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#788 Norwegen, Varanger - Banditen in Berlevag

Freitag, 3. November 2023 - Es wird immer besser und am Ende Berlevag

 

 

Guten Morgen,

 

Kurz vor 9 Uhr, irgendwo im Hochland in Richtung Berlevag an der Barentsee. Die Temperatur heute Nacht bei bis minus 9,3 Grad. Jetzt liegt sie bei 7,25 Grad unter Null. Ziemlich frisch. Dazu noch immer Wind. Auf der Straße das ein oder andere Auto unterwegs und auch der Schneepflug kratzt vorbei. Auf unserem Parkplatz besucht uns jedoch niemand. 

Ich schreibe den Blog von gestern fertig, beantworte YouTube Kommentare und bespasse dann die BioToi. 

 

Während dessen und unbemerkt von mir, bespricht sich Friedrich mit dem Co-Pilot heimlich. Der Wiederum dann irgendwie einen Knopf am Simarine Bedienpanel drückt und sich anschließend wieder schlafend stellt.

 

Als ich fertig bin mit der BioToi und mir die Hände waschen will…kein Wasser kommt aus dem Wasserhahn. Mir fallen die minus 9 Grad ein…klar…irgendwo vermutlich was gefroren. Ich reinige die Hände mit einem Feuchtetuch, gehe zum Truma Bedienpanel und stelle die Heizung auf volles Roher. 30 Grad! Weder schimpfe ich noch gerate ich in Panik…das wird schon wieder. 

 

Der Himmel mit hohen Schleierwolken tapeziert, aber auch blaue Lücken gibt es. Die Sonne schiebt sich wenig später über den Horizont, bleibt aber erstmal hinter Wolken. Schüchtern heute wie mir scheint. 

Anziehen, Jacke an, Kamera…vor die Tür. Die Landschaft präsentiert sich weiss-weiss. Nur das schwarze Asphaltband gibt einen Kontrast, naja, und der Teil des Sees, der noch nicht zugefroren ist. 

Die Straße ist weiterhin spiegelglatt. Ich slide darüber in meinen Gummistiefeln wie auf einer Eisfläche. 

 

Nach ein paar Fotos zurück zum KaiMAN. Läuft das Wasser wieder? Hahn auf…nein. Komisch auch: die Wasserpumpe macht keinen Ton? Ist die defekt? Ich öffne eine Hecktür, schau ins Wasserfach, das mittlerweile richtig warm ist. Ein Wasserhahn ist an, doch die Pumpe macht keinen Mucks. Seltsam. Die ist doch nicht eingefroren. Im Wasserfach kommt genug Warmluft an, die Komponenten darin sind richtiggehend warm. 

 

 






Fahrfertig machen, Drohne in die Luft. Der Motor läuft schon ne Weile, die Scheibe vorne war von innen gefroren und musste aufgetaut werden. Und los gehts.

 

Raus aus dem Schnee, zurück auf die Hauptstraße, auf den letzten Metern muss ich etwas mehr Stoff geben, der Schnee tiefer weil das Räumfahrzeug hier immer alles hinschiebt. Wir kommen aber problemlos raus. Der Allrad machts möglich. 

 

Auf der eisglatten Straße beschleunigt der KaiMAN willig und wir jagen den Berg hoch. Gefolgt von der DJI Mavic 3 Pro. Der Co-Pilot ist wild am fliegen. Je weiter wir fahren, desto schöner wird das Wetter. Irgendwann scheint tatsächlich die Sonne. Die Drohne noch immer in der Luft. Ich schiele immer mal auf das Display in des Co-Piloten Tatzen…das könnten grandiose Aufnahmen geben!

 

Ich bin damit beschäftigt, den KaiMAN auf Kurs zu halten. Die Straße zum Glück wenig kurvenreich. Dennoch muss ich aufpassen, nicht ins Rutschen zu kommen. Gestreut oder gesplittet ist hier nicht. Teils fahren wir auf Eis. 

 

Als der Drohnen Akku noch 6 Minuten Restlaufzeit anzeigt, stoppe ich, sammle die Drohne wieder ein und fahre ohne Luftunterstützung weiter. Nun durch etwas bewohntes Hochlandgebiet. Viele Hütten stehen links und rechts der Straße. Das Licht noch immer orange von der tierstehenden Sonne jetzt um halb zwölf. Teils fahren wir nun auf blankem Eis, die ein oder andere Steigungs- oder Gefällstrecke aber mit Sand gestreut. 

 

Irgendwann, wir sind gerade vom Hochland wieder runter ans Meer gekommen, ein Schild: 40 km noch bis Berlevag. Puh…das zieht sich echt. 

Die nächsten 40 km sind ein Eiertanz. Wir folgen der Küstenlinie in vielen Kurven. Die Straße eisig, bloss nicht zu schnell. Sonst krachen wir ins Meer, die Leitplanke oder einen Felsen. Alles irgendwie Mist. 

