Sonntag, 20.10.2024 Stadt oder Meer?
Schönen guten Morgen,
7:30 Uhr klingelt der Wecker. Draussen noch ruhig. Blauer Himmel. Noch nicht ganz hell. Der Parkplatz an der Burg in Kaunas noch leer. Leichter Bodenfrost, der Erste diese Saison. Dem Co-Pilot steht das Fell zu Berge, er zieht sich die Decke über die Nase und pennt weiter.
Unser Parkticket läuft bis 8:02 Uhr. Mehr will Flauschy nicht zahlen. Also anziehen, kurz noch vor die Tür für ein paar Aufnahmen und dann los. Aber wohin? Stadt oder Küste?
Wir hatten gestern Stadt, nochmal Stadt hinterher ist mir zu viel Stadt. Nach Vilnius, ca. 120 km von hier, kann ich zur Not auch mal fliegen. An die Küste eher nicht. Beides ist schwierig abzudecken wenn man keinen Roundtrip durch Litauen macht. Es sei denn man gurkt durchs Land wie blöd.
Somit also Küste! Ziel: Kurische Nehrung! Eine 100 km lange Halbinsel von Russland, Kaliningrad kommend. Wird sicher cool!
8:05 Uhr fahren wir vom Parkplatz, die Straßen leer, die Sonne noch nicht da. Wir haben 200 km vor uns. Als wir auf die Autobahn auffahren, geht die Sonne im Rückspiegel auf. Nix los, wir cruisen mit 100 kmh vor uns hin. Immer gen Norden. Die Sonne im Rücken. Kurzer Stopp um Müll zu entsorgen, ansonsten rollen Flauschy und ich entspannt durch die Gegend. Litauen präsentiert sich flach. Ackerland, Wald, Ackerland. Die Autobahn zweispurig bis an die Küste. Nicht ganz so top wie in Polen der Belag, aber gut. Ich kenn da in Deutschland schlimmere Abschnitte.
So erreichen wir schon gegen 10 Uhr Klaipėda an der Ostsee. Stopp in der City? Nee, nicht heute. Wir dürfen an diesem Sonntag den letzten schönen und sonnigen Tag genießen. Ab morgen wird es grauer und feuchter. Daher heute direkt auf die Kurische Nehrung.
Plötzlich Überraschung: Zahlhäuschen und Schranke! Letztere geschlossen!
Ich war so in mein Hörbuch vertieft, dass ich gar nicht mitbekam, dass wir plötzlich an einem Hafen stehen. Kurz denke ich: sind wir falsch? Schiffen wir jetzt nach Schweden oder Deutschland ein?
Verwirrend...aber nein, wir sind richtig, denn auf die Kurische Nehrung fährt eine 600 m Fähre. Also sie überbrückt die das Kurische Haff auf 600 m. Ich hatte gedacht, hier gibts ne Brücke.
So fahre ich zum Kassenhäuschen, 46 Euro hin und zurück...autsch...ich zahle mit Kreditkarte und stehe kurz darauf auf Linie 5. 10 Minuten später beginnt das Bording, wir dürfen als erste aufs Boot, stehen in der Pole Position und fahren später definitiv auch als erste wieder runter.
Quietschend legt die Fähre ab und 10 Minuten später sind wir auf der 100 km langen Halbinsel die zur Hälfte Russland gehört. Runter vom Boot und rechts ran fahren. Erstmal alle PKW vorbei lassen, sonst überholen die nachher wie die Wilden. Da hab ich auch keinen Bock. Und ich will die Fahrt ja genießen und auch filmen. Da ist Druck und Verkehr von hinten nervig.
Als alles durch sind, fahren wir ab. Ziel: Nida! Kurz vor Russland. Eine der größten Wanderdünen Europas. Ein Haufen Sand also!
Die Straße erst gut, dann übel wellig und verformt bis uns wieder eine Zahlstelle überrascht. Aha....hier wollen sie also nochmal Geld für die Nutzung der Straßen auf der Kurischen Nehrung. 20 Euro zahlen wir mit dem KaiWINplus. PKW liegen glaub bei 10 EURO. Teurer Tag! Gut bekommt Friedrich es heute nicht mit sondern erst, wenn er die Kreditkartenrechnung bucht.
Immerhin, im Anschluss die Straße nagelneu. Wir rollen sanft durch die Wälder links und rechts. Herrlich! Über uns milchig werdender Himmel mit Sonne.
