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#564 Marokko, Hoher Atlas - Nationalpark Hoher Atlas

 

Mittwoch 23. November 2022,  

2.300 m, Einkaufen, Nationalpark, See

 

 

Moin Leute, 

 

4 Grad…zum Glück draußen und nicht innen. Heizung auf Vollgas, sie startet hier auf 2.300 m ohne qualmen. Das hat sie jetzt auch schon länger nicht mehr getan. Ist die marokkanische Luft irgendwie anders? Liegts an Afrika? 

 

Die Sonne steht schon am Himmel als ich gegen 9 Uhr aus dem Bett falle und vor in die Dinette laufe. Immer noch schön diese kurzen Wege. Dort lasse ich mich auf den Piloten Sitz fallen, starte den Rechner und tippe den Blog von gestern in das MacBook.

 

Als das erledigt ist, 10:30 Uhr, baue ich mir mein Tortilla Frühstück. Ups…das letzte Tortialla…ab morgen muss ich irgendwie mein Frühstück ändern. Das heutige lasse ich mir aber nochmal so richtig schmecken, seit ich Öl statt Butter nehme, hängt auch nix mehr in der nicht mehr so toll beschichteten Pfanne fest. 

 

Nach Frühstück mit Video Korrektur schauen, schneide ich noch bis Mittag weiter. Mein Spot hier oberhalb der Straße ist ruhig und sonnig. Doch die Temperatur tut sich schwer draußen. Keine Besucher, keine Fliegen, guter Spot soweit oben auf 2.300 m. Mein Nachbar, der Baggerfahrer, ist heute morgen schon in seinen Steinbruch aufgebrochen, einige Esel mit Menschen drauf ritten auf der anderen Seite der Straße in größerer Entfernung vorbei. Sonst…einfach nix und Ruhe. 

 

Gegen 13 Uhr starte ich endlich, Friedrich hat seine kleine Platzrunde auch in der Höhe gut absolviert. Somit die Höhenprüfung, den „Hohen Flugbär“, eines der höchsten Teppichfliegerabzeichen, erfolgreich bestanden. Respekt mein kleiner Großer!

 

Los jetzt, Motor an, Schotterstrecke weiter, Stückchen Bergab und schon sind wir wieder auf Asphalt und folgen der R706 nach Almgho. Dort ist so richtig gut was los. Zig Leute auf der Straße, Militäruniformen sehe ich, die Schule ist aus, Schulbusse werden mit Kindern beladen. Junge, Junge, da hab ich ja wieder ein super Timing. Co-Pi und Friedrich machen große Augen ob der Betriebsamkeit hier im Hohen Atlas. 

 

Wir durchqueren das Dorf langsam und fahren im Anschluss auf recht übler Piste ein gutes Stück weiter. Hier ist ihnen wohl Geld oder Lust ausgegangen. Die Strecke bisher in gutem Zustand. Hier aber nun echt schottrig, steinig und löchrig. 

 

Glücklicherweise legt sich das etwas später und wir haben wieder guten Unterboden, können so mit 50-70 kmh und ohne Schlaglochgefahr fahren. 

 

Wir kreuzen weitere Dörfer, überall gut was los. Überall gerade Schule aus. Wir bewegen uns übrigens weiterhin die ganze Zeit deutlich über 2000 m. Die Berge kahl, nur am Talboden, wo es Wasser gibt, stehen laubfreie Bäume und sind Felder angelegt. Zu dieser Jahreszeit wächst hier allerdings nix mehr. Es ist Herbst, kurz vor Winter. Alles geerntet, die Natur ruht auch hier. 

 

Nach ner Stunde Fahrt erreichen wir Imilchil. Schmale Ortsdurchfahrt, aber nett gemacht. Pflastersteine, ne Menge Läden und Restaurants. Das muss hier wohl ne Touri Hochburg sein, wohl das Basislager für Trips in den Hohen Atlas. 

Ich entscheide spontan zu parken und mir das Treiben kurz etwas genauer anzuschauen. Geparkt ist schnell, unterhalb der Moschee. Kamera, Geld und los. Wetter so um die 20 Grad, in der Sonne warm, im Schatten angenehm. 

