen Platz dort oben!

Immerhin, als wir in Airolo ankommen, hört der Regen auf. Wir folgen der Beschilderung und machen uns auf, den Gotthardpass zu erklimmen. Eine leichte Aufgabe, wir fahren die Hauptroute und nicht die alte Strecke. Je höher wir kommen, desto schöner wird der Ausblick. 
Einen kurzen Stopp gibt es noch auf einem Rastplatz  mit toller Aussicht runter ins Tal. Eigentlich könnte man hier auch pennen. Doch der Co-Pilot besteht drauf, dass wir hier nur unseren Müll entsorgen und dann sogleich weiterfahren.

                 

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Tja, und wenn der Co-Pilot auf etwas besteht, dann ist diskutieren sinnlos. Friedrich und ich fügen uns, ich lege den 1. Gang ein, werfe Friedrich einen genervten Blick zu, der erwidert ihn auf seine Art und schon sind wir wieder am Berg. 
Wenig später, nach einigen Kurven und Tunnels erreichen wir den Abzweig gen Passsee. Entlang des Lago della Piazza gibt  es Parkplätze. Heute auch...nur sind die alle ziemlich belegt. Hm...Mist....ich umrunde den See, finde aber nix was dem Co-Pilot zusagt und bin etwas ratlos. Was nun? Wohin?

Sollen wir weiterfahren Richtung Andermatt und hoffen, dass wir auf dem Weg was finden? Hm...eigentlich blöd, denn für morgen hab ich hier oben auf dem Pass noch was vor. In meiner Not fahre ich ein Stück die alte Passstraße, die Tremola, runter. Das schüttelt uns ziemlich durch, der Co-Pilot wird mürrisch, seine Watte verrutscht, das mag er gar nicht. 

Und kurz bevor Krieg im Cockpit ausbricht, erspähe ich zwei Kurven weiter eine geschotterte Ausbuchtung. Zwar nah an der Straße, aber mit tollem Blick auf Tremola, die neue Passstrasse und die Felsen. Eigentlich ganz nett...hm. Der Co-Pilot scheint damit einverstanden, er nickt...oder sind das die Erschütterungen des Kopfsteinpflasters? Wer weiß!

Ich fahre vom Kopfsteinpflaster ab, platziere Zottl so, dass wir halbwegs gerade stehen und mache den Motor aus. Ich glaube, hier können wir bleiben. Oh...moment...Internet? Japp, 4G mit ein paar Balken. Perfekt!

Die nächsten Minuten verbringe ich mit fotografieren und filmen. Bemerke dabei, dass die Wolken immer mehr reinziehen und der Nebel uns auf die Pelle rückt. Friedrich stört das nicht, er genießt die schöne Aussicht auf die alte Passstrecke. 
Viel Verkehr ist um diese Uhrzeit auch nicht mehr, wir haben ziemlich unsere Ruhe. Der Vorteil, wenn man im Herbst unterwegs ist. Überall etwas ruhiger!

Und da wir hier ja schon irgendwie an einer geschichtsträchtigen Strecke stehen, die schon viel gesehen und erlebt hat, muss es natürlich auch was traditionelles zum Essen geben. Kein Wunder daher, dass ich mein kleines Raclette Set heraushole. Die zwei Teelichter später entzünde, ein Thunbier auf den Tisch stelle und Kartoffeln koche.

Zu spät sehe ich, dass das Thunbier heftig viele Umdrehungen hat. Ich war vom Dosendesign abgelenkt, zeigt es doch zwei Partybären. Aber was solls, muss ja hoffentlich heute nicht mehr fahren. 
Auf knapp 2.000 m brauchen die Kartoffeln ziemlich lange, bis sie endlich durch sind. Bis dahin bin ich schon halb betrunken. So ein Starkbier auf leeren Magen...das knallt.

Aber, als ich endlich esse, ist alles wieder gut. Der Käse saugt den Alkohol gut auf, oder so....kaum Verkehr, schwarze Nacht, Nebel. Ich glaube, hier werden wir heute gut schlafen. Mit der Hoffnung, dass wir morgen schönes Wetter haben und die offene Rechnung mit dem Pass begleichen können.

Gegen Mitternacht ist die Party vorbei, die Fellfüße müde und ich auch. Somit das allabendliche Ritual, ich schleppe uns nach hinten ins Bett. 
Als ich gerade liege, fällt mir ein, dass ich die Heizung nicht runtergestellt habe....Mist! Nochmal raus, vorschlurfen, Heizung auf 12°C stelle, wieder zurück...gute Nacht und bis morgen!

