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#701 Island - Auf der Ente unterwegs mit Stromproblem

29. Juni 2023 Nebel, Stromproblem, Schaf Rettung, Post Problem 

 

 

Moin Leute, 

 

Augen auf um 10 Uhr. Nebel. Der Leuchtturm hier auf der Halbinsel, die Aussieht wie eine fliegende Ente, kaum zu sehen. Mistwetter also! Damit ist nix anzufangen. Also bleib ich erstmal liegen, poste auf Instagram und überlege. Komme zu keinem Überlegergebnis und stehe dann doch irgendwann mal auf.

 

Bett hoch, Tisch hoch, an den Laptop. Arbeiten. Bei dem Wetter filmen wollen ist aussichtslos. Zu grau, zu wenig Kontrast zu Mist einfach. 

Zwei Autos kommen vorbei, beide fahren nach kurzer Zeit wieder. Doch eines werde ich wieder sehen. 

 

Um die Mittagszeit baue ich mir ein 3Bears Porridge, was auch sonst. Brot ist keins mehr an Bord. Die Heizung läuft immer mal wieder, einstellige Temperatur draußen. Sommer auf Island. 

 

Um 15 Uhr sehe ich eine Email die mich in Freude versetzt. Das Paket von DJI Reykjavik ist in Þórshöfn angekommen. Geil! Das ging ja super schnell. Ich checke die Position der Post auf Google Maps…aha…im Gebäude des Restaurants, bei der Tanke…bis 21 Uhr auf. Cool, das schaffen wir heute noch abzuholen. 

 

Vorher der Abfahrt aber noch kurz wieder den Ladebooster in Betrieb nehmen. Wir sind knapp mit Strom weil ich einige male mit Strom geheizt hatte. Da durch Sonne nix rein kommt, muss der Ladebooster wieder ran. Kabel anstecken, Motor an...schauen ob was rein kommt... Äh...nö. Nix. Das Simarine Panel zeigt 0 Ampere an. Was ist da los? 
Der Schaudt Ladebooster blinkt orange wie ein Weihnachtsbaum. Aber macht keinen Mucks. D+ Kabel falsch gesteckt? Ab machen, wieder dran strecken...nix. Null! Verdammt! Wir brauchen Strom und jetzt will der Ladebooster nicht anspringen. Ich schreiben Tino eine WhatsApp und frage, was ich noch tun könnte. Vielleicht hat er ja noch ne Idee. Mit dem Ladebooster hat er eigentlich nichts zu tun, der ist von MegaMobil ab Werk verbaut. 

 

Die Wattefraktion an Bord enorm beunruhigt. Denn Strom wird nun erstmal rationiert. Kein morgendliches Fell warm föhnen. Die Küche bleibt kalt. Der Batteriestand bei nur noch um die 30%. Laptop wird im Cockpit über 12V geladen während der Fahrt. Kamera Akkus auch. Kühlschrank ist schon auf kleinster Stufe. 

 

Etwas besorgt wegen der Stromsituation, packe ich zusammen, räume auf, platziere meine wattigen Mitfahrer und lasse den Motor an. Bei Nebel rollen wir vom Platz. Hat keinen interessiert ob wir hier pennen oder nicht. Wir hinterlassen auch keinerlei Spuren. 

 

Bevor es aber zum Paket nach Þórshöfn geht, noch ein Stop auf der anderen Seite der Halbinsel. Dort steht noch ein verlassenes Dorf namens Skálar. 

Wir erreichen es nach ca. 30 Minuten fahrt ohne Probleme. Die Piste ganz ordentlich zu fahren. 

Das Dorf ist schon seit der Besiedelung Islands bevölkert gewesen. Erlebte einen Aufschwung von 1910 bis Mitte der dreißiger Jahre. Der Fischfang brachte Einwohner und Arbeitsplätze. Viele Saisonkräfte kamen her im Sommer, teils wohnten hier 117 Leute. 9 Häuser gab es. Doch wie so alles, ist so ein Boom häufig nicht nachhaltig. Als größere Boote aufkamen, mit Motoren, war der Steg nicht mehr ausreichend. Ein Neubau scheiterte Kolossal. Die modernen Boote konnten den Hafen nicht anlaufen, erreichten aber von anderen Orten aus besser die offene See. So kam es zur Abwanderung und 1946 war der Ort leer. 1984 zog nochmal eine Familie her, betrieb bis 1955 Farmland und war dann auch wieder weg. Seither ist der Ort verlassen, bis heute. Und wohl auch für immer. 

