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#533 Marokko - Der kürzeste Fahrtag! Privat Oase mit Fort Bou Jerif

Samstag, 22. Oktober 2022 - Kurzstrecke zur Oase und Fort Bou Jerif

 

 

Moin,

 

nach ruhiger und entspannter Nacht mit all den Kakteen um uns rum verläuft der Morgen wie immer. Aufstehen, Dinette, Blog schreiben, merken wie es wärmer wird, Fliegen einsaugen und n Happen essen zwischen all dem. 

Besuch kommt keiner vorbei, weder in Form von Tier noch von Mensch. Auf dieser abgelegenen Piste findet man Ruhe und kann praktisch überall nächtigen. Interessiert niemanden. 

 

Draußen weiter ziemlich stürmisch und ich spüre mittlerweile den Sand sogar zwischen den Zähnen. Aber egal...ist ja nur Sand. Hier ist es toll, weite Sicht, kein Schatten (gut, nicht sooo toll) aber absolute Ruhe. Kein Verkehr, nix. Wüste ist cool!

 

Nach dem Frühstück geht es auf 12 Uhr zu. Zeit für die Weiterfahrt. 2,5 km liegen noch vor uns bis wir das alte Fort der Franzosen erreichen. Hoffen wir, das der Weg nicht so übel ist wie gestern. Leck, wenn ich wüsste was kommt....oh man!

 

Co-Pilot und Friedrich werden aus dem Bett geschüttelt, aufstehen Jungs! Auspennen könnt ihr morgen! Es grummelt aus beiden Wattebäuchen vor sich hin. Was ist los? Keine Lust? Wir wollen weiter! Offroad!

 

WAS? Ihr wollt einen zweiten Ruhetag?!!! Samstag frei!? Unverhandelbar?!!!





 

 

ICH GLAUB BEI EUCH ZWEI HAKT ES!!!? Ich kann euch auch gleich hier lassen! Schön in der Wüste! Dann habt ihr zukünftig immer frei!! Wie wäre das!?

Etwas kleinlaut geben die zwei nach und lassen sich widerstandslos nach vorne schleppen. Ich hab jedoch das Gefühl, das ist noch nicht das Ende dieser Diskussion. 

 

Motor an. Abfahrt! Abfahrt filmen...Kamera holen...weiter. Und was dann die nächsten 2,5 km kommt ist offroad pur und 4-5 mal der Gedanke bei mir: das geht nicht! Da kommen wir nicht durch! Das packt Zottl nicht. Wir setzen auf!

 

Diverse Spurrillen setzen uns zu und wir müssen massiv versetzt fahren, kleine Bachvertiefungen ohne Wasser aber mit steilen Winkeln, Wege die sehr schräg sind, loser Untergrund, kurze Gefälle. Immer wieder filme ich die Durchfahrten, renne zig mal rein und raus. Schwitze wie ein Depp bei den 37°C draußen. Immer wieder ist es Arsch knapp. Einmal scheuert irgendwas leicht am Unterboden. Die Bodenfreiheit ist die größte Herausforderung, nicht die Traktion. Von letzterer haben wir genug. Die Reifen sind top, Zottl schön schwer und ich weiss wie ich fahren muss. Aber ich muss höllisch aufpassen und immer wieder überlegen wie ich fahre um nicht aufzusetzen und mir untenrum was zu beschädigen. Die Fahrt dauert ewig, Schritttempo und immer wieder stoppen zum Filmen. 

 

Und dann passiert es. Bei einer Fahrzszene auf schrägem Untergrund erwische ich bei der Abfahrt eins unserer wichtigsten Hilfsmittel bei der Filmerei. Irgendwie verschätze ich mich mit dem Winkel und dem Lauf der Hinterräder und fahre voll drüber. Über das Vanlett von STYYL. Ich merke davon nix. Erst als ich nach 100 m aussteige, zurück laufe um die Kamera zu holen, die auf dem Vanlett magnetisiert ist, sehe ich das Desaster. Ziemlich platt liegt es da am Boden. Zum Glück nicht noch über die Kamera und/oder deren Schwanenhals Halterung gefahren! Damit hätte ich nämlich eine DJI Osmo Action gekillt. Bei ner GoPro 10 hätte ich gejubelt, aber die DJI ist mir wichtig. Ich lade das Elend ein und fahre weiter. Zum Glück hat der Reifen nix abbekommen. Weiter!

