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#3 Kurz mal etwas Alltag zwischendurch, dann gehts hoch hinaus

Moin zusammen,

 

sorry..ich muss erstmal...gäähn.....wach werden...ist es doch erst 06:30 Uhr. Nein, ich bin nicht wahnsinnig geworden, und freiwillig bin ich so früh auch nicht unterwegs. Heute muss es aber sein, ich muss nach Lausanne. Zu einer festen Zeit dort sein und möglichst nicht zu spät kommen. Ein Arbeitseinsatz sozusagen. Macht man ja gerne! Nette Kunden besuche ich immer wieder mit Freude.

Somit, kurz wach werden, durchs Badezimmer, das Geschirr aus meinem Abtropfrack verstauen, schön getrocknet über Nacht, alles andere auch verräumen. Ich weiß auch nicht warum das alles wieder ne Stunde dauert, möglicherweise liegts noch am filmen und fotografieren und mit Adrian reden...hm...egal, um 7:30 Uhr sattle ich Zottl, der springt munter an, lässt den Rückwärtsgang butterweich in die Schaltgasse gleiten und setzt sich fröhlich in Bewegung.

Mein Blick nach rechts zeigt einen etwas missmutig dreinschauenden Co-Piloten. War ihm der Start heute morgen etwas zu früh? Hilft aber nix. Abfahrt. Wir winken Adrian, sagen DANKE für ne coole Tour und hoffen auf ein baldiges Wiedersehen. Schee gsie!

Die nächsten Kilometer ist ein Auf und Ab und Links und Rechts. Im weiteren Verlauf ist noch eine Hauptstraße gesperrt, ich muss Nebenstraße fahren, das kostet Zeit. Gut habe ich genug Zeitpuffer eingeplant um auch mit Umleitung und kurzem Grenzstau, japp, ich fahr nochmal kurz durch Frankreich, pünktlich in Lausanne eintreffen zu können. Tolle Streckenführung, in Auberson fahre ich doch tatsächlich, hier im gefühlten Nirgendwo, noch an einer Ver- und Entsorgestation vorbei (Auberson, 46°49'13.4"N 6°28'22.3"E // 46.820401, 6.472859), am Museé Baud. Anschauen kann ich mir das nicht näher, keine Zeit.

Durch das Städtchen St. Croix rolle ich weiter gen Autobahn. Vorher aber nochmal ordentlich in Serpentinen de Hang abbe. Mit hochdrehendem Zottl-Motor und im zweiten Gang zottln wir da runter. Vor uns die Müllabfuhr. Ich halte Abstand, der Co-Pilot rümpft nämlich schon sein "Näschen". 
Mein Business Dress hab ich mittlerweile auch angezogen, hatte irgendwo zwischendrin nochmal kurz gestoppt und von Casual auf Business gewechselt. Schon geschickt so im Kasten alles dabei zu haben. Aufgrund der Umleitung vorhin bleibt aber keine Zeit für Frühstück. Verdammt!

 

Bei Yverdon hat uns die Autobahn wieder, wir geben Gas, Zottl düst mit 120 km/h gen Lausanne. Auch bei dieser Geschwindigkeit bleiben mit dem 163 PS Motor noch Reserven für einen "Zwischenspurt" und auch die Lautstärke geht für meine Ohren voll in Ordnung. 

Alles weitere Erspare ich euch...wir machen einen kleinen Zeitsprung. Befinden uns bei Lausanne, der Arbeitseinsatz fürs "Bergwerk" ist durch, ich sitze an Geschäftsmails, bin aber am Aufbrechen.
Aber wo geht es jetzt hin? Es ist sau heiß, 35°C draußen, drinnen ähnlich. Was macht man bei dieser Hitze? Entweder versenkt man sich und Zottl inkl. Co-Pilot im See....oder man fährt in die Höhe. Und zwar richtig hoch. 

 

Wir entscheiden uns für letzteres und setzten uns in Bewegung. Stoppen noch kurz beim Lidl in Aigle. Danke Lidl, dass wir auf eurem Parkplatz parken durften, teils im Schatten sogar und unser Mittagessen einnehmen konnten. Einkaufen waren wir natürlich auch noch. Von dort geht's weiter ins Wallis rein. Unspektakuläre Fahrt, aber die Landschaft die vor dem Auge vorbei gleitet, immer wieder ein Genuss.

