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#531 Marokko - 37°C, wir brauchen Meer!

Donnerstag, 20. Oktober 2022 - Von irgendwo an den Atlantik

 

 

Moin,

 

die Nacht nimmt wieder mal ein warmes Ende. Daran werde ich mich wohl nie gewöhnen, diese ansteigende Wärme im Van am morgen. Da hilft auch kein Fenster auf. Kommt nur noch wärmer rein. Also, raus aus den Federn und an den Laptop. Direkt. Nicht über Los gehen. Nicht ins Gefängnis. Keine 4.000 DM. 

 

Die nächsten 1,5 h bin ich beschäftigt und und als es 10 Uhr ist und der Blog fertig, schneide ich noch schnell etwas Video. Gegen das schlechte Gewissen. Nebenher, für das gute Gewissen, Frühstück. Cornflakes mit Joghurt, Sahne, Wasser Mischung. Hab mich daran gewöhnt. Und heute müssen wir einkaufen!

 

Genächtigt haben wir hier ruhig und gut. Erst gegen 10 Uhr poltert ein kleiner LKW den Weg links von uns runter. Von Hand werden dort dicke Steine aufgeladen vom Feld. Sieht so aus, als baue sich da gerade jemand irgendwo ne Mauer oder ein Haus. Zwei Männer schuften, der Dritte (Fahrer), steht rum und schaut zu. Rührt aber sonst keinen Handschlag. Unsere Blicke treffen sich, als ich mal vor der Tür stehe und filme. Er winkt rüber, ich winke zurück. Bonjour!

 

Was läuft heute sonst noch? Wir wollen nach Titznit, das sind noch 45 Minuten Fahrt. Dort tanken, einkaufen und weiter ans Meer. Der Hitze entfliehen. Zudem steht das Wochenende vor der Tür und wir benötigen einen ruhigen Spot irgendwo. Möglichst weg von menschlichem Leben und Zivilisation.

 





Um 13 Uhr sind wir endlich abfahrbereit. Kamera aufstellen, rückwärts leicht bergauf auf festgefahrener Erde mit Steinen...läuft. Kein Problem für Zottl's AT Reifen. 

Der LKW fährt auch gerade ab, hupt kurz, ich winke, lasse ihm den Vortritt. Ich muss ja noch die Kamera einsammeln und die Koordinaten für die Wasserversorgung eingeben. Wäre mal so langsam an der Zeit für Frischwasser. 

 

Als das erledigt ist, rollen wir kurz steil bergab und dann weiter auf Asphalt ins nächster Dorf und auf Titznit zu. 

Im Dorf stoppe ich jedoch schon wieder...irgendwas stimmt da nicht. Google Maps gibt mir die Wasserstelle in die falsche Richtung an. Wir entfernen uns praktisch gerade davon. Nach kurzer Analyse stelle ich fest: F****, wir sind da gestern dran vorbei geschossen ohne es zu merken. Wie konnte das denn passieren? CO-PILOT....hast du etwa wieder gepennt???

Umdrehen ist keine Option, wir sind schon 15 km weit weg. Das mach keinen Sinn. Tja, müssen wir halt irgendwie so klar kommen.

 

Wir rollen weiter, durch einen kleinen Canyon, flaches Land und Hitze. Brutal heiss. Während der Fahrt 37°C Grad, zeigt zumindest  Zottl so an. Leck, es wird Zeit für die Küste. Das hält ja kein Mensch aus. Wir haben die letzten Tage schon festgestellt, das wir keine Hitzemenschen mehr sind. Es schafft vor allem mich. Wir müssen uns mal wieder gut runter kühlen und ich hoffe, dass dies am Atlantik funktioniert. 

 

Als wir Titznit erreichen, die Temperatur bei 32°C, erwartet uns wenig Verkehr, einige Baustellen, in der Einfallstraße etwas Müll am Seitenrand und hey...ne Tanke. Wir stoppen. Fragen ob wir mit Kreditkarte zahlen können...nein...okay, dann für 400 DH bitte. Mehr Cash hab ich nicht. 

Ich frage nach AdBlue, denn meine Lampe ist schon wieder an gegangen. Nein, haben sie leider nicht, aber die Shell da vorne. Aha...

 

Nach der Tankung sind wir 3/4 voll und arm. Ich brauch ne Bank. Erstmal aber zum Lebensmittelladen, der ist n Kilometer weiter, Parkplatz gibt es auch. Wo ist die nächste Bank? Wir brauchen Cash. Oh...Bank of Afrika spuckt Google Maps aus, gleich hier ums Eck. 

 

Dreimal laufe ich von Zottl los, dreimal versagt mir die verkackte GoPro 10 den Dienst. Hängt sich nach 10 Sekunden Aufnahme einfach auf. Mistding! Kauft euch nie ne GoPro. Ehrlich! Was nervigeres als GoPro gibt es nicht. Am Ende bin ich kurz davor sie in den Sand zu werfen und sie zu töten. Doch ich sehe Friedrichs mahnenden Blick...jaja...schon gut. Ich beruhig mich ja schon. Schnappe meine Sony und laufe zur Bank.

