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Nordkap #8 - Vom Lillefjord in die Nähe von Storneshamn

Heimatland! Was ist denn los! Ich bekomme einen halben Herzinfarkt als ich auf die Uhr schaue. Schon 10 Uhr und ich bin soeben erst aufgewacht. Dabei ist das hier doch gar nicht sooooo ein ruhiger Platz. Es fahren zwar wenige Fahrzeuge, aber doch das ein oder andere. Andererseits, ich muss ja nirgendwo hin heute, außer gen Süden. Oh...äh...guten Morgen zusammen!

Einige Kilometer sind aber schon zu fahren und wenn ich einen Blick auf die Karte werfe, dann wird das kurvig und mit einem ausgeprägten Wellenprofil. Sprich: viel Zeit, wenig Kilometer. 

 

Also bewege ich meine müden Knochen in die Senkrechte, öffne das Dachfenster und sehe blauen Himmel und Sonne. Okay, damit kann man mich locken. Ich bin augenblicklich wach und das Hirn startet. Frühstück? Drohne? Fotos für Instagram und Facebook machen? Filmen? Ich müsste mich klonen um alles machen zu können. Ich entscheide: ich bin im Urlaub, also erstmal Frühstück. Wäre was anderes, wenn mich jemand für all das bezahlen würde was ich hier so treibe. Aber so....nee.....erstmal was essen. :)

 

Die Heizung kann ich ausstellen, der Kasten wird durch die Sonne gewärmt, auch die Temperaturen haben über Nacht einen Sprung gemacht. Der Kopf, den ich durchs Fenster stecke, meldet das so.

 

Naja, und so ganz kann ich es dann doch nicht lassen. Während des Frühstücks schreibe ich meinen Blog, genau wie jetzt. Ihr könnt euch das so vorstellen. Ich nehme immer einen Löffel meines Powerbreis mit Nüssen, kaue langsam drauf rum und hacke während dessen so ca. 3-4 Zeilen in den Lapi. Anschließend geht eine Hand wieder zum Löffel. Wäre sau geschickt, hatte ich jemand dabei, der mich füttert. Dann müsste ich nicht immer wieder die Finger von der Tatstatur nehmen.

 

Aber bleiben wir beim Thema....nachdem das Grundbedürfnis gedeckt ist, kommt der Rest. Raus, filmen, reden, Fotos. Man ist das schön warm. Kaum noch Wind. Als nächstes geht die Drohne in die Luft. Ich fliege, filme und stelle irgendwann fest, dass ich 400 m hoch bin....ups...da hab ich wohl "vorwärts" mit "hoch" verwechselt. Bin noch weit entfernt ein guter Dohnenpilot zu sein.

 

Die Drohne hat einige Probleme im Flug. Kommt mit dem Höhenwind nicht so zurecht, driftet, gibt Warnungen aus, stellt aber zum Glück nicht einfach den Dienst ein. Auch meldet sie, der Kompass muss kalibriert werden. Sonst noch Wünsche?? Ganz schön anspruchsvoll das Luder.

Nach einer verballerten Akku Ladung lande ich und versuche den Kompass zu kalibrieren, geht nicht. Zu starke Interferenzen. Okay, dann halt nicht. Ich packe ein und mache mich fahrfertig. Vorher scheuche ich mich aber noch ins Bad. Meinen Wasserverbrauch hab ich enorm gut im Griff. Gut, ich dusche nicht täglich (ohnehin nicht gut für die Haut), und auch sonst tröpfelt es meist nur aus dem Wasserhahn. Wenn man sein Hirn nutzt, verlängert das auch die Autarkie.

 

Aber nu ist Abfahrt. Ich fahre vom Lillefjord zurück zur E6. Zwischendurch gibt es ein paar schön Geraden auf denen ich die Auto-Follow Funktion der DJI Mavic Pro teste. Aber irgendwie will sie nicht schnell fliegen. Sie kommt dem Auto nicht hinterher, und dass, obwohl ich nur 40 km/h fahre. Irgendwas scheine ich falsch zu machen. Kann sie auch manuell nicht beschleunigen. Verdammter Sch****. Hoffe dennoch ein paar gute Aufnahmen gemacht zu haben.

       

Ich fahre die E6 nach Alta. Tolle Landschaften. Man wähnt sich auf 2.500 m über Null was Landschaft und Schneereste angeht, in Fakt ist man aber nur 300-400 m hoch. Verblüffend und faszinierend zugleich. Die Drohne fliegt nochmals. Ich komme kaum vorwärts heute, Fotos, filmen, drohnen....ein Stopp jagt den nächsten.

Irgendwann erreiche ich Alta. Gut was los hier, ich fahre weiter. Sind schon genug Leute hier, da braucht es mich nicht.

 

In Talvik sehe ich ein Entsorgunggschild, dass mich zu einer Shell Tanke geleitet. Ich muss zwar nicht dringend entsorgen, aber wer weiß wann die nächste Möglichkeit kommt. Wobei ich das Schild in Norwegen nun schon öfter gesehen habe. Da scheint man hier besser aufgestellt zu sein als in Schweden ist mein Eindruck.

Die Entsorgung ist kostenlos, versorgen könnte ich auch, aber hab noch den Wassertank recht voll. Ich filme natürlich wieder. Und schon kommt ein so ca. 13 jähriger mit dem Mountain Bike angefahren und fragt: do you have a vlog? Ich antworte natürlich mit Yes und er fragt: what's the name? Well, it's called TravelCampingLiving, I'm travelling through Sweden and Norway, just returning from Nordcap making my way to the Lofoten now. 

