#1192 Schottland - Vom See zum Ginsterturm

Donnerstag, 15. Mai 2025, Tarbat Ness Lighthouse

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Hallo zusammen, 

 

gut geschlafen, wenn auch kalt. Nachts war ich mal kurz wach, und merkte....keine Heizung...ziemlich frisch. Auch des Co-Piloten Nase war nah an einer Unterkühlung. Heute morgen um 8:30 Uhr ist die Nasenwelt allerdings wieder in Ordnung. Alles auf Betriebstemperatur. Die Sonne scheint draußen schon seit Stunden auf den Van. Wir haben eine angenehmen Aufstehtemperatur. Frage mich, wie das funktionieren soll, wenn die Sonne morgens mal nicht scheint. Wie sollen wir aufstehen wenn die Temperatur tief einstellig verharrt?

 

Jetzt, steh ich auf, setz mich in die Dinette und arbeiten ein wenig. Trink nen Kaffee, esse die letzten Cornflakes und überlege wie es nun weiter gehen soll. Abbruch? Weiter fahren? Tour durchziehen? Ich bin ratlos. 

 

Und da niemand eine Entscheidung fällt, geht es erstmal weiter wie "geplant". Vor die Tür, nett hier und angenehme warm, auch wenn der Wind  weiterhin kalt ist. Kaum Verkehr auf der Single Track Road. Ein ruhiger Morgen. 

 

Um sicher zu gehen, öffne ich noch kurz den Kamindeckel der Aquahot Heizung von außen. Alles gut. Alle Kanäle frei. Auch Strom abklemmen und wieder anklemmen bringt keine Änderung. Reset...auch keine Änderung. Die Heizung startet weiterhin nicht, der Glühstift zieht keinen Strom. Nervt so langsam ein klein wenig. 

 

Auch unklar ist, wohin wir heute fahren. Nachdem ich gestern bemerkte, dass der Plan für heute nix wird weil die Destillerie die ich besuchen wollte, ganz woanders liegt, herrscht heute Planlosigkeit. 

 

Erst gegen 14 Uhr lasse ich den Motor an und fahre ab. Batterien füllen. Heute Abend will ich mal versuchen, wie es sich via Wechselrichter mit Strom heizt. Die Aquahot hat ja E-Stäbe verbaut. Dafür muss aber die Aufbaubatterie voll sein. Also los...wir rollen nach Inverness. Mehrheitlich über schöne Single Track Roads. Durch Hochland und Wald, die alte Snow Roads Military Road entlang. Richtig coole Strecke. Praktisch nix los. Ich wusste nicht, dass Schottland noch soviel Wald hat. Tolle Ecke und Strecke. 

 

Irgendwann kommen wir auf eine Hauptverkehrsstraße und düsen nach Inverness, dort durch die halbe Stadt bis wir auf einen Lidl treffen. Wir müssen dringend einkaufen. Heute! Sehr zum Unmut von Friedrich. 

 




Der findet, wir haben doch Milch an Bord, was brauchen wir noch? Ich zähl im eine lange Liste auf. Er winkt ab...alles unnützes Zeug. Wer braucht schon Fensterreiniger, Fleisch, Gurke und Wasser? 

 

Ich beende die Diskussion mit Schweigen als wir auf den Parkplatz fahren und ich Zottl ins Abseits stelle. Dann schnappe ich mir meine Kamera , hole einen Einkaufswagen und gehe rein. Kommt alles gleich bekannt vor. Der Einkauf geht flott von statten. 

 

Knappe 50 Pfund, also 25 kg später bin ich zurück bei Zottl und verräume alles nach irgendwo. Wenn ich das mal alles wiederfinde.!

 

Nun aber weiter. Zurück auf die Autobahn, über ne lange Brücke, noch Müll auf der Autobahn wegschmeissen und irgendwann kommt ein Kreisverkehr...da müssen wir...ah...ja...genau hier raus. Und so folge ich lustig der Nebenstraße in Richtung Küste und an ihr entlang. Bis mir in einem Dorf die Sache komisch vorkommt. Die Gesamtmeilenzahl wird nicht weniger, obwohl wir immer mehr uns dem Ziel nähern...hä....

 

Ich fahre links ran und checke Google Maps...häääää!!!!! Wo sind wir...und wo wollen wir hin?! Da stimmt doch was nicht. CO-PILOT!!! Was navigierst du da vor dich hin?