Doch da ich vorsichtig unterwegs bin geht alles gut. Festhalten können wir: die gesamte Strecke, ob Hochland oder hier an der Küste entlang, ist eine Traumstraße! Landschaftlich, bei dem Wetter heute ein absoluter Genuss. Auch wenn das Wetter, je näher wir Berlevag kommen, etwas schwächelt. Mehr Wind, der Schnee wird über die Straße getrieben. An Drohne fliegen nicht zu denken. 

 

Langsam weicht die steile Küste zurück und wir sehen Berlevag vor uns. Schön verschneit in weissem Kleid. Als wir rein rollen kommen wir kurz drauf an einem Kaffee vorbei. Ich werfe den Anker. Stück Kuchen und nen Kaffee, kleine Pause. Genau das Richtige nach diese Fahrt. Den KaiMAN stelle ich an die Straße, mit den rechten Rädern in festen 30 cm tiefen Schnee der vom Schneepflug dort hingeschoben wurde. So sind wir gut aus dem Weg und keiner kracht in uns rein. 

 

Gegenüber vom Kaffee finde ich noch einen Friseur, doch den scheint es tatsächlich nicht mehr zu geben. So stand es auch auf Google Maps, geschlossen. Schade…

 

               

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Im Kaffee ist gut was los. Einige ältere Herren und Damen sitzen hier rum. Ich hole mir einen Kuchen und n Kaffe für 100 NOK, setze mich und genieße. Nebenher beantworte ich Kommentare auf YouTube. 

 

Sicher ne Stunde sitze ich hier und als ich gehe, komme ich noch kurz mit der Bedienung und Besitzerin des Kaffees ins Gespräch. Sie sieht meine Kamera und fragt, was ich mache. So reden wir ein wenig und sie erzählt, dass sie das Kaffee verkaufen will und zurück in den Süden möchte. Alte Eltern, sie weit weg…grundsätzlich gefällt es ihr hier aber gut. Wohnte nun 16 Jahre hier oben und ihr Haus will sie behalten. Wer also ein Kaffee in Berlevag erstehen möchte, kann sich ja bei ihr melden, Havblikk kafé og Pub. 

 

Um halb zwei stehe ich wieder draußen, Sonne weg, es wird langsam dämmrig. Ich dreh noch eine Runde durchs Dorf. Treffe auf alles was es braucht. Post, Lebensmittelladen, Fischhändler, Glaskunst, Tanke, zwei oder drei Fischfabriken, Friseur, 

Kirche, Rathaus, Krankenwagen, Taxi, Pub, Gemischtwarenladen, Klamottengeschäft. Hier gibts alles!

 

Zurück bei Zottl fahre ich noch eine Runde durchs Dorf, suche nach einem Schlafplatz, bis rüber zum Flughafen. Die Straße führt dort noch weiter, bis Store Molvik. Ob sie aber durchgängig fahrbar ist…fraglich. Führt nochmal in die Berge. Jetzt will ich die Fahrt nicht machen, es ist schon sehr dämmrig. Also drehe ich um, fahre auch noch den rechts von der Hauptstraße liegenden Teil ab und komme beim SPAR wieder raus. Treffe vorher auf Kirche, Kirchplatz, Wohngebiet, Weg zum Bunker (umgeräumt), Hallenbad. Fußballplatz. 

 

Downtown stoppe ich nochmal für einige Minuten. Checke Park4Night und Google und gehe nochmal checken, ob wieder Wasser kommt. Nope…nix. Mist! Kann doch nicht sein. Im Van eine irre Wärme, wäre da was gefroren, hätte es auftauen müssen. Auch über Tag war es mit nur -1 Grad nicht kalt. 

 

Ich laufe nach hinten, stehe vor dem Kühlschrank und Blicke auf das Simarine Panel. Da seh ich es: die Wasserpumpe! Das Symbol leuchtet nicht. Ich drücke auf die Taste. Das Symbol leuchtet…und ich höre die Wasserpumpe laufen. Kurz darauf haben wir wieder fließend Wasser. 

Ja leck, hier war nix eingefroren. Die Pumpe war einfach aus. 

 

Aber…gestern Abend als ich ins Bett ging, war sie noch an. Ich schalte die nie aus! Wie aber kann die Pumpe aus gehen? Mir kommt ein Gedanke…

Zurück im Cockpit erzähle ich Co-Pilot und Friedrich, dass das Wasser zurück ist. Irgendwie sehen sie nicht überrascht aus. Auch waren sie über Tag wenig verzweifelt. Wir hätten ja verdursten oder den Trip abbrechen müssen ohne Wasser. Aber da war nix. Hm..

 

Mir kommt da ein Gedanke….Co-Pilot! Hast du irgendwas damit zu tun??? Erst bleibt er stumm, aber irgendwas stimmt nicht mit ihm. Er ist starrer als sonst. Und da er halt wattig ist, fällt er um und beichtet. 

