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#544 Marokko, Süden - Gute Idee? Offroad gen Tata...

Mittwoch, 2. November 2022 - Offroad gen Tata

 

 

 

Moin,

 

angenehme Nacht, schön kühl, morgens ne Dusche und schnell etwas arbeiten. Die Sonne nicht voll am Himmel, Wolken, daher auch lange Zeit ganz angenehm im Van. Während draußen die Fliegen am Fliegengitter warten und rein wollen. Sitze ich drinnen und zeige ihnen den Mittelfinger. 

 

Der Vormittag verrinnt wie im Flug, wie immer eigentlich, Arbeit, etwas Haushalt...zack...12 Uhr. Gut, ich steh auch immer erst um 9 Uhr auf. 

 

Und zur Mittagszeit kommt dann auch Besuch. Zwei Männer laufen unten auf der Straße entlang, sehen meinen Van und kommen die 300 m über Steine zu uns gelaufen. In 5 Meter Entfernung zum Van bleiben sie stehen, grüßen und fragen mit Zeichensprache nach Essen. Manger...ah...äh...ich bin kurz überfordert. Was soll ich denen jetzt geben? Stullen schmieren? Menü kochen? Was Süßes? Was erwarten sie? Und, steht auf Zottl von außen plötzlich Food Truck drauf? Hm....

 

Da erhalte ich vom Co-Pilot einen Geisteswatteblitz zuschossen....Brot....Brot könnte gehen. Ich hab ja noch Toastbrot. Ich kram es aus dem Kühlschrank und halte es ihnen hin. Sie nehmen sich jeder einige Scheiben, dazu reiche ich ihnen noch zwei 0.5er Flaschen Cola. 

Über beides sind sie sichtlich erfreut und bedanken sich. Laufen 200 m zurück, setzen sich auf einen Erdhügel und essen. Ich mache mir schnell noch ein paar Cornflakes, sehe die beiden dann los laufen, beschäftige mich mit der Route von heute und mache Zottl fahrfertig. 

 

Danke Co-Pilot für deinen Watteblitz, jetzt aber ab nach vorne, wir wollen los. Heute fahren wir noch etwas offroad. Wenn ich wüsste, was mich noch erwartet....

 





Motor an, über die Steine vor zur Piste hoppeln und weiter in Richtung Imitek. Die Piste gut, fester Lehmboden, teils etwas steinig aber kein Problem. 

 

Und wie wir da so vor uns hin düsen, kommt mir ne Idee. Paar Filmaufnahmen mit Friedrich. Zeigen, wie er während der Fahrt außerhalb des Vans die Fahraufnahmen filmt. Mittlerweile, dank Magnettasche von STYYL nicht mehr ganz so gefährlich wie vorher. Dennoch gewagt. 

 

Die Aufnahmen dauern natürlich, immer wieder stoppen, neuer Shot, stoppen, nächster Shot... Normale Vorbeifahrt Aufnahmen auch noch. Jedes mal muss ich dann wieder hunderte Meter rückwärts fahren um die Kamera einzusammeln. 

 

Durch teils sehr coole Landschaft wird das Tal dann plötzlich enger, fast schon eine Schlucht, die Strecke einspurig. Hier und da Ausweichstellen. Der Abschnitt aber nicht besonders lang, schon bald wieder breite Piste und weiter Blick. Einmal geht es noch schön den Berg runter mit Blick ins Tal und kurz drauf haben wir wieder Asphalt unter den Rädern. Wir sind auf der R109 gelandet, Fahrtrichtung Tata. Spontan entscheiden wir aber einen Routenwechsel, nicht direkt nach Tata, sondern über Akka und von dort offroad nach Tata. Ob das ne gute Idee ist, frage ich mich sehr lange....finden wir es heraus. Die Piste ist aus dem Buch MAROKKO von Pistenkuh.

