#1196 Schottland - Orkneys ohne nasse Füsse

20. Mai 2025 Orkneys

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Hallo zusammen, 

guten, kühlen Morgen. Das Wetter grau, die Stimmung gut. Wir stehen an der Steilküste von der Orkney Hauptinsel Mainland und es ist 8:30 Uhr. Draußen noch ruhig, doch soll sich das bald ändern. Aufstehen bei 12 Grad im Van, schnell warm anziehen und hoffen, dass es bald wärmer wird. 

Kaffee, Arbeit...warten auf die Sonne. Die soll nachher noch kommen. So gegen 12 oder 13 Uhr. Freundlicher wirds auch irgendwann und ich trete vor die Tür, der Co-Pilot fliegt ne Runde. Wow...die Küste der Hammer. Aber überall ne Menge Vögle. Schnell hoch und weg und in Bewegung bleiben. So hält man sich die Vögel aus den Propellern. 

Niemand nimmt Notiz von uns, keiner merkt überhaupt, dass wir Drohne fliegen. Und das, obwohl hier oben doch gut was los ist. Ein Touri nach dem anderen kommt und geht wieder. Reger Betrieb. Die Insel gut besucht. Wieviele Touristen hier wohl auf 21.000 Einwohner kommen pro Jahr?

Gegen 12 Uhr sind die wichtigsten Arbeiten erledigt und wir fahren ab. Zurück vom Dirt auf Asphalt und zum nächsten Spot hier an der Küste, Skara Brae. 10 Meilen zu einer 1850 durch eine Sturmflut freigespülten archäologischen Stätte. Einem 5.000 Jahre alten Dorf. 

Die Fahrt verläuft ohne Verkehr und easy. Die Parkplätze aber voll, wir müssen auf den Overflow Parking. Stehen schön auf Gras etwas abseits. Die Sonne nun vermehrt sichtbar. Temperatur in Zottl prima.

Im Visitor zahle ich 16 Pfund...autsch..heftig. Für eine Person. Bekomme erklärt wo was ist und darf dann alleine los ziehen. Sehr freundlich sind sie hier. 

Erst ein kurze Film, dann eine kleine Ausstellung mit viel englischem Text und danach 400 m laufen, an einem herrlichen Strand entlang zur Ausgrabungsstätte. Dort überwachen 3 Guids die Location und geben auch Auskunft. Super freundlich. Alle!

Die Location ist gut organisiert, ein Weg führt mich durch. 50-100 Menschen haben hier vermutliche rund 450-500 Jahre gelebt. Warum danach nicht mehr, ist unbekannt. Sie waren gut entwickelt, nutzen Werkzeuge und lebten von Fischfang, Beeren und Wild. Gebaut wurde bis auf die Dachkonstruktion nur mit Steinen. Auch im inneren der Gebäude. Selbst die Betteinfassungen aus Stein. Holz gab es nur angeschwemmt oder aus dem bisschen Wald den es hier auf der Insel gab. 

Spannende Geschichte und ich laufe zweimal über das Gelände. Das halbiert den Preis laut Friedrich. 

Danach....zum Skall House. Dort wohnte jener Mann, der 1850 nach der Sturmflut die Überreste der alten Siedlung fand und erste Ausgrabungen startete. Erst in den 1930er Jahren wurde dann so richtig freigelegt. Und ich darf nun in das herrschaftliche Haus, das umfasst nämlich die Eintrittskarte auch.

Erst denke ich...och...echt...das ist doch langweilig. Doch als ich durchlaufe....cool...richtig cool. Voll möbliert, man könnte sofort einziehen. Alles vorhanden. Die Tische eingedeckt. Richtig genial gemacht. Ich komme durch alle Räume, kann mich dabei aber frei bewegen. Also der Besuch dieses Gebäudes lohnt sich auf jeden Fall. 

Nach 39 Minuten stehe ich wieder draußen an der frischen Luft und laufe zurück zu Zottl. Brauch ne Pause und was zu essen. Die Sonne scheint. 

