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#436 Senja Abbruch Hesten Besteigung

Freitag, 20. Mai 2022,  Senja, Fjordgard, Hesten, Ersfjord

 

 

Moin,

 

Wobei…bezogen auf „Morgen“, also den Morgen, stimmt das irgendwie nicht. Es ist Mittag. 12 Uhr. Ich hab etwas zu lange geschlafen auf meinem Parkplatz am Tunnel im Hochland Senyas. 

 

10 Uhr aufwachen wäre mir lieber gewesen. Doch bedenkt man, dass ich erst um 3:30 Uhr im Bett lag….naja. Es ist wie es ist. 

 

Jetzt aber „schnell“. Also, so halbwegs schnell. Keine YT Kommentar und Social Media Dinge im Bett halt. Aufstehen. Cornflakes einwerfen, anziehen, im Kopf durchgehen was alles mit muss auf den anstehenden Trip, bereit für die Abfahrt machen und los. 

 

Neben mir Hr. Co-Pilot und Hr. Friedrich. Beide noch etwas schlaftrunken. War auch für sie ne kurze Nacht. Immerhin können sie heute im Van chillen während ich…naja…mich fast umbringe? Wir werden sehen….

 

Erstmal jetzt durch den Tunnel, dann durch noch einen und zack sind wir in Fjordgard. Gerade mal 10 km Anfahrt. Wir kennen uns aus, waren hier ja schon vor ner Woche. Bei miesem Wetter. 

Heute: Sonne pur! Warm. Kein Wind. Traumhaft….noch denke ich so….

 

Parken bei der Schule, via Easy Park App Parkticket lösen, erstmal 3 h für ca. 8 Euro. Und dann heisst es: klarer Kopf! Rucksack packen. Was muss mit?


Kekse

Wasser

Sony Alpha 7s III

2 Objektive

Ersatzakku

Handy

GoPro 10 Mistding

Ladekabel 

Power Bank

Drohne plus Akku plus ND Filter

 

Oh…und ganz wichtig…die Wunderwaffe aus dem Keller! Der Driveman Offroad. Der muss mich zum Einstieg in den Wanderweg fahren. Zum Hesten geht es nämlich oberhalb des Dorfes los. Zum Segla könnte ich von hier direkt los laufen. Beim Hesten Einstieg darf man aber nicht parken. Praktisch, so ein eScooter!

 

Voll bepackt jage ich los. Wanderschuhe, lange Hose, Jacke. Kein Kilometer bis zum Einstieg in den Wanderweg zum Hesten. Segla und Hesten wohl die markantesten Berge auf Senja. Ein Musst See, heisst es. Und vom Hesten sieht man den Segla am besten. 

 

An der Grillhütte angekommen, die haben wir ja schonmal gesehen, sehe ich, dass alles schneefrei ist. Das beruhigt mich, hab ich mich doch für Wanderschuhe entschieden und die Schneeschuhe zu Hause gelassen. Immerhin schreiben wir ja schon fast Ende Mai. Wenn ich wüsste…

 

 




Die ersten 150 m bergauf kann ich sogar noch mit dem eScooter fahren. Dann ist Schluss mit Spass. Steil bergauf geht ein matschig-erdiger Pfad. Den Hesten sehe ich schon…gar nicht so weit. Auch nur 2 km…jo…

 

Dann mal los. Meine Wanderstiefel berühren seit langem mal wieder Erdboden…haben gute Traktion und ich schnaufe los. Der Weg gut zu laufen, nicht übermässig matschig. Ich komme gut voran. Wundere mich aber über die angebrachte Beleuchtung links am Hang. Erleuchten die hier den Wanderweg im Winter? Oder ist das bei sehr viel Schnee ne Skipiste ohne Lift? Seltsam!

 

Nach den ersten Höhenmetern bekommt man schon einen Eindruck vom Blick von oben. Wow….weiter!

 

Der Weg knickt nun nacht rechts weg, durch einen Birkenwäldli. Und zack laufe ich auf etwas Schnee. Es wird rutschig. Der Schnee aber schon festgetreten jedoch am sulzig werden und somit nachgebend. Mir schwant so langsam Böses. 

 

Während ich so durch das Wäldli stapfe, von Blättern an den Bäumen noch keine Spur, kreuze ich auch noch zwei Bäche. Immerhin muss ich nicht durchwaten. Bretter sind verlegt und ich komme gut drüber. 

