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Nordkap #11 - Das gute Wetter ist zurück, ein Traumtag, der heftig endet

Von meinem Schlafplatz in der Nähe von Andenes, der schön ruhig war, geht es nach Ausschlafen, Frühstück, Aufräumen weiter auf die nächste Insel. Die erreiche ich aber durch fahren und über Brücken, Fähre ist nicht notwendig. Schont das Budget. Hm...welches Budget...die Kreditkarte zahlt doch alles...aber egal.

 

Ich lasse es ruhig angehen, das ist Wetter wieder auf der warmen und sonnigen Seite. Fast traumhaft. So packe ich nochmal die Drohne aus, lasse sie hinter Zottl herfliegen und auch frei durch das Tal schießen.

Im weiteren Verlauf fahre ich über Nebenstraßen der Küste entlang gen Osten. Die Küstenstraße ist schmal, zum Teil sehr schmal aber jeden Kilometer wert. Tolle Küstenlinie, Strände, Felsen. Teilweise erinnert es an Irland, dann wieder mal an Canada und doch sind wir noch immer in Norwegen. 

 

Bald stoppe ich schon wieder, lasse nochmals die Drohne hoch, die ND Filter sind Gold wert, heute fliege ich mit ND32, Aufnahmen kommen toll raus. So macht das Spaß. Auch macht die Drohne was ich befehle. Allerdings muss ich noch immer den Kompass kalibrieren. Der gibt noch immer Fehlermeldungen aus.

 

So fahre ich munter weiter, immer tiefer in die Einsamkeit, bis ich vor einer hochmodernen Rastanlage stehe die zu einem Aussichtspunkt gehört. Beton, Glas, Spiegelglas. Passt hier irgendwie nicht hin. Auch noch nicht fertig. Es wird noch gewerkelt, 

Ich laufe noch ein Stück die Straße hoch und sehe einen schönen Sitzplatz in der Sonne, so filme ich ein wenig blödes Zeug und denke dann: Mensch, der kleine Leuchtturm da vorne wäre doch ein schönes Drohnen Motiv. Schon laufe ich los, und hole das gute Stück. Im Nachhinein betrachtet: keine gute Idee!

 

Das GPS Signal ist durch die hohen Berge schlecht. Ich kann keinen Home Point setzen. Wieder ein Zeichen, es zu lassen. Ich übersehe es. Starte die DJI Mavic Pro, bringe sie in Position, und los gehts. Alles läuft gut. Wäre zwar gerne etwas näher am Turm vorbei geflogen, aber kann ja gleich noch einen Flug machen. Ich fliege komplett am Turm vorbei und stoppe die Drohne. Höhe vielleicht 10-15 m. Als nächstes sehe ich Vögel auffliegen. An sich hier nix besonderes, hier fliegt immer was rum. Aber es sind doch einige, so 5-6 Stück. Und sie wirken irgendwie...naja...aufgeregt. 

 

      

Ich drehe die Drohne in meine Richtung und fliege zurück. Wow...was geht jetzt ab....die Vögel jagen die Drohne....ganz klar, sie fliegen dicht an ihr vorbei, sind kurz davor sie zu attackieren. Shit! Ich gebe Vollgas, hab aber natürlich keinen Sportmode drin. Die Vögel geben nicht auf, versuchen Attacken zu fliegen, Ich halte dagegen, fliege Manöver, hoch runter, links rechts, aber die Vögel sind verdammt wendig und lassen sich nicht so leicht abschütteln. Ein wenig komm ich mir vor wie ein Kampfpilot. 

Was mir in dem Moment ernsthaft sorgen bereitet: wenn ein Vogel von oben attackiert, könnte er in die Propeller der Drohne gelangen und sich ernsthaft verletzen. Logisch, die Drohne würde dann wohl auch ins Meer abschmieren. Der Vogel würds aber wohl mit dem Leben bezahlen. Verdammte Scheiss!

Ich gebe mein bestes, fliege tiefer, irgendwann stoppt die Drohne abrupt. Ein Vogel ist den vorderen Sensoren zu nah gekommen und wurde als Hindernis erkannt. Ich beschleunige wieder und bin jetzt nur noch 20 m von meinem Standort entfernt, Die Jagd ging über ca. 200 m. Erst jetzt, wo ich näher an die Felsen fliege, lassen die Vögel von der Drohne ab...Alter Norweger, das war jetzt aber n Schreck, zum Glück ist nix passiert...ich hab wieder was dazu gelernt. Werde jetzt deutlich vorsichtiger sein und besser höher fliegen.

Verfolgt wurde das Spektakel von drei älteren Holländerinnen die just in der Sekunde um die Ecke biegen, als ich fluchend und schimpfend den Luftkampf ausfechte. Will nicht wissen, was die gedacht haben...gesagt haben sie auf jeden Fall nix. Wahrscheinlich war ich ihnen zu suspekt.

 

Nach dem Schreck pack ich die Drohne ein und fahre weiter. Halte nochmal hier und da, Landschaftlich ist dieser Küstenstreifen ein echter Hingucker. Als ich dann auch noch Schafe und Lämmer antreffe, ist es um mich geschehen...kann ich hier bitte hinziehen? Für alle die es nicht wissen: seit ich in Irland war, liebe ich Schafe und Lämmer. Also jetzt nicht nur auf dem Teller, sondern auch auf der Weide.

