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#917 Wales - Der Leuchtturm will uns da behalten - wir kommen nicht weg!

03.05.2024 War ja klar!

        

Schönen guten Morgen, 

 

musst so kommen. Hatte es ja gestern schon gesagt es könnte so passieren. Bei Eintritt des Ereignisses, ist es dann allerdings dennoch blöd. Vor allem, wenn die eingeleiteten Hilfsmaßnahmen nicht greifen!

 

9 Uhr wach. Draußen prasselt der Regen auf uns. Grau ist es. Leuchtturm aber noch sichtbar. Ich hab Bock auf einen Kakao, hab noch irischen dabei, den fahre ich nun über ein Jahr spazieren. Also Milch warm machen, gleich für zwei Tassen, rein damit in den Kai. Pfefferminzgeschmack. Lecker!

 

So gestärkt bekomme ich dann mit, dass der Regen aufhört. Sehr schön. Freut die Scheibenwischer. Aber erstmal etwas schneiden. Das geht auch offline. Denn Netz haben wir hier am Strumble Head Lighthouse ja keins. 

 

Ein Blick raus und unter die Vorderachse zeigt: unter uns steht Wasser und Matsch, wir stehen auf nassem Gras, all das leicht bergab. Unter dem Wasser ist Matsch. Das weiss ich von gestern. So langsam kommen mir enthafte Zweifel, ob ich da gestern nicht zu optimistisch geparkt habe. 

 

Gegen 11 Uhr will ich los. Zottl klar machen, Co-Pi und Friedrich holen, wirken beide etwas nervös. Normalerweise kein gutes Zeichen. Kameras aufstellen, Motor an, Rückwärtsgang, wir fahren im Gras gut an...doch als wir in den Matsch kommen ist Schluss mit Traktion. Die BF Goodrich ATs drehen durch. Verdammt. Warum kommt von der Hinterachse nix....ah...wir haben ja keinen Allrad mehr....

 

Wieder etwas vor. Nochmal zurück. Gleiches Ergebnis. Wir kommen nicht durch den Matsch. Das auf Gras leicht bergan anfahren funktioniert. Aber der Matsch killt uns. 

Langsam setztet sich das Profil mit Matsch zu. Das ist scheisse. Ich stoppe meine Versuche. Und das erste mal in 2,5 Jahren baue ich meine Sandbleche ab und hoffe, dass sie helfen. 

 

Ich stopfe sie unter die Reifen so gut es geht. Ein wenig eingegraben haben wir uns schon. Die Situation alles andere als ideal. Mist. Erste Versuch....scheitert. die Reifen greifen nicht auf dem Sandblech. Auch nicht mit etwas Schwung holen. 

Abbruch. 

 

Ich fahre Zottl ein Stück vor aufs Gras. Lege die Bleche dann an. Doch auch das klappt nicht. Einmal komme ich aufs Sandblech, doch durch die plötzliche Traktion, stirbt mir irgendwie der Motor ab. Scheisse! Ich rolle wieder vor und vom Sandblech. Verdammte Axt! Ich breche ab. 

 

Was nun? Warten bis alles abtrocknet?

 

 




 

Vor fahren und scharf rechts ist keine Option. Zu nah am Abhang, auch leicht bergan. Gras. Da bleibt Zottl auch hängen. Ich wünsche mir Allrad...hilft auch nix, der Wunsch geht nicht in Erfüllung. Shit!

 

Schneeketten aufziehen? Das gibt die riesen Sauerei. Nur im größten Notfall wenn gar nix geht. 

 

Erstmal hol ich meine Mammut Schaufel und trage etwas Schotter vom Parkplatz ab und streue ihn vor und hinter die Räder. Auf meiner Seiten. Während dessen sehe ich mit einem Auge, dass ein Mann mit Hund in meine Richtung läuft. Ein 5er oder 6er BMW und ein anderer PKW fahren auf den Platz. Die total 6 Insassen steigen aus. Alle Herrschaften erreichen zu ähnlicher Zeit meine Position. Der Herr mit Hund, stellt sich später als Steve heraus, fragt, ob ich Hilfe brauche. 

