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#396 Die nördlichste Produktion der Welt - BIVROST

05.04.2022 Dienstag,  Storslett alte E6 Passhöhe, BIVROST Arctic Whisky Distillery, ASGARD Abfülltag, Sörlenangsbotn, Lyngsalpan

 

 

Moin,

 

Was für eine herrlich ruhige Nacht hier auf unserer einsamen Passhöhe. Als ich um 9 Uhr aufwache, baggert jedoch unweit von mir ein Bagger. Ich muss zweimal hinschauen…japp, Bagger…der baggert das „Straße gesperrt“ Schild aus. Aha…macht Sinn. Jemand könnte ja die 3 m hohe Schneewand mitten auf der Straße übersehen und die Passstraße weiter fahren wollen…

 

Und sonst so? Hm…wohin heute, stellt sich natürlich wieder mal die Frage. Die Suche auf Google Maps geht wieder los, Richtung Tromsö, das ist sicher, aber nicht bis dort hin. Und Boot fahren wäre cool. Unser Team fährt gerne Boots, naja, also ich, die anderen eigentlich nicht soooo gerne. Aber egal.

 

Und so finde ich einen schönen Spot auf der uns abgewandten Seite der Lyngsalpan. Ein Wanderparkplatz. Das ist doch was! Wird eingeloggt bei Google Maps, Plan steht. Das ist befreiend und so checke ich danach meine Emails noch kurz und schon ändert sich wieder alles. 

 

Im Posteingang finde ich eine Email aus Crailsheim, nicht weit weg von Weinsberg gelegen. Die kommt von Biggi und Klaus. 

Sehr nett geschrieben und mit einer Idee….die mich gleich aufhorchen lässt! Wow…cool…klasse!
Ich erzähle meinen mitreisenden Suffköpfen davon…auch die werden sogleich hellwattig. Na, wäre das was?

Einstimmige Annahme der Planänderung! Machen wir. Solange die Bootsfahrt bestehen bleibt, ist alles gut. 

Wir müssen uns jedoch etwas beeilen, denn wir haben nicht ewig Zeit. Dort, wo wir hin wollen, wird um 15 Uhr dicht gemacht. Und jetzt ist es schon 10:30 Uhr. 2 h müssen wir rechnen als Fahrzeit und Fähre. 

 

Na dann mal flott, Frühstück fällt aus, ich räume auf, Co-Pilot und Friedrich schleife ich nach vorne, Co-Pilot schnappt sich sogleich seine Tüte Bamsemums, die hütet er weiterhin wie seinen Goldschatz. 

 

Zur Abfahrt noch schnell die Drohen hoch, die uns filmt, wie wir den Pass wieder runter rollen. Bergab geht sowas leichter als bergauf, die Höhe ist dann kein Problem.

 

 




So finden wir auch wieder zurück auf die E6, fahren zum dritten mal durch den nebligen Tunnel und dann immer weiter am Wasser entlang. 

Das Wetter, morgens noch recht sonnig, macht es im Verlauf der Fahrt immer mehr zu und hier und da fallen einzelne Schneeflocken. 

 

So düsen wir über teils heftige Bodenwellen auf schneefreier Strasse in Richtung Fähranleger in Olderdalen. Da niemand geschaut hat, wann die nächste Fähre kommt, gehe ich davon aus, dass wir dort warten müssen und ich frühstücken kann.

 

Doch als wir nach ca. 50 Bodenwellen am Anleger ankommen, schiebt sich soeben die Fähre in den Hafen. Ich kann gerade noch die Gasflasche schließen, die Ankunft filmen, dann muss ich auch schon zurück auf den Kutschbock. 

 

Unboarding und Boarding geht hier immer flott. Und keine 4 Minuten später ist die Fähre leer und wir dürfen drauf. Die Freude steigt, ich liebe es. Eigentlich hätte ich ja schon gerne noch etwas länger auf die Fähre gewartet, das macht einfach Spaß, aber nu, so ist es halt. Fällt das Frühstück halt erstmal aus. 

