Ein Traumland bei Sonne, Schnee und blauem Himmel - Graubünden

Ich bin sauer, so richtig stinksauer...auf mich selbst!!! Ich hatte soeben den Blog unseres zweiten Tages fertig geschrieben, so gut es geht Korrektur gelesen, Bilder rein, freigeschaltet. Dann bemerkt: oh, falsches Vorschau-Bild... Wollte dies löschen....und ich Vollidiot lösch stattdessen den ganzen kompletten Blogeintrag. Ich könnte.....ahhhhhhh! Es war ein langer Text....ein ganzer Abend Arbeit für den.... Oh man....!!!! 

Von daher, und weil es so schön war, tippe ich aus dem Gedächtnis alles nochmals. Aber erst muss ich mich beruhigen.....

 

 

Wir verbrachten eine ruhige Nacht auf dem Waldparkplatz bei Bonaduz. Der erste Blick geht aus dem Fenster, wie ist die Lage draußen? Nach dem Regen von gestern Abend und Nacht erwarte ich fast schon eine Matschlandschaft. Aber, weit gefehlt. Dem Schnee ging es zwar an den Kragen, aber er ist noch da. Und der Parkplatz ist auch nicht matschig. Sehr gut. Wir können uns einem gemütlichen Frühstück widmen. Das machen wir auch sogleich.

 

Im Anschluss setzte ich einen Fuß vor die Tür, ui...rutschig hier. Der Platz ist mehr oder weniger eine Eisplatte. Zottl zeigt zwar eine Temperatur von +1°C an, das reicht aber für Bodenfrost. Gut, ist es griffiges Eis, ich denke, das dürfte Zottl später bei der Abfahrt packen.

Das Wetter: noch will die Sonne nicht so recht, versteckt sich hinter Wolken/Hochnebel...aber man sieht schon ganz schücherne Aufhellungen. Das könnte gut kommen! 

 

Bevor wir hier nun jedoch die Zelte abbrechen, stellt sich die Frage: wo geht es als nächstes hin? Tatsächlich Richtung Julier Pass? Hm...checken wir mal den Straßenzustand. Der sagt, dass hinter Mulegns noch immer schneebedeckte Straßen herrschen. Aber immerhin kein Schneekettensymbol mehr. Das sieht auf jeden Fall deutlich besser aus als gestern. Somit entscheide ich: wir fahren Richtung Julier und schauen wie weit wir kommen. 

Auf Google Maps habe ich mir einen Übernachtunsplatz rausgesucht, sowie eine Alternative plus Julier Passhöhe. Wobei ich mir bei allen drei Plätzen bei weitem nicht sicher bin, ob sie was taugen bzw. ob sie erreichbar sind. Aber was solls. Müssen wir vor Ort halt evtl. improvisieren. Unser Haus haben wir ja immerhin dabei.

 

Somit, alles aufsitzen, es geht weiter....und just in dem Moment kommen vier Reiter vorbei getrottet. Na wenn die auch gen Julier wollen, sind sie aber noch ne Weile unterwegs bei der Geschwindigkeit. Denke es, und lasse Zottl's 163 Perdli erwachen. Handbremse los, Gang rein, ab gehts. Die glatte Oberfläche beeindruckt Zottl kein bisschen, er zieht stur geradeaus der geräumten Straße entgegen. 

 

Nächster Halt? Äh....der Müll muss noch fachgerecht entsorgt werden. Wir fahren auf die Autobahn und die nächste Tankstelle an, entsorgen unsere Mülltüte, hüpfen wieder in Zottl und fahren weiter. Die Sonne scheint schon aus allen Knopflöchern, wärmt unser Cockpit und lässt unser Gesicht ein breites Grinsen zeigen. Haben wir eigentlich Sonnencreme dabei? 

 

Bald geht es aber von der Autobahn und wir "jagen" gen Tiefencastel. Das Wetter verschlechtert sich, es wird nebelig...och nee....bitte nicht nachher im Nebel hängen. 

