· 

#545 Marokko Roadtrip, Süden - Es geht Offroad weiter...wahnsinn!

Donnerstag, 3. November 2022 - Offroad entlang der N12, nach Tata, ein Kampf

 

 

Moin,

 

8:30 Uhr ist es als ich erwache in meiner eigenen kleinen Oase. Daran könnte ich mich echt gewöhnen. Natürlich scheint wieder die Sonne, natürlich ist es...äh...ziemlich frisch in Zottl. Puh...da trau ich mich ja schier nicht aus dem Bett. 

 

Hey Friedrich, kannst du mal schauen wieviel Grad wir haben? Er zeigt mir schlotternd nen Vogel, ich decke ihn besser zu. Er kuschelt sich tiefer in des Co-Piloten Pelz. Der findet das semi toll und beginnt zu grummeln.

 

Oh man, ich glaub ich steh lieber auf, dann bekomme ich den gleich beginnenden Bärenzirkus nicht mit. Vorne in der Dinette angekommen...uff...nur 16 Grad im Kasten. Für einen Marokkaner muss das ja ne riesen Kälte sein. Selbst ich finde es frisch. Aber, die Heizung stelle ich nicht an. Denn die Sonne ist schon da und wird uns in Kürze wieder ordentlich einheizen. Zottl knackt schon....es wird wärmer. 

 

Ich lasse es gemächlich angehen. Kein Stress...erstmal Frühstück, zwei Spiegeleier finden den Weg in mich mit Toast. Der Inverter hat gut zu tun, an Kühlung denkt er aber nicht. Wenn ich da zum Teil schon andere Wechselrichter gehört habe, wie die sich gekühlt haben...dagegen ist meiner ein echter Leisetreter. Und unterm Tisch stört er null. Ich hab ihn noch NIE mit dem Bein berührt oder gedacht: Scheisse, das Ding ist im Weg. Never!

 

Nach den Eiern, ich hab alles schon wieder aufgeräumt und mache uns nach dem Blog schreiben so langsam fahrfertig, kommen zwei Jungs aufm Moped vorbei. Vermutlich Kameltreiber, und ich meine das nicht despektierlich, sondern sie sind vermutlich hier für irgend ne Herde Kamele zuständig. Ihr Französisch ist allerdings noch erbärmlicher als meins, so dass eine Verständigung schwierig ist. Sie fragen ob alles okay ist oder es ein Problem gibt. Nee, alles gut!

Weiter fragen sie dann nach Essen, Obst oder so. Sorry...nix dabei. Zeige ihnen meine letzte angeschnittene Tomate und meine: das ist alles was ich habe! Sie lachen. 

Aber ich gebe ihnen dann noch meine zwei letzten 0.5er Flaschen Cola. Das macht sie auch happy und sie ziehen weiter. Wir kurz darauf auch. Und wenn wir wüssten, was uns heute erwartet...evtl. wären wir besser zurück gefahren. 





Die ersten Meter alles easy, zurück auf die Piste und etwas versetzt fahren. Doch was dann kommt, ist einfach nur noch heftig grenzwertig. Und ich rate jedem, der nicht höher gelegt ist, diese Piste NICHT zu fahren.

Wir sind mehrfach heftig am Limit. Ein paar mal muss ich aussteigen und mir die Route erst anschauen. Einmal bleiben wir in einem breiten, trockenen Bachbett fast hängen. Die Reifen drehen durch, wir hängen an der Hinterachse an nem Stein. Ich muss rangieren und schaffe es so gerade um die Felsbrocken rum.

Immer wieder müssen wir der Spur ausweichen und übelst versetzt fahren. Manchmal kommt die Hinterachse nicht so richtig mit und wir fahren leicht quer und ziehen das Heck einfach irgendwie mit. 

 

Der Fahrbahnrand auf dem wir fahren wenn wir versetzt fahren ist teils lose, steinig. Hier und da droht Zottl abzurutschen und in die Spur zu gleiten. Wenn das passiert, ist es aus. Dann setzen die Achsen auf und es braucht einen Traktor um uns frei zu bekommen.