 

Dann weiter auf Schnee…das wird immer anstrengender. Kein guter Tritt, immer wieder gleitet ein Fuss irgendwo hin, ich komme nicht in einen regelmäßigen Schritt sondern muss immer wieder meine Beine sortieren. Der Schnee teils nachgiebig, ich sinke zum Knöchel oder noch tiefer ein. Uff…

 

Zudem ist es scheiss warm. Die Jacke hab ich schon ausgezogen, hätte ich nur kurze Hosen angezogen. Es ist absolut windstill, ich latsche durch die pralle Sonne und schwitze wie ein Bär. Der Schweiss läuft mir runter… Und unter mir versuchen meine Füsse und Beine mich vorwärts zu bringen auf dem rutschigen Untergrund. Der Schnee immer tiefer und mehr. Müssig zu erwähnen, dass es natürlich die ganze Zeit bergauf geht. 

 

Ich kämpfe weiter. Aufgeben ist nicht. Ich will hoch. Doch je näher ich dem Hesten Gipfel rücke, desto mehr schwant mir…das wird nix. Ganz hoch…das wird für mich nicht gehen. Total verschneit noch und oh Hure steil!

 

Aber weiter…mein temporäres Ziel ist die Anhöhe zwischen Segla und Hesten. Doch ist das noch ein weiter Weg. 

 

War es bisher steil, wird es nun, nach einem kurzen Stück eben und sogar 1 Höhenmeter bergab, höllensteil. Die Spur im Schnee führt quasi leicht schräg senkrecht den verschneiten Hang hoch. 

 

Ich weiss nicht, ob es mit Schneeschuhen einfacher gegangen wäre, auf dem Pfad vermutlich nicht, denn dieser ist total uneben durch die vielen und unterschiedlich tiefen Fussabdrücke. Aber auch egal…die Schneeschuhe liegen in Zottl….

 

Ich würge mich den Berg hoch, nachdem ich zwischenzeitlich im Schatten des Segla lief, jetzt wieder pralle Sonne. Ich schwitze wie doof, kühle meine Arme mit Schnee…doch die sind so schnell trocken wie sie nass sind. Wo bin ich hier? In Spanien? Wo kommt die Hitze her?! Verdammte Sonne…wo ist meine Wolke wenn ich sie mal brauche! Jetzt ein Regenschauer….traumhaft….

 

Weiter!!

  

                 

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Die Höllensteigung meistere ich, danach wieder etwas flacher, einmal laufe ich wie in den Cartoon Serien wenn aus dem Stand schnell beschleunigt wird…auf der Stelle. Der salzige Schnee ist so rutschig, dass es mir nacheinander im Laufen die Füsse wegzieht und ich quasi laufe ohne mich auch nur einen cm vorwärts zu bewegen. Leck mich am A*** ist das ein Kampf hier hoch! 

 

Die letzten Höhenmeter lege ich über schneefreies Gelände zurück….oben. Und jetzt keinen Schritt zu weit laufen..denn auf der anderen Seite geht es hunderte Meter im freien Fall runter! Uff…das fühlt sich nicht gut an. 

 

Ich schaue rüber zum Hesten…no way. Der Gipfel noch total von Schnee umgeben. Man müsste über Schnee klettern. Nope, geht nicht. Zu gefährlich. 

 

Ich lege mein Zeug ab, laufe noch ein Stück weiter gen Hesten, bis der Schnee beginnt, mache Fotos und rolle danach wieder zurück zu meinem Zeug. Ruhe etwas aus, gewöhne mich an den nahen Abgrund…und lasse die Drohne ihren Job machen. 

 

Die Sonne nun leider hinter Schleierwolken. Ich hab zu lange geschlafen heute…das schlechte Wetter kommt aber auch ein paar Stunden zu früh. Mist. 

 

Der Flug…kostet mich wieder ein paar graue Haar. Weit weg und weit hoch…irgendwo hinter dem Hesten, meldet der Controller: Schwaches Funksignal…zack…Bild weg…Drohne meldet automatischen Rückflug, ich breche ihn ab. Die Drohne würde auf 200 m sinken, was möglicherweise ein Kollision mit nem Berg nach sich ziehen würde. 

 

So stehe ich da nun. Drohen weit weg. Und keinen Kontakt mehr. Keine Steuerung möglich. Akku…halb voll! 

