· 

#535 Marokko, südliche Atlantikküste - Plage Blanche in die Oase Wayne

Montag 24. Oktober 2022,  

Atlantik, Plage Blanche, Oase Wayne

 

 

Moin Leute,

 

8:30 Uhr wache ich auf und öffne als erstes völlig unbedarft die Verdunklung rechts neben mir. Der Blick raus lässt mich aber kurz erstarren. Da ist nix!

Keine Landschaft, keine Dünen, kein Sand, keine Berge. Nix! Haben die das über Nacht alles weggeschafft? Wo ist es hin? Das gibts doch gar nicht!

Draußen ein Wetter wie zu besten Schweizer Zeiten zu Hause. Voll im fetten Nebel! So dicht und feucht, dass selbst die Scheiben von Zottl von außen völlig nass sind. Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet und sinke erstmal wieder zurück in die Kissen. 

 

Da das Wetter also unbrauchbar ist, kann ich auch noch etwas im Bett liegen bleiben. Einen Plan gibt es für heute ja auch noch nicht. Mach ich halt den zuerst. Dank gutem 4G Empfang beginne ich also, zu suchen was für heute möglich ist. 

 

Viel gibt es nicht in der Gegend, nächste große Stadt Tan-Tan. 200 km von hier. Kommen wir ohnehin durch wenn wir noch weiter südlich wollen. Was gibts da zu sehen…Wikipedia meint, es gibt da nix touristisches. Hm…dann muss ich mich da auch nicht lange aufhalten. 

So suche ich mir halt n schönen Nachtspot irgendwo da unten…und finde sogar einen. Nicht am Meer, nicht nah an Tan-Tan aber in den Bergen, eine Oase. Klingt verlockend. Vielleicht treffen wir ja mal auf Wasser?

 

Aufstehen, arbeiten. Zwei Kids kommen vorbei und fragen nach Bonbons. Sorry, hab keine, hier habt ihr zwei Cola. Der Junge zeigt noch auf meinen Abschwaschbär, den hätte er wohl gerne, kannst vergessen! Und nun lasst mich arbeiten. Ich bin nicht nur zum Spaß hier. 

 

Gegen Mittag bin ich fertig mit allem. Jetzt aber abfahrt. Wir sitzen schon alle im Cockpit als mir einfällt: verdammt, der Luftdruck ist noch bei 3,5 Bar. Heut fahren wir 200 km Asphalt. Nicht gut. Also wieder raus, Einhell Luftkompressor holen und los gehts. Der Kompressor braucht lange, nebenher kann ich immer gut noch andere Dinge, wie z.b. Instagram füttern.  Da ich ein Drucklimitierung einstellen kann, stoppt der Kompressor automatisch und ich muss nicht die ganze Zeit daneben stehen. 

 





 

Geschätzt 20 Minuten später sind alle Reifen wieder auf 4 bar. Das Wetter bessert sich auch, der Nebel verschwindet langsam. Etwas Wind kommt auf. Wir sehen das Meer nochmal. Schöööönnn…und dann machen wir es wie unsrer Nachbarn heute morgen: Abfahrt!

Zurück auf die Straße durch ein kleines Sandfeld. Ich fahre extra etwas durch den tiefen Sand. Fühlt sich an wie durch Tiefschnee. Zottl wird unwilliger und langsamer, kommt aber durch. 

 

Auf guter Landstraßen jagen wir bei heftig Seitenwind über die Bahn. Kaum haben wir die Hügelkette nach dem Meer erklommen, steigt die Temperatur wieder auf 37 Grad. Dazu ein heisser Wind. Mein Urintank der BioToi ist gut voll, ich lasse den Inhalt verteilt in der Wüste. Etwas Dünger für die Pflanzen. V&E Stationen gibts hier sonst weiter nicht. Schlechtes Gewissen? Nee, ist doch komplett natürlich, quasi Dünger. Medikamente nehme ich keine.

