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#522 Marokko, Süden - Kurz vorm Durchdrehen in vielerlei Hinsicht, Foum-Zguid - Offroad & Wüste

 

Dienstag 11. Oktober 2022,  

Barrage Taghaddoute (30.624758, -7.299954) mit Problem in die Wüste (29.912059, -6.783593)

 

 

Moin,

 

Nach guter Nacht um 8:30 Uhr wach. Draussen…japp…sonnig. Ums Wetter muss man sich hier wirklich keine Sorgen machen soweit im Süden. Im Norden hingegen, also nördlich des Atlas Gebirges, hat momentan die Regenzeit begonnen. Es entwickeln sich abends immer heftige Gewitter und große Regengebiete. 

Hier aber…nix!

 

Vollends wach werden, Kommentare checken zum Einbauvideo meines Inverters…oh man…viele tolle Kommentare, aber bei dem ein oder anderen Kommentar frage ich mich dann schon, warum jemand so ein rundes Ding auf seinem Hals trägt und was da wohl drin sein mag.  Aber egal, jeder Kommentar zählt, egal ob nett, positiv, gemein, unüberlegt, neidisch… Was jedoch verletztend, unwahr oder beschimpfend ist, wird gnadenlos gelöscht. Meinungsfreiheit hin oder her…sie geht soweit, bis meine Grenze überschritten ist. Ich merke mir Personen, die sich nicht an meine Regeln halten, kommentiert sie nochmal bescheuert, wird sie gesperrt, ein Leben lang. Da kenn ich nix.

 

Jetzt aber aufstehen, vor die Tür, warm und windig beschreibt die Lage wohl ganz gut. Wieder zurück in Zottl und dringend drei Videos hochladen. Ich starte den Upload des ersten Video und lade parallel neues Datenvolumen auf. Total 20 GB. Das sollte reichen. 

 

Im ersten Moment denke ich auch, es hat alles geklappt. Doch dann schaue ich mir die Bestätigungssms von Maroc Telecom genauer an: WAS SOLL DER SCHEISS! Meine Telefonnummer ist blockiert! Ich soll mich an den Service wenden. Ja leck mich doch am Arsch! Ich versuch es am Handy…gleicher Scheiss. 

Ich bin kurz vorm Explodieren und muss aufpassen, dass ich nicht laut los schreie. Ich versuche es nochmal und nochmal…nix. Immer die gleiche fucking Mitteilung. Scheisse!

Das Ganze kostet mich enorm viel Zeit. Dazu kommt, dass ich die Datenkarten, die ich gekauft hatte am ersten Tag, freirubbeln muss, man die Zahlen dann auch noch schlecht lesen kann und das Ganze echt mühsam ist. Timo meint später, hast mir mal ein Geldstück….was?? Fängt der jetzt auch an zu betteln wie der ein oder andere Marokkaner? Ich dreh durch…ah…ne…er will es um besser freirubbeln zu können. Ah….clever…keine dreckigen Finger und es geht besser. 

Zudem finde ich online eine Seite, auf der man per Kreditkarte Volumen hochladen kann. Das werde ich wohl zukünftig mal probieren. 

 





 

Aber was mache ich jetzt mit meinen zwei Accounts für Router und Handy die ich nicht mehr aufladen kann? Ich muss dringend Videos hochladen. Wir sind hier ziemlich am Arsch der Welt, der nächste Maroc Telecom Shop ist hunderte Kilometer weg. 

 

Ich checke die Webseite, finde eine Support Telefonnummer 888, rufe an. Automatische Ansage…französisch und arabisch…super…ich klicke mich durch die Auswahl….am Ende versteh ich nix mehr und Maroc Telekom legt einfach auf. Sagt aber noch irgendwas mit…48 Stunden…aha…fuck!

Ich bin übelst genervt, über mich , das Netz, die Welt…ich könnte kotzen!

 

Meine Nachbarn, Timo und Julia, sitzen dagegen entspannt vor ihrem Van und genießen ihren Urlaub…ich laufe zu ihnen und teile ihnen mein Problem mit. Timo meint sofort: kannst unsere Karte aus m Tablet haben. Ich versuche es zwar vorher nochmal bei der Hotline, jedoch wieder ohne Erfolg…dann steht auch schon Timo mit seiner SIM Karte vor mir. Einbauen in den Router, aufladen per SMS direkt aus meinem Netgear M1 Router…funktioniert. Ich pumpe 20 GB auf den Router. Hoffe das reicht. 