 

Kaum in Tiefencastel angelangt, geht es im Kreisel rechts gen Savognin/Bivio. Und mal so richtig den Berg hoch. Zottl kann zeigen was in ihm steckt, mit etwas höheren Drehzahlen "schießen" wir den Berg hoch. Zottl zieht gut und es macht richtig Spaß. Die Straße ist top geräumt, nix zu sehen von Schnee oder Matsch auf der Strecke.

Es geht lange bergauf, durch viele Kurven, der Nebel wird immer lichter. Und dann brechen wir durch. Sind zwar noch im Schatten aber der Himmel ist blau und wir sehen die Sonnenstrahlen. 

 

Je höher wir kommen, desto mehr ändern sich die Straßenverhältnisse. Abschnitte die in der Sonne liegen, sind top aufgetaut. Sobald es aber in einen schattigen Abschnitt geht, liegt Schneematsch rum der nicht angetaut ist. Genau dies wurde wohl auch einem bergab fahrenden Autofahrer zum Verhängnis. Er hängt mit seinem Auto schön in der Böschung. Die Polizei ist bereits vor Ort, unsere Hilfe wird also nicht benötigt. Wir lassen uns das eine Warnung sein und ich schraube in schattigen Abschnitten meine Konzentration etwas höher. 

 

Ein paar Kurven weiter haben wir es endlich geschafft, wir sind oben im Hochtal, kurz vor Savognin. Die Sonne strahlt, der Himmel ist wolkenlos. Es sieht fantastisch aus!

Es geht jetzt eine ganze Weile ohne Steigung tiefer in die Alpen. Und wir fahren auf unseren ersten möglichen Übernachtunsplatz zu. Dieser liegt noch vor Bivio, sollte ein Schotterparkplatz sein. Aber im Winter ist ja das ein oder andere mal anders.... Google sagt uns, wir sind in einem Kilometer dort.

Bei 500 m werfe ich einen Blick in den Rückspiegel, keiner hinter uns, ich werde langsamer, will ja nicht an der Einfahrt vorbei fahren.

Noch 100 m....wir sehen....nix. Zumindest nix was nach Parkplatz ausseiht. Als wir laut Google vor Ort sind, sehen wir: eine Langlaufloipe und so ca. einen halben Meter Schnee. Parkplatz? Nee, nicht hier!

Tja, das war wohl nix. Ich trete wieder aufs Gas. Hoffentlich sind die Alternativen besser.

 

Zottl fährt nun auf Mulegns zu. Wir erinnern uns, ab hier sollte die Straße schneebedeckt sein. Bitte nicht!

Wir passieren das Dörfchen, danach sehen wir schon, es geht ordentlich bergauf. Mit etwas Anlauf aus dem Dorf begeben wir uns in die Steigung. Diese liegt dankenswerter Weise auch noch im Schatten. Immerhin, es liegt bei weitem keine geschlossene Schneedecke. Puh! 

Aber, durch die Schattenlage liegt eine Art feiner Schneematsch. Schwer zu sagen wir rutschig. Ich hoffe einfach, Zottls Reifen packen das. Er hat ja ein ordentliches Kampfgewicht das auf den Asphalt drückt. Ich versuche die Kurven so zügig wie möglich zu fahren, ein Rutschen dabei jedoch zu vermeiden. Bin voll konzentriert und hoffe nur, wir schaffen das. So geht es um die nächste Kurve und wir sehen Sonne auf dem Asphalt. Die Straße ist wieder griffig. Durchatmen. Die Freude ist nur von kurzer Dauer. Schon wieder Schatten und Rutschgefahr. Dieser Wechsel kam und kommt noch mehrmals während dieser Julier Fahrt. Das ist anstrengend und die Nerven sind ziemlich angespannt, die Konzentration sowieso. 

