#1212 Schottland - Die Whisky Destillerie am Ende der Welt

5. Juni 2025 Nachhaltig produzierter Whisky

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Hallo zusammen, 

 

wir stehen im Hochland an einer Single Track Road auf nem Berg. Schöne Sicht, kühl und hier und da ein Regenschauer. Und für 14 Uhr haben wir heute einen Termin. Wir sollten pünktlich sein. 

 

Der Vormittag startet wie immer: Zottl irgendwie warm bekommen. Der Motor muss mal wieder dafür herhalten. Nebenher wird gearbeitet, Kaffee getrunken und 3Bears Porridge (Rabatt Code KAI12 für 12 % Rabatt) gegessen. 

 

Die Jungs werden irgendwann geweckt und 1 h Fahrt liegt noch vor uns. Aufgrund der Straßen dürfte sich das aber etwas länger gestalten. 

Unser Ziel: die NC'NEANS Distillery bei Drimnin. Am Ende einer langen Straße. Sackgasse. Noch mehr Arsch der Welt geht nicht.  

 

Um 12:30 Uhr machen wir uns auf den Weg. Rollen von unserem schönen und ruhigen Nachtplatz und auf die Single Track Road. Wir stehen aufm Berg, somit gehts jetzt erstmal bärgab mit uns. 

Viel Verkehr ist nicht, die Landschaft...wow...die Anfahrt zur Destillerie lohnt sich echt. Berge, grün, Täler, Flüsse, Bäume, Wälder, Rodungsflächen. Hier trefft ihr auf Schottland. Echt geil. 

 

Ein Holzlaster kommt mir zum Glück nur entgegen und das noch an einer praktischen Stelle. Ansonsten hier und da ein PKW. Mehrheitlich bin ich aber alleine auf der Strecke. Naja, mit den beiden Fellfüssen neben mir die vor sich hin schaukeln auf ihrem Beibärensitz. Sind gut drauf heute. 

 

Uns spült es aus den Bergen wieder raus und an die Küste. Gegenüber die Isle of Mull. Dunkel und bedrohlich mit grauen Wolken am Himmel.  Wir kommen in Lochaline raus, 200 Einwohner. Von hier nun noch 11 Meilen an der Küste entlang bis zu unserem Ziel. Und die ziehen sich! 11 Meilen sind mehr als 11 Kilometer. Und das auf Single Track Road...gefühlt kommen wir nie an. Mal am Wasser, mal durch Wald, selten ein PKW von vorne. Wir zottln mit 20-30 km/h vor uns hin und die Meilen Zahl auf Google Maps will und will nicht weniger werden. 

 

Am Ende kommt es noch ganz dick: Müllabfuhr! Von vorne! Doch hab ich Schwein, sie fahren 10 m rückwärts, dort gleich ein Passing Place und wir kommen aneinander vorbei. Und genau hier...fahre ich fast noch falsch. Die Straße gabelt sich. Rechts hoch, links runter. Ich bin versucht links zu fahren, checke Maps...scheisse, wir müssen rechts hoch. Dann sehe ich auch das Schild zur Destillerie...rechts. Gut. Also berghoch, noch 1 Meile. Die zieht sich auch ewig. Nochmals kommt ein extrem steiler kurzer Anstieg auf Schotter. Gut haben wir ATs drauf. Die greifen gut in den Belag und ziehen uns hoch. Zu hecklastig wollte ich hier nicht sein. 

 




Ja, und so geschieht das Wunder, wir kommen an. Wow...das hat sich gezogen wie Kaugummi. Falls ihr hier auch mal her kommt, kalkuliert genug Zeit ein und vertraut nicht Google Maps. Ihr braucht länger!

 

Wir sind um 13:45 Uhr vor Ort. Sehen einen riesen Wasserteich und parken auf den ausgeschilderten Parkplätzen. Blicken dabei auf einen riesen Stapel Holzstämme. Was machen sie denn damit? Und mit dem Teich? Seltsam!

 

Aussteigen, freundlich Grüssen und hallo sagen zu den Leuten die hier arbeiten. Kurzes Gespräch und schon stehe ich vor Douglas. Unserem Tour Guide für die Besichtigung. Wir kommen sofort ins Gespräch, super nett und offen. Reden über alles mögliche, filmen ist kein Problem, kann ich alles und überall. Super! Dankeschön!

 

Später kommt noch ein britisches Paar und ein Paar Schweizer aus Graubünden...ja, die lieben Schweizer trifft man echt immer und überall. Vorzugsweise am Ende der Welt...du denkst da ist keiner mehr...wer kommt...ein Schweizer. So häufig schon erlebt und immer wieder einfach lustig und cool. Danke lieber Schweizer, dass ihr diesen Spass aufrecht erhaltet!