      

In Siders geht es rechts ab von der Autobahn und in etlichen Serpentinen den Berg hoch. Nach der vierten oder fünften bleibt mir fast das Herz stehen. Das folgende Bild dürfte ungefähr verdeutlichen, es entstand in voller Fahrt, alle Beteiligten bewegten sich. Warum der fast Herzstillstand?:

Ein Volldepp meint, aus hinterer Position mehrere PKW und mich überholen zu müssen, während von vorne Gegenverkehr kommt. Ich habe schon viel gesehen, fahre viel, aber sowas....ich hätte ihn am liebsten aus seinem scheiß Auto gezogen, und ihm den Führerschein aus den Rippen geprügelt. Wer so fährt, hat es in meinen Augen nicht anders verdient! Es war haarscharf und es hätte ordentlich geknallt.

Ich habe das Kennzeichen, ich konnte leicht herausfinden, dass es ein Firmenwagen ist...ich war kurz davor die Firma anzuschreiben und das Bild anzuhängen. Hab es aber schlussendlich nicht gemacht. Warum? Ich weiß auch nicht...bin ja nicht die Polizei.
Ich bin sicher nicht die Serpentinen hoch geschlichen, konnte aber auch nicht hoch fliegen, immerhin bewege ich knapp 3,5 Tonnen. Ich sah, dass ich 5-6 Autos hinter mir hatte, es gab jedoch KEINERLEI Möglichkeit rechts ranzufahren und alle vorbei zu lassen. Diese Möglichkeit kam erst kurz nach der Harakiri Aktion dieses besch*** Autofahrers, nach der nächsten Kehre. Dort stoppe ich und lass alle vorbei. So handhabe ich das immer.

Mehr Idioten kommen mir zum Glück nicht vor die Kamera heute. Aber die Strecke zieht sich enorm. Landschaftlich sehr schön, geht es immer weiter nach hinten ins Tal. WO ich hinfahre? Das Ziel ist der Lac de Moiry und der dazugehörige Gletscher. Der letzte Parkplatz in Schlagdistanz zum Moiry Gletscher liegt auf 2350 m Höhe. Da wollen wir hin. 

In Grimentz, einem Wintersportort von dem ich noch nie gehört hatte, wird mein Co-Pilot von Passanten wieder belustigt angeschaut. Aus dem Ort geht es wieder steil bergauf, ab jetzt einspurig mit Ausweichstellen. Hoffen wir mal, das kein Postbus entgegen kommt. Der verkehrt hier nämlich auch noch. Das beruhigt.

Bis zum Fuß der Staumauer des Moiry Sees habe ich fast Glück. Nur an einer undynamischen Engstelle kommt mir ein Bulli von oben entgegen. Es ist so eng, rechts Fels, links Abhang, dass wir nicht aneinander vorbei kommen. Zum Glück ist der Autofahrer so freundlich und setzt einige Meter zurück, so dass wir gefahrlos queren können. Danke dafür!


Die Staumauer....wow....sie deckt zwar keine Superlative ab, steht man aber davor, schaut hoch....wow! Immer wieder faszinierend! 

Ich stoppe, genieße ein paar Stücke Ritter Sport (keine Werbung, ich werde hierfür nicht gesponsert!) und schaue einem Audi Fahrer zu, wie er seine DJI Phantom 3 fliegen lässt. Ich lass ihn in Ruhe fliegen, esse Schoki, warte bis er fertig ist und packe dann meine DJI Mavic Pro aus. Hier muss man einfach fliegen. 

Nebenbei sei noch erwähnt, man kann direkt unten an der Staumauer parken und auch nächtigen (46°08'15.5"N 7°34'12.4"E // 46.137637, 7.570118). Sicher auch cool, ich will aber hoch, ganz hoch.
Drohne fliegt top, die Bilder seht ihr im Video :))

 

Und was hab ich Schwein, als ich fertig bin mit fliegen, in Zottl sitz und los will, kommen von oben in kurzen Abständen zwei große und lange Postbusse. Als sie durch sind und ich die einspurige Strecke hochfahre, merke ich, wie große mein Glück war. Wir wären hier kaum irgendwo aneinander vorbei gekommen. Und ihr dürft mal raten, wer hätte rückwärts fahren dürfen....genau...Zottl! Ein einspuriger Tunnel der steil bergauf führt, folgt auch noch. Immerhin ist er gerade und so sieht man genau, bevor man reinfährt, ob jemand von oben kommt. Bei mir kommt keiner! Also los Zottl, die letzten Kräfte mobilisieren und durch, dann sind wir immerhin oben am See. 

Mit Zottl bergauf macht mir weiterhin Freude, er zieht gut, fühlt sich nicht untermotorisiert an, ist schön schmal auf engen Straßen oder in engen Kehren, für 6,40 m hat er einen guten Wendekreis. Ich hab immer wieder Spaß mit ihm in den Bergen. 

