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#582 Marokko, Marrakech - Kein schwermütiger Abschied...ab ans Meer

Montag, 12. Dezember 2022 - Tschüss Marrakech, hallo Meer

 

 

Moin Leute, 

 

ein typischer Montag morgen in meinem Leben? Nein, nicht wirklich, denn ich bin in Marrakech, da war ich montags noch nie!

Dumm ist, dass es mir nicht besser geht. Die Erkältung hält sich, keine Halsschmerzen, aber noch immer laufende Nase und etwas am husten. Und so wie ich mich kenne, wird da noch ein ordentlicher Husten kommen. 

 

Der Morgen vergeht entspannt. Nach dem Aufwachen bleib ich noch ne Stunde im Bett. Fühle mich nicht gut und gebe mir etwas mehr Zeit Gegen 10:30 Uhr schleppe ich mich in die Dinette, mache erstmal nix, sitze nur rum und sortiere mein Hirn und überlege, was heute geht. Marrakech nochmal erkunden, vergesse ich schnell. Ne eScooter Tour wäre noch witzig gewesen, aber dazu fühle ich mich nicht in der Lage. Zu kaputt. Zudem...hab ich eigentlich die Nase voll von Marrakech. Mir ist nach guter Luft und nicht mehr nach Moped-Zwei oder Viertakt Mischung. Daher die Entscheidung im Team: wir hauen heute ab. Das Einzige was ich heute auf die Kette kriege, ist Zottl fahren. Also machen wir genau das. Aber wohin?

 

Zwei Möglichkeiten: an die Küste oder Inland in Richtung Norden. Donnerstag wollen wir in Tanger Med sein. Hm...zum Glück eine einfach Entscheidung. Mit meiner Gesundheit ist Seeluft bestimmt besser als alles anderes. Also ab ans Meer. Nochmal den wilden Atlantik genießen. 

 

Gegen 14 Uhr mache ich uns startklar, vorne im Cockpit der Co-Pilot und Kollege Friedrich. Navi ist auf Sidi Rihad eingestellt. 3,5 Fahrt, wird wohl länger, aber egal. Zudem entscheide ich mich gegen Autobahn und für Landstraße. Einfach aus dem Gefühl heraus. 





Die Fahrt raus aus Marrakech verläuft entspannt, doch vermisse ich zweimal meine Hupe. Einmal als ein LKW und das andere mal als ein Bus uns etwas zu nah kommen. Auf der weiteren Fahrt halte ich auch Ausschau nach einem Citroen Händler, finde jedoch keinen. Hätte sonst versucht, die Hupe reparieren zu lassen. 

 

Aber egal, wir lassen Marrakech hinter uns, fahren auf ziemlich schnurgerader N9 gen Norden. Durch einige Dörfer die nicht nach Reichtum aussehen. Überall gut was los, die Tajins dampfen vor sich hin, doch lockt mich das null heute. Mit meiner Erkältung ist mir nach Ruhe und nicht nach Trubel. 

 

Die Landschaft mal rot mal weniger rot, wir sehen sogar noch Gleise und später einen Zug der in nördlicher Richtung unterwegs ist. Und an einem riesigen Militärgelände fahren wir auch noch entlang. Wachtürme, Stacheldraht. Die Soldaten auf den Türmen wirken gelangweilt und schauen auf ihre Handys.

 

Gefühlt schaut der Co-Pilot immer mal besorgt zu mir rüber, ob ich noch fahren kann. Aber bei mir alles klar, so lange ich mich nicht anstrengen muss, ist der Kopf okay und ich bin fit genug zum Fahren. 

 

Die Landschaft verändert sich irgendwann, wird feldiger. Wir kommen noch an einem Unfall vorbei. Vermutlich sehe ich da meine erste Leiche in Marokko. Liegt auf dem Boden, ist abgedeckt, Umrisse eingezeichnet und ne Menge Volk drum rum, das andeutet, dass man zügig vorbei fahren soll. Und genau das mache ich. 

 

60 km vor dem Ziel verlasse ich die N9 und jage durch die Pampa. Straßen wie in den Bergen, nur ohne Steigung und Gefälle. Ein schmales Asphaltband voraus. Kommt Gegenverkehr, muss einer mit zwei Rädern in den befestigten Schotter-Seitenstreifen. Ach ATs, immer wieder schön mit euch. Bei meinen Ausweichmanövern, nehme ich auch noch die ein oder andere Pfütze mit, gut für Zottl's Patina.