 


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Schönen guten Morgen! Rund 8 Uhr ist es als ich aufwache und nicht aufstehe. Frisch ist es im Van. Neben mir noch alles ruhig. Auf der Straße auch. 
Wie finde ich jetzt raus, wie das Wetter ist? Vorsichtig öffne ich die seitliche Verdunklung ein Stück und schaue raus. Oh...wow...fantastisch! Sonnig! Wie cool ist das denn? Hat sich der verdammte Nebel doch verzogen über Nacht! Genial!
Tja, irgendwie war ich in meiner Freude wohl etwas laut. Friedrich und Co-Pilot somit unsanft geweckt. Grummeln! Get over it....ich bin der Chef hier...ich darf das. 
Ui...böser Blick vom Co-Pilot....ich steh mal lieber auf und geh duschen...ah..nee, erst mal Heizung an und Warmwasser produzieren. Dann wieder ins Bett und etwas warten... Leicht nerven tut dieses Heizungs-Aufstehen schon...

Nach der Dusche trete ich vor die Tür. Kühl ist es noch, mittlerweile auch etwas mehr los auf der Straße. Motorräder, Autos, Oldtimer, Biker, Jogger sind unterwegs. 
Unsereins sitzt mit ner Tasse Kaffee auf der Trittstufe und genießt. Noch im Schatte, doch lange dauert es nicht mehr und auch wir Schattenparker bekommen einen Schluck Sonne ab.
 
So richtig komme ich auch nicht in die Gänge, einfach zu schön hier. Man kann auch ohne Campingverhalten genießen. Dafür reicht eine Trittstufe und n Vanlett von www.styyl.de. Hm...naja...und was zu essen wäre nett!
Heute ist mir nach Rührei mit Schinken und Toast. Die ersten zwei Dinge werfe ich in ne Pfanne. Aber wie kann ich mein Toastbrot toasten? 
Als Ei und Schinken die Pfanne verlassen, kommt ein wenig Olivenöl in die Pfanne und dann eine Scheibe toast. Nach ner Weile drehe ich das Luder, und siehe da, der Braunton stimmt. Super! 
Kurz darauf schaufel ich ein Baumfäller Frühstück in mich rein.

Und danach? Faul in Zottl abhängen und das schöne Wetter drinnen genießen? Nee, raus vor die Tür. Bewaffnet mit meiner Canon EOS R6 fange ich ein paar Eindrucke für uns alle und lasse danach auch noch den Aufklärer in die Luft. Ein Blick auf den Pass zeigt: janz schön viele Windrädli die da rumstehen und den Murmelitieren eine warme und beleuchtete Stube ermöglichen. 

       

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Nachdem alles im Kasten ist, landet die DJI Mavi Pro und ich packe so langsam zusammen. Denn die offene Rechnung muss ja noch beglichen werden.

Motor an, aufsitzen, weiter geht's. Wir fahren zurück, hoch auf den Pass. Da ist, wenig überraschend, der Teufel los. Halbe Volksfeststimmung. Wieder umrunde ich den See auf der Suche nach einem Parkplatz. Ende wieder auf der Tremola. Fahre diesmal aber nicht ganz so weit runter. Parke nur 200 m unterhalb des Volksfestes auf einem Rasenstück. Sogar halbwegs grade. Hier könnte man auch noch die Nacht verbringen...doch nix da, morgen ist Bergwerk. 

Als nächstes hole ich  meine Geheimwaffe raus, den Driveman Offroad. Wer sich erinnert, als ich zuletzt hier war, hab ich meinen IO Hawk Exit Cross Motor mal wieder geschrottet. Konnte meine Tour nicht vollenden. Aber heute! Mit dem richtigen Gerät, bin ich mir sicher, schaffe ich es. 

Schnell ist der Lenker aufgerichtet, Helm auf, Kameras mitnehmen und ab geht die Post. Co-Pilot und Friedrich bleiben entspannt zurück, sie lieben es, wenn sie Zottl für sich alleine haben. So können sie ungestört über die Biervorräte herfallen, M&Ms futtern und abhängen. 

Für mich geht es zuerst berghoch, zum Volksfest und mittendurch, dann rechts und schon wird es ruhiger. Ein paar versprengte Spaziergänger noch und als wir ums Eck und  hinter ins Tal cruisen, herrscht Ruhe. 