Wir sind voll am Limit. Ich bin noch nie solche Strecken gefahren in meinem ganzen Leben. Die Konzentration ist enorm, die Hitze setzt uns zu, 32 Grad und volle Sonne, dazu noch filmen. Kameras positionieren und wieder holen. Auch da bin ich am Limit. An Friedrich fliegen lassen, ist nicht zu denken. Ihn kontrollieren und einen Zottl über üble Piste zu navigieren, keine Chance. Das gäbe ne Bruchlandung...für Zottl und Friedrich. 

 

Wir kämpfen uns Meter für Meter vorwärts. Meist im ersten Gang, meist im Schritttempo. Es dauert ewig. Und obwohl wir kaum vorwärts kommen, ist der Dieselverbrauch enorm. Offroad saufen Fahrzeuge DEUTLICH mehr. 

 

Die erste Trockenflussquerung war schon heftig. Über lose große Steine, Felsen im Weg, etwas loser Kies...doch die zweite killt uns fast. Als ich sie erblicke, wird es mir kurz schwindelig und ich frag mich, wie ich Zottl da durch navigieren soll. Sicher 50 m breit mit losem Sand, Felsen, Steinen, noch mehr loser Sand. Auch hier: das Problem ist die Bodenfreiheit! Allrad ist für sowas nicht notwendig. Aber die Felsen mitten im Weg, sind scheisse!

 

               

Amazon Link für alle anderen Einkäufe:

 

Ich fahre auf losem Sand ins Bachbett, komme überraschend gut vorwärts doch als ich ca. die Mitte und die Felsen am Boden erreiche, ist Schluss. Plötzlich geht es nicht mehr weiter. Mit der Vorderachse bin ich schon über die ersten Felsen drüber, aber nu is Schluss. Ich steige aus, schaue mir an was los ist. Hinten hänge ich an nem fetten Stein fest. Da wäre jetzt Allrad nett. Ham wir nicht. 

Ich schaue mir die Situation an...hm...Stück zurück etwas rangieren und dann links dran vorbei. 

 

Also los...es klappt, doch kurz darauf ein jäher Stopp Es kracht vorne rechts...oh fuck. Solche Geräusche sind nicht gut. Ich fahre 1 m zurück. Steige wieder aus, schaue...sehe aber nix. Reifen okay, alles um den Reifen auch. Nochmal will ich es aber so nicht wagen. Ich muss komplett anders fahren. Um diese Felsen am Boden drum herum. Wie sieht das Terrain links aus...hm...recht stabil, fester Sand oder sogar Lehm. Könnte uns tragen.  Dann dort Slalom ein paar Meter um die übelsten Felsen und schon haben wir wieder losen Sand unter uns. Immer noch. Aber besser als Fels. Nur nicht anhalten. 

 

Wieder rein in Zottl und weiter. Schöne wäre, nun jemanden dabei zu haben, der von außen schaut und die Richtung angibt. Doch ist da niemand, ich bin alleine und auf mich gestellt. Meine Wattemitfahrer gehen bei Sand nicht vor die Tür. Ich suche mir also einen Weg weg von der Fahrspur, komme erstaunlich gut über meine festgelegte Route vorwärts, wieder in den weichen Sand und darüber hinweg und stehe kurz darauf auf flachem Fels oder Lehm. Uff, noch nicht auf der anderen Flussseite, aber in Sicherheit erstmal. Puh...schnell raus und ein paar Fotos machen. 

 

Im Anschluss, weiter! Wir müssen ja raus aus dem Flussbett. Über Sand und die Böschung hoch. Überraschend ist, dass Zottl mit Sand null Probleme macht. Wir kommen drüber und die Böschung hoch und sind in Sicherheit. Mei o mei! Was eine Offoad-Prüfung heute!

 

Weiter gehts...an Erholung ist nicht zu denken. Ich kämpfe mit der Spur, mit Zottl und den Kameras. Hier und da steht es auf Messers schneide, die Spurrillen machen uns heftig zu schaffen. Wir schweben manchmal n halben Meter überm Boden auf wackeligem Untergrund. Es ist ein Akt aufm Drahtseil. Bloss nicht abstürzen. 

Die 15 km Stecke füllt den gesamten Nachmittag. Irgendwann kommen wir an eine Oase. Ich hab genug. Friedrich hat genug. Der Co-Pilot hat genug. Wir bleiben hier heute Nacht!