Nach 20 km stoppe ich an einem Parkplatz auf dem ich 1 h parken darf. Wanderwege führen von hier nicht weg. Überall hängen betreten verboten Schilder. Gut...dann wandere ich halt in der Luft. CO-PILOT, starte den Aufklärer.
Er schält sich müde aus dem Bett, schnappt sich den Controller, ist sofort hell wach und gibt Watte. Trotz Sturmwarnungen in der App, macht die DJI Mavic 3 Pro einen top Job. Der Co-Pilot auch. 20 Minuten später landet der Flieger und der Co-Pilot lässt sich zurück gen Bett schleppen...vorher darf ich aber noch seinen Überstundenzettel abzeichnen. Muss ja alles seine Richtigkeit haben.
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Ich verräume die Drohne, esse noch einen Happen und fahre weiter, 20 km noch bis zur Düne. Dort wird fliegen wohl schwierig sein. Zu nah an Russland. Doch ich komme vorab noch an einer anderen Düne, der Toten Düne, vorbei. Auch 50 m hoch.
Kurz stoppe ich und der Co-Pilot muss nochmal ran. Aufklärer in die Luft. Er mault erst, doch kaum den Controller in der Hand, leuchten seine Glasaugen und er ist in seinem Element.
Diese Aufnahmen verwende ich zusammen mit den vorhin gemachten im Video. Erst am nächsten Tag bemerke ich am Eingang zu Düne ein Schild: Drohne fliegen verboten! Ups...Sorry! Hatte ich hier und jetzt wirklich nicht gesehen.
Diese Düne besuche ich morgen noch zu Fuss.
Motor an, voll hier, wenig Parkplätze nur, 2 h parken maximal, weiter. 10 km bis zum anderen Sandhügel.
Die Straße zwischenzeitlich echt übel wellig und ausgefahren, vor Nida aber wieder gut. Das mittlere Stück wird hoffentlich auch irgendwann noch saniert.
In Nida folge ich der Google Maps Navigation, neue Straßen, überall Radwege, Parkplätze. Im Sommer muss hier der Bär steppen.
Links sagt Google Maps...uff....steil geht es den Berg hoch. Gefühlt fahren wir 2/3 der Düne hoch. Steil! Oben ein kleiner Parkplatz, ich muss 5 Minuten warten bis jemand fährt und ich seinen Platz einnehmen kann. Ein paar Souvenir Verkäufer, haben hier Stände, allerdings null aufdringlich. Mag ich!
Ich packe mein Equipment und laufe los. Auf gepflastertem Boden hoch auf die Parnidis Düne, 53 Meter hoch. Plus ein 13 m hoher Obelisk der als Sonnenuhr fungiert. Der Blick über die Düne gen Meer: gewaltig! Was ein riesen Sandhaufen. Wow!
Laufen darf man auf gekennzeichneten Wegen. Später auf Sand. Vom höchsten Punkt geht es bei starkem Wind und Sonne bergab gen Meer. Ich laufe linksseitig die Düne runter, dann oberhalb des Meeres entlang. Immer weiter weg vom Startpunkt. Die gespannte Kordel, die den Weg markiert, ist irgendwann weg. Nur noch Sand und Meer, etwas Dünengras und ein paar Bäume um mich. Kein Mensch mehr weit und breit. Bis hier laufen wohl die wenigsten. Was eine Ruhe. Nur das Meer schlägt mit kleinen Wellen ans Ufer. Und irgendwann finde ich auch einen Weg an den kleinen Strand der nach einer Wegbiegung vor mir liegt. Kein Müll, alles sauber, nur etwas Schilfgras. Traumhaft schön. Der Weg lohnt sich. Die Sonne scheint noch. Traumtag!
Doch so langsam sollte ich an den Rückweg denken. Hab ja noch mehr vor heute. So laufe ich auf einem Wanderweg der auch auf der map.cz App verzeichnet ist, zurück zum Van. Uff...anstrengend, loser Sand bergauf ist heftig.
Am Van gibts als Belohnung erstmal ein Eis! Verdient ist verdient! Im Anschluss, die Souvenir Händler haben schon zusammengepackt, Motor an und weg. Ab nach Nida. Kurz noch einen Blick in den Ort werfen.