 

Kaffee und Tee werden angeboten und dann gehts los. Wir gehen in die Bar. Dort gibt es einiges an Infos von Douglas zur Destillerie. Spannend, lustig und informativ. 

Das Gelände gekauft von den Eltern der Firmengründerin die hier ihren Alterswohnsitz planten. Und irgendwie kam es dann, dass die ungenutzten Stallgebäude zur Destillerie umgebaut wurden. Über 8 Mio. wurden hier investiert und alles auf Nachhaltigkeit getrimmt. Die Destilliere ist die erste die so arbeitet, ist auch zertifiziert mit einem entsprechenden Label. Aber was machen sie hier anders? Was macht Whisky Produktion nachhaltig?

Die Destillen werden mit Dampf erhitzt, dieser wird mit Holz aus dem angrenzenden Wald und Wasser aus einer eigenen Quelle hinter dem Haus produziert. 100.000 Liter Wasser benötigen sie hier PRO BRENNTAG! Und das ist hier eine super kleine Destillerie. Überlegt mal, was eine benötigt, die Millionen von Flaschen jährlich abfüllt. Jährlich produzieren sie hier nur rund 170.000 Flaschen.

Das Wasser wird hier jedoch wieder gewonnen. Deswegen der große Teich den ich vorher sah. Verwendet wird es zum runterkühlen des Destillats. Somit also kaum Wasserverbrauch weil all das Wasser wieder aufgefangen wird und wieder verwendet. Tolle Sache! Daumen hoch. 

Und auch sonst setzt man voll auf Nachhaltigeit. Alles wird recycelt. Die Maische an Bauern verfüttert....äh...also an die Kühe...die Flaschen sind aus recyceltem Glas. Das Getreide ist Bio, keine Pestizide, aus Schottland. Bio und Nachhaltigkeit zieht sich durch das ganze Unternehmen. 

Mittlerweile gibt es wenige andere kleine Destillieren, die ebenso arbeiten. Doch hier, die NC'NEAN Destillerie, war die Erste die es eingeführt hat. Respekt für den Mut und die Entschlossenheit. 

 

Probieren dürfen wir hier nun noch einen Fresh Fill und eine Art Gin, der aber so nicht heissen darf. 

 

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Nach all diesen Infos geht es in die Produktion. Das Holz aus dem Wald hinter dem Haus, 10 Tonnen werden pro Brennwoche benötigt, wird hier vor Ort geschreddert und im Ofen verbrannt. Man entnimmt dem Wald übrigens nicht mehr, als nachwachsen kann. Hier wachsen also die Produktionsbäume nicht in den Himmel, die Natur bestimmt praktisch, wieviel hier gebrannt wird. Toller Ansatz!

 

Hier lagern auch die Getreidesäcke die später gemahlen werden und dann zu Maische angesetzt werden. Man arbeitet hier auch etwas experimentell, lässt die Maische länger im Bottich als es andere tun. Experimentiert mit unterschiedlicher Hefe und macht manche Dinge etwas anders als in Traditionellen Destillerien und Großbrennereien. Spanned und interessant.

 

Weiter geht es von den Washern zu den Destillen. Kupfer, eher klein als riesig, produziert  von den Firmen, die hier auch die Verrohrungen gemacht haben. Prototypen sozusagen, denn sowas haben sie vorher noch nie gemacht. War aus der Not geboren, denn die traditionellen Hersteller von Destillen konnten (oder wollten) alle nicht liefern. Daher...baute man die Destillen mit anderen Partnern. Coole Sache!

 

Es gibt zwei Brennprozesse, einmal mit 25% Alkohol und im zweiten Durchgang  mit rund 75%. Danach wird in Fässer abgefüllt, Bourbon, Sherry oder Weinfässer. Da die Destillerie noch jung ist, gibt es keinen alten Whisky, auch Jahresangaben findet man keine auf den Flaschen. Das aber recht normal bei jungen Destillerien. 

 

Nach all diesen interessanten Infos und der Führung geht es ans eingemacht. Nachdem wir vorhin schon einen Gin, den sie hier aber so nicht nennen dürfen, und einen 64%er Fresh Fill testen durften, kommt nun der echte Whisky dran. 

 

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Wir bekommen...Kuchen und n Keks mit Schoggi. Dazu...4 oder 5 Whiskys zum testen. Bei 46% gehts los und endet mit Cask Stärke.

