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Nordkap #16 - Wanderung zu einem Traumstrand bei Sauwetter, Kvalvika Beach

Guten morgen zusammen,

 

es gibt nicht viel besseres als konstantes Wetter...eigentlich...den in meinem Fall ist es nun noch immer konstant schlecht. Nach dem Aufstehen zeigt sich ein trüb-graues Bild. Ich stehe zwar am Wasser mit Blick auf Berge, auf einem ruhigen Parkplatz, dennoch, das Wetter....

 

Dieser Parkplatz ist bewusst gewählt. Ist er doch der Ausgangspunkt zur Wanderung zum 2 km entfernen Kavalvika Beach. Noch ein Geheimtipp, sagt man, dennoch schon stark frequentiert. Man kommt nur zu Fuß hin, naja, oder per Boot vielleicht. Fahren ist unmöglich! 

 

Ich habe ein Faible für schöne Strände, laufe aber nicht gerne, erst recht nicht bei schlechtem Wetter. In mir tobt diesen Morgen somit ein echter Kampf. Toller Strand...aber Wetter mies und hinlaufen müssen...oh man...ich Frühstücke erstmal, vielleicht passiert ja noch etwas, was die Entscheidung beeinflusst. 

 

Ich frühstücke extra laaaangsam um die Entscheidung weiter hinauszuzögern, Es geht bald schon auf 12 Uhr zu...okay...hatte auch bis 10:00 gepennt...bis ich mich entscheide. Es ist mir nicht leicht gefallen. Nieselregen, Sturm und grau verspricht keine schönen Bilder, keinen Drohnenflug, dafür Nässe überall, frieren, und laufen. 

 

Aber...ich überwinde den inneren Schweinehund. Ich gehe. Komme was wolle. Ich zieh es durch und laufe zu diesem verdammten Strand. Somit also umziehen angesagt. Obenrum vier Schichten und Regenjacke. Untenrum Jeans und Regenhose. Wanderschuhe sind auch dabei. Jedoch nicht gut eingelaufen...ich wander ja eigentlich nicht gerne. 

Rücksack packen, Taschentücher, Schokolade, Nüsse, Drohne (man weiss ja nie), Linse, Akkus, GoPro, Mütze, Handschuhe und meine Camera die ich in die Hand nehme. Ich komme mir vor, als ging ich auf eine Expedition!


Dann wollen wir mal. Momentan immerhin trocken. Erstmal gehts über verlegte Steine, dann über Bretterstege, alles easy, aber bergauf. Erster Anstieg fast geschafft, einige Steine, Wurzeln und Höhenmeter sind noch zu meistern, dann geht es halbwegs ordentlich geradeaus und eben. Nochmals schmale Bretterstege, noch nicht ganz fertiggestellt, gegen Ende liegen nur noch Bretter im Modder/Sumpf. Anschließend geht es gut bergauf, ziemliche Kletterei teilweise, trittsicher sollte man hier auf jeden Fall sein. 

 

Oben angekommen, ja es ging gut bergauf, seh ich nix. Voll im Nebel. Sicht vielleicht 30-40 Meter. Man könnte umdrehen, aber ich habe Blut geleckt und will das jetzt durchziehen. Die Kletterei macht Spaß. Der Weg wird schlechter, die Steine und Felsen größer, es gibt keinen richtigen Hauptweg sondern immer verschiedene Möglichkeiten. Nach kurzer Zeit gehts bergab, ordentlich, über Felsen. Wer vorher nicht trittsicher war, sollte sich hier überlegen, ob er richtig ist. Stöcke helfen sicherlich. Brauch ich nicht, ginge auch nicht, hab ja schon die Kamera in der Hand.

 

Oh...ganz vergessen...zum Nebel da oben kommt auch noch Sturm und stärkerer Nieselregen. Meine Kamera muss ich vor dem Regen unter meiner Jacke in Sicherheit bringen. Der Mikro Puschel schaut aber noch raus. Nach jedem Filmeinsatz muss ich die Kamera wieder trocken legen.

 

Ich klettere weiter bergab, es ist matischig und rutschig, volle Konzentration wo man hin tritt, sonst liegt man auf der Nase oder dem Hintern. Eine Weile laufe ich, und hoffe einfach mal, das ich richtig bin. Zumindest ist noch ein Weg da....irgendwie.

 

Einige Minuten später höhre ich Meeresrauschen, zu sehen ist noch nix. Scheine nicht ganz falsch zu sein. Noch etwas tiefer, sehe ich durch den Nebel die Bucht, mit Strand und Wellen. Wow....sieht gigantisch aus, selbst bei schlechtem Wetter. 

      

Weiter gehts, mit jedem Höhenmeter den ich runter mache, umso klarer konturiert sich der Strand aus der Suppe. Und irgendwann liegt er vor mir, ein Traumstrand und alle Mühen wert. Einige Zeltler sind hier unterwegs, andere Räumen gerade Müll zusammen und haben schon zwei große Berge zusammengetragen. 

Man könnte den Strand noch queren und zu einer anderen Bucht dahinter wandern. Das ist aber heute nicht drin. Ich merke, das mein rechter, schlecht eingewanderter Schuh zu drücken beginnt. Ich laufe also nur noch bis ganz runter zum Strand und seitlich bis ganz vorne. Das ermöglicht es mir, auch den hinteren Strand ein wenig zu erkennen. Schade man, jetzt die Drohne hoch und auch der zweite Strand wäre im Kasten ohne da gewesen zu sein. Wetter lässt es aber nicht zu. Wind ginge zwar, aber der Nieselregen ist das Problem. 

