Samstag, 19.10.2024 Kaunas - die längste Fußgängerzone meines Lebens
Schönen guten Morgen,
Sonne, Wind und frisch draußen. Weiss ich schon, bevor ich nur rausschaue. Ist seit Tagen so, warum sollte es heute anders sein?
Wir verbringen unseren letzten Morgen in Polen gechillt. Arbeit, Drohne, umschauen...ziemlich dreckig hier. Einiges an Müll liegt rum. So kenn ich das gar nicht von Polen! Was ist denn hier los?
Gegen Mittag machen wir uns auf den Weg. Motor an, Abfahrt. Neben mir Flauschy an diesem Flauschy-Samstag. Die Jungs chillen im frisch gewaschenen Bett. Haben dafür Keks Verbot im Bett. Auch keine Bamsemums. Das nervt sie ein wenig und ich höre es hier und da von hinten etwas grummeln.
Ich fahre den holprigen Weg zurück zur Straße, 280 km liegen vor uns. Erst polnische Landstraße, guter Zustand durch herbstliche Landschaft. Immer wieder schön. Später treffen wir auf Autobahn und rollen auf top Straße gen Osten und Litauen. Unspektakulär, nix los. Kaum noch PKW, LKW in der Überzahl. Wir rollen mit 100 vor uns hin. Schöne Fahrt bei top Wetter.
20 km vor der Grenze zu Litauen meint Google Maps ich solle abfahren. Ah...genau...Wasser. Unser Tank ist ziemlich leer. Wir brauchen Frischwasser. Sicher so 80 Liter. Und hier soll es, etwas abseits der Autobahn, Frischwasser geben.
Die Tanke finde ich sofort, sehe auch, dass es AdBlue aus dem Zapfhahn gibt. Super, unser AdBlue Tank ist halb leer. Nach 3.800 km.
Der Wasserhahn befindet sich direkt neben der Eingangstür zum Tankstellenshop. So parke ich direkt vor der Haustür, gehe rein und frage, ob jemand Deutsch oder English spricht. Der Kassierer....nö....Ruski oder Polnisch. Super....wir verstehen uns nicht. Er hat auch nicht viel Lust, verstehen zu wollen, wie mir scheint.
Zum Glück stehen noch zwei andere Leute im Shop, sie unterhielten sich mit dem Kassierer als ich rein kam. Einer der beiden spricht etwas Englisch. Also frage ich in einfachstem Englisch, ob ich Wasser tanken darf.
Ja, kein Problem, er geht mit mir raus und zeigt mir die schon gesehene Zapfstelle. Is for free, sagt er noch! Super...kost also nix. Ich bedanke mich freudig. Freut auch Friedrich...doch müssen wir noch tanken und AdBlue zapfen...freut Friedrich überhaupt nicht.
Gießkanne vor die Tür und los gehts. Lustiges Wasser füllen. 7 oder 8 Kannen gehen rein. Dauert ne Weile.
Danach 7 Liter AdBlue und 45 Liter Diesel. Zahlen, Danke und weiter! Bis Kaunas, unserem Ziel in Litauen sind es noch über 100 km.
So erreichen wir wenig später die Grenze, keinerlei Kontrollen, riesen Baustelle, wir merken keinen Landeswechsel. Doch sind wir nun in Litauen. Hallo! Das erste Mal in unserem Leben. Alle.
Die erste Tanke an der Autobahn fahre ich an, parke und drehe kurz ein paar Fazit Infos zu Polen.
Unterm Strich:
- wir waren viiiiel länger in Polen als geplant
- toll wars
- nicht mindblowing wie Island oder Norwegen, aber schön
- viele tolle Städte und Sightseeing Sachen
- keine Probleme beim Freistehen und nächtigen
- tolles Reiseland, sicher, günstige Lebensmittel und günstiger Diesel
- V&E mit TTT kein Problem, Mülleimer überall vorhanden
- gerne wieder...jederzeit!
Als all das im Kasten ist, weiter. Noch immer liegen 100 km vor uns. So düsen wir erst durch Baustelle, später über gute Autobahn gen Kaunas und erreichen es bei Sonnenuntergang. Um 18:30 Uhr rollen wir auf den Parkplatz an der Burg und ich wundere mich über die Uhrzeit. Da stimmt doch was nicht.
Japp....Litauen hat eine andere Zeitzone. Jene von Finnland, also eine Stunde später. Mir wurde also soeben eine Stunde geklaut! Sauerei! Wenn das der Co-Pilot mitbekommt...der sucht wieder ewig die Stunde.
Auf dem Parkplatz ergattern wir einen guten Slot, Heck zur Burg. Bezahlen muss man hier nur von 8-20 Uhr. Nachts ist for free. Cool....so zahle ich noch für eine Stunde. Das jedoch gar nicht so einfach, Kartenzahlung funktioniert nicht. Erst nach einem Gespräch mit Locals merke ich, dass der Automat auch Münzen nimmt und in Litauen der EURO regiert. Na...n Euro hab ich doch im Geldbeutel...zack...wir parken legal. Super!
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Nachdem wir nun legal stehen, schnapp' ich meine Kameras und mache mich auf den Weg. Erstmal zur Burg.
Die stammt aus 13. Jahrhunderschlagmichtot. War im 17/18 Jahrhundert von der Memel stark weggeschwemmt und erst später wurde wieder aufgebaut. Der Turm wurde in den letzten Jahrzehnten restauriert.