 

Auf die Fähre passen vielleicht 30 Fahrzeuge, heute sind es nur 6. Und schon legen wir ab. 45 Minuten dauert die Überfahrt, was die kostet? Keine Ahnung! Das Nummernschild wird fotografiert, die Rechnung zugeschickt. Alles easy hier in Norwegen. Leider habe ich zu diesem Zeitpunkt noch kein https://minside.autopassferje.no/ . Dort gibt es 50% Rabatt auf Fährfahrten, siehe auch mein Video.

 

Ich genieße die Überfahrt zur Hälfte draußen und filme, wir bekommen sogar noch etwas Wellengang, was uns schaukeln lässt…geil!
In meinem nächsten Leben werde ich glaub Kapitän zur See oder Schneepflugfahrer!

 

Später ziehe ich mich nach innen zurück und wärme mich etwas auf. Zwar nur knapp unter Null Grad, mit Fahrtwind dennoch frisch. 

 

Hoffe nur, der Co-Pilot überlebt die Überfahrt gut. Zum Glück hat er die Tüte Bamsemums noch nicht offen. Mit denen im Wattemagen, käme sicher Watte retour.

 

Nach 45 Minuten erreichen wir den Hafen von Lyngseidet. Während der Überfahrt hatte ich mich noch etwas über unser heutiges Ziel informiert und weiss nun, dass wir nix kaufen werden. Das wird Friedrich freuen…mich und den Co-Pilot, den alten Suffkopp, weniger.

 

 

                 

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Nun aber runter vom Boot und gleich nach der Hafenausfahrt scharf rechts! Uff…da kommen wir nicht rum, erstens schmale Straße, zweitens steht da gerade ein VW T XY und will auf unsere Straße abbiegen. So fahre ich weiter, drehe kurz darauf etwas unkonventionell mitten auf einer Kreuzung und fahre nun praktisch geradeaus in die Straße Richtung Koppangen. 

 

Und was nun kommt, ist einfach nur übel. Eis, Schnee, Asphalt, zig Bodenwellen, Verwerfungen und Absenkungen. Alter…was ne Straße. Statt der erlauben 60 fahren wir 30 und selbst das nötigt mich vor gewissen Wellen, noch voll in die Eisen zu steigen. Die Straße eine echte Tortur für Mensch und Maschine. Der arme Zottl altert hier wieder im Zeitraffer, hab ich das Gefühl.

Auch Friedrich schaut grimmig drein, ihr wisst schon, mögliche Schäden und Reparaturen…muss ich von meinem Taschengeld bezahlen wenn ich zu schnell fahre…

 

Also runter vom Gas, wir liegen top in der Zeit, müssen nicht stressen. Nach vielen Kilometern wird die Straße besser und neuer. Doch hier und da schrecken uns noch immer Bodenwellen auf. Wir können aber immerhin 50 fahren. Und Friedrich schaut nicht mehr ganz so grimmig.

 

Irgendwo auf der Strecke kommt uns noch ein anderes Womo entgegen. Ja leck, da ist noch ein andere genauso verrückt wie wir und fährt diese Strecke. Ich winke und schon ist das Womo im Rückspiegel verschwunden und ich konzentriere mich wieder auf Eis, Schnee, Asphalt und Bodenwellen. 12 km lang echt eine anstrengende Fahrt. Dann kommt rechts eine etwas weitere Ausbuchtung und ich stoppe…ich muss noch n Happen essen.

Motor aus…kurz ein paar Sachen am Handy noch machen und dann gehe ich in Richtung Dinette, sehe aber im Augenwinkel, dass sehr nah an mich ran ein weiteres Fahrzeug fährt und auch wohl parken will. Ich wundere mich kurz….Polizei vielleicht? Ein Blick raus widerspricht dieser Überlegung…es ist eine Wohnmobil…hm…könnte das sein, welches mir gerade entgegen kam…

 

Unserer Cockpits sind fast auf gleicher Höhe…der Fahrer schaut zu mir, ich ihn an, er winkt…ich auch…beide steigen wir aus. 