 

Endlich sehen wir die Staumauer des Marmorera Stausees. Völlig verschneit taucht sie vor uns auf. Somit erscheint auch gleich unser alternativer Schlafplatz, am Fuss den Staudammes (46°30'47.6"N 9°37'50.4"E). Und tatsächlich, der Platz und die Zufahrt sind geräumt. Nicht unbedingt super schön, aber für den Notfall okay. Wir halten jedoch nicht an, fahren weiter bis hoch zur Staumauer, Blinker rechts und ab auf den Parkplatz auf der Staumauer (46°30'37.8"N 9°38'02.1"E).

Oh Schreck...schlecht geräumt und nicht festgefahren. Bloß nicht weiter rein fahren. Wir stoppen ziemlich nah an der Einfahrt. Stehen so zwar ein klein wenig im Weg, mir aber egal. Will mich nicht festfahren, campen ist hier oben nicht erlaubt.

Wir steigen aus, nach der anstrengenden Auffahrt brauche ich Bewegung. Kalt? Nee! Jacke? Nee, geht so. Und wow, was für ein Blick!

Links der See, umgeben von schneebedeckten Bergen. Dazu als Kontrast der blaue Himmel. Der absolute Wahnsinn! Und das alles bei Temperaturen über Null.Ich schnappe mir meine Kamera und filme.

 

Mit Winterjacke an begeben wir uns auf einen kleinen Spaziergang über den Staudamm. Viel Schnee liegt nicht, das ist also ohne Probleme möglich. Erst auf der anderen Seite wird der Schnee tiefer. Einem von uns geht er bis zum Knie. Liegt aber auch daran, dass das Knie näher am Boden ist. :)

Nur gut war hier schon einer unterwegs und hat schon eine Spur gelegt. So ganz ohne bestehende Fußstapfen wäre es doch beschwerlicher. 

Und um das alles noch zu toppen, stoßen wir auf eine Premiumgrillstelle. Hier steht doch tatsächlich ein Metallgrill inkl. Grillrost rum. Einige Schritte weiter: Holz! Das gibts glaub ich nur in der Schweiz. Super Service! Schade haben wir keine Cervelat dabei. Aber, liebe Schweiz, das wäre doch mal noch eine Idee: ein Cervelat-Automat! Fünf Stutz rein werfen und zwei Cervelat ziehen. Würde ich jetzt glatt machen!

 

Wir begeben uns so langsam auf den Rückweg. Auf dem Damm nehme ich noch einige lustige Videos auf. Im Nachhinein darf ich jedoch feststellen, das die SD Karte gesponnen hat und nicht aufnahm. Da ist man einmal witzig....und die SD Karte ist sauer und verweigert ihren Dienst. 

 

Zurück bei Zottl gehts gleich weiter, ich manövriere uns gut vom Parkplatz. Und wo fahren wir hin? Runter zu dem möglichen Übernachtungplatz am Fuß des Dammes? Oder....genau, weiter gen Julier. Wir sind gekommen um ihn zu erklimmen. Werden die Straßen nicht schlechter, packen wir das. Wo wir schlafen? Werden wir sehen....

 

Bivio erreichen wir ohne Probleme, auch wenn die Schatten/Sonne Spiele weitergehen und mich wieder in Beschlag nehmen. Hinter Bivio jagt mir die Strecke einen kleinen Schrecken ein. Aus heiterem Himmel ist die Straße plötzlich ziemlich schneebedeckt. Da wird es einem anders...zum Glück jedoch nur ein kurzer Abschnitt. Danach wieder alles im grünen Bereich...man, man, man.... 

Als nächstes passieren wir doch tatsächlich einen Womo-Stellplatz (46°27'48.1"N 9°39'22.6"E). Sogar geöffnet. Gut zu wissen, falls alle Stricke reißen, pennen wir dort. 

 

 

Weiter gehts, von Bäumen ist nun nix mehr zu sehen, wir bewegen uns auf 2.000 m. Vor uns schlängelt sich das schwarze und gut geräumt und gestreute Asphaltband, über uns blauer Himmel und um uns ist alles weiß. Wow! Ich komme mir ein wenig vor wie auf einem Kalenderbild für Januar. 