Angestiftet durch Friedrich hat er heute, als ich im Bad war, die Pumpe irgendwie ausgeschaltet. Sollte ein Kriesentest sein. Sehen, wie ich reagiere und ob ich die Ursache irgendwann herausfinde. Alles auf dem Mist von Friedrich gewachsen. 

Ich bin fassungslos! Was ein Sabotageakt! Nur gut bin ich nicht noch ausgeflippt und hab ne Krise geschoben. Eigentlich war es mir fast unwichtig. Hab praktisch den ganzen Tag nicht groß daran gedacht. Puh…was ein Glück hab ich so cool drauf reagiert. Sonst hätte Friedrich noch mehr Spaß an der Sache gehabt. Na warte du kleiner brauner Bandit….das gibt ne Abreibung irgendwann….und der Hr. Co-Pilot sitzt im gleichen Boot. 

 

 



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Mit fließendem Wasser fahre ich nun vor die Tore des Dorfes, dann links, bis an den neuen Teil des Hafens, wieder rechts, durch frischen Schnee und am Meer entlang bis ein großer verschneiter Platz kommt….oh…da geht noch ein Weg weiter. Stückchen bergauf. Auch verschneit. Dem folgen wir. Der KaiMAN unbeeindruckt. Mit einem Zottl wäre ich hier nicht mehr lang gefahren. Aber so fahren wir entspannt durch die 20 cm Neuschnee. Kommen auf einem kleineren Platz an, haben nun aber ein rostiges riesen Abfüllding vor der Nase. So fahre ich wieder runter. Folge von dem großen Schotterplatz nochmal einem Weg über einen schmalen Damm. Jetzt bloss nicht links oder recht abrutschen. 400 m später, alles gut gegangen, stehe ich wieder vorne an der Straße. Das war also nix. Ich fahre somit einmal im Kreis und bin kurz darauf wieder an dem großen Schotterplatz mit Schnee drauf. Parke direkt am Wasser. Angekommen. 15 Uhr rum Dunkel. 

 

Draußen Wolken am Horizont und kein Grün. Ich setze mich an den Laptop und starte mit Arbeit. Schaue immer mal wieder vorne raus, doch nix tut sich. 

Besuch bekommen wir keinen, zwei Autos fahren im Laufe des Abends an uns vorbei. 

Als Abendessen mach ich mir Ei-Tortillas. Arbeite danach weiter. Um 22 Uhr, ich suche mal wieder Polarlicht, sehe ich ein Hurtigruten Boot einlaufen. Sonst nix zu seine. 

 

Um 1 Uhr tippe ich nun diese Zeilen. Draußen schneit es heftig. Sieht nach Schneeschauer aus laut YR App. 

Das Video ist fertig und ich kann pennen gehen. Momentan schaffe ich es tatsächlich, 1 Video pro Tag zu produzieren. Das ist verdammt gut und mein Puffer an Videos ist schon recht ansehnlich. Das beruhigt. 

 

Jetzt aber ab ins Bett mit uns. Die anderen beiden sollte ich eigentlich im kühlen Cockpit schlafen lassen…aber ich glaub, das wäre zu einfach. Ich denke mir da was besseres aus….

 

Ich gehe durchs Bad….will mir die Zähne putzen. Fülle mir davor den Allzweckbecher mit Wasser, aber es kommt nix. HÄ?? Nix. Es fließt nix. Wie kann das sein? 

Hat der Co-Pilot wieder….nein. Hat er nicht. Am Simarine Panel ist die Druckwasserpumpe aktiviert. Doch arbeitet sie nicht. Auch der BioToi Lüfter, der am gleichen Netzstrang hängt, läuft nicht. Was ist da los? Wie komm ich jetzt an Wasser?


In meiner Genervtheit, schalte ich die Wasserpumpe aus und an. Nix. Dann sehe ich, dass ich das Simarine Panel auch komplett ausschalten kann. Zack…das Ding ist aus. Kurz warten! Wieder drauf drücken. Das Panel erwacht wieder zum Leben und ich höre sogleich die Wasserpumpe laufen! Auch der BioToi Lüfter lebt wieder und zieht die Luft ab. 

Ich bin kurz perplex…hä…was war das denn jetzt? Geister im Van? Oder spinnt das Simarine Panel irgendwie? Wird weiter beobachtet in den nächsten kalten Tagen. War bisher vielleicht immer das Simarine Panel schuld wenn kein Wasser kam??? Ich bin ratlos. 

 

Und immer wenn ich das bin, geh ich pennen. Morgen ist ein neuer Tag. Mal sehen was er bringt. 

 

 

Gute Nacht und viele Grüsse

Kai und die Banditen

 

GPS Koordinaten:

morgens: 70.513105, 29.069554

abends: 70.854086, 29.125270

 

Unsere heutige Route: ca. 73 km

 

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