 

Weiter gehts, nix los…wir kommen zügig voran. Der Seitenwind aber heftig und ich muss gut gegenlenken. Zu meiner Überraschung, jetzt wo ich den Blog schreibe, kommen wir in Guelmim raus. Fahren jedoch nicht mitten durch sondern Google lotst uns rechts am Stadtrand vorbei. 

 

Und schwupp sind wir auf der N1. Und die….ist sehr unterschiedlich. Fakt ist, die Marokkaner bauen sie komplett neu auf der Strecke Guelmim nach Tan-Tan. Daher rollen wir mal auf top Fahrbahnbelag der besser ist als jede Deutsche Autobahn, zweispurig in jede Richtung, manchmal über Baustelle, manchmal über alte Strecke, an der Kläranlage von Guelmim vorbei und immer wieder rauf und runter. 

Hinter LKWs den Berg hoch im Schritttempo, galoppierend wieder runter, an Dörfern vorbei, durch einen halben Sandsturm der sich zum Glück später wieder legt. 

Um uns rum Sand, Steine und Wüste. Karges Land mit ein paar Kakteen. Sonst nicht viel. 

Die letzten Kilometer auf Tan-Tan zu die Straße dann komplett fertig. 2 Spuren in beide Richtungen, ein Traum von Straße. 

 

Tan-Tan selbst dann aber eher ein Alptraum was Müll angeht. Vor der Stadt liegen die Felder voll. So schlimm sah ich es schon länger nicht mehr. Übel.

Die zweit Polizeikontrolle will auch nix von mir wissen und winkt mich durch. Danke dafür!

Kurz drauf halte ich auf einem Parkplatz, esse bei laufendem Motor und Klimaanlage AN etwas und mache einige Dinge auf Instagram. Draußen, 37°C Grad. Unterwegs zeigte Zottl auch schon 39°C Grad an. Dazu gut Wind… Da hält man sich freiwillig nicht draußen auf. Motor aus und Klima aus, keine Option!

 

 

               

Amazon Link für alle anderen Einkäufe:

 

 

Nachdem der Hunger gestillt ist und die Arbeit erledigt, geht es weiter. Wir müssen noch 30 km hinter uns bringen. 

Am zweiten Kreisverkehr in Tan-Tan verlassen wir die N1 und begeben uns auf die P1600. Gute Nebenstraße, kommen nochmal durch Müllfelder…übelst…und sind irgendwann weg von der Stadt, so dass Zivilisation und ihr Müll uns nicht mehr erreichen. 

 

20 km folgen wir der Straße, die Sonne nun im Rücken, sie ist auf dem absteigenden Ast und irgendwann müssen wir links ab, meint Google. Da dann….überrascht bin ich, wie gut diese NebenNebenStraße ist. Asphaltiert! Ich hatte mit Schotter/Offroad gerechnet. Aber nein, Asphalt, ein breites Band mit Schotter Schulter links und rechts. Wenn Gegenverkehr kommt, muss ich mit zwei Rädern in den losen Untergrund. Dank ATs aber null Problem. 

 

Und als ich gerade denke, hier gibt es nix, nicht mal mer Viehzeug, steht eine Herde Dromedare an der Straße und kurz darauf kreuzen 5 Ziegen meine Videoaufnahme. Nach 8 km Asphalt folgen wir Maps nach links…Schotter, Dirt Road, 2 km. Dafür lasse ich die Luft nicht ab, gut zu fahren, geht so.

 

Wir fahren nun auf ein paar Hügel zu mit Gebäuden. Wohnt da wer? Sieht recht neu aus…aber Leben ist nicht auszumachen. Komisch! Und schon bin ich dran vorbei und meine Aufmerksamkeit wird von der Oase benötigt. Da steht viel grün rum…und Alter…Wasser…da ist Wasser!!! Ganz deutlich!! WASSER!!!!! Wir haben Wasser gefunden!

