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#416 Rebbenesöya - Die einsame Insel und ein Busfahrer

Donnerstag, 28. April 2022, Mikkelvik nach Rebbenesöya

 

 

Moin zusammen,

 

Uff…das war wieder ne Graupel Nacht! Kann es nicht einfach NORMAL schneien? Muss es dieser verdammte Graupel sein? Der macht nämlich echt Lärm. Trotz Dämmung der Türen, hört man das hervorragend.

9:30 Uhr…Blick raus…weiterhin Schneesturm und Graupelsturm. Man hört es auch. Ich sinke zurück in die Laken und frage mich, wie es heute weiter geht.
Immerhin kommen wir heute wohl gut los, der Schneepflug war morgens hier. Hab ihn gehört. Doch wie ich sehe, hat er unseren Parkplatz nicht geräumt. Nur die Straße. Unsere Private Schneewehe rechts von Zottl blieb also erhalten. Na was ein Glück.

 

Es haut mich heute morgen nicht so richtig aus dem Bett. Es ist ein langsamer Start in den Donnerstag. 

Der Graupel lässt irgendwann nach, kurz schaut die Sonne raus…dann das nächste Schnee- und Graupelschauer. Ein munterer Wechsel beim Wetter. 

 

Bevor ich irgendwas anfange heute: aufstehen und Abwasch machen. Dringend notwendig. Die Box ist übervoll. Allerdings läuft es mit der neuen Abwaschbox Location super. Viel einfacher und besser zu füllen seit sie unten im Schubschrank der Küche steht. Hätte ich schon viel eher machen sollen. 

 

Nach dem Abwasch ruft die Arbeit…und der Co-Pilot. Er will nach vorne, Sturm gucken…ich ignoriere ihn. Wenn er vor will, soll er gefälligst herkommen. Ich bin doch kein Bärentaxi!

 

Gegen 13 Uhr packe ich zusammen, spiele dann doch Bärentaxi und schleife meine Mitfellreisenden nach vorne. Glücksmütze auf. Die brauchen wir immer!

 

 




Die Abfahrt kurz vorm nächsten Schneesturm, verläuft prima. Rückwärts kommen wir raus und die Straße ist ziemlich gut befahrbar. So tuckern wir durch die Bucht. Auch die Schlaglöcher harmloser heute, weil mit Schnee gefüllt. Sehr angenehm.

 

Auf der Gegenseite der Bucht stoppe ich kurz und werfe meinen Müll in den Müllcontainer des Friedhofs. Danke dafür! Und weiter…kurz drehen die Reifen durch, hatte ich doch etwas tief im Tiefschnee geparkt, doch dann greifen sie und ziehen uns zurück auf die Straße. So ists brav.
Von hier oben haben wir auch schon den Fähranleger im Blick, wir wollen rüber nach Rebbenesöya, kleine Rund über die Insel drehen. Dort warten 26 km Straße die von uns befahren werden wollen. 

 

Am Fähranleger nix los. Aber das Boot schon vor Ort. Als wir anrollen ist die Schranke oben, doch spritz jemand es Deck ab. Es gibt zwei Wartelinien, Nr. 1 und 2, ich stelle mich rechts hin auf Nr. 2. Es gibt ja ein Rechtsfahrgebot, dann gibts doch sicher auch ein Rechtsparkgebot, oder? 

 

Kurz filme ich noch ein wenig…bis das nächste Schneeschauer kommt. Dabei finde ich die Preistafel und die Rabattstaffel. Die Preise und Rabatte könnt ihr dem Foto entnehmen. Der Autoferjepass (https://autopassferje.no/) macht sich auf jeden Fall bezahlt. Kostet ja nur 50 NO also 5 Euro, gibt aber bei den Tickets 50% Nachlass auf den Standardpreis. 

 

Auch den Timetable finde ich noch. Stunde warten oder so müssen wir noch. Die Zeit vertreibe ich mir mit Frühstück und Arbeit. Um 15:30 Uhr soll dann Abfahrt sein. 

 

Je näher die Abfahrt rückt, desto mehr Autos kommen. Die Schlange auf Spur 1 (wir stehen ja Spur 2) ist deutlich gewachsen. 