Ich drehe mich um in Richtung Drohne und warte einen Moment…und habe Glück: Controller und Drohne finden sich wieder im Nirwana der Funkfrequenzen und ich habe wieder Bild und die Kontrolle…uff…schnell hole ich die Drohne wieder näher an mich und vor allem über den Hesten drüber in meine Richtung. 

 

 


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 Als nächstes überfliege ich noch den Segla und lande dann wohlbehalten den Aufklärer vor meinen Füssen. Puh…was ein Flug…dazu noch hier so nah am Abhang. Musste im sitzen fliegen, weil ich dazu neige, beim Flug immer mal ein paar Meter zu laufen. Das hier oben, in die falsche Richtung….fatal!

 

So langsam packe ich dann auch meinen Kram zusammen. Mittlerweile bin ich alleine hier oben. Vorher waren noch ein Herr mit Hund und 4 weiterer Hiker hier oben. Alle weg. 

 

Ich auch…runter geht schneller, aber ist auch sau anstrengend. Kein fester Tritt, ich sinke deutlich tiefer ein im Schnee, die Füsse rutschen in alle Richtungen und ich komme selbst bergab wieder ins Schwitzen. Hier wären Schneeschuhe jetzt bedeutend angenehmer. 

 

Irgendwie würge ich mich über die ganzen Schneepassagen den Berg runter und erreiche das letzte Gefällstück ohne Schnee. Herrlich, so auf Erdboden zu laufen. Null anstrengend. Guter Grip…aber die Schuhe komplett nass, außen wie innen. Enorm viel Schnee in den Schuh bekommen. Teilweise sank ich bis zum Knie ein.

 

Zurück beim eScooter mache ich drei Bären, ruhe kurz aus, trinke was und düse durchs Dorf zurück zu Zottl. 

Meine Parkzeit bei Easy Park hatte ich unterwegs um ne Stunde verlängert. Es geht auf 18 Uhr zu, der Himmel bewölkt und ich ziemlich im Eimer. 

 

Bei Zottl erstmal die nassen Schuhe und Hose aus und ein paar Kekse mit Milch einwerfen. Danach…mal nix tun…also nix körperliches. Ich sitze am Laptop und bereite Blog und Video für 19:30 Uhr vor. 

Im Anschluss verräume ich den eScooter und packe den Rucksack aus und arbeite am nächsten Video. 

Um 20 Uhr ein schöner Videocall mit Diana und Kai und um 21:30 Uhr starte ich Zottl und fahre ab. Ich will woanders nächtigen. Ist mir hier etwas arg bergab schräg. 

 

So fahre ich noch 20 km nach Ersfjord, Parkplatz mit „goldenem“ Klo. 

Wie ich später lesen werde, ist dort Camping (ohne Campingverhalten) erlaubt. Selbst zelten darf man in den Dünen. Auch Feuer machen ist gestattet. Super Sache! WC vorhanden, niemand muss in die Dünen kacken.

 

Nach meiner Ankunft an dem Rastplatz in Ersfjord, erstmal schnell was Essen. Überlegt hatte ich, Raclette zu machen, doch dann fällt mir ein: ich hab da noch Tiefkühlzeug im Tiefkühler. Ne Gemüsepfanne…die muss weg. 

 

Also auftauen, würzen, meine restlichen Kartoffeln vom Raclette dazu, etwas Sahne und zack…ein vegetarisches Abendessen. Nebenher schneiden.

 

Nach dem Essen noch ne Runde an den Sandstrand. Himmel bewölkt aber am Horizont noch ein orangener Streifen Abendlicht. Links und rechts ist die breite Bucht eingezäunt von schroffen und steil aufragenden Bergen die noch Schneereste als Verzierung tragen. 

 

Außer mir ist auch niemand mehr unterwegs. Drei Zelte stehen rum, und noch zwei andere Camper stehen auf dem Parkplatz. Aber alle schon im Schlafnirwana.

 

So kehre ich nach einem Rundgang zurück zu Zottl, arbeite an Video #411 und liege um halb drei im Bett. Im Lauf des abends hat es immer mal wieder leicht getröpfelt, so soll es auch morgen bleiben. Also wohl ein entspannter Samstag…

 

Viele Grüsse und gute Nacht

 

Kai und die Gechillten

 


PS: Im Nachgang, beim Schnitt des Videos stellte ich fest, dass mit etliche GoPro Hero 10 Aufnahmen der Wanderung den Hesten hoch abhanden gekommen sind. Aus Versehen gelöscht, im Datendschungel verloren. Keine Ahnung was passiert ist. 

 

 

 

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