3 km später bin ich dort, schöner Ort, beschaulich, ruhig. Ich parke am Hafen und lauf ne Runde. Finde eine kleine Fussgängerzone und ein Kaffee. Uh....nach dem kalten Eis jetzt ne heisse Schoggi? Versuchen wirs....es klappt...3,8 EURO für 0,3 ml. Lecker aber nicht so grandios wie jene in Hel. Auch keine Marshmallows diesmal. Aber dennoch lecker.
Ich schlendere zurück zum Van...als mir einfällt: was passt perfekt zu heisser Schoggi? Genau...Dominosteine! Bald ist Advent...da kann man ja jetzt schonmal welche essen. Muss ja schauen, ob sie lecker sind. Und japp, was soll ich sagen, passt hervorragend zusammen!
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Und weiter gehts. Wir verlassen Nida und fahren an einen Ostseestrand. Nach soviel Action ist mir jetzt noch nach ein wenig ausruhen. Und wo geht das besser als am Strand?
10 km fahrt, dann links, Parkplatz, Übernachtungsverbot, Paplūdimys prie Preilos. Ich öffne das Heck, hole meine Hängematte raus, werfe sie mir über meine Schulter und latsche 500 m an den Strand. Die 9 kg an der Schulter merke ich kaum und betrete kurz darauf einen herrlich weissen Sandstrand. Die Sonne bewegt sich gefährlich auf Wolken zu, jetzt aber schnell.
Ein paar Meter laufe ich weg vom Hauptweg und stelle dann innerhalb von 2 Minuten die Hängematte auf. Ziemlich windig, schnell reinlegen. Diesmal auch clever: Hab ne Decke dabei! Gegen kalte Füße und Beine. So baumel ich also hier in Litauen auf der kurischen Nehrung am Ostseestrand in einer geilen Hängematte. Das liesse sich nur toppen, wenn mir jetzt noch jemand einen Glühwein, Whisky, heisse Schoggi mit Rum bringen würde....also in dieser Reihenfolge!
Nach 45 Minuten ohne jegliches Getränk, stell ich fest: Handschuhe wären auch kein Fehler. Merken für nächstes mal.
Als die Sonne endgültig weg ist, es echt frisch wird, baue ich alles wieder ruckzuck ab und laufen zurück zum KaiWINplus von Reisemobile Melzer. Der steht verlassen auf dem Parkplatz und wartet geduldig. Flauschy ebenfalls.
Alles verstauen und los. Es wird langsam dunkel. 3 km bis zum Schlafplatz, dabei queren wir einmal die Insel, hoch auf 30 m, dann wieder runter. Ganz schön bergig hier.
Im Dorf Preila rechts, 800 m der Straße folgen und schon erscheint links ein neuer Parkplatz mit Stromladesäulen für lustige E-Autos. Diese Säulen gibts hier übrigens öfter. Also kein Problem, hier mit dem E-Auto hinzufahren.
Der Parkplatz ist gepflastert und bis auf ein abgestelltes Boot auf einem Trailer leer. Nun nicht mehr...wir nehmen ihn in Beschlag. Ich parke uns ganz ans Ende. Feierabend.
Den Rest des Abends bleiben wir alleine. Als Abendessen gibts Nudeln mit restlicher Sosse und ein Ginger Bier mit 3,8% Alkohol. Wow...schmeckt Bombe. Fahre ich nun durch die Gegend seit meinem Wales/Schottland Trip. Hätte mehr davon kaufen sollen.
Der Abend besteht aus Videoschnitt und Unterhaltung mit Flauschy. Sie möchte einen genauen Bericht wie das ist am Strand mit dem Sand. Sand nämlich der Feind ihrer Flauschigkeit. Und als ich ihr alles berichtet habe, ist sie froh, im Van geblieben zu sein. Viel zu sandig alles!
Um Mitternacht beschließen wir den Tag. Flauschy begibt sich die nächsten 5 Tage ins Wochenende. Morgen sind die Rabauken Co-Pilot und Friedrich wieder am Start. Mal schauen was wir dann so treiben.
Gute Nacht und bis morgen.
Viele Grüsse
Kai
GPS Koordinaten:
morgens: siehe Vortag abends
Düne bei Nida: 55.295219, 20.986620
Paplūdimys prie Preilos Strand: 55.377077, 21.033148
abends: 55.365477, 21.053721
Unsere heutige Route: ca. 300 km
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