Der Co-Pilot, völlig abgelenkt, stopft sich gerade ein weiteres Minz Bonbon in den Mund, reagiert gar nicht. Aber ich kann mir schon denken was kommt: Bonbon lutschen und navigieren geht nicht! Und da er Bonbons liebt, hat er sich natürlich darauf voll  konzentriert. Und nicht gemerkt, dass wir seit der Autobahn, seit diesem verdammten Kreisel, völlig in die falsche Richtung fahren. Ungefähr so, als wolle man nach Irland und lande dann in Marokko. GOPF! Ich könnte ausflippen. Sicher 15 Meilen falsch gefahren! Das gibts doch nicht!!! Friedrich auch kurz vorm Durchdrehen! SOOO VIEL DIESEL FÜR DEN PELZ!!!

 

Ich fahre an, drehe in einem Wohngebiet und dümpel die ganze Strecke bis zum Kreisverkehr zurück. Das dauert.....und als wir  dort sind, versuche ich nun richtig zu fahren. Es gelingt. Wir sind on Track. Die Kilometer werden wieder weniger. Über flaches Land mit wenig Verkehr rollen wir gen Ende der Halbinsel und Portmahomack. Als wir das Dorf erreichen ist es bald 17 Uhr , ich fahre rechts und weiter in Richtung Leuchtturm. Das Dorf heben wir uns für morgen auf. Hab da was gelesen. 

 

3 Meilen später, nach Ginster, Schafen, Kühen und Single Track Road, sind wir da. Lang gestreckter Parkplatz. Ich parke uns ans Ende. Mülltonnen stehen rum und eine Donation, also Spenden Box. Je nach Gutdünken darf man hier spenden. Übernachten erlaubt.

 

Als ich gerade geparkt habe, vor der Tür bin und Fotos mache, fährt ein Pickup zu uns, ein älterer Herr steigt aus, stellt sich vor und berüßt mich sehr freundlich hier am Leuchtturm. Er ist von der Gemeinde, gibt einige Infos und erinnert auch an die Spende. PayPal, Apple Pay, Bank, Kreditkarte oder Cash. Alles ist möglich. 

Ich bedanke mich für die Infos und das sehr nette Gespräch und nehme mir vor, natürlich etwas zu spenden. 

 

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Nachdem der Herr weg ist, versuche ich mein Glück. Bekomme aber bei PayPal, Apple Pay und Kreditkarte je eine Fehlermeldung. Nix funktioniert.

Überweisung will ich nicht machen, kostet vermutlich ein Vermögen. Also bleibt nur bar. Ich habe EINEN 10 Pfund Schein dabei, mehr nicht. Der wird dann wohl drauf gehen. Mist. Keinerlei Bargeld mehr ausser Euro. Wechseln will ich kein Geld, ich hab zu Hause in Sattel noch Pfund...hab ich dort vergessen. Und das Spielgeld wird man ja auch nur hier los....ich will es nicht. Hab bisher alles mit Karte gezahlt. So geht es nun hoffentlich auch weiter. 

 

Ich marschiere nun zum 41 m hohen Leuchtrum aus dem Jahre 1830. Erbaut, als hier 16 Schiffe auf Fels gelaufen waren. Seit 1985 menschenleer und remote betrieben. Ein langer Weg führt mich zum Turm und seinen Gebäuden. Links und rechts Ginster. Hammer! Rot-weisser Turm, gelber Ginster, blauer Himmel und Meer. Wie gemalt.

 

Der Turm nicht betretbar, das Grundstück auch nicht. Mähroboter kürzen hier das Gras. Und am Leuchtturm entlang führt noch ein Weg zum Ende der der Halbinsel. Paar hundert Meter weiter steh ich am Meer. Wenig Wellen, Ebbe. Schön aber kein Spektakel. 

 

Ich laufe zum Leuchtturm zurück und lasse den Aufklärer in die Luft. Umkreise den Turm und bekomme von einer netten Dame noch den Hinweise, dass es hier in der Nähe ein Armee Bombenabwurf Areal gibt. Na...gut zu wissen, Dankeschön! Flieg ich lieber nicht so hoch und weit weg. Nach 20 Minuten lande ich wieder, packe meine Sachen und gehe zurück zu Zottl. Hunger!  