Die Jungs vom Streu- und Räumdienst haben einen top Job gemacht. Die Straße ist wunderbar befahrbar. Danke!

Nach etlichen Höhenmetern und Serpentinen kommen wir an den Parkplatz des Julier Hospiz. Die Sonne scheint toll auf den Parkplatz, Blinker links, parken, Pause. Rückwärts gehts 20 m auf den ausgeguckten Parkplatz, so haben wir schön die Sonne auf dem Cockpit. Im Nu ist Frühling in Zottl. Die Dieselheizung hat nichts zu tun. 

Meine Kamera und ich machen uns gleich auf. Es sieht einfach phänomenal aus. Mir fehlt das schriftstellerische Vokabular um diesen Flecken Erde fachgerecht zu beschreiben...in meinem Slang käme wohl "saugeil" dem ganzen halbwegs nahe. 

Wir genießen das Wetter, die Aussicht und merken dass wir Hunger haben. Somit: Mittagessen um 15:00 Uhr. Reste von gestern.

 

 

Nachdem alles gegessen und wieder verstau ist, schauen wir uns an und sagen: jetzt aber hoch! Bis zum Pass!

Motor an, Schneeschuhläufer verscheucht und ab gen Passhöhe. Die erreichen wir ohne Probleme. Allerdings steht da so ein hässlicher Turm in der Gegend rum, der war da früher nicht. So eine schöne Landschaft....und dann baut da jemand so was hin. Da fällt einem nichts mehr ein. Erst später sehe ich, dass da noch ein zweiter Turm steht und noch später klärt mich Jens von vanamericana.ch auf, dass es sich dabei um Kultur handelt. Okay, jetzt wirds klarer, als Kulturbanause kann ich damit natürlich nix anfangen. 

Wir fahren auf den schlecht geräumten Passparkplatz, zum Glück mit etwas Schwung, leicht ansteigend das Ganze. Aber wir schaffen es bis zur Schneemauer. Wir stehen. Heut fahr ich keinen Meter mehr. Hier ist es toll. Aber: ein Schild sagt, campen verboten. Hm....verdammt.

 

Erstmal wieder raus aus Zottl, die Aussicht ist grandios. Die Sonne senkt sich langsam gen Horizont und bestrahlt die Schleierwolken und die Berge. Mit nur knapp unter Null Grad ist es angenehm warm auf 2.287 m. Und das Beste: die Dieselheizung von Zottl läuft wunderbar in dieser Höhe. 

Wir treffen eine Entscheidung: wir bleiben hier. Schließlich campen wir nicht, wir parken nur. Außerdem ist der Platz einfach genial, wir sind mittlerweile alleine hier oben. Dennoch sehen wir ein Polizeiauto eine Runde über den Pass dreht. Es nimmt aber keine Notiz von uns und fährt wieder zurück gen St. Moritz. Dank, dass ihr uns hier stehen lasst, Jungs!

 

Kurz vor absoluter Dunkelheit kommt doch noch ein Fahrzeug auf den Pass. Ein MAN-Überlebens-Camper, Allradantrieb und Reifen die vor nix zurückschrecken. Dankenswerterweise parkt das Monster nicht direkt neben uns sondern in der anderen Parkbucht die direkt vor dem roten Turm liegt. Keine Kuschelcamper!

 

Wir machen es uns gemütlich, Kochen was leckeres und um 23 Uhr sind wir beide fertig mit diesem Jahr. Die letzte Stunde wird es auch ohne uns schaffen. Wir gehen schlafen. Vorher räumen wir jedoch noch den Kasten auf und machen ihn fahrfertig. Es soll morgen schneien. Und irgendein Gefühl sagt mir, wir müssen evtl. kurzfristig abfahren müssen.

 

 

Wir sagen dem Jahr 2017 auf Nimmerwiedersehen. Es war zwar kein schlechtes Jahr, es gibt aber durchaus Luft nach oben für 2018.


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