 





Kaum steh ich auf der Kreuzung die ich soeben gequert hatte, werde ich angesprochen, auf Englisch. Ein Tourguide der anbietet, Zeug in der Umgebung zu zeigen. Danke nein…wir unterhalten uns noch kurz und dann lässt er mich in Ruhe. Ich laufe ein Stück den Berg runter, zur Schule, auch von dort kommen mir Schüler entgegen, am Ende Felder und Bäume. Zurück der Straße entlang auf der so gerade zwei PKW aneinander vorbei kämen. 

 

Kurz drauf stehe ich in einer Art Tante Emma Laden. Ein tiefer Raum, vollgestellt mit einem breiten Sortiment an Dingen, die es im täglichen Leben braucht. Ich finde Cous-Cous, Tomatensoße, Karamell Pudding, Schoggi. 8 Euro. Internet Rubbelkarten gibts auch, aber max. 2 GB…da rubbel ich mich zu Tode. Vielleicht finde ich anderweitig größere Karten. 

 

Und zack, im nächsten Laden hab ich Glück und komme an 3x5GB Rubbelkarten. Die nächsten zwei Video Uploads gesichert. 15 Euro ärmer. Friedrich sicher genervt aber nicht am Boden.

 

Nun aber mal zurück zu Zottl und bereit machen für die Weiterfahrt. Alles wird verräumt, Motor an und los. Zurück zur Kreuzung und links, den Berg hoch. Was auch sonst. Vorbei an all den Restaurants und danach an einer Horde parkender Mercedes Busse. Wass machen die denn alle hier?

Nach dem Ort geht es weiter bergauf und plötzlich, viel schneller als erwartet, sehe ich blau! Leck! Ich glaubs ja nicht. Da ist Wasser. Das muss der See sein, Lac de Tislit! Jetzt schon? Ich dachte, das sind mehr Kilometer zu fahren. Bin völlig überrascht und komplett geflasht nach so viel Trockenheit und Wüste ein großes, blaues Gewässer zu sehen. Hammer! Das schreit ja nach einem Stopp!

 

Den mache ich in einer Parkbucht. Keine fliegenden Händler, nix. Alleine. Straße verlassen. Nix los. 

Ich genieße die Aussicht auf das kühle Blau hier auf knapp 2.300 m. Ein paar Bäume, ein Weg rund um den See. Sonst nix. Aber was für ein Anblick. Ich kann mich gar nicht satt sehen an dem Wasser. 

 

Als ich wieder abfahre, kommt mir mit ordentlich Speed ein Mercedes Bus mit Schafen auf dem Dach den Berg runter entgegen, das irritiert mich so sehr, dass ich falsch fahre. Nämlich den Berg hoch statt rechts ab und auf den Schotterweg. Zum Glück bemerke ich meinen Irrturm schnell, drehe, fahre wieder bergab und dann scharf links auf den Schotter Weg. Folge diesem in den Nationalpark rein. Ziemlich rumpelig. Doch einen kleinen Abstecher nah an den See mache ich noch. 

 

Ein Weg führt runter ans Wasser und ich folge ihm. Natürlich bin ich nicht Timo und fahre ganz nah ans Wasser, bis der Van im Modder versumpft. Nein, ich stoppe vorher, auf festem Untergrund. Laufe die letzte Meter ans Wasser, merke wie sumpfig es wird und lasse es bleiben, bis ans Wasser zu kommen. Drehe 3 Meter vorher um. Toll hier. 

Ein PKW steht ein Stück weiter rum, sonst ist nix los. 

 

Ich beschließe, die Luft auf 3 Bar abzulassen. Vor mit liegen noch knapp 10 km Schotter/Stein Piste. Das ist mit weniger Luft in den Puschen deutlich angenehmer!