 

Die Sonne noch schön am Himmel, bescheint Zottl, 26 Grad in ihm. Normalerweise stehe ja gerne mit offener Schiebetür, doch heute schließe ich sie. Ich will die Wärme drinnen behalten. Draußen nun doch schon ziemlich frisch. Und je mehr wir die Wärme im Van halten, desto später muss ich meinen Versuch starten, mit Strom zu heizen. 

 

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 Jetzt aber mal kochen. Kartoffeln pellen, Zwiebel schneiden, Butte holen. Bratkartoffeln mit Wienerli gibts. Die Kartoffeln ja schon seit gestern gekocht, müssen weg. Somit also das gleiche Essen wie gestern, nur heute. 

Die Kartoffeln würze ich mit Salz und Curry. Würstli gegen Ende der Kochzeit zu den Bratkartoffel, die sollen ja nur warm werden. Funktioniert super. 

20 Minuten später futtere ich. Lecker! 

 

Die Sonne sinkt immer tiefer und ist irgendwann weg. Ich mache den Abwasch und arbeite. Um 22 Uhr nur noch 17 Grad im Van. Zu kalt zum rumzusitzen für meinen Geschmack. Somit: AquathotHeizung an! Die hat ja E-Stäbe. Somit auf  Strombetrieb umstellen, 900 Watt, vorne Vorhang zu, Schiebetür ne Decke davor und Temperatur auf 20 Grad stellen. Bin gespannt. Batterie bei 85% rund. Wechselrichter an und los. 

 

Die Heizung startet mit Strom problemlos. Was wiederum zeigt, wir haben kein generelles Stromproblem an Bord oder an der Heizung. Der Wechselrichter macht auch seinen Job, nach einer Weile strömt lauwarme Luft aus den Ausströmern. Fühlt sich jedoch sofort angenehmer an im Van. Das Kältegefühl ist weg. 

 

Und so läuft die Heizung die nächsten 2 Stunden bis die Aufbaubatterie bei kurz vor 40% ist. Tiefer will ich nicht entladen. Brauche ja morgen auch noch Strom, will ne Sicherheitsreserve drin behalten. Man weiss ja nie. Somit...Heizung aus...20°C erreicht. Nicht schlecht. Nicht gefroren. Geht also für zwei Stunden am Abend. So lange also die Sonne tagsüber scheint, kommen wir über die Runden so. 

 

So gehe ich um Mitternacht  schlafen, bevor es wieder kalt wird. Die Jungs sind auch dafür und ruckzuck liegen wir hinten im Heck. Schließen die Augen. Die Mitreisenden träumen von Honigfeldern und Bitcoin, ich von nichts....bin einfach weg. 

 

Gute Nacht und bis morgen. 

 

Viele Grüsse


Kai

 

 

 

GPS Koordinaten:

abends: Tarbat Ness Lighthouse 

 

Unsere heutige Route: ca. 70 km

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Swisspirat (Donnerstag, 22 Mai 2025)

    Hi Kai, ich sehe, E-Stäbe in der Heizung ein absolutes muss! Redundanz und Autarkie müssen Hand in Hand gehen! Wünsche Dir weiterhin wärmere Nächte.
    Gruss aus Rorbas, Martin

  • #2

    Bo (Freitag, 23 Mai 2025 08:28)

    Hi Kai,

    die Spannung an der Heizung kann auch zu hoch sein. Kann ja sein, dass die Aquahot-Leute das Teil auf genau 12V ausgelegt haben. Mit deinen - dank Lithiumakkus- 13+V im Wagen, würde das für gut 20% mehr Leistung (=Überlastung?) am Glühstift sorgen. Das könnte vielleicht die kurze Lebensdauer deiner Glühstifte erklären. Kannst du ja mal mir Roland besprechen.

    Ein generelles Riesenmanko der Aquahot ist auf jeden Fall, ganz besonders in deinem Fall (kleiner Van, vergleichsweise wenig Heizbedarf), dass sie auf Diesel nur die Stufen 2kW und 4kW hat. Dadurch muss die in der Übergangszeit häufig takten, sprich sie wird zwangsläufig und unweigerlich verkoken, noch schneller als die Truma, die zumindest auf 1kW runterregeln kann.

    Machs gut! Bis dahin, viele Grüße!