 

Meine Laune nun wieder etwas besser, doch bleibt mein Problem, ich muss einen Maroc Telecom Shop finden und meinen marokkanischen Handynummern wieder frei schalten lassen. 

 

An Timo auf jeden Fall großer Dank! Er macht es möglich, dass ich Video 1, 2, 3 von Marokko hochladen kann. Tausend Dank!

 

Jetzt noch schnell n Toast einwerfen, kurz raus, Blick in die Umgebung. Flug auf seinem Teppich für Friedrich heute nicht drin, windig und Friedrich nicht in Flugstimmung. Der See hier in der Wüste hat Wasser, jedoch liegt der auch hier der Pegelstand tief. Rund um den See weiden Schafe und Ziegen und als ich zurück zum Camp laufe, nähern sich auch eben diese. Fallen wenig später über den in der Nähe liegenden Müllhaufen her und die vernünftigen Ziegen futtern die Zweigreste von Timo's Sägaktion fürs Feuerholz gestern. Co-Pilot und Friedrich schauen sich alles von innen an und ich ermahne sie, sich an den Viechern kein Vorbild zu nehmen. Und so schnell wie sie kamen, sind sie auch wieder weg.

 

Wir packen langsam zusammen und fahren gegen Mittag ab. 100 km Asphalt und 15 km Piste liegen vor uns. Wir freuen uns drauf…oh man, wenn wir wüsten!

 

               

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Also los, von unserem Spot zurück auf die N10 und in Richtung Taznakhat. Ich bräuchte mal dringend Diesel bevor wir Offroad fahren. Am Ortseingang begrüsst mich eine SHELL, juhu…hinfahren, äh…wo ist denn hier Diesel…hm…da eventuelle….kurz warten…Tankwart kommt nicht. Naja, dann raus und selber tanken. 

 

Aber ist das hier auch wirklich Diesel?? Steht nur auf arabisch dran. Ich vergleiche die Schrift mit jener auf meiner Tankdeckel…ähnlich aber nicht 100% gleich. Hm…

Momentan tankt an der Säule noch ein Marokkaner. Uralter Van, ziemlich sicher ein Diesel. Als er fertig ist, frage ich ihn ob das Diesel sei. Ja, meint er. Ich warte noch kurz bis er einsteigt, seinen Motor anlässt…japp…Diesel. Gut!

So tanke ich für 600 Dirham, 60 Euro, zahlen muss ich in Bar. Wichtig, bevor man tankt: fragen ob man mit Kreditkarte zahlen kann oder ob sie nur Bargeld akzeptieren. Mehrfach wollten sie nur Bargeld. Das ist leicht nervig, weil ich so viel öfter Bargeld abheben muss. 

 

Mit 3/4 vollem Tank, mehr Geld hatte ich nicht, geht es weiter. Immer in Richtung Foum-Zguid (F-Z). Durch atemberaubende Landschaft, kleine aber schöne Dörfer/Oasen. Ein Traum, hier fahren zu dürfen. Gute Strecke, wenig los…und grandios. Canyon, Weiten, Oasen…all das bei steigenden Temperaturen. Wir nähern uns den 30 Grad. Die Klima läuft. Selbst Friedrich akzeptiert, dass wir sie brauchen, auch wenn sie Diesel benötigt. Er missbilligt aber, dass ich dauernd das Fenster öffne um zu filmen…so verlieren wir immer wieder Kaltluft.

 

Eine Stunde später erreichen wir F-Z und werden im Ort gestoppt. Polizeikontrolle! Unsere Erste, an der wir gestoppt und kontrolliert werden. Der Cop möchte wissen, wo wir hinfahren und ob wir was transportieren oder auf reisen seien. Er nimmt die Pässe, läuft zum Auto…wir warten einige Minuten. Während dessen hoppelt ein Mann auf seinem kleinen Esel zwischen unseren Vans durch. Solche Szenen…so surreal…einerseits modern mit top 4G Netz, guten Straßen, anständigen Polizisten…und dann ein Mann auf einem Esel. Die Gegensätze sind hier schon enorm….und genau das macht irgendwie Marokko auch aus…plus die gnadenlos geile Landschaft.

 

Die Kontrolle verläuft gut, wir sind sauber, bekommen unsere Pässe zurück und dürfen weiter. Durchqueren F-Z, dann noch einen kleinen Ort und zack, Blinker links. Schotter! Grober Schotter. Naja…eigentlich eher Fels und Stein in Erde. Ein übler Weg. Schrittgeschwindigkeit. 