 

Und nun stellt sich heraus, dass wir wieder mal erkannt wurden. Von jemanden, mit dem ich schon die letzten Tage immer mal geschrieben hatte um Standorte zu vergleichen. Und zack…heute begegnen wir uns am Arsch der Welt auf mieser Piste. Is ja geil!

Er hat extra gedreht und hat unserer Verfolgung aufgenommen. Was ein Glück, hab ich hier gehalten für ne Frühstückspause um 13 Uhr. 

 

So unterhalten wir uns 15 Minuten, er ist auf dem Heimweg nach Österreich, war hier für Skitouren, fährt nen Sprinter mit schönem 3 Liter Motor, 14 Jahre alt, Allrad, Höherlegung und Spikes. Zottl wirkt dagegen wieder etwas verloren…

 

Da wir beide irgendwie weiter müssen, stehen wir nach 15 Minuten wieder alleine in der Parkbucht. Coole Sache, haben wir uns hier noch getroffen, freut mich riesig! Jetzt aber schnell ne Schüssel Cornflakes und dann weiter. 

 

Kaum ist die im Magen, weiter. 4 km später…ein Schild….Arctic Distillery…hier müssen wir rechts.
Was dann kommt ist bergab kein Problem, könnte aber später bergauf eines werden. Einspurig, eisig, verschneit, ein paar wenige Steine und dazu noch Kurven. Vorsichtig hangeln wir uns die 800 m runter und Parken auf dem Besucherparkplatz. Angekommen. Wo?

 

Nun, bei der nördlichsten Destillerie der Welt! Arctic Distillery. Hier wird Whisky, Aquavit, Gin und Wodka produziert. Das eben der Tipp in der Email, und ist ja klar, da mussten wir hin. 

 

Es ist nun 13:30 Uhr und um 14 Uhr soll es dienstags ne Produktionsführung geben. Timing passt heute perfekt. 

 

 


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Die letzten 150 Meter laufe ich, schaue mich noch kurz um und betrete dann die Lounge. 

 

Eine freundliche Unterhaltung mit Per später, weiss ich, dass das mit der Führung klar geht und dass ich hier keinen Whisky kaufen kann. Sie dürfen hier nur produzieren, aber keine Flaschen verkaufen. Das norwegische Gesetzt verbietet es. Der Staat hat ein alleiniges Verkaufsmonopol auf hochprozentiges. Dafür gibt es dann spezielle Shops. Einer ist in Lyngseidet, doch hat erst Donnerstag wieder auf. Heut ist Dienstag. Doch auch in Tromsö gibts drei Verkaufsstellen. 

 

Um 14 Uhr betreten ich dann, zusammen mit Per und einem Paar aus Argentinien, die Abfüll- und Produktionshalle. Alles sehr klein, alles von Hand, aber alles super nett und ich darf sogar filmen.

Die Zutaten für den Whisky kommen alle hier aus der Gegend.   Selbst Gletscherwasser ist dabei.
Der Name, Bivrost, hat nix mit Frost zu tun…ausgesprochen wird er Biv-rost….übersetzt so viel wie „Schwankende Brück“. Damit sind die Polarlichter gemeint. Wenn man also Bivrost trinkt, geht man über die schwankende Brücke. Und in der Mythologie geht man über diese Brücke in Richtung Jenseits… Etwas schräg aber irgendwie auch passend. Säuft man zu viel…geht man schneller :).

 

Und da heute gerade brenn und Abfülltag ist, bekommen wir gleich noch einen Schluck Whisky direkt aus der Abfüllung. Der neue Whisky, der noch nicht mal im Handel ist. Und ich sag euch…wow…geschmacklich ein absoluter Hammer! Sie wissen, was sie hier tun. 