 

Die Straße führt mich überraschenderweise in die Berge rein, wie fahren somit der Oase. Am Wasser und grünen Gürtel entlang vorbei. Ist das geil. Ich bin ziemlich aus dem Häuschen, dass ich endlich mal ne Oase mit Wasser und Leben gefunden habe. Genial. Stoppen, Bilder machen, umschauen…weiter fahren…bis: oh! Was ist das denn? Mitten im Nirgendwo ein riesen betonierter Parkplatz! Leer! Kein Mensch hier. Nur wir. Noch nichtmal mehr Netz habe ich mit Maroc Telecom. Vollständig offline. Später stelle ich mit meinem Swisscom Vertrag fest, dass ich mit Orange Netz habe. Für den Notfall könnte ich also Hilfe organisieren. 

 

Ich parke mich auf den Parkplatz, sehe, dass ich hier auch noch offroad näher ans Wasser fahren könnte. Entscheide mich aber dagegen. Ich muss hier die Oasen Tier nicht übermässig stören nur um NOCH toller zu stehen. Das ist Schwachsinn und sollte man nicht tun. 

 

Ich begnüge mich damit, eine kleine Erkundung zu Fuss anzustellen. Laufe vor zum Teich und schon hüpft vor mir alles davon. Zig Frösche saßen am Ufer und genossen die letzten heissen Sonnenstrahlen. Hüpf….weg….ich laufe vorsichtig weiter…hüpf, hüpf….aber neugierig sind sie auch irgendwie. Denn sie schwimmen nicht sofort weg, werfen noch einen Blick auf mich aus dem Wasser. Ja, sorry für die Störung Jungs und Mädels. Nur ein paar Bilder, dann habt ihr den Tümpel wieder für euch. 

 

 



Amazon Link für alle anderen Einkäufe:

Das Wasser müffelt schon etwas abgestanden. In meinen Tank würde ich das nicht mehr leiten wollen. Die Piste führt übrigens auch noch am Parkplatz entlang, dann aber nur noch einspurig und schlechter Zustand. Auch über die Oase hinweg geht ein Weg nach irgendwo. Also keine Sackgasse. 

 

Ruhig und schön ist es. Nur etwas heiss mit 38 Grad. Die Sonne dürfte aber bald weg sein, dann kann es nur noch besser werden. 

 

Doch das wird es nur sehr langsam. Als ich später in Zottl sitze, draußen zu viele Viecher um am Laptop in Ruhe arbeiten zu können, schwitze ich bei 33 Grad im Van. 

Als ich gegen 21 Uhr mein Essen von gestern aufwärme und neue Nudeln koch und esse, läuft mir der Schweiss in Strömen runter. Da hilft nur eins: Türen zu. Motor an. Klimaanlage. Sonst verreck ich hier beim Essen. Ruckzuck wird es angenehmer. Der Schweisslauf stoppt und ich kann in Ruhe essen und später konzentriert arbeiten. 

 

Besucher kommen heute Nach keine mehr. Sieht man von einem komischen Kriechtier ab, dass über den Boden von Zottl huscht und einen schnellen Tod findet. Sorry, mein Revier, meine Regeln. Tod durch erschlagen für alle Kriech- und Flugtiere. Ausnahmen gibts nur selten.

 

Um Mitternacht ist dann auch gut für heute. Co-Pi und Friedrich sichtlich gezeichnet von dem heissen Tag. Freuen sich auf ein warmes Bett…hä….ich stelle den Motor ab, Temperatur in Zottl bei 28 Grad, draußen 25. Dachfenster auf und ab ins Bett. 

 

Wir sehen uns morgen wieder….beim Schwitzen und fahren. Tan-Tan, tanken, Wasser, evtl. etwas einkaufen und weiter gen Süden. 

 

Gute Nacht und bis morgen.

 

 

Kai und die Heissen.

 

 

 

 

GPS Koordinaten:
morgens: 28.967986, -10.596714

abends: 28.401709, -10.841963

 

 

 

Unsere heutige Route: 220 km

 

 

Amazon Link für alle anderen Einkäufe:



Amazon Link für alle anderen Einkäufe:



Kommentar schreiben

Kommentare: 0