Über die gut asphaltierte und nur leicht ansteigende Strecke lacht der Driveman Offroad nur. Ich filme, genieße die Sonne, die Aussicht auf den Pass, die kleinen Seen und die Berge. Bis ich an eine Weggabelung komme. Geradeaus bin ich damals gefahren, zum Stausee Lago della Sella. Heute will ich hier rechts fahren. In diese Richtung geht es zu einem Aussichtspunkt. Das verspricht schöne Fotos, denn das Wetter ist noch immer top.

Also, rechts, kurz etwas runter, über eine Brücke, dann in einigen Kurven bergauf, über einen kleinen Bergrücken drüber, auf der anderen Seite wieder bergab. Rechts streifen wir noch eine Alp und auf dem Gegenhang geht's etwas schärfer bergauf. Die Sicht schon jetzt ziemlich grandios. Auf das Gotthardmassiv, die Passstraße, Galerien....sehr cool!

Und als ich oben ankomme, der Linkskurve Folge.....hui...stopp! Wow! Was ein Blick! Das Tal runter, ins Bedretto rein, die Gotthardpassstraße ist zu sehen, das Gotthard Massiv.  Alter Verwalter! Was für ein Ausblick! Fotostopp!
Später fahre ich noch 500 m weiter. Doch hier geht es nur noch bergab in eine völlig falsche Richtung für uns. Kein Rundweg. So stoppe ich nochmals, mache Fotos, filme, genieße. Zum Glück gibt es keine Bank, sonst wäre ich dort wohl nie wieder aufgestanden. 
Nach einer ausgiebigen Pause, mache ich mich dann doch wieder auf den Weg zurück zu Zottl. Kann die beiden Pappnasen ja nicht ewig alleine lassen. Wird ja warm in Zottl. Die Sonne gibt heute nochmal alles. 

So fahre ich vorsichtig wieder gen rollendes Zuhause. Bergab ist mir nicht ganz geheuer, denn die Bremsen des Driveman sind irgendwie nicht mehr richtig eingestellt. Die Verzögerung lässt zu wünschen übrig. 

Doch komme ich problemlos wieder zurück zum Van. Und mit mir ein leichtes Hungerfühl. Huch, wo kommt das jetzt her? Ich durchsuche Zottl's Verließe und finde....Kuchen! Schoggikuchen! Ja leck...dazu ne kühle Milch...perfekt.  Lecker!

Nach der Stärkung ist vor der Arbeit. Vorbei mit lustig. Eigentlich sollte das hier ein Schnittwochenende werden. Also ein Wochenende, dass ich am Laptop verbringe und schneide. Bisher war das jedoch nicht wirklich der Fall. Daher...jetzt!!
4 h sitze ich konzentriert am Rechner und schneide. Erst als die Sonne hinter den Bergen verschwindet, ein Windrädli komischen drehende Schatten macht und es hinter mir plötzlich Kuhglockengebimmel gibt, komme ich wieder zu mir. 

Schnell vor die Tür...ui...ohne Sonne ziemlich frisch, kalter Wind...und ne Menge Kühe die ein Bauer gerade auf die Wiese hinter Zottl treibt. Jede mit einer Bimmel um den Hals. Ein Höllenlärm. Na, bin ich froh, muss ich hier heute Nacht nicht pennen. Das hört man auch im Van, auch wenn er sonst recht schalldicht ist. 

Mit einsetzender Dämmerung gegen 19 Uhr verlasse ich somit diesen Platz, fahre über den Pass und in Richtung Andermatt und Heimat. Was ein schönes ruhiges Wochenende. Mit Freunden unterwegs zu sein ist toll, aber alleine, im eigenen Rhythmus unterwegs zu sein, ist einfach unbezahlbar. Naja, mal abgesehen von den zwei Miesepetern die gerade neben mir sitzen. Sie wollen nicht nach Hause...lieber weiterziehen und was erleben! 
Tja Jungs, das würde ich auch viel lieber. Doch leider geht das nicht. Morgen muss ich wieder Steine klopfen und Probleme lösen für die es kaum Lösungen gibt. Oh man...ich glaub...irgendwann muss ich was ändern.

Jetzt jedoch erstmal nach Hause, ausladen, Datenüberspielen und irgendwann um Mitternacht ins Bett fallen. Morgen um 06:45 Uhr klingelt der Wecker und die Woche geht wieder los.

Viele Grüsse und bis zum nächsten Trip.

Kai und Team.

 



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