Was hier abgefüllt wird, ist limitiert. Quasi Sonderabfüllungen denn eigentlich wartet man hier noch auf den 10-12 jährigen Whisky. Der muss aber noch 3-5 Jahre lagern bis er dieses Alter erreicht. Hier wird noch nicht lange gebraut. Vorab gab es, fürs Marketing und den Hype um die nördlichste Whisky Destillerie einige jüngere Editionen. 1.500 - ca. 3.000 Falschen jährlich. 

 

Um das Label der nördlichsten Destillerie halten zu können, wird nächstes Jahr noch eine Destillerie in Spitzbergen eröffnet. Die Norweger…echt etwas verrückt…aber auch einfach genial!

Viele weitere Infos erhalten wir noch, doch ginge das hier nun zu weit, wenn ihr mehr erfahren wollt: www.bivrost.com

Oder fahrt mal dort vorbei! Lohnt sich! Checkt aber unbedingt vorher die Öffnungszeiten online. Hier ist nicht jeden Tag jemand. 

 

Natürlich dürfen wir auch noch in die Lagerhalle. Die ist absichtlich ungeheizt, man will hier einen Vorteil aus der kalten Temperatur im Winter und der Wärme im Sommer ziehen. Dadurch arbeitet das Holz der Fässer anders, nimmt und gibt andere auf und ab. Und hier lagert so einiges an Fässern. Durch die geringe Temperatur ist auch der Angel Share, hier Odin Share genannt, deutlich geringer. Also weniger Verdunstung. 

 

Super Tour, 40 Euro und am Ende laufen wir durch Schneesturm zurück zum Startpunkt und bekommen noch drei Tastings: Aquavit, Whisky und Gin. Geil! Wie gerne würde ich hier ein paar Flaschen Whisky mitnehmen…Friedrich würde zwar heulen, aber das wäre mir egal!

 

So kaufe ich halt noch zwei schöne Whisky Gläser, die werde ich hüten wie meinen Augapfel! Um 15:30 Uhr laufe ich durch Schneesturm zu Zottl, sortiere mich kurz und fahre ab. Hoffentlich kommen wir hier jetzt den Berg wieder hoch. Wenn wir hier hängen bleiben, blockieren wir die einzige Zufahrt zu dieser alten Festung und heutigen Destillerie, welche die Deutschen hier gebaut hatten im WW2. Ruinen sieht man heute noch davon. Auch der Berg hinter uns soll wie ein Schweizer Käse aussehen. 

 

 

Zum Glück fahre ich nicht sofort ab, denn kurz nach meiner Ankunft in Zottl, kommt die Post in ihrem roten Wägelchen angerauscht. Die wäre uns garantiert irgendwo am Berg entgegen gekommen…Schwein gehabt!

 

Und ob wir hier hoch kommen oder abwarten müssen bis Tauwetter einsetzt, das erfahrt ihr dann im nächsten Video und Vlog. 

 

Viele Grüsse

Kai ohne Glas

 

 

Unsere heutige Route:

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Kommentare: 1
  • #1

    Tom Schuler (Montag, 16 Mai 2022 13:45)

    Also wir lernen daraus, wenns kalt ist verdunstet der Whisky nicht so schnell. Kann man also länger aufbewahren. Fazit wenns warm ist muss man der Verdunstung vorbeugen und schneller seinen Whisky trinken. Jetzt weißt Du warum ich in West Australien gelandet bin. �� Aber mal ehrlich den Whisky würde ich auch gerne testen. Ach und zur info 1966 und ich glaube 3 Tage vor dir in D geboren. ��
    Deine Arbeit finde ich echt klasse. Ich folge dir seit ca 3 Jahren. Ich bin auch immer im Busch auf Schotterpisten unterwegs und kenne die tollen Momente wenn man da hinkommt wo man hin will und nicht jeder hin kommt ���