 

Ein verlassenes Gebäude, etwas versteckt hinter einem Felshügel, oh hallo Dromedar...Palmen und Vögel. Friedlich hier. Wir suchen uns einen Spot etwas ab von der Piste und parken. Stuhl und Tisch raus, in den Schatten von Zottl damit und Füsse hoch. Ausruhen nach der Fahrt! 

Und wie ich da so sitze, sehe ich auch, was vorhin so einen Lärm gemacht hat in der Flussdurchfahrt. Meine Trittstufe. Die wurde horizontal leicht zusammengedrückt. Hängen geblieben an einem Fels. Sie zeigt keine Funktion mehr. Die ist wohl hin. Ich hatte zu Hause noch mit dem Gedanken gespielt, sie abzubauen, doch dann kam der ganze Zylinderkopf Zirkus und ich vergaß es bzw. hatte dann auch keine Zeit oder Nerv mehr dafür. Tja...nu is se hin.

 



Amazon Link für alle anderen Einkäufe:

 

Ärger über den Schade spüre ich nicht. Bin zu platt und es war zu erwarten gewesen, dass sie Marokko Offroad nicht überlebt. Selbst Friedrich nimmt es gelassen. Zuckt mit den Pelzschultern und das Thema ist abgehakt. 

Und wie ich da so im Schatten sitze und chille, sehe ich einen ganze Karawane Dromedare und auch zwei Mopedfahrer die die behäbigen Wüstentiere vor sich her scheuchen.

Später fahren sie in meine Richtung, grüßen, fahren erstmal aber nur vorbei. Ich bin überrascht, keiner stoppt.

 

Wenig später kommt der Ältere der beiden, grüßt, schüttelt mir die Hand, wirkt freundlich. Holt sein Handy raus und zeigt auf den Stromanschluss. Ah...Akku alle? 

Ich schaue mir seinen Port an...okay...Moment..so ein Kabel hab ich irgendwo. Kurz drauf kehre ich mit Powerbank und Kabel zurück. Er schließt sein Handy an, es lädt. Super! Leider spricht er praktisch kein Französisch und ich null arabisch. Die Unterhaltung also mühsam und schläft irgendwann ein. Ich biete ihm noch was zu trinken an, doch er lehnt ab. Hat selber was dabei. 

 

Der zweite Mann, kommt irgendwann auch noch dazu und kurz darauf ziehen die beiden weiter. Vermute, sie machen Feierabend. Die Kamele haben sie vorher noch in den Palmenhain getrieben. Scheint, da sollen sie über Nacht bleiben. Mann Nummer 2 kommt später noch kurz vorbei und fragt nach was zu trinken. Er bekommt ne 0.5er Flasche Wasser. Komme mir bald vor wie ein Supermarkt...nur dass ich den Scheiss dauernd verschenke! Wirtschaftlich Selbstmord, aber immerhin eine nette Geste. Und solange Friedrich deswegen nicht ausflippt, ist alles gut. 

 

Die Sonne geht unter, die Nacht bricht herein. Ich räume draußen zusammen, die Fliegen haben mich genug genervt, ich gehe rein, kochen. Pfannkuchen auf der Induktion. Das erste mal in Zottl und es funktioniert super! Einzig blöd ist, dass ich keine Schöpfkelle dabei habe. Muss den Teig also immer in die Pfanne schütten. 

 

Ruckzuck ist das Essen fertig und wird mit Stuhlgang Aufstrich genossen. Lecker! Danach...Laptop und schneiden und um 22 Uhr noch einen leckeren Gintonic. Draußen herrscht Ruhe. Der Mond bescheint die Landschaft, in Zottl wird es langsam kühl und ich schließe die Schiebetür. Arbeite noch bis 23 Uhr und gehe dann pennen. Zusammen mit Co-Pi und Friedrich die sich auch etwas von den Strapazen der Fahrt erholt haben und wieder grinsen können. Sehr gut!

 

Dann mal gute Nacht und bis morgen.

Viele Grüsse

Kai und das Grinseteam

 

 

 

 

GPS Koordinaten:
morgens: 29.390631, -8.069594

abends: 29.489386, -7.997297

 

 

Unsere heutige Route: ca. 17 km

 

 

Amazon Link für alle anderen Einkäufe:



Amazon Link für alle anderen Einkäufe:



Kommentar schreiben

Kommentare: 0