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#422.5 Senja - Knuten Erstbesteigung bei Nacht

Freitag, 6. Mai 2022,  Mefjordbotn, Fjordgard, Senjahopen, Mefjordvaer, V&E Suche

 


Hallo zusammen,

 

Dieser Tag wird lang…doch weiss das momentan noch niemand. Erstmal sieht es nach einem weiteren langweiligen Tag aus. Gestern ja schon Mistwetter. Heut auch wieder. 

 

Bei zunehmendem Wind wache ich gegen 9:30 Uhr auf. Akzeptabel für einen Freitagmorgen. Zu Home Office Zeiten hab ich meist auch bis 8:45 Uhr gepennt. 

 

Der Blick raus zeigt mir übles Tauwetter. Das Wasser läuft die Berge runter, über Fels und Moos. Überall tropft es. Eine Einladung, raus zu gehen, sieht anders aus. 

 

Silvio stapft mit Angel an Zottl vorbei…ob er wohl was fängt?

Ich bleibe liegen. Das Wetter nervt mich gerade etwas. Mit richtig mies kann ich was anfangen, mit richtig gut auch, aber diesem scheiss Grau und Wind kann ich nix abgewinnen. Für schöne Bilder nicht brauchbar. Das frustriert.

 

Silvio treffe ich später vor der Tür, kein Fischerglück. Blöd!

Ich überlege, was ich mit diesem weiteren Misttag anfange, als mir Friedrich und Co-Pilot Zeichen geben, dass die Milch alle ist. Oh…genau…wir müssen ja noch einkaufen! Milch und diverse Dinge sind aus. Fürs Abendessen benötigen wir noch ne Zwiebel und Karotten. Ach, was wäre ich nur ohne euch beide! Gut, fahren wir einkaufen. 

 

Als Einkaufsziel suche ich mir Fjordgard aus. Dort gibts n kleinen lokalen Supermarkt. Bestimmt spannend. Also los.

 

Ruckzuck sind wir auf der 862, bergan, über den Pass, kurz darauf links und ab ins Loch. Ein etwas gefährlich ausschauender Tunnel verschluckt uns. Einspurig, aber scheinbar wohl kürzlich mal frisch saniert. Ohne Gegenverkehr kommen wir durch, werden ausgespuckt um kurz darauf wieder verschluckt zu werden. 

 

Wieder einspurig, lang, um die Kurve, in den Fels gehauen, unsaniert und hier und da schlechter Fahrbahnbelag. Ich hab das Gefühl, er endet nie, doch kaum ausgesprochen, sehen wir wieder Tageslicht. Wir folgen weiter der Küste nach Fjordgard. Alles in allem vielleicht 15 km und 20 min Fahrt. 

 

 




In Fjordgard, winken mir die Kinder, die gerade von der Schule kommen. Hier ist Sackgasse, der Laden unten im Dorf, Parkplätze vor der Hütte. Super!
Zottl wird geparkt, ein kleines Mädel, vielleicht 6-7 Jahre alt, ruft mir über 50 m etwas auf norwegisch zu. So rufe ich zurück, dass ich nur Englisch spreche. Dann kommt von ihr in perfektem Englisch die Frage zurück, was ich da machen würde. 

 

Ich: Einkaufen!

Sie: Was hast du da in deiner Hand.

Ich: Ne Kamera. Bin YouTuber und filme.

Sie: Im Laden ist filmen verboten.

Ich: Ich werde fragen ob ich filmen darf.

Sie: Okay…Tschüss!

Ich: Ciao!

 

Kinder! Das ganze Dorf hat wahrscheinlich mitgehört.
Mit meiner Einkaufsliste, Tasche, Geld und Kamera bewaffnet, stürm ich den Laden. Filmen geht in Ordnung finde ich schnell raus. 

 

Ein Miniladen begrüsst mich, aber es gibt alles. Selbst ne kleine Sitzecke. Hier ist im Sommer sicherlich gut was los, denn oberhalb des Dorfes starten die bekannten Wanderwege zu Hesten und Segla. Will man den Segla übrigens schön fotografieren, muss man auf den Hesten!