Beides gelingt prima. Und weil ich abgelegen stehe, lasse ich auch noch 1,5 h den Motor laufen. Nicht gut, ich weiss, aber hilft nix. Die Batterie muss gefüllt werden, so dass ich heute Abend wieder etwas mit Strom heizen kann. 

Um 16 Uhr wird plötzlich das Tor des Parkplatzes verschlossen. Huch...die haben doch noch nicht zu hier?! Warum wird dicht gemacht? Wir sind der einzige Camper der noch auf dem Overflow Parkplatz steht. 5 Minuten später wird klar warum man uns einsperrt: Rinder werden von einer Wiese auf die nächste verfrachtet. Und keiner der Vierbeiner soll ausbüxen können. 

Um 17 Uhr lass ich den Motor an und fahre ab, öffne das Tor, fahre durch, schließe es wieder und fahre ab. Schön wars hier, aber 5 Meilen können wir noch fahren. 

Wir fahren einen Parkplatz an, an dem es Kuchen gibt. Anna backt hier und verkauft ihren Kuchen am Ende des Parkplatzes RSPB Scotland Marwick Head Nature Reserve. Als wir ankommen, sehen wir auch gleich Hinweisschilder und finden das blaue Häusli sofort. Doch ist auch was drin?

Als ich öffne, große Ernüchterung. Leer! Zahlen wäre aber auch schwierig geworden, haben wir doch keine Pfund mehr in der Tasche. Nur Euro oder CHF, echte Währungen also, wie Friedrich gerne sagt. Wobei er, warum auch immer, vom US Dollar auch nix wissen will. 

Tja...also nix für uns...dann hauen wir wieder ab. Hoch dem  Turm aufm Berg laufen bei nun bewölktem Himmel und 12 Grad plus Wind, hab ich keine Lust. Co-Pi auch nicht. Wir hauen wieder ab. Fahren 5 Meilen weiter, zum Brough of Birsay Car Park. Dort kann man sich nasse Füße holen. 

10 Minuten später sind wir dort. Grau, kühl, Sonne weg. Vor uns eine Insel die über einen Gezeitenweg erreichbar ist. Derzeit ablaufendes Wasser wenn meine Gezeiten App stimmt. Der Parkplatz etwas höher gelegen, tolle Sicht über die Bucht auf Steilklippen, die Meerenge und Insel. Wow...echt schön! 

Gummis an die Füße und los. Treppen runter an den Strand. Hier schon einiges an Menschen, so 10 Stück rum. Der Parkplatz oben auch gut gefüllt. Ich laufe auf den Gezeitenweg zu, der steht stellenweise nur knapp nicht unter Wasser. Hoffen wir, dass wirklich ablaufendes Wasser ist. 

Kaum bin ich gut auf der anderen Seite angekommen, folgen die anderen Menschen die vorhin unschlüssig am Strand standen. Die haben sich wohl nicht getraut...Amateure...hüstel. 

Somit versauen sie mir nun die Fotoaufnahmen in dem sie auf dem Gezeitenweg rumlaufen und stehen...das hat man davon, wenn man Pionier ist. Naja...irgendwann sine sie alle auf meiner Seite und aus dem Weg bzw. Bild.

Auf der Insel geht es erstmal steinige weiter bis ein Betonweg bergauf führt und an eine Historische Stätte führt. Hier siedelten mal vor hunderten von Jahren Wikinger und anderes Volk. Mönche mit Kloster. Der Weg führt weiter hoch auf den berg zum Leuchtturm oder um die Insel. Ich entscheide mich für....ah...Moment...Telefon....:

ICH: Hey Co-Pilot, was gibts?
Co-Pilot: ......

ICH: NEIN, keine Pizza heute! Nix bestellen. Weder für dich noch für mich!

Co-Pilot: ....

ICH: Drohne? Hm...ziemlich grau eigentlich...aber kannst es ja mal versuchen. 

Co-Pilot: ......

ICH: NEIN, auch danach keine Pizza. 

