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#540 Marokko, Westsahara, Atlantikküste - Foum el-Oued und ab in die Wüste

Samstag, 30. Oktober 2022 - Abbruch und Wüste

 

 

Moin zusammen,

 

aufwachen heute ohne Wärme im Van. Draußen diesig, nebelig und so bleibe ich erstmal noch etwas liegen.

 

Bis 11 Uhr erledige ich dann, nach dem Aufstehen, alle Dinge die morgens halt so sein müssen. Tippe den Blog von gestern und laufe eine Runde an den Strand. 

 

Dieser, mit 11 km verdammt lang und breit, ist etwas besonderes. Seit mehreren Jahren erhält er die internationale Auszeichung "Blaue Flagge". Sauber und gutes Wasser. Und was Sauberkeit angeht, konnte ich morgens auch schon feststellen, das die Müllabfuhr kam und jemand am Strand Müll einsammelte. An einem Samstag! Respekt!

 

Jetzt um 11 Uhr ist schon gut Betrieb, filmen nicht mehr ganz so einfach, die Sonne diesig am Himmel, 28 Grad, steigend. Sowohl Temperatur als auch Sonne. 

Der Strand geht flach rein, momentan eher Ebbe als Flut und überall Kinder. Niemand badet wirklich, nur die Kinder sind im flachen Wasser unterwegs. 

Und Wellen gibt es, teils ordentliche Brecher. Gehört hab ich sie schon immer auf dem Parkplatz, wie sie krachend an den Strand schlagen, jetzt sehe ich sie auch. Dem Lärm nach hätte ich gedacht, sie sind größer. Die Akustik hier irgendwie eine ganz besondere. Ist das Wellengeräusch auf dem Parkplatz doch ebenso laut wie hier am Strand. Interessant. 

 

Die Nacht war übrigens wieder super und ruhig. Keine Störungen, nix. Der andere Deutsche Camper ist mittlerweile abgefahren, es steht nur noch Zottl auf dem riesen Parkplatz. Und auch wir wissen nun, wie es weiter geht. Wir brechen ab!





Japp, ihr lest richtig. Wir brechen unsere Reise in weitere südliche Gefilde ab. Erstens weil die weitere Reise in den Süden nicht mehr viel zu bieten hat außer Sand- und Steinwüste. Das über hunderte Kilometer. Zwei größere Städte kommen noch, doch locken mich beide nicht an. Die südlichste zwar noch mit schönen weissen Dünen und ein Kite Surfer Paradies. Doch dafür über 1000 km fahren, ich muss ja auch wieder zurück...nee. Freistehen wird auch schwieriger. Küste, Militär....und inn Richtung Inland Sand und Dünen und kein Allrad.

 

Ich schenk mir all das und fahre von hier lieber via Laayoun in die Wüste der Westsahara bis Smara und dann wieder nördlich und in Richtung Berge. Dort hoffentlich etwas kühler, die Landschaft etwas abwechslungsreicher und Silvio will ich ja auch noch treffen. 

Die Entscheidung steht, das Team hat sie getroffen. Wir haben einen groben Plan für die nächsten Tage. 

 

Nach ner Stunde am Strand, laufe ich zurück zu Zottl und mache uns bereit für die Abfahrt. Über 30 Grad bereits. Los gehts!

Danke Foum el-Oued für die Gasfreundschaft. Schön wars. Doch jetzt ruft die Wüste. 

 

20 km später auf guter Straße stehen wir kurz vor Laayoun, ich tanke bei Shell für 1,38 Euro und bin kurz darauf mitten in Laayoun. Könnte man sich anschauen, doch bei 37°C passe ich. Das würde ich vermutlich nicht überleben. Die Stadt ist die größte der Westsahara, Marokko investiert hier enorm Geld und siedelt auch Marokkaner an. So verdeutlicht Marokko seine Ansprüche auf die Westsahara. Bist 1970 spielte die Stadt keine große Rolle, doch danach ging es rasant bergauf mit ihr. Phosphor Vorkommen in der Region beschleunigten das Ganze. Eine reiche Stadt. Sauber, grün, riesen Plätze, Parks und Bauten. Aber keine Umgehungsstraße. Der Verkehr muss durch die 250.000 Einwohner Stadt mitten durch. Zum Glück nicht viel los. 

 

Vor dem Kongress sehe ich eine Haltebucht und stoppe kurz für zwei Fotos. Ein Halteverbotsschild sehe ich nicht, doch trillert am Ende des gegenüberliegenden Platzes schon jemand auf seiner Pfeife und zeigt auf mich und kommt auf mich zu gelaufen. Zum Glück ist der Platz verdammt große.... Denn ich bin schon lange weg bevor der Herr überhaupt an meinem Standort eintrifft.

 

               

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Zweispurig geht es durch die Stadt, viele Kreisverkehre, ein Eselkarren und hunderttausend Speedbumper später, hab ich es geschafft und verlasse die Stadt wieder. Puh....ab in die Wüste. Ab in die Ruhe. Immerhin war ich jetzt 2 Tage in der Stadt und kann echt etwas Einsamkeit vertragen. 

 

Die Temperatur bleibt beharrlich bei 37 bis 38 Grad. Auf halber Strecke nach Smara stoppe ich und entsorge mein BioToi Zeug in der Wüste. Bester Dünger....da wachsen bald Tomaten. 