 

Bei Imitek biegen wir auf die P1803 ab und fahren auf leerer Strasse gen Akka. Nix los. Ein LKW vor uns irgendwann, ich beschließe kurz mal zu halten und die Offraod GPS Daten vorzubereiten und aufs Handy zu überspielen. Die Daten kommen aus dem Offroad Buch von Pistenkuh, Marokko. Leider kann Maps.me und Mapout mit den Daten nix anfangen. Erst Google Earth hilft weiter, doch muss ich die Daten vorher durch Google Earth Studio jagen und aufbereiten. Ziemlicher Aufwand. Aber ohne GPS Daten will ich nicht Offroad gehen. 

 

               

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Nachdem die Offorad Daten also auf meinem Handy sind, weiter. Wir fahren durch Akka, erreichen Oum El-Alek und fahren dort von der Straße ab. Luft ablassen auf 3,5 bar. Jemand sollte mal die Batterie vom Kompressor aufladen!!!!

 

Erstmal über groben Schotter, dann falsch. Vor uns verläuft eine schnurgerade Piste, jedoch sehr grob geschoben. Links und rechts davon bessere Schotterwege. Ich wähle rechts...ein Fehler. Irgendwann muss ich so nämlich die grobe Piste mit heftigen Verwerfungen überqueren. Aussichtslos. Zurück. Linke Schotterstecke nehmen. Läuft.

 

An einem Palmenhain entlang folge ich den GPS Angaben. Die Strecke extrem steinig und teils heftig ausgefahren. Ich muss größtenteils versetzt fahren um weiter zu kommen. Hier und da schweben wir einen halben Meter über dem Boden. Krasse Piste! Am Limit. Doch soll es noch übler kommen.

 

Nach vielen Kilometern wird es wellig. Dazu muss ich weiterhin häufig versetzt fahren. Es ist ein Kampf und eine riesen Konzentratonssache. Ein Fehler und wir hängen hier fest. Nur selten ist die Strecke mal normal mit 20 bis 30 kmh befahrbar. Größtenteils Schrittgeschwindigkeit. Mehrmals denke ich...das schaffen wir nicht! Über diese Wellen kommen wir nicht drüber...doch jedes mal klappt es irgendwie. Man braucht nicht unbedingt Allradantrieb....der Abstand zum Boden ist eher der limitierende Faktor. Bodenfreiheit braucht es! Die fehlt uns. Hier und da kratzt es am Boden. 

 

Wir erreichen eine Oase...bleiben? Ich stehe schon parkbereit, entscheide dann aber: weiter! Irgendwie nicht so toll hier. Die Strecke jetzt auch etwas besser. Weniger grobsteinig. Dafür nehmen die Sandpassagen zu. Oh...oh....bloss immer schön in Schwung bleiben. 

Die schwierigsten Passagen kann ich auch kaum von außen filmen, denn sie tauchen immer so schnell auf, dass Anhalten wohl der Tod wäre. Wir kämpfen uns immer weiter. Es ist krass! Wieder komme ich an eine heftige Welle, zwei eng nacheinander und denke mir: vergiss es! Das klappt nicht! Wir kommen da nicht drüber. Aber zurück? Den Weg? Auch nicht wirklich ne Option. Also...schräg anfahren und drüber...die Reifen scharren einmal kurz und wir haben es geschafft. Uff...heftig. Ob es noch schlimmer kommt? Japp....kommt es!

 

Die Sonne steht mittlerweile schräg am Himmel, geht auf 18 Uhr zu und vor uns wird es wieder etwas grüner. Die zweite Oase, Palmenhain auf dieser Strecke. Da fahren wir noch hin und bleiben die Nacht. 



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Doch als wir dort sind, wirds mir schwindelig. Eine Bachdurchfahrt, ohne Wasser. Dafür steil runter auf Sand. Dazu im trockenen Bach einige große Steine und Sand, dann eine Welle, wieder Sand und ein steiles Ufer das entweder Fels oder bockelharter Lehmboden ist. Das schaffen wir nicht. Vergesst es. Wir sind geliefert und müssen zurück. Ich sitze in Zottl's  Cockpit und bin ratlos. Scheisse!