Co-Pi legt auf, ich lege auf. Kurz darauf donnert in großer Höhe ein größere Vogel über uns hinweg...muss der Aufklärer sein mit dem Co-Pilot am Controller. Zack...Drohne aus meinen Augen....der Co-Pi wird schon wissen....moment...Telefon: 

ICH: Hey Co-Pi...ich denke du fliegst die Drohne?

Co-Pi: .....

ICH: WAS?! VERBINDUNG VERLOREN? KEIN KONTAKT? 

Co-Pilot:.....
ICH: Interferenzen durch den Leuchtturm? Okay, ich übernehme von hier!! Bin näher dran.

Wir legen auf. 

Ich hole meinen eigenen Controller aus dem Rucksack, stelle die Verbindung zur Drohne her, problemlos, und fliege weiter. Himmel...wo ist die denn? Weit über dem Meer mit Blick auf die Insel. Mensch Co-Pilot! 

Als ich meinen Controller aus dem Rucksack nahm, kam ein älteres englisches Paar vorbei, sah was ich machte, schloss auf eine Drone und meinte: Sicher ne tolle Perspektive von dort oben! Tolle Sache! Guten Flug. 

Ich fliege also nun die DJI Mavic 3 Pro von meinem Standort aus. Co-Pilot hat sich in den Feierabend verabschiedet. Und als ich so langsam zurück fliege, bemerke ich, wie eine mittelalte Frau auf mich zutritt und mich unfreundliche anraunzt: 

"I am not happy with what you are doing here!" Hätte sie "amused" gesagt, hätte ich wohl gedacht, die Queen ist auferstanden! Feinstes britisches Englisch, keine Schottin, oh nein. 

Ich entgegne nur: 

Please don't talk to me while I'm flying. I don't want to make any mistakes. We can disucss this after the flight!

Darauf sie:

No, I think I said enough!

Daraufhin stapft sie davon und tritt dabei lauter harmlose Grashalme um. Ich fliege weiter und denke mir nur! WHAT?!!!!

Kurz darauf komme ich flott runter, lande, packe die Drohne ein. Keine Vögel irritiert, nicht attackiert worden, alles ruhig. So laufe ich zurück zu Zottl über den trockenen Gezeitenweg und bin kurz darauf im halbwegs warmem.  

Das Grau am Himmel verschwindet ne Stunde nach meinem Flug vollständig. Die Sonne scheint, blauer Himmel. Ich sitze im Van, genieße die Wärme und arbeite vor mich hin. Genieße später vor der Tür noch ein oder zwei heisse Schoggi und checke die Zeit des Sonnenuntergangs. 21:45 Uhr...hm....aber geht sie auch sichtbar unter? Oder knallt sie auf die Insel. Mit einer Sun Tracker App checke ich den Verlauf.....nope...die Sonne müsste rechts von der Insel vor uns ins Meer plumpse. Gut zu wissen. 

So stehe ich um 21:30 Uhr mit zwei Kameras vor der Tür und werfe die Aufnahme an. Los gehts...und die Sonne lässt sich Zeit mit dem sinken. Doch um 21:45 Uhr....schwupps....im Wasser. Es zischt und brodelt und das wars. Sehr schön!

Gut durchgekühlt komme ich zurück in Zottl. Könnte gerne wärmer sein. So stell ich um 22:30 Uhr auch die Heizung auf 20 Grad. Mit 900 Watt halte ich weitere Kälte draußen und kann bis Mitternacht eine Temperatur von 19 Grad erreichen. Wir kamen von 17°C. 

So schlafen wir heute also hier, sind auch nicht der einzige Camper. Alleine ist man hier wohl nie. Wenn im Mai schon so viel los ist. Was läuft hier dann im Sommer?
Wohl auch hier nur eine Frage der Zeit, wann Freistehen eingeschränkt wird....

Gute Nacht und viele Grüsse

Kai und Team

GPS Koordinaten:

abends: Brough of Birsay

Unsere heutige Route: ca. 30 km