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#682.5 Kroatien - Altes Gemäuer und auf zu neuem Ufer

25. Mai 2023 - Hotelbesuche in Kupari

  

 Moin Leute,

 

wir stehen zwischen Dubrovnik und seinem Flughafen in einer geschützten Bucht und wachen auf, weil es warm wird im Van. Irgendwas nach 8 Uhr. Die Wattefraktion pennt noch. Die sind irgendwie immun gegen Wärme, wie mir scheint. Sitzen hier auch noch im Pullover rum und fühlen sich dabei pudelwohl. 

Naja, soll mir recht sein, muss ich sie schon nicht aufklären, dass ihre Sommer Sachen leider in Zottl liegen und der gerade weit weg Wellness macht. 

 

Blick raus....das alte Hotel Pelegrin, gebaut 1963, steht noch. Seine Schusswunden sind auch weiterhin da. Nix zusammengestürzt oder verloren gegangen über Nacht. Gut...aber erstmal setz ich mich 1,5 h an den Rechner. Dann ein Frühstück im stehen. 

Tino ist auch wach und ist am rotieren wegen seinem gerissenen Handbremsseil. Das ist ne ziemliche Rennerei und Sucherei. Zumal der Ford die Handbremse eigentlich rechts hat, sie aber bei Karmann auf links umgebaut wurde. Und genau an der Schnittstelle zwischen Linksumbausatz und normalem Kabel Richtung Hinterachse, ist es gerissen. Somit verschieben wir die Hotelbesichtigung noch etwas und ich geb ihm noch 1,5 h Zeit, Teilenummern zu suchen und Telefonate zu führen. 

 

Es ist wohl gegen halb 12 Uhr, als wir aufbrechen und uns an diesem Lost Place in Kupari umschauen. 7 Hotels stehen rum, alle verfallen, alle unbewohnbar und Zeugen des Krieges auf dem Balkan. Eigentlich ein trauriger Ort, doch eben auch spannend. Da Traurigkeit zu nix führt, nehmen wir es eher sportlich und laufen los. Die Sonne brennt, die Drohne flog schon, ab in den Hotelschatten. 

 

Wir sind auch bei weitem nicht alleine. Dies ist kein versteckt gelegener und geheimer Lost Place. Den Place kennt praktisch jeder. So stoßen wir immer wieder auf Menschen. Aber hauptsachlich auf Zerstörung. Hier haben die Vandalen schon mächtig gewütet. Alles was zerstört werden kann, wurde zerstört oder in den Wirren des Krieges gestohlen. 

 

Wo früher die hohen Militärs und ihre Angehörigen urlaubten, später auch Zivilisten mit Geld, ist heute nur noch Zerstörung anzutreffen. Mehrfach geplündert und alles was verwertbar war, ist weg. 

Nach dem Krieg waren die Hotels Unterkunft für die kroatische Armee, danach...standen sie leer. Heute steht das Ganze Areal scheinbar für 70 Mio. Euro zum Verkauf. Bisher erfolglos. Was ein Glück, sonst könnten wir hier nicht drin rum stromern. 

 






Die nervliche Anspannung ist verglichen zu Bunker Besichtigungen gleich null. Wir bewegen uns über Tage, laufen durch dunkle Gänge, schauen in ehemalige Hotelzimmer, stellen uns vor, wie es hier damals aussah. Ein paar Bilder findet man auch im Internet dazu. 

Vom Pelegrini mit 419 Betten, wechseln wir ins links davon gelegene Goricina Hotel. Das ist jüngeren Baudatums und muss moderner gewesen sein. Auch dünkt es größer, hatte einen Indoor Pool, ne Bowlingbahn und ne Menge Platz. 

Heute ist aber auch dort nix mehr zu sehen. Alles hat Füße bekommen, einzig Lüftungsschächte aus billigem Blech wollte bisher wohl noch niemand haben. 

Die Zimmer sind größer als im Pelegrini, die Sicht aber nicht ganz so toll. Man schaut zwar auf die Bucht, fühlt sich aber nicht so nah am Wasser wie im Pelegrini. 

 

Als wir auch hier durch sind, laufen wir zum ältesten Hotel, dem Grand Plaza. Gebaut auf den Resten einer Ziegelei, steht es hier seit 1919. Unter Denkmalschutz aber auch total heruntergekommen. Immerhin der Fliesenboden im Eingangsbereich sieht noch gut aus, ein paar Fensterscheiben sind auch noch da. Haben die Deppen Zerstöre wohl übersehen. Wohl nicht genug Hirnmass vorhanden, um alles kaputt zu schlagen. Anders kann ich es mir nicht erklären. 