Die Straße ist in einem sehr guten Zustand, nebenher verläuft noch die Piste und teils auch die alte, deutlich rumpeligere Asphaltstraße. Wir rollen mit 70-80 kmh vor uns hin. Kaum was los. Kaum was zu sehen. Einzig immer wieder Funkmasten, wir haben auf der gesamten Strecke top 4G Empfang. Ich streame ein Hörbuch nebenher und habe keinerlei Aussetzer. Respekt Marokko für eurer geiles 4G Netz. Davon träumt man in manch anderem besser entwickelten Land nur. 

 

Wir kommen gut voran und gegen 17 Uhr beginne ich nach Schlafmöglichkeiten Ausschau zu halten. Nicht so einfach. Wir brauchen etwas, wo wir uns verstecken können. Also Bäume, Hügel...so dass wir von der Straße nicht zu sehen sind. Werden wir nicht gesehen, kann uns auch keiner wegschicken. 

Zwei Plätze steuer ich an, doch sind beide nix, keine Chance sich zu verstecken. So fahre ich bis 18 Uhr weiter bis....halbe Vollbremsung, Rückwärtsgang....das könnte was sein! Sieht nach ehemaliger Baustelle für den Straßenbau aus. Ich biege ab, der Untergrund Erd-Stein-Mischung trägt uns gut. Verwehte LKW Spuren sind zu sehen. Ich folge dem Weg, weg von der Straße. Gut zu fahren, keine Probleme. Immer weiter...und irgendwann macht der Weg einen Linksknick und wir verschwinden hinter einem größeren Erdhaufen. Hier wurden wohl Steine geschreddert. Anlagen stehen keine mehr rum, aber so ne komische Rampe. Dahinter stoppe ich und bin....super versteckt. Hier findet uns niemand. 

 

Zur Sicherheit schicke ich Timo mal noch meine GPS Position. Falls wir hier doch irgendwie verschütt gehen, kennt er immerhin unseren letzten Standort. 



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Kaum angekommen und geparkt, mache ich mich an die Arbeit, draußen Hitze, drinnen heiss und die Fenster offen. Etwas bewegt sich die Luft, ich hoffe nur, dass wir in der Nacht Abkühlung bekommen. Bei über 30 Grad im Van schlafen, ist unmöglich. 

 

Den Sonnenuntergang lasse ich heute ohne mein Zutun passieren, wir stehen hinter unserem kleinen Hügel bald im Schatten und irgendwann dämmert es und ist dunkel. Und still. Absolute Ruhe. Ab und an höre ich seeehr entfernt ein Auto über die Straße rollen. Aber je später, desto weniger Verkehr. Der Sternenhimmel kommt zum Vorschein, zum Fotografieren noch immer blöd. Viel Sand in der Luft. Ein klärendes Regenschauer wäre mal was. 

 

Bis 20 Uhr arbeite ich vor mich hin, mache mir danach kurz einen Gurke, Tomate, Thunfisch Salat. Lecker. Als Nachtisch einen GIN Tonic mit Eis. Könnte schlimmer sein. 

 

Auch meine OSRAM Lightbars teste ich ab und an. Muss ja schauen, ob nicht zufällig ein Dromedar draußen steht. Aber nix, wir sind hier völlig alleine. Einzig Fliegen, Falter und bei Tageslicht noch ein Vogel. Sonst niemand.  Wir stehen hier echt mitten in der Wüste im Nirgendwo. 

 

Mein heutiges Video bekomme ich fertig und um Mitternacht ist wiedermal Feierabend. Draußen nur noch 23 Grad, Sehr angenehm. Drinnen kommt die Temperatur auch langsam runter. 25 Grad als ich pennen gehe. Dachfenster offen, alles andere geschlossen. Dürfte eine gute Nacht geben wenn es keine unliebsame Überraschung gibt. 

 

Meine zwei Wattekameraden freuen sich auf morgen, endlich wieder ein freier Tag. Das lange Reise und die Wärme ermattet sie und sie brauchen den einen Tag dringend für die Rewattetion. Morgen also wieder Flauschy Sonntag. Sie freut sich schon auf ihren Einsatz, wenn ihr auch der viele Sand in der Luft zu watten gibt, denn der sammelt sich ja auch in ihrem flauschigen Pelz. 

 

Jetzt aber erstmal gute Nacht und bis morgen. Ein weitere heißer Tag steht uns bevor. 

 

Gute Nacht aus der Westsahara.

 

Kai und die zwei Freihaber

 

 

 

GPS Koordinaten:
morgens: 27.179674, -13.395487

abends: 26.566987, -12.071191

 

 

 

Unsere heutige Route: ca. 191 km

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Peter und Marion (Montag, 05 Dezember 2022 15:49)

    Lieber Kai und Team, Du gibt's Dir sehr viel Mühe und hast statt Urlaub sooooo viel Arbeit. Es ist immer wieder toll Dir zu zusehen. Bei uns gibt es seit Monaten kein Fernsehen mehr, nur noch Kai, Co-Pilot, Friedrich, Flauschy und Zottl. Was Du da machst ist besser als alles andere und viel interessanter als jeder Film. Schauen uns alle alten Videos von Dir an. Gestern mit Schottland fertig und nun geht es mit dem weiter, nach dem Du Dich mit vielen Freunden und YouTubern getroffen hast. Einfach herrlich, mach weiter so. Beste Grüße aus dem hohen Norden (Jämtland) von Peter und Marion

  • #2

    HorstChris (Dienstag, 06 Dezember 2022 10:12)

    Hallo Kai, immer wieder schön deinen Blog zu lesen:-)) - ist eine tolle Ergänzung zum Vlog! Und dann manchmal so Wörter wie "Rewattetion" - ich schmeiß mich weg ;-)) Alle Daumen hoch!
    Liebe Grüße aus dem kalten Würzburg