 

Äh...hm....ja...irgendwie schon, meine ich. Steve animiert auch die restlichen 4 Herren die um mich rum stehen. Alle sicher 15-20 Jahre älter als ich. Alle sofort bereit zu helfen. Doch ich warne: es könnte schmutzig werden. Ich häng im Modder, die Räder werfen Dreck hoch. Stört die Waliser nicht. Macht nix, meinen sie. 

 

Ich verteile noch schnell etwas mehr Schotter unter den Reifen, lege auf der rechten Seite das Sandblech zur Seite. Das liegt nicht mehr gut. Links lasse ich es liegen. 

Als ich einsteige, formatieren sich 5 Herren vor Zottl, die Hände auf der Motorhaube. Strategie ist, 30 cm vor rollen, dass ich auf meinem ausgelegten Schotter stehe, dann mit vollem Rohr und schieben zurück setzen. Gute Plan? Wir werden sehen!

 

Ich setze mich in Zottl. Etwas aufgeregt, die Jungs neben mir nervös geradeaus schauend. Hoffentlich kommt das gut. Erster Gang rein, 30 cm vor...Steve ruft....okay...enough....dann Rückwärtsgang, Gas, Kupplung, mehr Gas...vorne legen sich die walisischen Männer ins Zeug und Zottl bewegt sich. Nicht wie von Geisterhand. Aber mit aufheulendem Motor und 5 Männern die Spass dran haben, zu helfen. Wir kommen rückwärts in Schwung und über den Matsch. Ich gebe mehr Gas und merke gerade noch rechtzeitig, dass hinter mir nicht endlos Platz ist, da war doch...ne Mauer....ich trete hart auf die Bremse, stehe da zum Glück schon auf festem Parkplatz-Untergrund. Wir sind frei! Gerettet. Von 5 hilfsbereiten walisischen Herren! Danke! Tausend Dank Leute! Ihr seid spitze!!!!

 

Und zum Glück: Niemand dreckig geworden. Die Radkästen von Zottl haben den Dreck eingefangen. Alle happy, dass es geklappt hat mit der Befreiung. 

 

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Die PKW Fahrer ziehen weiter zum Leuchtturm. Steve und Hund bleiben noch kurz stehen und wir unterhalten uns. Er parkt ein Stück oberhalb und sein Van hat einen Reifenschaden. Er kommt nicht weg. Fragt, ob ich in Fishguard einem Mechaniker Bescheid geben könne, dass dieser raus kommt und ihm hilft. 

 

Ich habe eine bessere Idee: warum fährst nicht mit mir, checkst die Sache mit dem Mechaniker und ich fahr dich dann wieder zurück zu deinem Van. Das Angebot nimmt Steve sofort an und bietet mir für meine Taxi-Dienste Geld an. Ich verneinen. Danke! Will nix. Alles gut. 

 

Er läuft mit Hund zurück zu seinem defekten Van, ich versuche noch so gut es geht meine tiefen Spuren zu verschönern. Mit geringem Erfolg. Es gibt hier einfach nix um die Löcher zu füllen. Vielleicht sollte ich zukünftig immer einen Sack Blumenerde mitnehmen auf unsere Reisen. 

 

Naja, oder einen Allrad Van besitzen. Mit Allrad wäre ich hier locker rückwärts raus gekommen. Besonders mit nem MAN mit Hecksperre. 

 

Mit den PKW Fahrern unterhalte ich mich auch noch 10 Minuten als sie zurück vom Leuchtturm kommen. Echt nette Menschen!