 

2000 DH später sind wir wieder "reich". Jetzt aber einkaufen. 

 

               

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Der Supermarkt nicht typisch marokkanisch sondern auf französische Klientel ausgerichtet. Aber es gibt fast alles. Nur Obst, Gemüse finde ich nicht. 17 Euro später stehe ich wieder draußen in der Hitze und lade alles in Zottl.

 

Ab zur Shell....restlichen Tank füllen für runde 1.50 Euro der Liter, AdBlue rein und nix wie ans Meer. 

 

Die Shell sehe ich auch schon von hier, finde sie also easy. AdBlue haben sie, füllen es auch gerne ein. So tanke ich nochmal für 500 DH und kaufe AdBlue, 10 Liter für 200 DH. Das Einfüllen aus dem Kanister ist ein echter Scheiss. Aber sie bekommen es hin ohne Sauerei zu machen. Respekt. Es dauert ewig bis die Suppe in den Tank läuft. Nachfüllen per Kanister ist ein Mist. Ich weiss schon warum ich zuhause immer an der Zapfsäule tanke. 

 

Jetzt aber nix wie raus aus der Stadt. Allerdings hab ich keine Ahnung wo lang. Niemand, Hr. Co-Pilot, hat Google Maps aktiviert! Muss ich hier eigentlich alles selber machen!!!?

Ich entscheide mich für rechts abbiegen und entferne mich so von der Shell. Halte kurz darauf rechts im Schatten und aktiviere Maps. Ab ans Meer!

Dann fällt mein Auge auf einen Gemüseladen in 200 m Entfernung und einen Shop hier direkt vor mir. Ist das Küchenrolle? Ich brauch dringend welche....also raus in die die Wärme, schauen. Hm...das ist alles Klopapier...verdammt. Ich frage den Inhaber...nach Küchenrolle...mir fällt aber das Wort für Küche (cuisine) nicht ein...also umschreibe ich es irgendwie und er versteht. Puh...ja...Moment...hat er...er schaut kurz und zeigt mir dann ne Verpackung mit zwei Jumbo Rollen drin. Japp, nehm ich...zwei Stück. Kostet Friedrich 3,4 Euro. Autsch. 

 

Im Anschluss fahre ich 200 m vor. Halte beim Gemüseladen. Tomaten, Kartoffeln und Gurke sehen top aus. Pflaumen auch, aber ich bin kein Pflaumen Typ. Für n Kilo Kartoffeln, zwei Doppelhände voll Cherrytomaten und ne große Gurke...1 Euro. Gemüse und Obst ist hier günstig. Ich glaub ich lebe jetzt dann besser vegetarisch. 



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Ich glaub, nun sind unsere Aktivitäten in der Stadt für heute erledigt. Natürlich könnte ich mir hier noch die schöne Altstadt anschauen. Aber ganz ehrlich, bei über 30 Grad hab ich da null Bock drauf. Wir suchen das Weiter Verlassen die Stadt, fahren an einer großen Militäranlage vorbei. 

Den vielen Baustellen für Wohnhäuser nach, ist die Stadt im Aufschwung und wächst. Sicherlich auch aufgrund des Militärstützpunktes. Interessant ist, dass es keinerlei Polizeikontrolle gab. Vermutlich haben die hitzefrei heute. 

 

In westlicher Richtung düse wir mit Klima am Anschlag wieder raus in die Pampa. Kreuzen die neue Autobahn die hier gen Agadir führt und kurz darauf wird es wieder bergiger und sogleich grüner. Somit also mal wieder hoch...dann eben und wieder runter. 30 km später erspähen wir unser geliebtes blau. Ein Ruck geht durchs ganze Team. die Temperatur fällt auf 26 Grad, wir erwachen zum Leben und freuen uns auf Meer, Strand und kühle Luft. Herrlich!

 

Wir folgen der R104 noch ein Stück und sehen dann ein Schild: Plage! Japp, ab an den Strand. Ich werfe den Anker, lasse Zottl mit fast quietschend Reifen um die Kurve und schon düsen wir auf Nebenstraße gen Strand. 

Wir sind kurz vor Mirleft und dann auch schon am Parkplatz des Strandes. Links oben auf den Felsen thront die Stadt, vor uns liegt ein breiter und langer Strand. Sauber und mit Felsküste im Hintergrund. Cool!

Einige Liegestühle stehen im Sand, Sonnenschirme....sieht ja fast aus wie in Italien...nur mit viiiiiel mehr Platz. Und fast ohne Menschen.

