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#819 Norwegen - Die Sache mit Nikolaus und Sturm, Schnee & Suppe

Mittwoch, 6. Dezember 2023, Nikolaus und Schneesturm

 

 

Schönen guten Morgen,

 

Heut ist also Nikolaus. Hätte ich das mal schon gewusst als ich aufwache und aufstehe. Aber der Reihe nach. 

 

10 Uhr, um drei lag ich im Bett, wache ich auf, Blicke raus: grau-weiss alles. Ein klein wenig Neuschnee gabs noch, die Temperatur knapp über Null Grad. Den Schneepflug hab ich heute morgen vorbeikratzen gehört. An unserem Parkplatzschnee hat er sich aber nicht verlustiert. Scheinbar wird der Platz wohl nicht geräumt. Auch gut, so standen wir immerhin nicht im Weg. 

 

Der Blick aufs Wetterradar verheisst nix gutes. Aus Süden ziehen Schnee und Wind auf. In rund einer Stunde dürfte es hier rund gehen. Momentan schon windig aber noch trocken. Der Himmel bewölkt mit ein paar wenigen, zufälligen Auflockerungen. 

 

Dann mal raus aus den Federn und vor die Tür. Pappschnee erwartet uns. Es fehlt die Kälte. Wir stehen direkt am Meer. Das schwappt hinter uns an die Küste. Auf der Straße nix los, Toilettenhäuschen abgeschlossen. Im Winter also nix mit WC Gang hier. 

 

Die Wanderung zum Kvalvika Beach fällt diesmal aus. Oben stürmt es schon um die Berge, ich sehe den Schnee durch die Luft wirbeln. Der Weg auch verschneit und bisher nicht begangen. Das heisst für uns: klar machen für die Abfahrt. 

 

JUNGS…raus aus den Federn…arbeiten! 

Nix! Keie Reaktion!

Oh man…Ich laufe nach hinten durch, fische Friedrich und Co-Pilot aus dem Bett und schleife sie nach vorne. Sie sind ja sonst schon unwillig. Aber heute noch einen Level mehr. Was ist denn nur los mit euch?

 




Nebenher chatte ich per WhatsApp mit irgendjemand und dieser jemand fragt, ob ich auch was in meinem Nikolausstiefel vorgefunden hätte. 

Große Augen ich mache! NIKOLAUS! Äh…..verdammt! Voll vergessen. Gut, hätte ich nen Stiefel vor die Tür gestellt, wäre er jetzt nur voll Schnee. Also gut hab ich das nicht getan. Die Jungs auch nicht…die haben auch keine Stiefel, Socken auch nicht! Ihre Füße einfach zu bärig.

 

Aber…ich glaub jetzt ist klar, warum die beiden kleine Banditen heute so unwillig sind. Auch ohne Stiefel draußen wollen sie ein Nikolaus Präsent. Uff…das stellt mich jetzt vor ein kleines Problem. Wo soll ich das so schnell her bekommen? Schaffe ich das nicht, gibt das wieder riesen Ärger….

 

Glücklicherweise fällt mir ein, dass wir noch eine eiserne Bamse Mums Reserve an Bord haben, von der niemand im Team weiss. Selbst ich hab sie von Zeit zu Zeit vergessen. Doch jetzt in der Not, fällt sie mir wieder ein. 

Schnell öffne ich eine Schublade und bin erleichtert, die roten Tüten dort noch anzutreffen. Räubereien kamen im Team ja immer mal wieder vor. Doch diese hier sind noch da und noch ungeöffnet. Puh… Und das Beste: es sind zwei. Ne etwas kleinere und ne große. Perfekt. 

 

Ich schnappe mir die beiden Tüten und trage sie nach vorne zu den pelzigen Mitreisenden. Frohen Nikolaustag ihr beiden Fellfüße!!

Friedrich überreiche ich die kleinere Tüte, der Co-Pi bekommt die Große. Sofort ist die Welt wieder in Ordnung. Ein breites Strahlen geht über beide Gesichter und die Tüten werden sofort an den Pelz gedrückt. Die geben sie freiwillig wohl nicht mehr her. Das kann ja lustig werden heute Abend. 

Warum Flauschy nichts bekommt? Sie arbeitet heute nicht. Dennoch wird sie nicht vergessen…abwarten!

 

Nachdem die Welt nun wieder im grünen Bereich hängt, können wir los. Kamera aufstellen, drüber rollen ohne sie kaputt zu machen, einsammeln und weiter. Vor zur E10. Der Wind schon ordentlich, und kaum erreichen wir die Hauptstraße der Lofoten, beginnt es zu schneien. Erst leicht, dann stärker. 

Die Straße komplett Schneeglatt. Traktion ist gut, aber bremsen Mist. Schweine rutschig. 

Immerhin der Sturm kommt von vorne und kann uns so nicht von der Straße schieben. Wir fahren auf eine dunkle Wand aus Schnee und Wind zu. 

  

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Doch zum Glück kommt es nicht so schlimm wie es aussieht. Es windet zwar kräftig und schneit, aber alles noch im verträglichen Rahmen. Wir fahren auf leerer Straße gen Reine. Wo im Sommer Stau ist, ist heute niemand. Wir haben die einspurigen Brücken für uns, die engen Kurven und die Aussicht auf die Berge…äh…ja…Berge…maximal schemenhaft und auch nur auf die nah an der Strecke stehenden. Der Rest verschwindet in Nebel und Schneefall. Irgendwie hab ich mit dem südlichen Ende der Lofoten kein Wetterglück. Beim ersten Besuch im Sommer 2018 gabs Sturm, Regen und Graupel. Beim letzten Besuch 2022 Regen, grau und Wolken. Und heute…naja…auch nix gescheites. Dabei wäre ich hier soooo gerne mal mit dem Aufklärer in die Luft gegangen. Aber das wird nix. Heute, morgen, übermorgen…Wind, Schnee, Grau. 