 

Weiter gehts. Rumpelig aber deutlich angenehmer mit wenig Luft. Mit 10-15 km/h zottln wir vorwärts. Leichtes auf und ab, links und rechts und geradeaus. Unspektakulär. Mal einspurig weil die Schotterpiste etwas verschüttet ist vom letzten Regen, aber alles in allem locker zu fahren. 

 

Gegen Ende erscheinen am Wegesrand noch ein paar Steinhütten, ein Rennen mit nem Traktor machen wir noch, im Video seht ihr, wer gewinnt. Und dann….über eine letzte kleine Kuppe, um die Kurve….See…blau…oh wow, Lac Isli! Ist das grandios hier! Karg und dann der See. Ein blauer Kontrast der uns schier umhaut. Die Sonne schon etwas tiefer, die Berge leicht orange. Leck ist das cool.

 

Ein großes Hinweisschild sagt, was man darf und was nicht….campen ist nicht verboten. Prima! Ich fahre noch den letzten Weg runter bis Richtung Wasser und sehe einen VW TXY in der Pampa stehen. Sicher ein Franzose…denke ich. 

 

Ich parke mich mal provisiorisch 200 m weg von dem VW und schaue mich kurz um. Geil hier. Wir bleiben. 

 

Kurz darauf, wie ich so um Zottl streune, sehe ich einen Mensch am VW der auf mich zuläuft. Ich komme ihm entgegen und wie sich herausstellt: ein Schweizer!!! Ich fass es nicht. Wirklich am Arsch der Welt, im Hohen Atlas, wen trifft man: einen Schweizer! Aus Bern. Ist das geil!

 

               

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Stellt sich heraus, er heisst Stefan, ist Fotograf und macht 3 Wochen Urlaub in Marokko. Der Knaller. 

Nach 20 Minuten Geplauder, laufe ich vor ans Wasser, halte mutig wie ich bin meinen Fuss rein. Uh…kalt…würde ja baden…ist aber verboten. Zudem, so sagt die Legende, wohnen in dem See Ungeheurer, die Badende herunter ziehen. 

Der See soll entstanden sein, weil ein Berber Mädchen ihren Schwarm nicht lieben durfte und daher ihre Tränen den See gefüllt haben. Daher wohl auch die leichte Salznote des Wassers. Tränen sind ja salzig. 

 

Kurz darauf bin ich zurück bei Zottl und packe meinen eScooter aus. Toll hier, aber kein Netz. Weder Telefon noch Internet. Ich brauch aber dringend Internet. 

 

Somit pumpe ich schnell das Hinterrad des eScooters auf und düse los. Stelle oben an der Straße fest, dass ich mein Ansteckmikro verloren habe und muss zurück. Wie finde ich das nun. Vermutlich liegt es bei/um Zottl. Da war ich irgendwie mal hängen geblieben, wenn ich mich recht entsinne. 

 

Und wie findet man ein Mikro? Man redet…denn auf dem Empfänger an der blöden GoPro Hero 10 habe ich den Empfänger mit Anzeige des Pegelausschlags. So schleiche ich also um meinen Van und sage andauernd…Check, Check, Check…am Heck leichter Ausschlag, weg vom Heck, kein Ausschlag… Hm!

Am rechten Hinterrad wird der Ausschlag stärker…je näher ich der Schiebetür kommen, desto stärker wird der Pegelausschlag. Aber hängengeblieben bin ich am Heck…seltsam…vor der Schiebetür ist der Ausschlag enorm. Aber ich find am Boden nix. Gut, ich bin bei solchen Suchspielen immer enorm blind…aber das schwarze Ding müsste ich bei dem Pegelausschlag jetzt WIRKLICH sehen. Aber da ist nix am Boden. WIRKLICH! Ich sehe nix. Das gibts doch nicht. 

 

Ich gehe auf die Knie, schaue unter dem Auto…nix. Der Ausschlag immer noch stark. Muss hier irgendwo sein. Und als ich schier durchdrehe, will ich die Schiebetür öffnen….und da sehe ich: an der Karosserie hängt der Funkmikro Sender. Wie kommt der denn da hin? Irgendwie hat ihn Zottls Karosserie angezogen, ist ja ein Magnethalter am Mirko. Oh man…naja, immerhin wieder gefunden. Jetzt aber ab auf den eScooter und weiter. 