 

Und als ich gerade aussteigen will, klingelt mein Handy. Silvio....ja, der Silvio, der so ewig in Norwegen war und den ich dort um Ostern 2022 traf. Tja, der Kerl ist nun auch seit heute in Marokkooooo. Timo und ich haben ihn so angefixt, dass er nun heute auch Afrika erreicht hat. Nicht das erste mal für ihn, aber endlich mal wieder seit langem. Und ich hoffe schwer, dass wir uns hier auch treffen werden irgendwann. Wir telefonieren 20 Minuten und danach...vor die Tür. 

 

24 Grad, frisch ist es, leichter find, feucht. Keine Hitzekeule! Sehr gut. Mit Rucksack und Kamera laufe ich an den Strand und genieße das angenehme Wetter. Co-Pilot und Friedrich genießen aus dem Van...24 Grad ist ihnen zu kalt um vor die Tür zu gehen und zudem ist die Luft zu feucht. Hä....what??!!! Locken im Pelz von der Feuchtigkeit?? Oh man....

 

Ordentliche Brandung knallt hier an den Strand, das schreit nach ein paar Filmaufnahmen, auch in Zeitlupe. So setze ich mich in den feuchten Sand und filme. Muss einmal kurz den Rückzug antreten weil uns eine Welle gefährlich nah kommt. Viel los ist hier auch nicht, doch wird es langsam etwas "voller". Es geht auf 17 Uhr zu....

 

Da wir hier nicht übernachten möchten, ziehe ich gegen 17:30 Uhr wieder ab und fahre wieder auf die R104. Folge ihr der Küste entlang. Die zwei P4N Spots die ich ausgesucht hatte, sind nix. An einem steht nun ein Haus, der andere ist nicht zugänglich. 

In einen anderen Feldweg biegt gerade ne Ambulanz ein...denen will ich nicht folgen. Also fahre ich immer weiter bis ich rechts einen Feldweg sehe der runter an die Küste führt und....da steht doch ein Auto, oder? Hm...dann müsste ich da auch hin kommen...doch geht alles zu schnell, schon vorbei. 

An einem weiteren P4N Spot der nix ist, drehe ich Zottl und düse zurück. Friedrich schaut mürrisch, ich ignoriere ihn. Zwei Km später sind wir zurück wo wir hinwollen, der PKW steht nicht mehr unten an den Klippen sondern fährt gerade wieder auf die R104. Super! Dann haben wir den Spot für uns. Kurz zögere ich jedoch...denn der Weg ist steil! Gut steil. Und es ist Dirt Road mit Steinen drin. Puh...kommt das gut? Runter null Problem. Aber hoch morgen? Mit 3,5 Tonnen und nur Frontantrieb. Das dürfte spannend werden.

 

Egal...der Spot ist ein Traum, ich fahre den Berg runter. Rollend mit Bergabfahrhilfe in langsamem Schritttempo. Steil, Erd-Stein-Mischung als Weg, paar Auswaschungen drin. Das wird lustig morgen. 

Kurz darauf sind wir an der Klippenkante, ich suche einen halbwegs ebenen Spot. Angekommen! Geil! Was für ein cooler Spot. Jackpot. Liegt zwar etwas Müll rum, aber egal. Blenden wir aus. 

 

Blick direkt auf das Meer, die tief stehende Sonne und sonst...nix. Wow! Von der Straße, die ungefähr 500 m bergauf verläuft, sieht man uns zwar, aber nicht bei Nacht. Und die bricht bald herein. 

Schnell baue ich eine Timelaps für den Sonnenuntergang auf....hätte ich mir sparen können. Die Sonne verschwindet irgendwann im Dunst des Meeres und ist weg. Keine Lichtstimmung, kein Untergang. Blöd!

 

Draußen angenehm kühl mit etwas Wind. Ich kann zuschauen wie die Temperatur in Zottl sinkt. Als es dunkel ist und nur noch 21 Grad frisch im Van, schließe ich die Tür und arbeite weiter an Final Cut. Video #520 soll heute noch fertig werden. Das bekomme ich um 1 Uhr dann auch hin. Zu Essen gab es um 22 Uhr einen Tomate, Mais, Thunfisch, Gurke Salat mit eigenem Essig-Öl-Senf Dressing. Lecker!

 

Draußen stockdunkel....ich versuche mich noch an ein paar schönen Nachtbilder. Doch Dunst und viel Saharastaub lassen keine "normalen" Bilder zu. Dennoch sieht es irgendwie cool aus. 

 

Um halb drei liege ich im Bett...noch ein paar letzte YT Kommentare beantworten und um 3 Uhr gehts ins Reich der Träume fürs Team. Schön kühl im Van, zudecken wieder mal möglich. Schee!

 

Gute Nacht und viele Grüsse

Kai und Team

 

 

GPS Koordinaten:

morgens: 29.576580, -9.404611

Titznit einkaufen: 29.692799, -9.726468

Titznit Bank: 29.692483, -9.727232

Titznit Shell mit Adblue: 29.692949, -9.728495

Strand Stopp: 29.590228, -10.036792

Abends: 29.470248, -10.102361

 

 

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