Nach meiner Einkaufsrunde, die mit 70 Euro ärmer für unser Budget und einer Tasche voll Lebensmitteln endet, bin ich wieder in Zottl und düse ab. Bis ans Ende vom Dorf und dann….Alter! Was ist das denn!!!
Ich will zum Start des Wanderwegs zum Hesten…und vor mir geht gerade eine Straße sicher mit 20% Steigung hoch. 150 m. Krass! Und das ohne Schwung und mit gut Splitt auf dem Asphalt. Im ersten Gang würgen wir uns hoch. Die Reifen immer kurz vorm Durchdrehen. Das kam jetzt echt überraschend! Aber wie immer, schaffen wir es hoch und kommen an eine kleine Parkbucht mit Wanderschildern. Hier startet der Trail. Doch ein am Boden liegendes Schild teilt mit, dass man bitte auf dem Parkplatz an der Schule parken soll. 

Ich schau mich kurz, wandern ist heute nicht, Wetter zu mies. Im Anschluss fahren wir weiter zum Schulparkplatz der oberhalb des Ortseingangs liegt. Hier lächelt mich schon von weitem ein rosa Schild an…Easy Park…der Parkplatz kostet. 

 

                 

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Kurz überlege ich zu bleiben und n Happen zu Essen. Fahre dann aber doch weiter, durch alle Tunnel wieder zurück und auf einen kleinen Parkplatz vor dem ersten Tunnel.

Dort hau ich die Bremse rein und bau mir einen Tortilla mit Käse, Ei, Salami, Philadelphia. Lecker!
Zudem schneide ich ne Weile, weil ich nicht so genau weiss, wohin als nächstes.

Auf Google Maps und von Silvio hatte ich einen Spot bei Mefjordvaer gesehen. Könnte da noch hinfahren und mich etwas umschauen. Wetter weiterhin regnerisch und Wind am stärker werden. Outdoor Aktivität nicht möglich, also etwas rumfahren. Friedrich ist zwar kein Freund davon bei den Dieselpreisen, aber Co-Pilot genießt es. Also los….

 

Es geht auf 17 Uhr zu als wir der 862 folgend nach Senjahopen düsen. Straße eng aber okay, keine Bodenwellen und Senken. Fast angenehm. Aber immer wieder Schlaglochpassagen. Aber die sieht man wenigstens gut.

In Senjahopen gibts V&E….oder soll ich sagen, gab es V&E. Die Anlage ist nämlich ausser Betrieb, es gibt NIX. Auch Entsorgung nicht möglich.
Gut brauch ich weder das eine noch das andere. So fahre ich weiter.

Auch hier gibts n Shop und ne Tanke…oh…tanken könnten wir…zack…vorbei…egal. Wir haben noch über halb voll. Und wir kommen hier ja irgendwann wieder vorbei. Mefjordvaer ist auch ne Sackgasse. Und in diese Sackgasse fahren wir nun bei Regen und Wind rein. 

 

Noch vor dem Ortseingang sehe ich ein Schild für Stellplatz und V&E. Ja krass…da bin ich ja mal gespannt. Auch einen Stellplatz gibts noch, den erreiche ich kurz nach Ortseingang und schaue mich um. Schön direkt am Wasser gelegen. Frischwasser gibts. Alles Video überwacht, im Winter geräumt.

Ich fahre weiter bis ans Dorfende. Hier sollte es V&E geben. Doch suche ich mir einen Elch. Finde nix. Ein nagelneues Klohaus überrascht mich aber. Schick und sauber. Wow! Außenliegende Wasserhähne gibts, aber alle nicht in Betrieb. 

Ich denke schon, dass die V&E Station dem neuen Klohaus weichen musste und nicht mehr besteht. Fahre etwas genervt ab und sehe dann, verdeckt von einem verdammten Reisebus aus Polen, die V&E Station doch noch. Aha…

 

Und wenn ich sie nun schon gefunden habe, entsorge ich noch schnell meinen BioToi Urin. Spülung funktioniert, aber Frischwasser gibt es keins. Gut, das könnte man im neuen Klöhäuschen abzapfen im Notfall. 

 

 


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Jetzt aber Schluss mit V&E und Stellplatz anschauen, ab zum eigentlichen Ziel hier in Mefjordvaer. 

Nochmal etwas berghoch, über eine schmale Schotter Straße und dann…riesen Parkplatz! Wirklich riesig! Eben, Sand-Erde Mischung aber größtenteils fest.

 

Neben uns ist nur ein Alfa Fahre hier oben der mit seinem Kind auf dem Schoss hier seine Kreise zieht und fährt wie ein Verrückter. 