 

Hm...schauen wir uns das mal an. Zu Fuss. Bei der Begehung räume ich erstmal ein paar Steine aus dem Weg, der Sand weich. Ich lege mir im Kopf eine Route zurecht. Ich muss ein Stück weiter rechts anfahren, mehr Sand dafür weniger steil um ins Bachbett zu kommen. Zudem brauche ich Schwung um durch den Sand zu kommen und auf die Welle. Danach kurz etwas griffiger Boden bevor wieder Sand kommt und das andere Ufer. Okay...wenn der Speed stimmt...könnte das klappen.

 

Hop oder Top denke ich, als ich wieder im Cockpit sitze, meine leicht verängstigten Nebensitzer anschaue, den Motor anlasse und etwas zurücksetze. Dann mal los. Entweder es klappt oder wir bleiben hier am Arsch der Welt im Sand stecken. Und wenn das passiert, sind wir komplett am Arsch. 

 

Schneller als mir lieb ist, fahre ich über den tiefen, steilen Sand ins Bachbett, halber Meter Höhenunterschied auf sehr kurzer Distanz, dann mehr aufs Gas, durch den Sand, auf die Welle, noch mehr Gas...wieder Sand....Gas etwas weg und langsamer ans andere Ufer...kaum haben die Vorderräder Lehm/Stein unter den Boden, volle Möhre, die Reifen greifen und ziehen uns aus dem Bach und dem Sand.

FUCK! Alter! Scheiss die Wand an! Geschafft. Ohne große Probleme! Leck mich am Arsch! Unfassbar was Zottl mit den ATs und uns als Fahrer und Beifahrern leistet. Sagenhaft! Grandios! Ich bin nur noch erleichtert und verlasse kurz darauf die Piste, fahre auf hartem Boden ein Stück weg und parke. Feierabend für heute. Pause. Ich bin durch. Erstmal den Adrenalinspiegel wieder senken!

 

Hunger, Essen aufwärmen, essen. Draußen absolute Stille. Nix. Einfach nur Ruhe. Herrlich! Kein Hundegebell. Keine Motoren. Einfach nix. Es wird dunkel, der Mond zeigt sich, ich arbeite, bis es plötzlich gegen 22 Uhr draußen recht laut rumraschelt. Überfall? Ne Bande die uns überfallen will. Das sind mehrere! Einer alleine kann nicht so laut rascheln. Wars das jetzt mit uns! Schiebetür auf, Fenster auf...kaum Verteidigungschancen. Kein heisser Teer auf dem Herd, keine Steinschleuder zur Hand. Wir sind geliefert... Der Co-Pilot zieht den Kopf ein, Friedrich drückt sich tiefer in seinen Pelz. 

 

Aber immerhin hab ich Licht. Meine Osram Lightbar ist ja wieder montiert. Ich zünde also per Fernbedieungen die Stadionbeleuchtung und sehe....eine Horde Dromedare die über die Oase herfallen. Ne ganze Karawane die sich hier verlustiert und Bäume knabbert. Oh leck...da bin ich ja beruhigt. Die werden uns nix anhaben wollen wenn der Co-Pilot sie nicht ärgert. Ich werfe ihm einen warnenden Blick zu. Er ist aber noch zu geschockt von der vielen Raschelei. Er sitzt da wie vom Wattedonner gerührt und macht keinen Mux. Besser so!

 

So schnell wie sie kamen, sind sie auch wieder weg und es herrscht wieder Still. Ich arbeite weiter an Video #529. Bis Mitternacht. Ab ins Bett, morgen wirds anstrengend. Wir müssen die Offroad Piste weiter, und wer weiss, was uns noch erwartet. 

 

Seid gespannt, wir sind es auch. 

 

Gute Nacht und viele Grüsse aus der Wüste

 

Kai und die Kamelerschreckten

 

 

 

GPS Koordinaten:
morgens: 29.522785, -8.650306

abends: 29.390631, -8.069594

 

 

 

Unsere heutige Route: ca. 110 km

 

 

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