Davor stehen zwei Dinge: Einmal, dass man weiss wo man ist, #KAUNAS und ein überdimensionaler Ritter auf einem riesen Pferd. Und auf dem Rasen fahren Husqvarna Mähroboter. Kein Scherz. Mehrere sind hier im Einsatz. Der Rasen daher auch fast auf Golfplatz Niveau.
Von hier aus laufe ich gen Innenstadt/Altstadt. Zum Glück weiss ich nicht genau, was mich erwartet. Erstmal das weisse Rathaus, auch weisser Schwan genannt, aufgrund seines 53 m hohen Turms. Heute jedoch kein Rathaus mehr sondern Stadtmuseum.
Davor und darum ein großer Platz mit weiteren schön restaurierten, zweistöckigen Gebäuden. Sieht toll aus, alles ohne Autos, schön ausgeleuchtet und dunkel ansonsten. So laufe ich weiter, komm an der St. Peter und Paul Kirche vorbei und auf die Fußgängerzone. Gut Betrieb an diesem Abend. Große Pflastersteine am Boden, der autofreie Bereich gesäumt von zweistöckigen Häusern. Bauhausstiel, Barock und Gotik bestimmen das Bild. Sieht super aus, die Stadt gefällt mir.
400.000 Einwohner leben hier, von 1920 bis 1940 war die Stadt vorübergehen Hauptstadt von Litauen. Heute ist Kaunas die zweitgrößte Stadt im Land und definitiv einen Besuch wert. Viele fahren scheinbar daran vorbei, entweder gen Vilnius im Süden oder gen Ostsee im Norden. Schade eigentlich.
Ich laufe also weiter, komme ans Ende...ah...nee...da ist ne Unterführung...also unten durch und auf der anderen Seite weiter. Gleiches Bild, Shops, Kaffees, Restaurants, alter Gebäude...schön!
Einige hundert Meter später knickt die Fußgängerzone nach rechts ab und geht komplett neu gemacht noch bis zur Kirche des Erzengels Michael weiter. Insgesamt laufe ich rund 3,5 km Fußgängerzone, one way! Sowas hab ich noch nicht erlebt! Eine solche Fußgängerzone in einer 400.000 Einwohner Stadt! Verrückt. Aber cool. Und weiterhin gut was los. Bei unter 10 Grad sitzen die Leute auch noch problemlos draußen. Heizpilzen sei danke.
Ich umrunde Michaels Kirche, was ein Bauwerk, schade komme ich jetzt nicht mehr rein. Morgen wandere ich hier sicher nicht nochmal hin. Mit Fahrrad oder eScooter wäre das kein Problem, aber zu Fuß...Danke! Zudem andere Pläne für morgen.
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So trete ich nach der Erzengel Kirchenumrundung und einem nackten Mann der zum Museum gehört, den Rückzug an. Alles wieder zurück, mit kurzem Stopp am Brunnen der vorhin lustlos vor sich hin plätscherte. Jetzt...anderes Bild...LED Licht, die Wasserfontainen bewegen sich und es wird Nebel in Form von feiner Gischt produziert. Das ist ja fast wie in Polen...nur in klein. Coole Idee!
30 Minuten später bin ich zurück am Van. 21 Uhr rum...Zeit, mal was zu kochen. Und fleissig wie Flauschy ist, hat sie schon angefangen Gemüse zu schnibbeln. An Fleisch traut sie sich nicht, aber Gemüse bekommt sie klein. Sie steht in der Küche, Messer in der Tatze, Knobi, Zwiebel, Paprika sind schon Kleinholz.
Von hier übernehme ich nun, alles anschmoren, Fleisch dazu, Sahne, Kochsahne, Gewürze, Lauch und am Ende Reis. Wird lecker...vermutet Flauschy auch.
45 Minuten später sitze in in meiner Dinette, am Tisch vom www.wohnmobilschreiner.ch und schlage mir den Bauch voll. Soooo lecker!
Ja, und weiter fahren müssen wir auch nicht. Wir bleiben die Nacht über hier. Interessiert ja eh keinen was wir hier so machen. Und Downtown parken ist ja immer spannend. Bis nach Mitternacht is draußen noch gut was los. Temperaturen klein einstellig, draußen heulen Motoren, quietschen Reifen, Blaulicht im Einsatz....
Um halb zwei gehe ich ins Bett, stopfe ich mir Ohropax in die Ohren und schließe die Augen. Flauschy ebenfalls, jedoch ohne Ohropax. Wir sind dann mal weg für heute. Morgen bzw. nachher klingelt um 7:30 Uhr der Wecker, am Sonntag. Wir wollen ans Meer. Das sind 200 km rum. Morgen, also heute, der letzte schöne und sonnige Tag. Übermorgen....also morgen...schlägt das Wetter um und wird grau, trüb und nass. Daher auch die Entscheidung, nicht nach Vilnius zu fahren, sondern an die Küste.
Aber eben...erst morgen...äh nachher...jetzt erstmal schlafen. Gute Nacht und bis morgen.
Viele Grüsse
Kai und Flauschy
GPS Koordinaten:
morgens: siehe Blog von gestern, abends
abends: Kaunas, Parkplatz an der Burg, 54.899738, 23.886805
Unsere heutige Route: ca. 300 km
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