 

Ist zwar nett hier, grüne Wiese mit gelb blühenden Blumen. Aber halt auch ziemlich am Arsch der Welt. 1 h fahrt über Rumpelpiste zum nächsten Ort. Hm…andererseits, recht flughafennah, denn der ist auch nur 1 h weg, nämlich im nächsten Ort. 

 

Viel ist nicht mehr zu sehen. Ein paar Mauern der Häuser, ein Teil des Stegs, Schafe, viel Schafsköddel und das wars dann auch. 

 

Hier treffe ich übrigens auf das Auto, welches auch schon am Leuchtturm stand. Komme mit dem dänischen Pärchen ins Gespräch. Super nett und wir unterhalten uns ne halbe Stunde über alles mögliche. 

Die beiden fahren vor mir ab. Doch werde ich sie nochmal treffen. 

 






Ich übelreg derweil, ob ich nicht Einwohner werden möchte von diesem Dorf für eine Nacht. Wäre doch was. Stört sicher niemanden und bekommt auch keiner mit. Doch entscheide ich mich dagegen, das Paket zieht mich an….oh man, wenn ich wüsste!

 

Also fahre ich um 18 Uhr ab. Bin ja noch so eine Stunde unterwegs bist zur Post. Stoppe noch bei dem angespülten Wald an der Küste und suche etwas. Finde es und lade es ein. Damit kann ich vielleicht einem lieben Menschen eine kleine Freude machen…mal schauen. 

 

Der Rest der Fahrt bei Nebel und grau verläuft fast problemlos. Einmal meldet sich nämlich der MAN TGE zu Wort. Er meint, einen Unfall wahrgenommen zu haben und aktiviert die Notruffunktion irgendwie. Zumindest teil mir dies eine Mitteilung im Cockpit mit. War doch gerade gar nicht so rumpelig! 

Danach passiert jedoch nichts weiter. Ich stoppe kurz, Motor aus und an...alles wieder normal...weiter.

Bis….ich das Fahrzeug der Dänen neben der Straße auf einer Zufahrt zu einem Haus stehen sehe. Erst denke ich, sie haben vielleicht ein Problem und stoppe daher und frage ob alles ok ist. 

 

Ja, alles gut, das umzäunte Haus am Ende des Wegs gehöre einem Freund. Und irgendwie ist ein Lamm auf das Grünstück gekommen und blökt rum nach seiner Mutter. Die stand wohl vorhin auch dort am Zaun. Das hatten die beiden schon auf dem Hinweg zum Leuchtturm beobachtet. Nun wollen sie schauen, ob sie das Lamm befreien können. 

Ich frage, ob sie Hilfe brauchen….ja gerne…so schnappe ich mir Gummistiefel und Kamera und laufe mit ihnen die 300 m zum Haus. 

 

Das Lamm finden wir im hohen Gras ziemlich schnell. Läuft aufgeregt auf der Hinterseite des Gartens auf und ab. Der Zaun eigentlich recht dicht, wie das Tier aufs Grundstück gekommen ist, ist unklar. Doch müssen wir es irgendwie wieder runter bekommen und zu seiner Mutter. 

Evtl. mit einer Treppe über das festgenagelte, drei Bretter hohe Gatter…hm….die beiden Dänen schleppen ne Palette dort hin, legen sie schräg an das Gatter, auf die andere Seite ein langes Brett. Bauen dem Lamm also ne Brücke für das Gatter. Aber blickt das Lamm das auch?

 

Ich suche derweil das Lamm und scheuche es langsam vor mir her in Richtung Gatter. Wir bekommen es tatsächlich bis zur Palette. Doch statt drauf zu steigen und über das Gatter zu hüpfen, versteckt sich das Lamm darunter. Und als wir näher kommen, entwischt es uns wieder in den rückwärtigen Garten. Shit! Und nun ?

Hm…ich hab nen Hammer im Van. Wir könnten hier am Gatter die mittlerer Planke lösen, dann passt das Lamm locker durch und findet raus, schlage ich vor. 

Das dänische Pärchen findet den Plan super. So ziehe ich mal an der mittleren Planke…und hab sie sofort vom Pfosten gelöst und in der Hand. Huch….das war ja einfach. Da kann der Hammer ja im Van bleiben.

 

 

               

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Der Däne scheucht derweil wieder das Lamm in Richtung Gatter. Wir sichern noch die Nägel im losen Brett mit dem Schal der Dänin und kurz darauf jagt das Lamm, etwas über das Brett stolpernd, in Freiheit.YESSS! Das hat ja super funktioniert. Ich befestige das Brett danach wieder, ohne Hammer. Der Pfosten ist aus Schwemmholz und ziemlich weich. 