Geschmacklich fruchtig, null Rauch oder Torf. Stark aber lecker. Mein Favorit der Whisky aus den Rotweinfässern. Fruchtiger Geschmack, tolles Design und brennt etwas weil stark. Ein oder zwei Tropfen Wasser lassen ihn jedoch sanfter werden.  Lecker! Nachhaltig und guter Stoff. Die wissen hier was sie machen! Weiter so. 

 

Um 16:20 Uhr ist der Event zu Ende. Die 20 Pfund waren gut investiert. Hat Spass gemacht, eingies wieder gelernt wie man tatsächlich nachhaltig Whisky brennen kann. Ich hoffe, sie können hier weiterhin selbständig und erfolgreich arbeiten. Vielleicht schau ich in ein paar Jahren nochmal vorbei. Und euch kann ich nur empfehlen: Schaut euch das mal an! Fahrt hier her. Gebt den kleinen Destillerien eine Chance bei euren Reisen. Dagegen kann man die großen und riesigen, zu Konzernen gehörenden Betriebe, echt vergessen. DAS hier ist noch Schottland und ein Betrieb der sich lokal finanziert hat und einen tollen Job macht. 

 

So verabschiede ich mich und schlendere zurück zu Zottl. Wohin nun? Weit will ich eigentlich nicht fahren. 6 Meilen von hier sah ich auf der Herfahrt einen schönen Spot am Meer. Unser Ziel für die Nacht. 

Wir tuckern also die Strecke zurück, kommen an den Spot...belegt. Zwei Weisswaren/Joghurtbecher stehen dort schon, so rollen wir mit unsere Blechbüchse Zottl daran vorbei. Aber wohin nun?

 

Kurz stoppe ich...wir könnten auf die Isle of Mull rüber und morgen gen Festland übersetzen. Allerdings hatte mir Douglas von dieser Route abgeraten. Auf Mull kommt man von hier problemlos. Doch die Fähre gen Festland, Oban, ist häuftig ausgebucht oder muss vorgebucht werden. Schwierig...könnte Verzögerungne geben. So höre ich auf ihn, er wohnt hier und ist von hier, und fahre wieder ins Hochland. Gleiche Strecke wie auf der Hinfahrt. Auf halber Strecke fahre ich jedoch rechts, "Unsitable for Campervans" Schild steht dort....prima...weiter...Schmale Single Track Road, gut zu fahren, genug Ausweichstelle, und jetzt am Abend nicht los. Der erste Spot schon mit nem Camper versehen, der Zweite frei aber sehr exponiert und der Dritte, Parkplatz auf Schotter bei kleinem Stausee, ist frei und unser. Uff! Platz für die Nacht gefunden. 

 

Parken und Pause. Regen, kühl wirds im Van irgendwann. In einer Regenpause geh ich vor die Tür, schau mich noch kurz um. Schönes kleine Tal mit See und etwas Sonne. Aber der Wind so frisch und mir eh schon kalt, dass ich schnell wieder zurück in den kalten Zottl gehe. Ich vermisse meine Heizung!

Daher...Motor an und heizen. Geht nicht anders. 

 

30 Minuten später, 21:30 Uhr, Reste von gestern schon lange gegessen, kommt nochmal schräg die Sonne ins Tal bei einem starken Regenschauer. Ich sehe einen Teilregenbogen, hadere mit mir ob ich rausgehe und ihn fotografiere...es regnet heftig und es muss schnell gehen. Gummis an, raus in den Regen ohne Jacke,...der Regenbogen direkt über uns. Zottl in der Mitte. Ein Jackpot Bild. Alter ist das Geil! Ich schieße und filme und freu mich und werde immer nasser. Doppelregenbogen teilweise...fett geil. Wow! Danke Schottland. Was ein geiler Abschied. Erst ne tolle Destillerie, jetzt noch das. Mir scheint, du magst uns doch ein wenig! DANKE!

 

Nass geht es zurück in Zottl, Gebläse höher stellen und warm werden. Scheisse ist das alles nass und kalt. 

 

Bis 1 Uhr läuft der Motor, 26 Grad im Van. Ich sitz hier im T-Shirt. Die Motorheizung kann schon was über die Stunden. Auch gut zu wissen. Ohne diese hätten wir den Trip wohl abgekürzt. Jetzt aber Motor aus und dicht machen. Ab ins Bett. Morgen machen wir Kilometer gen Süden. Die Rückreise beginnt. 

 

Gute Nacht und bis morgen. 


Viele Grüsse

Kai und Team

 

 

GPS Koordinaten:

abends: 56.636124, -5.573414

 

Unsere heutige Route: ca. 60 km

 

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