Wir parken uns platzsparend an den Rand und ich schnapp mir meine Kamera und gehe vor die Tür. Gerade sogar fast regenfrei. 

 

Eine Grillhütte fällt mir gleich ins Auge, mit Sicht auf die Bucht. Rechts davon der Knuten, kann man besteigen, hinter uns Berge und etwas unter uns das Dorf. Geiler Spot! Der Alfa zieht irgendwann ab und wir bleiben alleine zurück. Am Eingang des Parkplatzes sehe ich noch ein Schild, Camper Willkommen, 100 NOK per VISPP. Die App hab ich nicht, geht nur mit norwegischer ID/Telefonnummer, sowas hab ich nicht. Also parke ich hier wohl for free wenn nicht noch jemand vorbeikommt und Geld einsammelt. Denn auch einen Briefkasten finde ich nicht. 

 

Ich stelle Zottl ganz ans Ende des Parkplatzes, mit Blick auf die Bucht. Genial! Wird aber wohl windig werden hier. Schon jetzt geht ein ordentlicher Wind, morgen Vormittag soll er hier in Böen bis 100 km/h erreichen. 

 

Da es schon spät ist, das Hackfleisch weg muss, baue ich mir schnell einen Bolognese, koche Nudeln und esse. Die Soße gelingt nicht so gut wie beim letzten mal, aber egal. 

 

Den Rest des Abends schneide ich…Mitternacht kommt…es wird 1 Uhr…dann 2 Uhr…noch immer am Laptop und wach. Draußen wird es schon wieder heller…obwohl es nie richtig dunkel war. Irgendwann checke ich den Zeitpunkt des Sonnenaufgangs…02:54 Uhr. Das ist in 20 Minuten. 

 

Anziehe…raus…aber wohin? Erst versuche ich runter an die Bucht zu kommen. Aber der Weg verliert sich im Matsch…zurück…dann halt hoch. Auf den Knuten. Ein leicht zu erlaufender Berg. Keine 100 Höhenmeter. In Gummistiefeln ziehe ich los und will den Berg hoch. Doch der Wind macht mir etwas Sorgen. In Böen echt stürmisch. Bis auf halbe Höhe komme ich, dann fälle ich eigentlich schon die Entscheidung, umzudrehen. Immerhin ist es 3 Uhr nachts und eine Bergbesteigung war eigentlich nicht geplant. 

 

Aber eben…eigentlich…ich laufe, trotz Sturm, dann doch weiter. Eine schmale Passage am Berg entlang wirkte von unten etwas heikel, steinig, eng, etwas Matsch…aber der Wind kann hier nicht richtig angreifen, so komme ich gut durch. Werde danach aber voll vom Wind erwischt und mache mich mal kurz klein um nicht davon getrieben zu werden. 

Als die Böen durch sind, laufe ich auch noch die letzten Höhenmeter.

 

Kurz darauf: oben! Angekommen. Geiler 360° Blick auf kleinen Zottl, das Dorf, Parkplatz, Bucht. Wow! Leider nicht auf den Sonnenaufgang, denn dafür steht noch was anderes fettes im Weg. 

Der Wind mal weniger starke, mal heftig stürmisch. Ein kommen und gehen. Und da schlechtes Wetter im Anmarsch ist, laufe ich schon bald den Berg wieder runter. Als ich wieder bei Zottl bin, fallen die ersten Regentropfen und der Himmel verfärbt sich leicht rötlich. Sonnenaufgang hinter den hohen Bergen. 

 

Es geht auf halb vier zu…in Zottl warten neugierig Friedrich und Co-Pilot, so als wollten sie wissen, was ich erlebt habe. Doch die Geschichte hebe ich mir für morgen auf…jetzt erstmal ins Bett. Das erreichen wir um 4 Uhr…um 5:30 Uhr wache ich mal kurz auf, schaue raus, erblicke die Sonne zwischen Wolken und schlafe weiter. Bemerke aber, dass Zottl stärker schaukelt und es draußen heftig stürmt…

 

 

Gute Nacht und bis nachher.

Kai und die Neugierbären. 

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Gleiches Video wie in Blog #422

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Kommentare: 1
  • #1

    Rolf (Sonntag, 19 Juni 2022 21:28)

    . . . macht Spaß zu lesen.
    Wir sind aktuell auf Senja und können, bei deutlich besserem Wetter, die Tour gut nachvollziehen.