 

In Reine biegen wir gen Downtown ab, hoppeln noch über zwei bescheuerte speed Bumps drüber und sind unten im Dorf. Auch hier sind die Bürgersteige hochgeklappt. Nix los. Tanke, Shop  und ein Restaurant. Und da es auf 13 Uhr zu geht, ich keine anderen Pläne habe, es schon wieder dunkel wird und das Wetter weiter grau und verschneit ist, entscheide ich mich, auf einen Happen einzukehren. Sozusagen mein Nikolausgeschenk an mich. Sonst schenkt mir hier ja niemand was. 

Friedrich wagt es nicht, zu protestieren. Blickt mich aber flehend an, so als wolle er sagen: übertreibs nicht! Mach es nicht zu teuer!

 

Ich schnappe Kamera und Geldbeutel und laufe durch Schneefall und Schnee am Boden zum Restaurant, dem Tapperiet Bistro. Als ich eintrete, triff mich schier der Schlag. Fast voll das Ding. Mittig ne asiatische Reisegruppe, und die kleineren Tische außenrum auch voll. Doch ein Tisch ist noch frei und den bekomme ich. Glück gehabt. 

 

Und was esse ich nun. Kaffee und Kuchen oder Mittagessen…hm…Da die Bedienung noch anderweitig beschäftigt ist, hab ich Zeit das intern in mir auszudiskutieren. Nebenher schaue ich mich um. Schön hier, gemütlich eingerichtet. Nicht überhell und einladend. Gefällt mir hier. 

 

Schließlich entscheide ich mich für die Fischsuppe und alkoholfreies Bier aus Norwegen. 15 Minuten später wird beides serviert, sehr lecker. 

Während ich esse, leert sich das Lokal zusehends. Die Asiaten steigen in ihren Bus und fahren weiter, unsereins kaut vor sich hin und beantwortet YouTube Kommentare. 

 

20 Minuten später kommt die nächste Reisegruppe. Eine Horde Spanier. Die füllen den Laden gleich mal mit mehr Leben als die Asiaten. Ich schaue dem Treiben eine Weile lang zu. Als sich dann deren Reiseleiter vor die Truppe stellt und aus einem Reiseführer beginnt vorzulesen, was es hier so alles gibt, schüttle ich innerlich kurz den Kopf, trinke den letzten Schluck Bier aus und gehe zahlen. Das muss man hier vorne am Tresen. 281 NOK. Sorry Friedrich! Aber ich hab das günstigste Gericht auf der Karte genommen. Und keinen Nachtisch, keinen Espresso. 

 

 

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Kurz darauf trete ich in die dunkel Nacht, 15:15 Uhr. Trocken von oben. Dann mal los. Tanken und weiter. 

 

Kaum sitze ich jedoch im Van, legt der Schneefall wieder los. Wie Hulle. Als gäbe es kein morgen mehr. Dazu Wind, ein echter Schneesturm. Bei dem Wetter tanken? No Way! Da hab ich am Ende mehr Schnee im Tank als Diesel. 

Motor an…und warten. So produziere ich wenigstens etwas Strom für die Aufbaubatterie. Über ne halbe Stunde warte ich, versuche währenddessen noch mein Handy mit der Nextbase Dashcam zu verbinden. Erfolglos! Lösche dann die App, spiele sie neu auf…nix. Funktioniert nicht. Keine Chance. Was ein Mist!

 

Gegen 16 Uhr fahre ich endlich tanken. Einmal vollmachen. Friedrich wattet. Er sieht aber ein, dass wir Diesel brauchen. Dafür arrangiere ich unseren Abschied von den Lofoten auch so, dass wir die Fährfahrt nach Bodö nicht zahlen müssen. Das dürfte den kleinen Braunen dann wieder freuen und aufbauen. 

 

Kurz nach dem Tankstopp, wir gerade wieder auf der E10, legen Schneefall und Sturm wieder zu. Gut, müssen wir nur 1,5 km weit. Linkerhand nach einer Brücke ein Parkplatz, geräumt, niemand da. Stockdunkel. Wir parken uns mit der Nase in den Sturm. Hier bleiben wir die Nacht über. 

 

Bis 20 Uhr widme ich mich nun meinem Schnittprogramm Final Cut. Bearbeite Video #805. Schwelge in Erinnerungen wie cool das da bei der Kälte bei Kautekeino war. Oh man…Hammer! Schnee, Wetter und minus 30 Grad. Im Vergleich dazu heute…naja…

 

Als Abendessen gibts Sandwich aus dem Sandwich Maker. Für den hab ich mittlerweile einen Nachfolger bestellt. Liegt schon in Weinberg und wandert Weihnachten in den KaiMAN. So wie viele andere Dinge, die ich an Black Friday gekauft habe. 

 

Um Mitternacht ist das Video fix und fertig. Schnell schaufel ich noch ein paar Daten und liegen um halb 1 im Bett. Friedrich und Co-Pilot sind erst unwillig, wollen ihre roten Tüten nicht abgeben. Doch ich greife durch, lege die Tüten in die Küche und die beiden Fellfüße ins Bett. 

Draußen alles ruhig. Kaum Wind, kein Schnee. Kaum Frost. 

 

Mal schauen wie es morgen hier aussieht. 

 

Gute Nacht und viele Grüsse

 

Kai und das Nikolaus Team

 

 

GPS Koordinaten:

morgens: 68.068465, 13.129705

abends: 67.911976, 13.074268

 

Unsere heutige Route: ca. 30 km

 

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