 

Über die Brücke bei Sortland, das ist mal ein riesen Ding, wahnsinnige Steigung, schmal...das sowas hält....geht es weiter gen Myre und von dort in Richtung Nyksund. Ein altes verlassenes Fischerdorf dass seit 20 Jhren nun wieder bewohnbar gemacht wird, initiert von einem Deutschen. Was ich dabei übersah, die letzten 10 km sind Schotter- und Schlaglochpiste. Material tötende Strecke. Und das, nachdem mir heute schon mein Schneebesen kaputt gegangen ist. :)) Mein eines Batterieladegerät für die Canon Akkus spinnt auch...das geht jetzt hoffentlich nicht so weiter.

 

Die Aussicht auf der Strecke nach Nyksund ist fantastisch. In Nyksund angekommen, parke ich und unterhalte mich noch lange mit einem Deutschen Ehepaar, die den Deutschen Initiator des Wiederaufbaus von Nyksund schon ewig kennen und ihn hier besuchen. Sind auch mit dem Camper hier, sehr netter Austausch. Immer wieder schön, nette und vernünftige Menschen zu treffen. Danke für das schöne Gespräch, sooo viele Gesprächspartner hat man ja nicht, wenn man alleine Unterwegs ist. Mein Copilot ist ja eher von der schweigsamen Sorte. Dafür kann man ihn aber auch mal beschimpfen und er ist nicht eingeschnappt.:)

 

Vom kleinen Grasparkplatz vor dem Dorf, laufe ich ins Dorf rein. Sehr süß, etliche Gebäude schon renoviert und wieder bewohnt. Es gibt aber noch viel zu tun. Restaurants und Pensionen gibts aber schon. Und frei stehen mit dem Camper ist auch kein Problem. Jetzt, in der Vorsaison ist jedoch noch alles zu, ab 1. Juni soll es hier losgehen. Ich laufe durchs Dorf, fühle mich komplett alleine, wie in einem Geisterdorf...wieder kommt mir der Gedanke an das Set eines Horrorfilms...weiß auch nicht, wieso ich da immer wieder drauf komme. Wahrscheinlich sind bei mir ein paar Synapsen falsch verkabelt.

 

Ich entscheide, über Nacht hier zu bleiben. Ist war nicht ganz mein Geschmack, stehe ja lieber alleine, aber man muss auch mal über seinen Schatten springen. Das Deutsche Eheppar bekam Permission, ins Dorf fahren zu dürfen. So beerbe ich ihren Parkplatz - der ist besser als mein bisheriger zwischen Müllcontainer und einem anderen Kastenwagen.

Witzig ist, man sieht hier sehr wenig Kastenwagen, aber hier stehen gleich mal noch drei weitere rum. Manchmal ists schon komisch.

 

Ich beziehe vorsichtig den Platz, leigen ein paar blöde Steine im Weg. Im Anschluss eine Premiere: Das Wetter top, der Platz in der Sonne, ich beschließe Tisch und Stuhl rauszuholen. Das erste mal überhaupt in meinem Camper Dasein. Hat was! Fühlt sich gleich ganz anders an. 

Ich werde langsam Campingplatz tauglich :)).

 

Und wenn schon alles draußen steht, wird auch draußen gegessen. Was? BURGER....yeah...hab ja noch von gestern über....kurz warm gemacht, Burgerbrot in Öl etwas im Topf geröstet und dann wird gegessen. Drei Burger und ein JEVER verschwinden in mir. Ich bin gerade fertig mit Essen, als das Wetter umschlägt. Der Wind frischt schnell auf, die Sonne verschwindet hinter Wolken. Das wars mit schönem Wetter. Glück gehabt mit dem Essen.

 

Im Laufe des Abends geht es ordentlich zur Sache. Der Wind wird immer stärker, Zottl wackelt heftig, die Möwen haben jedoch ihren Spaß. Ab welcher Windstärke stellen die eigentlich den Flugverkehr ein?

Gegen 23 Uhr fängt es an kurz zu graupeln, dann heftig zu Regnen, der Sturm gibt alles. Ein Camper mit einem älteren Alkoven Modell parkt sich in Zottls Windschatten. Wenn wir jetzt also kippen, fallen wir sanft auf einen alten Teilintegrierten. Da dürfte bei uns nicht viel kaputt gehen.... Aber Zottl ist stark, ich mach mir da keine Sorgen, der stehe stabil. Da muss schon mehr kommen, dass es ihn aus der Bahn wirft.

 

Während ich diese Zeilen tippe, stürmt es noch immer gewaltig, in der ferne sehe ich die Brandung an die Hafenmauer schlagen, vor die Tür geh ich heut aber nicht mehr. Der Regen ist aber immerhin Geschichte. Hell ist es auch noch um kurz vor eins. Man gewöhnt sich an die vielen Stunden Tageslicht. Eigentlich braucht kein Mensch Dunkelheit. 

 

Ich verabschiede mich an dieser Stelle und gehe über meinem Keller ins Schlummerland. Mit der Hoffnung, dass das Wetter morgen nicht ganz so übel ist.

 

Gute Nacht und viele Grüsse

Kai

 

GPS Koordinaten:

Morgendlicher Parkplatz: 69°13'21.0"N 15°56'02.9"E

Schlafplatz Nyksund: 68°59'47.9"N 15°01'15.0"E

 

Meine Route heute:


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