 

Unsere Reisegeschwindigkeit sinkt allerdings auf dieser Strecke immens. Gegenverkehr, Fahrzeuge vor uns, Eselkarren, Menschentransporter aufm Pickup, Mopeds. Die ganze Bandbreite marokkanischer Transportmittel zeigt sich heute nochmal. Am coolsten sind die Heulaster die vorne, hinten und seitlich mit Heu-Überhang geladen sind. Immer wieder faszinierend das zu sehen. 

 

 

               

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Kurz stoppe ich mal an einer Moschee um einen Instagram Post zu bauen und den Co-Pilot in der Story reden zulassen. Da hat er echt Spass dran...und ich auch. 

Und wie wir da so stehen, kommt ein Jugendlicher vorbei, schaut zu uns rüber, grinst und lässt n Daumen hoch da. Der Co-Pilot zu perplex um zu reagieren, doch ich winke zurück mit nem Daumen hoch. Es sind auch mal die kurzen Begegnungen, die es schön machen. 

 

Als wir weiter fahren, beginnt der leichte Nieselregen, der uns seit 10 km begleitet, stärker zu werden. Straße nass, Mopeds fahren mit Warnblinker an um besser wahrgenommen zu werden im Straßenverkehr. Bei Zottl laufen die Scheibenwischer und das Licht ist an. 17 Uhr...es wird langsam dämmrig bei dem Wetter. 

 

Die Straße wird auch nicht besser, immer wieder zwingen mich bis zu 15 cm tiefe Schlaglöcher zu Ausweichmanövern, die Landschaft nun deutlich landwirtschaftlich geprägt. Wir fahren zwischen grünen oder braunen Feldern. Hier kommt also Marokkos Gemüse im großen Stiel her. Hätten wir das doch auch noch gesehen. Muss man das sehen? Wir finden: nein!

 

Immer wieder düsen wir auch durch runtergekommene Bauerndörfer. Eine fette Lehmpfütze steht uns noch im Weg und irgendwann kommen wir wieder auf eine normale Straße und cruisen die letzten Kilometer bis Sidi Rahal. Dort kommen wir an einem großen aber leeren Neubaugebiet vorbei, biegen danach links auf die Hauptstraße ein, stoppen etwas spontan an einem Mülleimer, was einen Mopedfahrer mit hupen quittiert. Kurz darauf rechts und durch ein vornehmes Wohngebiet gen Meer und Parkplatz den ich von P4N habe. 

Am Ende der Straße nochmal rechts...oh Einbahnstraße...ach, scheiss drauf...und schon bin ich auf dem Parkplatz. Stehe hier auch nicht alleine, denn ein Overlander mit Schwyzer Kennzeichen, echt der Knaller, und ein Franzose in seinem Hochdach T XY stehen hier auch. 

 

Ich parke mich ein Stück weg von beiden, der Parkplatz ist groß genug um nicht Kuschelparken zu müssen. Motor aus. Angekommen...ich bin platt. Das ging länger als gedacht. Pause!

 



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Rechts neben uns ein Weg, eine Mauer und dann sofort breiter Strand, im Anschluss Meer. In der Dämmerung sehe ich es noch. Immer wieder schön.

 

Für mehr Umgebungscheck hab ich nicht die Kraft, der Schädel dröhnt bei zu viel Bewegung, ausserdem ist das Licht scheisse, es nieselt noch immer und wird dunkel. Zurück in Zottl. 

 

Jetzt müsste ich eigentlich kochen...aber ich bin zu kaputt. Für Gemüse schnippseln hab ich jetzt nicht mehr die Kraft. So esse ich erstmal nix, setze mich an den Rechner und schneide. Das geht fast immer. 

 

Gegen 20 Uhr, zwar kein Hunger, aber irgendwas muss ich noch essen. Doch schnell muss es gehen. Toast, Philadelphia und Tomate. Im Anschluss bis 22:30 Uhr schneiden. Mehr geht heut nicht. Ich muss ins Bett. 

 

Den Abend über draußen immer wieder wildes Hundegebelle. Mir schwant schon böses für die Nacht. Doch als ich endlich im Bett liege, herrscht draußen Ruhe und Co-Pilot, Friedrich und ich gleiten in einen friedlichen Watteschlaf. 

 

Gute Nacht und bis hoffentlich morgen.

 

Kai und Team 

 

 

 

 

GPS Koordinaten:
morgens: 31.613822, -7.990180

abends: 33.479989, -7.957857

 

 

 

Unsere heutige Route: ca. 233 km

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Edith Räbiger (Dienstag, 07 Februar 2023 00:39)

    Der redende Co-Pilot ist einfach entzückend. Welche Technik dahinter steckt würde mich ja sehr interessieren. Mal wieder eine der genialen Ideen von Kai - gerne weiter so. LG ans ganze Team.