Irgendwann erscheint rechts im Dinettefenster plötzlich eine riesen Schaufel…der Schneepflug fährt rechts an uns vorbei. Denn rechts von uns ist auch noch Platz bis zur Leitplanke. Warum ich das so schreibe? Wait for it!

 

                 

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Ich arbeite weiter, das Wetter mal sonnig, mal Schneesturm dann Graubelsturm und wieder Sonne. Völlig crazy! Aber egal…Zottl ist warm und wir haben es schön hier. 

15 Minuten vor Abfahrt, klappe ich meinen Lapi zu und setze mich auf den Piloten Sitz. Der Cp-Pilot schaut gefühlt neidisch zu mir rüber. 

Ja mein Lieber, wenn du mal groß bist, darfst du hier auch sitzen. Das lässt ihn augenscheinlich grinsen und er ist wieder happy. 

 

Im Rückspiegel sehe ich kurz darauf einen kleinen Bus hinter mir auffahren. Kein großer Linienbus, sondern so einer wo vielleicht 25-20 Leute reinpassen. Also ein großer Bus in klein und schmaler.

Er hält hinter mir…dann hupt es…bin mir nicht sicher, ob das der Bus war und ob es mir golt, beobachte aber weiter den Rückspiegel den Bus. Nur weil einer irgendwo hupt, bewege ich mich noch lange nicht.

Sekunde später sehe ich, wie die Bustür sich öffne, der Busfahrer, Glatze, große und Ende 50 aussteigt, und schnellen Schrittes zu mir läuft.

Aha…war also wohl doch ich gemeint. Und witzig ist, ich kenn den Bus! Der parkte die letzten zwei Nächte am anderen Ende der Bucht, vor dem wohl einzigen Haus hier, das permanent bewohnt ist. Japp, ich behalte meine Umgebung im Auge….

Vermutlich hat der Busfahrer uns in der Bucht auch parken gesehen…

 

Kaum meine Gedanken beendet, steht der Busfahrer auf meiner Höhe, ich öffne die Tür.

 

ER, sofort auf English: You can’t park here!
Ich: why not?

ER: I have to turn here! I need this lane!
Ich: Why don’t you just pass here on the right?
Er: schaut böse und schreitet von dannen

Ich, ruf noch hinterher: Even the snow plow managed to pass by on the right!

Er: keine Reaktion.

 

Wir halten nur nochmal kurz fest: ich stehe auf der offiziell eingezeichneten Wartespur Nummer 2 für die Fähre. Ich parke nicht auf irgendeiner Busspur oder Bushaltestelle. Und rechts von mir ist sooo viel Platz, dass sogar ein fetter Schneepflug ohne hupen an uns vorbei kam. 

Kurz drauf fährt er ohne Probleme an uns rechts vorbei, wirft aber noch einen bösen Blick rüber und als er auf der Gegenspur wieder wegfährt vom Hafen, schaut er nochmal böse rüber. Das er uns nicht noch den Mittelfinger oder Vogel zeigt, ist alles. 

Er ist übrigens auch Camper. Hat einen großen Integrierten vor der Tür stehen. 

 

Gut…check…wir haben den ersten unfreundlichen Norweger getroffen! Was für ein … ach lassen wir das. Vielleicht hatte er nur nen schlechten Tag oder…ach egal!

 


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Kurz darauf, Boarding…juhu..wir dürfen aufs Boot. Die Fährfahrt dauert gerade mal 20 Minuten, aussteigen ist nicht, alles zu eng. So bleibe ich in Zottl, nutze die Zeit für Instagram und YouTube Kommentare. 

 

Als zweite dürfen wir in Bromnes von der Fähre runter. Fahren sofort rechts ran und lassen alle anderen, die schneller sind als wir, passieren. Mache ich immer so. Dann hab ich meine Ruhe und kann entspannt fahren. 

Oh…und n Mülleimer gibts hier auch noch…so fliegt meine leere Milchdingens noch in den Müll. Weiter!