 

Als sie abgefahren sind. Starte ich Zottl und verlasse das Massaker hier. Schön wars, aufregend, actionreich, keine Defekte, alles ging gut. Die Sandbleche sind, zwar in Matsch, eingeweiht und schmutzig wieder an Zottl befestigt. Die Reifen sind saudreckig und Zottl hat etwas Patina angesetzt. Perfekt! Abfahrt. 

 

Bei Steve stoppe ich, er steigt zu, Co-Pi und Frieder liegen auf der Dinette Bank und sind komplett im Eimer ob der ganzen Aufregung. So düse ich mit Steve nach Fishguard. Er hat einiges zu erzählen. Kommt gerade der Küste runter, will nach Irland, lebt im Van, ist arbeitsunfähig und bekommt ne kleine Rente. Ich erzähle ebenfalls, so ist es eine abwechslungsreiche Fahrt. 

 

6 Meilen später. Fishguard. Hier war ich schon mal. Von hier ging damals meine Fähre nach Irland. Wir halten beim Supermarkt, Steve geht kurz einkaufen, trifft seinen Mechaniker und 15 Minuten später fahren Steve und ich wieder zurück zum Leuchtturm. Sein Mechaniker kommt morgen vorbei und repariert den Schaden. 

 

Zurück an seinem Van, setze ich ihn ab, wir verabschieden uns mit links, sind beide Linkshänder und wünschen uns eine gute Weiterreise. Ich fahre die letzten Meter zum Leuchtturm, drehe auf dem Parkplatz und fahre wieder zurück nach Fishguard. Dort angekommen, mittlerweile 14 Uhr, der Zeitplan des Tages mächtig hinterher....äh...ja...wenn es einen Zeitplan gegeben hätte. Da es keinen gab, eigentlich alles egal. 

 

Ich stoppe wieder beim Supermarkt, kaufe Ketchup und Mayo und hole mir beim Dolphin Fish & Chips. Einfach in der Hoffnung, dass die hier keine Delfine verarbeiten. Preislich kostet eine mittlere Portion 9,70 Pfund. 10 Minuten warten. Als ich sie in Zottl esse, ist sie leider nicht so gut wie jene in Harwich. Der Fisch etwas trocken. Die Pommes ein wenig zu lätschig. Vielleicht hatte ich nur Pech, eine zweite Chance würde ich der Sache noch geben. Die Portion so groß, dass ich sie nicht schaffe. Der Rest wandert in ne Tupperdose. 

 

 

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Da ich schonmal hier war weiss ich: auf dem Parkplatz gegenüber von dem Tesco Shop, gibts Mülleimer und ein öffentliches WC über Tag. Also schnell hin, Müll wegbringen, BioToi Urin entsorgen im WC. Perfekt. Wir haben wieder Ruhe die nächsten Tage. 

 

Nun aber weiter. Aber wohin? Später Nachmittag. Wetter weiterhin regnerisch und grau. 

 

Google Maps sagt mir immerhin, was wir noch machen könnten. Ein altes Steingrab in 12 Meilen. Davon gibts hier viele aus der Zeit von vor tausenden von Jahren. Und eins sollte ich mir schon noch anschauen, bevor ich irgendwann den Abflug mache und gen Norden ziehe. Also los. 

 

Berghoch, durch Fishguard Uptown. Total zugeparkt und dadurch Stau anfällig. 

 

Unser Ziel, Pentre Ifan Burial Chamber, erreichen wir am Ende über einspurige, schmale Straßen, allerdings problemlos. Niemand da außer wir. Schön! Kurz mache ich noch etwas am Laptop...höre Türen schlagen. Blick raus: PKW...okay...dann arbeite ich noch kurz weiter und warte, bis die wieder weg sind. 

 

30 Minuten später trete ich vor die Tür in den leichten Nieselregen und bin wieder alleine. Wunderbar. Mit meiner DJI Poket 3, die ich immer häufiger einsetze, laufe ich los. Gatter auf, wieder zu...200 m zwischen Schafweiden vorbei. Überall Mutter und Kind Schaf. So süss! Nochmal Gatter auf, wobei es gar nicht richtig zu war, scheint defekt. Und schon bin ich da. Kurze Wege. Liebe es. 