Als wir oben aus dem Tunnel "schießen", sehen wir den türkisfarbenen See. Als hätte jemand Farbstoff reingekippt. Ein bleibender Eindruck! Wunderschön und nicht viel los. Voll ist der See nicht, deutlich unter Höchststand. 
Entlang dieses wunderschönen Sees fahre ich nun auf breiter Straße bis ans hintere Ende des Sees, wo die Strecke wieder ansteigt. Nicht so steil, ein paar Höhenmeter machen wir aber noch. Und dann, letzte Kurve...großer Parkplatz, relativ leer und im Hintergrund...alter Schwede. Sieht das geil aus! 
Ich fahre auf den Schotterparkplatz und habe nochmal Glück: volle Pole Position mit Blick auf den Moiry Gletscher. Hier parke ich. Der Platz ist sogar relativ eben, ich stehe perfekt!
Der Anblick ist atemberaubend. Die Berge, der Gletscher im Hintergrund, der Himmel heiter bis wolkig. Ein Anblick an den ich mich gewöhnen könnte. EIGENTLICH wollte ich hier morgen wieder weg und an einen anderen Spot umsiedeln. Aber schon jetzt regt sich in mir der Gedanke, hier nie wieder wegzufahren. :))

Ich packe meine Canon, der Co-Pilot will vorne sitzen bleiben und den Ausblick genießen, während ich filme. Kaum stehe ich vor der Tür, merke ich...ui....frisch hier...unter 20 Grad. Aber egal, in kurze Hose und T-Shirt schaue ich mich schnell mal um. Und was ich entdecke, ist mal eine fette Überraschung. Denn: in 200 m Entfernung finde ich hier oben auf 2.350 m Höhe:

- ein öffentliches WC

- eine Entsorgemöglichkeit
- einen Frischwasseranschluss
- weitere kleinere Gletscherseen 

und einen fetten Gletscher hinten im Tal.

Hier könnte ich also tatsächlich in Zottl hinziehen. Alles vorhanden! Damit hätte ich im Leben nicht gerechnet. Während ich durch die nähere Umgebung streune, wie ein Hund der nach langer Fahrt endlich von der Leine genommen wird, zieht sich der Himmel immer mehr zu. Plötzlich passiert es: es beginnt zu tröpfeln. Ich breche somit meinen Ausflug ab, laufe zurück zu Zottl und begebe mich zu meinem Co-Piloten. Der grinst und genießt noch immer die Aussicht. 

 

Ohne Sonne ist es auch recht kühl draußen, so starte ich mal den Laptop und bearbeite noch ein paar Emails und später mein derzeit im Schnitt befindliches Video. Der Regen verschwindet so schnell wie er kam. Es ist wieder trocken, aber stark bewölkt. Die Drohne geht heute nicht mehr in die Luft. Macht keinen Sinn bei diesen grauen Farben. Später am Abend änderst ich dies jedoch, die Berge glühen rot, der Himmel orange rot, was für ein Hammer Schauspiel an Spiel zwischen untergehender Sonne und Wolken.

 

Irgendwie fühle ich mich auch ziemlich erschlagen und kaputt. Hab keinerlei Antrieb mehr, irgendetwas zu machen heute. Es fällt mir sogar enorm schwer, mich auf zu raffen und zu kochen. Grillen hab ich abgeschrieben, erstens zu kühl und zweitens...zu kaputt. Ganz komisch! Zudem hab ich auch noch Schädelweh...und erst einiges später meine ich zu wissen warum: ich hatte heute keinen Kaffee! Kein Treibmittel am Morgen, beim Kunden gabs keinen, weil die Kapseln alle waren...und jetzt hab ich den Salat. Selbst wenn das nicht der Grund ist, fühlt es sich schon besser an zu wissen, wo es herkommen könnte. Ich trete mir also mal kurz selber in den Hintern und mache mich am Abend ans Kochen. Statt auf dem Grill, mache ich das Futter halt im Topf. Es gibt Tessiner Bratwurst mit Süßkartoffel Pommes. Hm....super lecker!!!

Nach dem Essen kommen die Lebensgeister wieder etwas zurück. Es reicht, um noch mein Video fertig zu editieren. Es wird dann doch auch wieder später, so falle ich irgendwann müde und erschlagen ins Bett und hoffe auf eine ruhige und erholsame Nacht.

Viele Grüsse und gute Nacht.
Kai

GPS Koordinaten:

Ver- und Entsorgung im Jura in Auberson, 46°49'13.4"N 6°28'22.3"E // 46.820401, 6.472859
V
er- und Entsorgung an der Autobahn: 46°07'40.3"N 7°03'38.1"E  /  46.127853, 7.060592

Parkplatz am Fuß der Staumauer des Lac de Moiry: 46°08'15.5"N 7°34'12.4"E // 46.137637, 7.570118

Stellplatz am Moiry Gletscher: 46°06'23.1"N 7°34'43.7"E 46.106421, 7.578811

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