 

Das Dach undicht, 139 Zimmer für Adelige und Reiche. Heute kann man nur erahnen wie feudal es hier damals zu und her ging. Die Tapete nicht mehr ganz up to Date, ansonsten ein länglicher 3-stöckiger Bau der sich deutlich besser der Pinienlandschaft anpasst als die Betonbunker drum herum. Die sind hässlich, hier aber....muss es echt schön gewesen sein. 

 

Wir streifen durch die Räumlichkeiten, finden auch den Bereich, in dem noch die Gewölbekeller der alten Ziegelei zu finden sind. Immerhin die sind noch in top Zustand. In den zweiten und dritten Stock schaffen wir es auch. Je weiter ich das Gebäude nach hinten durchlaufe, desto übler der Zustand. Hinten find ich einen Innenhof, der eigentlich nur noch als Mülldeponie zu bezeichnen ist. Welcher Arsch hat hier seinen ganzen Müll abgelegt! Unglaublich!

 

Unterm Strich lohnt sich ein Besucher hier auf jeden Fall. Wer kein Bock auf Ruinen hat, findet hier auch einen kleinen, schönen Strand und glasklares Wasser. 

Nach den drei Hotels wäre mir nach einem kurzen Dipp ins Meer, doch wir müssen weiter. Haben noch über 300 km vor uns. Davon ein großer Teil Landstraße. Wir gehen von 6 h Fahrzeit aus. 

 

               

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So zottln wir zurück zu den Vans. Die stehen in der prallen Sonne, sind übelst heiss innen. Erstmal Motor an, Klima auf Vollgas und warten. 

Tino muss noch kurz seine Handbremse komplett abschalten. Denn irgendwie zeigt die dumme Elektronik an, dass die Bremse angezogen ist. Ist sie zwar nicht, aber er bekommt auch einen tollen Piepton mitgeteilt. 

Was genau er macht, keine Ahnung, aber er bekommt den ganzen Mist deaktiviert. 

 

Und dann gehts los. Zurück auf die Hauptstraße, an Dubrovnik vorbei, über Brücken und immer oben am Meer entlang. Wir fahren praktisch die gleiche Strecke wie auf der Hinfahrt, nur in die entgegengesetzte Richtung. Gen Heimat. 

 

Die Fahrt zieht sich hin. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichen wir die kostenpflichtige E45. Nix los. Wir haben die Bahn für uns und fahren mit 100 km/h gen Norden. Ein paar Regentropfen treffen uns noch, die Gewitter über den Bergen erreichen uns aber nicht. Ein kurze Stop für Diesel, 1,24 Euro, Schnäppchen. Und der Diesel auf der Autobahn genauso teuer wie an Tanken neben der Autobahn. Müll wird auch noch fachgerecht entsorgt und dann weiter. Sind noch immer 170 km. 

 

Der KaiMAN macht auch weiterhin richtig Spass auf der Autobahn. Er liegt top, fährt super, stabil und sicher. Das 8 Gang Automatik Getriebe hält die Geräuschkulisse im Zaum und wir rollen gut gedämpft vor uns hin. Verbrauch rund 10,5 Liter. Das Abstandsradar behält Tino im Auge, so muss ich praktisch nix machen außer lenken und kann mich so ganz meinem Hörbuch widmen, "Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid". Super Buch, spielt nach dem 1. Weltkrieg bis in und über den 2. Weltkrieg hinaus sowie in der Gegenwart. Toller Erzählstrang. Abwechslungsreich und sehr interessant. Empfehlung!



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Irgendwann fahren wir ab von der Autobahn, bezahlen 21 Euro Schlagmichtot an Gebühren und schlagen uns noch 30 Minuten über Landstraße durch. Die Straße wird ländlicher, wir durchqueren noch einige Dörfer bis Tino irgendwann den Blinker rechts setzt. Es geht auf Betonstraße in einen Pinien Wald. Oder sind das Kiefern....? Keine Ahnung. Nadelbäume halt. 

 

Der Weg wird bei jedem Abbiegen schmaler und schlechter. Die Äste streifen schon wieder am Van, wir kommen an Müllkippen vorbei und fahren immer tiefer rein in das verlassen wirkende Gelände. Hier und da im Wald ein paar verfallende Gebäude, sonst nur Wald. Irgendwann überqueren wir eine Lande/Startbahn, fahren vorher aber zum Spass noch durch ein ordentliches Matschloch. YES!!!