 

Was sehen meine vom Niesel angefeuchteten Augen? Steine die aufrecht stehen und einen Stein der auf ihnen liegt. Er liegt auf drei Punkten auf. Und das hält. Seit tausenden von Jahren. Verblüffende Statik. Vor allem wenn man bedenkt, dass der obere Stein 16 Tonnen wiegt und aus dem gleichen Material ist, wie die Steine in Stonehenge. Diesem völlig überbesuchten und überbewerteten Steinkreis in England. Ich war noch nicht da....daher erlaube ich mir das zu schreiben. Ich weiss es ja nicht besser. 

 

Aber bleiben wir im Hier und Jetzt. Das soll mal ne Grabkammer gewesen sein. Die Steine mit Erde bedeckt, die es über die Jahre weg erodiert hat. Allerdings haben Wissenschaftler hier keine Spuren von Knochen gefunden. Co-Pilot meint später, vielleicht haben sie ja dort einen Geist begraben. Hm...er redet ja manchmal schon dummes Zeug, aber den Ansatz jetzt finde ich gar nicht so schlecht! Wer weiss an wen oder was die damals geglaubt haben. Gut gemach, Co-Pilot. 

 

5.000 Jahre alt ist diese Geist-Steingrab, ich stelle mich unter den 16 Tonnen Stein, top Unterstand. Das Wasser, würde es richtig regnen, würde nach Süden ablaufen. Gut waren wir hier. Toll anzuschauen, cool für Videos und Fotos. Und ne schöne Sicht hat man auch...wenn das Wetter gut ist. 

 

Leicht angefeuchtet laufe ich zurück zu Zottl. Setz mich rein und hab keinen Bock mehr. Ich glaub, wir bleiben hier. Straße zwar recht abschüssig, aber wenn wir drehen, stehen wir bergab so wie wir es mögen. Ruhig ist es hier auch. Auf der Straße, die eher ein Weg ist, ist nix los. Japp....wir bleiben. Morgen ist auch noch schlechtes Wetter. Da ist es früh genug, wenn wir dann weiter fahren. 

 

So drehe ich Zottl, hab gutes Internet hier und lade zwei Videos hoch. Die YESIM eSIM Karte unlimited für UK, 28 Tage 58 EUR, macht das klaglos mit. Bin beeindruckt. Falls ihr auch mal für eure Reisen Internet braucht, YESIM kann ich bisher echt empfehlen. Schweizer Unternehmen, ansässig in Zug, leicht zu installieren auf einem eSIM fähigen Handy. Wenn ihr über den Link kauft, bekommen wir eine kleine Vermittlungsprovision. 

 

Den Rest des Tages verbringe ich am Laptop. Draußen kommen noch ein paar Touris und sind auch schnell wieder weg. Irgendwann kehrt Ruhe ein. Ein PKW fährt abends noch vorbei. Sonst nix. Ruhe. Dunkelheit. Null Licht. Und: Kein NO OVERNIGHT PARKING Schild! Wir stehen also legal und stören auch niemanden. Denn hier ist niemand!

 

Gegen 21 Uhr mache ich mir schnell Ravioli heiss und werfe Pesto Soße drüber. Schnell und lecker und um 1 Uhr nach einem Schnittmarathon, bin ich fertig mit dem gestrigen Video und kann ins Bett. Allerdings: Den Blog von heute noch nicht getippt...naja...schnell ein paar Stichworte und die Ausformulierung dann morgen. Plan für morgen steht schon: es geht rund!

 

Gute Nacht und bis dann. 

 

Kai und das Watteteam

 

 

 

GPS Koordinaten:

morgens: siehe Blog vom Vortag, abends

abends: 51.999048, -4.767777 

 

Unsere heutige Route: ca. 50 km

 

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