 

Als wir praktisch fast da sind, Passagen bergab gefahren sind, die wir berghoch kaum fahren können...kommt die Einfahrt in ein Flussbett. Ich stoppe. Das darf nicht wahr sein! Das geht nicht. Das schaffen wir nicht! Der Böschungswinkel killt uns. Ich stoppe, gehe zu fuss. es geht 7 m steil runter, unten hat schon einer Steine hingelegt um den Winkel abzuschwächen. Doch reicht das für Zottl? Und wie geht es weiter? Blick in die andere Richtung....Verwerfungen, schräg, etwas Sand...nicht gut. Aber was haben wir für ne Wahl? 9 km zurück fahren? No Way.

 

Ich stelle die Kamera auf, laufe zurück zu Zottl und los gehts. Immerhin geht es bergab. Langsam und mit zartem Bremsfuss, wir wollen ja nicht ins Rutschen kommen, rollen wir runter, merke wie wir unten ankommen, gebe etwas Gas und Zottl schiebt sich vorwärts. Zu meiner großen Überraschung und Freude, knirscht es nirgends, und wir bleiben auch vorne nicht am Boden hängen. Uff....erst auf dem Video sehe, wie knapp es war! Wahnsinn! Wir sind also im Flussbett.

 

               

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Weiter...das alte Flussbett hat es in sich. Wenig später fahren wir schräg und dann kommt ein Hügel wo ich weiss: das wird nix. Zu felsig, zu steil, zu wenig Bodenfreiheit. Glücklicherweise führt rechts ein Weg weiter. Um den Hügel rum. Allerdings so schräg, dass ich bedenken habe, wir rutschen ab oder fallen um. Viel Zeit zum denken bleibt nicht, ich will hier nicht stehen bleiben und da es eh keine andere Möglichkeit gibt, rechts und schräg.

Sehr schräg....oh man, ich lehne mich schon nach links um auszugleichen, würd am liebsten Sandarsch Co-Pilot auch noch rüber ziehen. Gefühlt müssten wir jeden Moment umkippen.

Doch zu unserem Glück kippen wir nicht. Uff...ich mache drei Bären und bin froh, als wir wieder gerade stehen. Das brauch ich nicht nochmal. 

 

Doch wir sind noch nicht da. Ein weiterer steiler Hügel kündigt sich an und muss erklommen werden. Doch bergauf macht mir keine Bedenken mehr. Da weiss ich was Reifen und Zottl können. Wir fahren ziemlich locker hoch und sind nun nur noch 400 m vom Ziel entfernt. Das Fort sehen wir schon, weit ist es also echt nicht mehr. Doch wie ich sehe, liegt noch ein Flussbett vor uns. Steil geht es runter und dann müssen wir durch den ausgetrockneten Fluss. Oh man...ich sehe schon viele lose Steine rumliegen. Das gibt was. 

 

Aber erstmal den Hang runter...läuft. Unten am Flussbett angekommen sehe ich, dass in wenigen Metern Entfernung Felsen im Weg liegen. Und zwar genau so breit, dass sie vom Radstand her unter Zottl passen. Die Gefahr, aufzusetzen also immens. Schräge fahren geht nicht, links und rechts zu hohe, lose Steine....wir müssen da jetzt drüber. Oh fuck! Ich seh uns schon mit dem Chassie komplett auf dem Felsblock aufsitzen. Straße blockiert. Nix geht mehr. Gut, ich könnte jetzt vor und nach dem Fels Steine hinlegen...doch auf die Idee komme ich in dem Moment nicht. 

Mit sehr schlechtem Gefühl fahre ich los...die Vorderachse erklimmt die Erhöhung und wir fahren vier Meter weiter...ich warte nur darauf, dass es nicht mehr vorwärts geht oder zumindest heftig am Unterboden kratzt...doch alles bleibt ruhig. Die Vorderachse kommt runter vom Fels...keine Ahnung wo in dem Moment die Hinterachse rumhängt...aber es bleibt ruhig. Uff...drüber...jetzt noch über die losen großen, runden Steine und wir sind am rettenden Ufer. Dort sehe ich Bäume, Schatten und dahinter auf einem Hügel das Fort. 

 

Wir überleben und überfahren auch noch die letzten großen Kiesel und bevor ich jetzt hier aus dem Flussbett auf der anderen Seite wieder hoch fahre, parke ich erstmal im Schatten der Bäume. Dieser Spot schreit danach von uns belegt zu werden. Wir sind hier in einer Oase mit Fort und sonst scheint niemand hier zu sein. Traumspot. Weiterfahren währe frevelhaft. Wir bleiben ne Nacht, auch wenn wir heut nur 2,5 km gefahren sind. Is ja wurscht. Haben ja noch bis Mitte Dezember Zeit. 