 

Nach 500 m kommt ein Militärposten, Schranke ist oben, eine Tür am Gebäude öffnet sich, ein Mann winkt uns durch…weiter!

 

Ich schreibe Timo ne WhatAapp…Luft?…wir wollten eigentlich noch stoppen und die Luft ablassen. Er reagiert erstmal nicht. Wir holpern übel weiter. 

Nach 10 Minuten stoppt Timo….Kamel….ja und Luft. Mein Kompressor, genauso wie seiner, kann nur Luftpumpen, aber nicht saugen. So müssen wir das Ventil manuell eindrücken um die Luft aus dem Reifen zu lassen. Bis auf 3,5 bar gehen wir runter. Drin waren 5 bar. 

 

 



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Als wir weiter gondeln, ändert sich das Fahrgefühl dramatisch. Deutlich angenehmer. Fast schon sänftenartig. Ein Traum. So kann ich die Rumpelpiste weiter fahren. Und das machen wir auch. 

 

Meist so mit 10 km/h. Umschiffen Bodenwellen, große Steine, Sand…es macht Spaß, aber wir kommen nur sehr langsam voran. Immer wieder muss ich Fotostops einlegen, weil Kamele die eigentlich allesamt Dromedare sind, unseren Weg kreuzen, die Landschaft einfach nur endgeil ist oder ich Aufnahmen fürs Video mache. Timo ist teils weit voraus, doch wartet er immer mal wieder, so dass ich ran komme. Danke für eure Geduld!

 

Nach so ca. 5-6 km dann ein verhängnisvoller Fehler…Timo nimmt einen Abzweig nach rechts. Die Spur wird schmaler. Sind wir vorhin schon durch eine kurze Sandpassagen gefahren, folgt nun eine überraschend lange und ziemlich tiefe. Timo ist 100 m vor mir und stoppt plötzlich. Ich sehe, wie seine Vorderreifen Sand aufwerfen. Oh, oh…nicht gut!

 

Über funk ruft er….fahr hier nicht weiter…bieg nicht ab. Er weiss wohl nicht, dass ich nur 100 m hinter ihm im Sand stehe, aber  hoffentlich nicht stecke. Ich stoppe. 

 

Kamera, Tür auf, vorrennen und Elend anschauen. Fast bis zur Felge steht Timo’s Van im Sand. Tim ist 200 m weit weg und rennt durch die Wüste! Alter, suchst du deinen Allrad oder was treibst du da??

Julia klärt mich auch…er sucht die richtige Piste! Oh…aha..

 

Als Timo zurück ist, beratschlagen wir kurz, 33 Grad, leichter Wind. Keine Experimente. Erstmal muss Zottl aus dem Weg und Sand, rückwärts, ca. 100 m bis fester Untergrund kommt. Timo filmt. 

 

Beim Anfahren Schaukel ich erst ein wenig vor und zurück und dann mit etwas Schaukelschwung rückwärts…Motor säuft ab. Nicht genug Gas gegeben. Der Sand hat einen ziemlichen Widerstand. Nochmal….ein paar Meter…wieder säuft der Motor ab. Ja leck, bin ich zu doof zum Autofahren. Jetzt reicht, wieder schaukeln, Gas runter, Kupplung…wir rollen rückwärts an, hoppeln etwas…und kommen mit ordentlich Gas und Schwung aus dem losen Sand raus. Leck…puh…nach 100 Meter, als ich wieder auf festem Boden bin, stoppe ich. Kamera…jetzt ist Timo dran. 

 

Und ob der Gute Eingrabtimo auch den Weg aus dem Sand findet, das lest und seht ihr dann im nächsten Blog und Video.

 

Viele Grüsse

 

Die Sandspieler

 

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Haui (Mittwoch, 02 November 2022 18:02)

    ...wieder besser als jeder Tatort im TV.

  • #2

    Walter-s (Donnerstag, 03 November 2022 08:22)

    Hallo Kai,
    haben deinen Blog und deine Videos über Norwegen grossteils verfolgt (waren im August/Sept. selber auf den Lofoten unterwegs) und nun Marokko auch (zudem waren wir 2018 auch in Marokko - aber Flug und Besteigung des Jbel Toubkal mit einer Wandergruppe).
    Zum Reifenluftdruck - haben einen Clever Kastenwagen und fahren generell mit um die 4.0 Bar, Reidendruckkontrolle runterprogrammiert. Fährt sich viel angenehmer und ist von den Reifenherstellern voll okay. Gibt dazu auch einige Youtube-Videos bzw. Blogs in div. Foren. LG Walter