 

Ja, wir sind hier auf dem Gelände eines alten Flughafens, schlagen uns wieder in die Büsche und fahren noch ein paar Meter...bis ich plötzlich Meer zwischen den Bäumen durch zu sehen bekomme. Überrascht schauend, steuere ich den KaiMAN an den letzten Bäumen vorbei und auf eine 100 m lange Landzunge die ins Meer raus führt. WOW! Einfach nur WOW! Ich bin geflasht und total aus dem Häuschen! Das ist ja ein Traum hier! Die Sonne tief am Himmel, klares Meerwasser links und rechts von uns, warm ist es, Kiesboden. Ein Traumspot! Das wird mir sofort klar. Und das Beste: Ausser uns ist niemand hier! 

 

Ich bin echt ein wenig überwältigt, springe raus, fotografiere, lasse noch schnell die Drohne in die Luft für ein paar Anflugaufnamen für Start oder Ende des Videos. Es ist schlicht grandios hier. Nicht zu toppen! Unfassbar schön! Kroatien halt!

 

Nach all meinen Aktivitäten, geht dann auch noch die Sonne unter. Und wie! Das i-Tüpfelchen dieses Tages. Ein perfekter Sonnenuntergang. Ich fass es schier nicht. Tino ist noch so geistesgegenwärtig, einen guten Schluck Alkohol aus seinem Van zu holen, so dass wir auf Spot und Sonnenuntergang anstoßen können. 

 

Ich bin ja gerne ein allein Reisender. Aber mit Tino unterwegs zu sein, ist toll. Ähnlich wie mit Silvio. Total unkompliziert, jeder hat seinen Freiraum und kann tun und lassen was er will. Kein Zwang, keine Vorschriften, kein Aufpassen...jeder kann sein wie er ist. Herrlich! Da freu ich mich gleich umso mehr auf den Island Trip. Denn auch dort wird mir Tino über den Weg fahren. (Anmerkung aktuell: leider, leider, leider...musste Tino seine Reise nach Island stornieren, sein Van wollte nicht. Getriebe hörte sich nicht mehr gut an und ein paar andere Dinge waren defekt. Ein herber Schlag vor allem für ihn, aber auch für mich. Denn die Vorfreude mit ihm Island unsicher zu machen, war echt groß! Naja, so werde ich alleine Island bereisen und Tino im Geiste mitnehmen)

 

Und das Abendessen? Hm....da muss ich kurz ausholen: Als ich mein DJI Ronin Gimbal vom Hotel filmen von heute morgen wieder bei der Truma Heizung im Kasten verstaute, sah ich, dass der Kasten auch von oben geöffnet werden kann. Mache ich so gleich....und treffe auf: Hot Dog Brötchen. Auf eben diese, die ich vor zig Tagen nicht fand und dann schon davon aus ging, dass ich sie gar nicht gekauft hatte. Oh man... Das geht ja im KaiMAN genauso weiter wie in Zottl....haha....

 

Als ich das Tino erzähle, ist für ihn klar, was es heute Abend zu essen gibt; Hot  Dogs ala Kai! Zum Glück hab ich noch Wienerli im Glas dabei. So koche ich heute also wieder, auch das ist eine gewisse Parallele zu meinen Trips mit Silvio. Aber ich mach es gerne.

Steh etwas später, es ist schon dunkel, im KaiMAN an der Induktion und dünste ne Zwiebel, wärme Hühnchenfleisch von gestern auf, schneid Gurke und Käse. 

Wenig später schlagen wir uns die Bäuche voll, werfen noch ein Eis hinterher und sind dann pappsatt. Sitzen bis Mitternacht draußen, schauen dem Meer und Mond zu und gegen halb 1 liege ich im Querbett des MegaMobil Lounge 600. Freue mich auf eine weitere gute Nacht, genauso wie der Rest der Flauschtruppe der neben mir liegt. 

 

Dann mal gute Nacht und bis morgen. 

 

Viele Grüsse

Kai

 

 

GPS Koordinaten:

morgens: 42.618409, 18.189253

abends: 44.211964, 15.158347

 

Unsere heutige Route: ca. 370 km

 

PS: Leider auch zu diesem Blog kein Video. Es tut mir in der Seele weh, euch die tollen Aufnahmen unseren Übernachtungsspots nicht zeigen zu können. Doch leider sind auch diese Daten auf einer defekten externen SSD Festplatte von Western Digital. 

 

 

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