 

Die Strecke verschneit und immer der Küste entlang. Straßen gibts hier nur auf der Ostseite der Insel. 55 Menschen wohnen hier ungefähr. und 200 Rentiere, Fischerei ist der Hauptarbeitgeber. Eine Tanke und einen Shop gibt es so wie ne Kreuzzug. Kein Ampel, kein Fussgängerweg, kein Tunnel…und wie ich feststellen werden…wenig Leben.

Die Schule ist seit 2015 geschlossen und das Gebäude seit 2019 verkauft. 90 Hütten und Cottages gibt es auf der Insel. 

Die Straße wurde in den 1960er Jahren gebaut und erst 2007/2008 asphaltiert. 

Und man kann hier den 70. Breitengrad per Auto überqueren. 

 

Es gibt drei Orte, Löksfjord wo sich die Fischfarm befindet und Engvik wo das einzige Ladengeschäft liegt. Dann im Süden noch Skogvik wo die Schule liegt/lag. 

 

Unser Ziel heisst Engvik. Über Anfangs verschneite und später häufiger schneefreie Straße düsen wir über die Insel. Nix los. Uns kommt kein Auto entgegen, wir sehen zwei Rentiere und einen Menschen. Sonst…nix.

Gut, schöne Küste, kleine Buchten in großen Buchten, Häuser mal neu mal verfallen, türkiese Strände und etwas Buschland. Rechts von uns…Berge…tief verschneit und nicht erklimmbar. 

Wetter…mal so mal so…

 

Nach zig Kilometern mit diesem Mix kommen wir zur einzigen T-Kreuzung der Insel und biegen rechts ab. Und jetzt…gehts bergauf…kräftig. Besser nochmal gas geben und Schwung holen. 

Die Strecke teils Asphalt, teils verschneit und/oder eisig. Die ASR Lampe blinkt immer mal wieder munter vor sich hin, aber wir kommen gut voran. Die Mischung passt. Wir finden immer wieder genug Traktion. Oben auf dem Pass leider kein Parkplatz, bzw es gibt wohl ne Parkbucht, aber die ist nicht freigeräumt und auch nicht eben…also fahren wir bei Sonnenschein weiter. Jetzt bergab. Steil. Deutlich steiler bergab als bergauf. Straße aber auch hier mit großen Asphalt Anteilen. Das packen wir runter und hoffentlich später auch wieder hoch. 

 

Unten angekommen, wieder am Meer entlang, teils türkies schimmernd. Dann vorbei an der Fischfabrik und zack…ne Handvoll Häuser…Engvik. Hier geht es nicht weiter. 

Ein schöner kleiner Sandstrand zur linken, rechts Felsen und am Ende eine Art Tankstelle und ein Shop. Davor eine Wendeplatte mit Parkverbot. Ich parke dort. Wo auch sonst? Es gibt hier auf der Insel praktisch keine Parkplätze im Winter. Das macht das Freistehen echt schwierig. 

 

Der Shop auch ein Zwischenziel für heute, denn wir brauchen noch ein paar Dinge. Doch steh ich leider vor verschlossener Tür. Geöffnet erst von 17 Uhr bis 19 Uhr. Es ist 16:30 Uhr. Okay…dann schau ich halt noch etwas den Ort an. 15 Minuten später bin ich zurück bei Zottl. 

Tankstelle, Schneeräumgerät, süsser Strand mit Rohr ins Wasser, Wohnwagen auf Grundstück…that’s it. Aber immerhin scheint die Sonne und durch die Felsen genießen wir etwas Windschutz. 

 

Um 17:05 Uhr betrete ich den Laden. Komme sofort mit dem Inhaber ins Gespräch, darf im Laden auch filmen und mache also einen schönen Einkauf. Etwas größter als eigentlich nötig. Aber so einen Laden am Ende der Welt, muss ich ja irgendwie schon unterstützen. So wandert halt noch ein Sixpack Bier in meinen Korb und Eis…und statt Ballerina Keksen halt was anderes. 

 

Das ist meine Art, die lokale Wirtschaft zu unterstützen. Ich bin keiner, der Essen geht und alleine im Lokal sitzt. Ich schrieb das schonmal, das macht mir keinen Spaß. Und für „Keinen Spaß“ n Haufen Geld ausgeben, die Zeiten sind vorbei. Dafür kommt nicht mehr genug Kohle rein.