Das Lamm rennt zur nahen Weide und zu seinen Geschwistern und dem Mama Schaf. Alle wieder vereint. Wie schön!

 

Wir laufen zu den Autos, verabschieden uns und ich jage voraus in Richtung Dorf. Nix los. Ein Auto kommt uns irgendwann entgegen. Sonst ist hier der Bär begraben. 

Wir erreichen um 19 Uhr rum Þórshöfn nachdem ich verworfen hatte noch zur alten Radarstation Langanes Air Station H-2 zu fahren. Sicher auch im Nebel und nix zu sehen. 

 

In Þórshöfn stoppe ich an der Tanke und dem Shop/Restaurant und gehe rein. Werde von einer Gruppe Österreicher sofort angesprochen…bin dann völlig verwirrt. Dachte erst sie kennen mich von YouTube, tun sie aber nicht…sie haben nur gesehen, dass ich ja Österreicher bin…das verwirrt mich…ah…unser Kennzeichen. Ich kläre die Verwirrung auf. Deutscher aus der Schweiz mit österreichischem Auto das aus Polen kommt und in Slowenien ausgebaut wurde. Jetzt sind die Österreicher verwirrt.

 

Wir unterhalten uns noch nett 20 Minuten. Ich bekomme noch ein paar Tipps, denn die Gruppe war schon 3 Mal auf Island. Im Anschluss bekommen sie ihr Essen geliefert und ich kein Paket. 

 

Denn als ich an der Theke danach frage, werd ich komisch angeschaut. Freundlich wird erwidert, dass hier kein Paket läge. Aber vielleicht drüben, über die Straße, bei der Post. Die mache aber erst morgen um 12 Uhr wieder auf.
Ich stehe da wie ein Idiot! Ich bin im falschen Laden. Ich entschuldige mich, winke den Österreichern nochmal zu und verlasse den Shop. 

Mist! Alles für n Arsch.

 

 



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Ich checke nochmal Google Maps. Die geben an, die Post sei in dem Shop. Google liegt jedoch falsch. Denn nun seh ich auch das rote Schild mit Post irgendwas auf dem Gebäude gegenüber. Und jetzt?

 

Oh...Tino hat auf mein Stromproblem mit dem Ladebooster geantwortet. Sprachnachrichten...probier dies und das, checke das...aha...okay...muss ich morgen alles überprüfen. Danke Tino für deine schnelle Antwort!!

 

Und wie jetzt hier weiter? Auf Campingplatz hab ich echt keine Lust. Dieses unnütze Geld rauswerfen für nix geht Friedrich auf die Nerven. Jetzt nach diesem Missgeschick sowieso. 

So entscheidet das Team: zurück ins Outback. Wir fahren zur Radarstation!

 

20 km schaffen wir heute auch noch. Dummerweise verfahre ich mich noch, stehe irgendwann auf einem Hügel und schaue auf eine Farm. Verdammt…drehen und zurück, richtigen Weg nehmen, bergauf, in den Nebel. Viel zu sehen ist nicht, die Straße auch nicht so toll, sehr grob geschottert und so kommen wir nur langsam den Berg hoch. 

 

Als wir endlich oben sind, sehen wir noch ein wenig Landschaft, parken bei den Funkantennen der verlassenen Radarstation und haben Feierabend. Ich mache mir nochmal Tortellini mit Tomatensoße…oder war es was anderes? Ich weiss es nicht mehr genau….das Video wird es zeigen. 

 

Draußen Nebel und Wind, drinnen essen und Arbeit. Gegen Mitternacht und 1 Uhr macht der Nebel mal etwas auf und wir haben ein wenig Sicht auf die Küste. Um 2 Uhr schimmert sogar knallrot die Sonne durch eine kleine Nebellücke. Da zieht es mich sogar nochmal vor die Tür. 

 

Um halb drei liegen wir alle im Bett. Die Sonne auch. Nix mehr zu sehen von ihr. 

 

Gute Nacht uns bis morgen

 

Schöne Grüsse vom Berg

 

Kai und die Nebelbären

 

Morgens: 66.378444, -14.534900

Verlassenes Dorf: 66.328727, -14.762722

Post: 66.198057, -15.334677

 

Abends: 66.278896, -14.990005 

  

Unsere heutige Route: ca. 75 km

 

 

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