 

Ich verweile, genieße den Ausblick, filme, verinnerliche und begebe mich wieder in den beschwerlichen Aufstieg. Im Nebel muss ich mich immer mal orientieren, dass ich nicht irgendwie falsch laufe. Einmal muss ich drehen und einen anderen Weg nehmen weil ich in eine Sackgasse kam. Es macht Spaß, so über die Felsen zu klettern. Die Kamera stecke ich aber für einen Moment in den Rucksack, erstens ist sie recht nass und nicht wasserdicht, zweitens hab ich Durst und nehme so lieber meine Wasserflasche in die Hand. Ein Stück Schoki gibts obendrauf, etwas Energiezufuhr für den Aufstieg kann nicht schaden.

 

Irgendwann hab ich die höchste Stelle erreicht, steh in Nebel, Wind und Nieselregen. Schnaufe kurz durch und setzte meinen Weg gen Zottl fort. Bergab, durch Matsch, über Felsen, Wurzeln, Bretterstege und Steine. Irgendwann steh ich unten bei Zottl. Glücklich und froh, die Wanderung gemacht zu haben. Total war ich so um die 3 h unterwegs.

 

Bei Zottl treffe ich noch auf ein Deutsch/Österreichisches Pärchen die kurz vor mir die Straße erreicht hatten. Nach einer netten Unterhaltung über YouTube, bloggen, vloggen und mögliche Vermarktung laufen sie weiter zu ihrer Unterkunft. Wie schön, steht meine Unterkunft schon hier. 

Dreckige Schuhe und Regenhose werden ausgezogen und in den Keller verfrachtet, der Rest darf ins Wohnzimmer. Dort sitzt auch mein Co-Pilot. Er kann noch immer nicht fassen, dass ich tatsächlich ZU FUSS irgendwo hin bin!

 

Und nun die BELOHNGUNG: Reispfannekuchen mit braunem Zeug und im Anschluss eine schöne heisse Dusche. Fantatstisch! Um mich rum wird gewandert, kreativ geparkt und was weiß ich noch was alles...ich sitzte in Zottl, habs gemütlich, esse und dusche später. Ein sau geiles Gefühl!! Musik gibts natürlich auch noch. :)

 

Als der Magen gefüllt und die Dusche getrocknet ist, fahre ich ab. War schön hier, der letzte volle Tag auf den Lofoten. Morgen will ich von Moskenes nach Bodö übersetzen. So fahre ich heute schon mal bis A, da gibts n großen Parkplatz wo ich über Nacht stehen kann. Hier steh ich den Wanderern nur im Weg rum.

 

Los gehts. Abfahrt. Auf meinem Weg zur Hauptstraße, stoppe ich noch an einem schön gelegenen Campingplatz bei Flagstad. Frage, ob ich Ver- und Entsorgen dürfe, gegen Geld natürlich. Nein, heißt es. Ich müsse eine Nacht bleiben wenn ich das wolle. Darauf hab ich keinen Bock. Scheinbar haben sie es nicht nötig etwas flexibel zu sein. Ich auch nicht. Bye, bye.

 

Die Fahrt nach A führt mich an Reine und am Reinebringen vorbei. Der liegt riesig und grau vor mir. Es Nieselt, keine Chance auf einen Drohnenflug. Das deprimiert mich doch ein wenig. Ich hatte ihn nicht vor zu besteigen, die Route ist derzeit gesperrt. Es gibt zwar noch immer Leute die hochsteigen, es scheint aber recht gefährlich zu sein. Der Drohne hätte das aber nix ausgemacht. Auch morgen wird das Wetter nicht besser sein, eher noch schlechter. Aus Nieselregen soll heftiger Regen mit Sturm werden. Ein trauriger Abschied von den Lofoten.

 

Weiter gehts nach A. Den großen Parkplatz kann man nicht verfehlen, die offizielle Straße endet hier. Weiter gehts nicht. Ich parke und bleibe. 

Der Parkplatz verfügt über Toiletten und ich bin nicht alleine hier. Ein haufen Camper stehen rum, nur ich etwas anders und abseits :).

 

Einen kleinen, vernieselten Spaziergang später komme ich ziemlich nass wieder zurück zu Zottl. Das wars für heute, 20 Uhr, heut geh ich nicht mehr vor die Tür. Oft genug nass geworden. Schnauze voll....

 

Auf großes Kochen hab ich auch keine Lust, ich hau mir Maultaschen in den Topf und 5 Eier drüber. Passt scho! Nebenher und den ganzen Abend über editiere ich Video #7. Der Vorteil schlechten Wetters: ich habe Zeit für die Videobearbeitung.

Das wars für heute, ich geh mal hinten nach dem rechten schauen und bleibe dort die nächsten 8 Stunden.

Bis morgen und viele Grüsse ein letztes mal von den Lofoten. War toll hier!

 

Kai

 

PS: Im Nachhinein bin ich sooooo froh habe ich die Wanderung zum Kvalvika Beach gemacht. Trotz miesem Wetter war es ein toller Ausflug. 2 km ein Weg hört sich nach nicht viel an. Wenn man sie aber bei dem Wetter hinter sich hat in beide Richtungen, weiß man auch was man gemacht hat. Kann die Wanderung sehr empfehlen. Geht dort hin, bevor es alle wissen und das alles noch touristischer wird!

GPS Koordinaten:
Parkplatz Kvalvika Beach Wanderungsstart: 68°04'06.2"N 13°07'47.2"E

Kvalvika Beach: 68°04'37.4"N 13°05'41.7"E

Schöner Campingplatz der mich jedoch nicht entsorgen lassen wollte: 68°05'56.6"N 13°09'44.6"E

Abends in A: 67°52'45.6"N 12°58'38.7"E

 

Meine Route heute:

 

 

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