 

Der Einkaufspass kostet mich etwas über 40 Euro und so erfahre ich nach dem Einkauf noch, dass der Inhaber des Ladens diesen von seinem Vater geerbt hat, 90 Jahre schon in Betrieb ist. Sie machten hier früher in Fisch, nun aber haben sie den Laden und noch zwei Boote für Tagesausflüge zur Vermietung sowie ein Cottage und ne Ferienwohnung. 

Die Auswirkungen von Corona merken sie hier deutlich. Kaum Touristen im Sommer, die Fischfabrik läuft nicht gut, weniger Exporte. Nur 12 Angestellte momentan, in guten Jahren sind es 20. Und jeder kauft bei ihm ein…ein kleiner Mikrokosmos hier. Aber alles hängt irgendwie zusammen. 

 

Da ich ja Eis gekauft habe, muss ich weiter. So verabschiede ich mich und als ich erwähne, dass ich noch nicht wüsste, wo ich heute nacht parken würde, meint er, ich könne auch hier stehen. Sei kein Problem. Super freundlich! Wenn ihr mal auf der Insel seit, kauft hier ein!

 

Ich verräume in Zottl alles fachmännisch und wir ziehen von dannen. Unser Team hat noch eine andere Straße zu fahren auf der Insel. 

Wir tuckern also wieder über den Pass, problemlos aber mit blinkendem ASR Lämpli und biegen an der einzigen T-Kreuzung wieder rechts ab. Verwirrend…vorhin sind wir ja auch schon rechts abgebogen…hm…fahren also nach Skogvik. Dort, am Ende von allem, hab ich was gesehen.

 

Wir kommen kurz darauf durch Skogvik. Sehen das vermutlich alte Schuldgebäude das nun neben Klettergeräten auch eine Saune, einen Whirlpool und ne Grillstelle hat und sind schnell durch, fahren auf nun eine einspuriger Straße weiter die Küste entlang. 

 

An halbwegs praktischer Stelle kommt uns noch ein SUV mit Anhänger entgegen. Mir schwant schon schlimmes, doch der Untergrund unter Zottl’s rechten Rädern hält. Wir versinken nicht im Schnee oder Modder. Puh!
Kurz drauf begeben wir uns unterhalb des 70. Breitengrades und nach etwas links, rechts, auf und ab erreichen wir meine angepeilte Wendeplatte. Kein Parkverbotsschild. Angekommen.
Blöd nur, dass in Sichtweite, vielleicht 200 m weg, ein tatsächlich bewohntes Haus steht. Schneemobil und Auto sind zu sehen. Ich hatte spekuliert, dass hier keiner fest wohnt. 

Naja…hat er halt für ne Nacht mal n Nachbarn. 

 

Das Wetter spielt weiterhin sein eigenes Spiel. Mal kurz Sonne, dann Schneefall, dann Graupel und starke Windböen. Vor die Tür zieht es mich nicht mehr groß, auch wenn es hier noch eine schöne türkiese Bucht gibt. Doch bei dem Wetter…nee Danke! Hoffen wir auf morgen!

 

So mache ich mir meine restlichen Pfannkuchen von gestern warm und genieße sie diesmal süss. Danach: Rechner auf den Tisch! Schneiden!

  

Das halte ich bis Mitternacht durch und mache um 1 Uhr dann das Licht aus. Schlafen wir mal ne Runde und hoffen, dass morgen etwas stabileres Wetter ist.

Gute Nacht von uns dreien und bis morgen.

Viele Grüsse

Kai und die zwei Graupelbären.

 

 

Unsere Route heute, ca. 30 km:

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Kommentare: 1
  • #1

    HorstChris (Dienstag, 14 Juni 2022 21:03)

    Hallo Kai und Graupelbären,
    es macht mir immer wieder einen so riesen Spaß deine Blogs zu lesen - als wenn ich dabei wäre. Tolle Ergänzung zu den Videos von dir!
    Die Bärenbande hilft dir bestimmt beim Schreiben - mit BamseMums als Motivator �
    Viel Spaß und gute Fahrt �
    Liebe Grüße Christine ��‍♀️