 

Den Motor lasse ich erstmal noch im Stand laufen, Klimaanlage vollgas. Ich muss mich noch etwas runterkühlen. Draußen eine Affenhitze. Kaltes Getränk, etwas Schoggi...durchschnaufen und ausruhen. Und natürlich steht da auch mein Laptop, also schneide ich noch ein wenig. Gegen 16 Uhr, die Sonne etwas tiefer und vielleicht nicht mehr ganz so heiss, wage ich mich wieder vor die Tür.



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Escooter raus! Wir heizen etwas durch die Wüste. Geräuschlos, mit dem Driveman Offroad. Und wie sich herausstellt, ist das hier genau sein Element. Wir jagen das Flussbett hoch und zum Fort. Ich schaue mich um, laufe das riesen Fort ab und treffe sogar noch auf Leben. In einem Teil liegen Ziegen und Schafe rum. Die schauen genauso überrascht wie ich als wir uns sehen. Einen Mensch sehe ich allerdings nicht.

Das Fort ist ziemlich verfallen. Es stehen nur noch die Mauern. Die Dächer sind schon lange verrostet oder eingefallen. Aber das Ding ist riesig und wer hier mal am Unterboden was schrauben muss, es gibt hier eine zugängliche Grube! Kein Scheiss! 

 

Sonst ist aber nix mehr zu finden. In Norwegen lägen hier nun noch alle möglichen alten Sachen rum. Hier: Nix! Nur Sand und Steine und Mauern. Das Fort Bou Jerif aus dem Jahr 1935/36, erbaut von den Franzosen die hier mal zu Gange waren. 200 Mann waren hier stationiert bis 1956. Seither verfällt es hier vor sich hin. Nur sehr wenige Bauten haben überhaupt noch ein Dach. Und mir scheint, ein kleiner mittlerer Teil wurde etwas restauriert. Sonst....Lochfrass und Einsturz. Und wie ich so von meiner erhöhten Position mal runter gen Westen schaue...sehe ich eine gute Schotterpiste die hier her führt. Oh....

Auch einen Camping/Hotel/Restaurant gibt es hier wenn man der Straße noch nen Kilometer folgt.

 

Als ich mit der Fort Ruine fertig bin, schnappe ich mir meinen eScooter und heize noch etwas durch die Gegend. Dabei kühle ich auch wieder runter. Der Fahrtwind fühlt sich zwar an wie heisse Föhnluft, aber was solls. 

 

Zurück bei Zottl wird der eScooter  verräumt und an den Strom angschlossen. Der Wattstunde Victron MultiPlus 3000 bekommt jetzt etwas Arbeit und darf den eScooter laden. Das macht er die nächsten Stunden auch brav. 

Unsereins hätte Bock auf ein kühles Bier, hat aber keines im Kühlschrank. Gibts halt lauwarmes Wasser. Nebenbei versuche ich, das Vanlett wieder gerade zu biegen....klappt nur so halbwegs. 

 

Als mir die Fliegen draußen auf den Sack gehen, setze ich mich rein und arbeitet am Laptop. Draußen verschwindet während dessen die Sonne endlich hinterm Berg und als ich mich bei Dämmerung nochmal raussetze ist die Luft angenehmer und frischer. So ist es schön. Fenster auf bei Zottl. Hitze raus lassen. Fliegen verscheuchen. 

 

Es wird dunkel, ich arbeite am Rechner, Video #521. Gegen 21 Uhr gibt es was zu essen.  Aus der Idee, Rösti zu machen, wird nix. Zu warm noch, zu viel Aufwand. Ich mache mir ne Fischdose auf und esse sie mit Toast und spüle mit meinem drittletzten Bier nach. Ich sitze bald auf dem Trockenen. So wie diese Oase hier. 

 

Bis 23:30 Uhr lüfte ich, sauge Flugviecher ein die in Zottl kommen trotz Fliegengitter und schneide Video. Um 0:30 Uhr liege ich im Bett und um 1 Uhr lege ich das Handy weg. Zeit für ne Runde Schlaf. 

 

Co-Pilot und Friedrich watten schon neben mir. Die waren völlig geschafft von der offroad Fahrt heute. Das war aber auch echt krass!

 

Gute Nacht und viele Grüsse

Kai

 

 

GPS Koordinaten:

Morgens: 29.112735,-10.328291

Abends: 29.092038,-10.334071

 

 

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