 

1.5 km muss ich fahren bis ich zwei 4G Balken finde. Yes! Schnell Insta füttern, Story bauen und dann wieder zurück. Und da es gerade läuft, schau ich mal wie weit es am anderen Ende des Sees noch geht. Ich fahre in der Annahme hin, dass dort Schluss ist. Die Straße aufhört. Doch weit gefehlt. Es geht weiter. Auf top befestigter Piste. Bergab. Durch eine kleine Schlucht. Ich treffe auf Wasser das im Bachlauf richtig plätschert. Fahre durch eine richtige Schlucht, sehe angelegte Gärten/Felder. Dann ist hier wohl irgendwo noch ein Dorf. 

Japp….um die nächste Kurve und da ist es. Schmiegt sich an einen Hang. Lehmhütten. Teppiche hängen draußen zum Trocknen. Überall hab ich heute gesehen, wie Teppiche an Flussläufen gewaschen werden. Was haben die hier nur mit ihren Teppichen! 

 

 



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Ich fahre noch bis ins Dorf. Dort endet die gute Straße in einem groben Feldweg. Endstation. Die Einwohner schauen mich etwas komisch an. Ich grüße freundliche und winke. Mit einem Mann komme ich kurz ins Gespräch. Dann trete ich die Rückfahrt an. Die Sonne geht gleich unter, es wird frisch und dunkel. Bin momentan in kurzer Hose und Winterjacke unterwegs. Lustige Mischung. Vielleicht schauen die Leute deshalb. Oder liegts an meinem blauen Helm gegen den bösen Blick? Oder am eScooter…schwer zu sage. 

 

Egal, ab gehts, Vollgas den Berg wieder hoch. Und was ist das für ein Spass mit dem Driveman Offroad. Allrad an, Power und mit 50 km/h schieße ich zurück über die Piste. Einfach nur geil!

 

20 Minuten später bin ich zurück bei Zottl, der steht schon im Schatten, die Sonne weg. Meinen Nachbarn Stefan sehe ich, so laufe ich nochmal rüber und wir unterhalten uns noch 1,5 h über alles mögliche. Ein echt netter und angenehmer Kerl. 

 

Irgendwann wird es frisch und ich hungrig. Zurück zu Zottl und Suppe heiss machen von gestern. Noch leckerer als gestern, nochmal Nudeln dazu geben…genial! Genau das richtige Essen für dies Location und Temperatur. Mittlerweile einstellig. 

 

Gegen 20 Uhr, in Zottl nur noch 18 Grad, wird der Hr. Co-Pilot unruhig. Ihm ist etwas frisch ums Näsli. Friedrich schaut raus und bekommt nix mit, also stelle ich schnell die Heizung an und mache es uns lecker warm. Ah….frieren muss hier niemand! Und mir scheint, auch Friedrich entspannt sich etwas mit ansteigender Wärme. Würde er aber nie zugeben, bei ihm ist heizen nur Dieselverbrauch im Stand. Naja, so ist er halt! 

 

Gegen 22 Uhr, schön aufgewärmt, rein in die Skihose und Winterjacke, nur 4 Grad draußen, Kamera mitnehmen und los gehts. Ich streune noch etwas um Zottl, erwische die Milchstraße und Zottl ziemlich cool. Die Sterne spiegeln sich im See, fast windstill. Läuft!

Nach knapp ner Stunde zurück an den Laptop, noch ne Stunde schneiden und um Mitternacht, als die Geister beginnen aus dem See aufzusteigen, begeben wir uns ins Bett. Zeit für etwas unters Federbett kuscheln. Heizung auf 10 Grad. 

 

Gute Nacht und bis morgen dann. 

 

Viele Grüsse

 

Kai und die Geisterbären

 

 

 

 

GPS Koordinaten:
morgens: 32.105236, -5.461318

abends: 32.217428, -5.550510

 

 

 

Unsere heutige Route: ca. 40 km

 

 

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