Er bedankt sich für die Info, fährt zu seinen Kumpels, zückt sein Smartphone und alle drei schauen drauf und suchen nun wohl meinen YT Kanal. Lustig! Ich ruf ihm noch zu: well, it's in Germany only! Aber wahrscheinlich wollen sie nur schauen, wie viele Abonnenten ich schon habe. Bei 500k-1.000k würden sie wohl um ein Selfie mit mir bitte. So behelligen sie mich aber nicht weiter.

 

Ich besteige Zottl und fahre weiter. Entlang der Wasserkante. Hoch runter, links, rechts, fahre schleichenden Spaniern und rasenden Norwegern hinterher. Wobei zwei schleichende Spanier mir etwas mehr auf den Keks gehen. Hab nix, aber auch gar nix gegen Spanier....ich mag halt allgemein keine extremen Schleicher, egal welcher Nationalität. Natürlich kann jeder fahren wie er möchte und kann, dann gebietet es aber in meinen Augen, mal kurz rechts ran zu fahren und die etwas schnelleren vorbeizulassen. Irgendwann biegen sie endlich rechts ab, ich hab wieder freie Fahrt. 

 

Später geht's nochmal richtig hoch in die Alpen....äh...Berge. Auf ganze 400 m. Aber direkt am Meer. Ein gigantischer Ausblick auf den Fjord. Auch wenn das Wetter nun nicht mehr so gut ist, das Spiel aus Meer, Fjord, Bergen, Wolken und Sonne macht die Aussicht erst richtig interessant. Wahnsinn! Ich mache, was ich immer mache, filme, fotografiere und...oh Schreck....die zwei spanischen Womos fahren auf den Parkplatz. Da pack ich mal lieber schnell zusammen, nicht, dass ich die gleich wieder vor mir habe.

 

Ich schaffe das schier unmögliche und bin vor den beiden spanischen Womos wieder auf der Strecke. Es geht wieder runter, zurück zum nächsten Fjord. Die Landschaft ist jeden Höhenmeter Wert. Allerdings kommt man echt nicht schnell voran. 

 

Viel später kann ich endlich von der E6 rechts abbiegen, kurz vor Storslett. Es geht eine schmale zweispurige Straße entlang der Küste bis zu meinem geplanten Schlafplatz. Frei natürlich. Schlechter Zustand, eine Tortur für Zottl mal wieder.

 

Das Elend sehe ich dann schon aus der Ferne. Da steht schon einer. Ein dicker Phönix, reingequetscht. Och Mensch...so doof...direkt in der Bucht, am Strand...das wäre doch mein Platz gewesen. Ich überlege, mich daneben zu stellen. Verwerfe den Gedanken. Erstens käme der nicht mehr vom Platz wenn ich mich dort auch noch hinstelle. Zweitens will ich keinen direkt Nachbar...sonst könnt ich ja gleich auf einen Stellplatz. 

Wenns jetzt n Kastenwagen gewesen wäre, mit coolen Insassen, das wäre was anderes...aber so....nee....ich fahre weiter. Später geht ein kleiner Feldweg ab, der gibt auch Platz frei für einen Parkplatz. Ich drehe Zottl noch, versuche nicht im Sand zu versinken und parke. Feierabend. Schon wieder 19:40 Uhr rum. Zeit zu essen und zu kochen.

 

Außerdem bin ich ziemlich genau jetzt 1 Woche unterwegs, kurzes Fazit:

- keine technischen Ausfälle oder Probleme

- immer frei gestanden (bis auf den Nordkap Parkplatz eine Nacht)

- ca. 4.000 km gefahren

- Noch immer Vorräte ohne Ende

- fasziniert von den 24 h Tageslicht. Ich liebe es!

- die Fahrerei macht mir nix aus

 

To the party of the day, also zur Feier des Tages :), gönne ich mir eines meiner mitgenommenen JEVER. Ich trinke nicht dauernd, nur zu speziellen Anlässen oder zu Besäufnissen. Beides kommt eher selten vor.

 

Aber: erstmal kochen. Die Frage: was muss Weg? Hühnchen läuft ab, die Tomaten müssen gegessen werden, die Karotten auch, die offene Kokosmilch muss weg, Reisreste sind noch da. Somit ist klar: ich mach nochmal Curry ohne Curry. Geht flott und schmeckte gut.

Hiermit verabschiede ich mich auch von der REISWOCHE. Reis ist alle jetzt. Nun gibt es als nächstes Kartoffeln, und wenn die alle sind Reisnudeln. Alles geplant...irgendwie.

 

Kochen geht schnell, Rezept gibt's keins, wie bei allem bei mir. Gemüse und Zwiebeln dünsten, Fleisch anbraten, Kokosmilch und Wasser dazu, später das Gemüse mit in den Fleischtopf, würzen. Fertig.

Außerdem schmeckt einem Verhungernden ohnehin alles. Da kommt's also nicht drauf an!

 

Nach dem Essen, der Abwasch...oh wenn das nicht immer wäre...ich wirklich nicht mag. Aber es muss. Immerhin kann ich alles in meinem Geschirrack stehen lassen und über Nacht trocknen.

Den Rest des taghellen Abends verbringe ich mit Video editieren. Um 01:30 Uhr schaue ich auf die Uhr und denke mir....verdammt...dieses nicht verschwindende Tageslicht treibt mich einfach nicht ins Bett. Man merkt auch nicht wie spät es ist. Alles ist irgendwie egal...

 

Nun denn, ich muss schlafen. Und sobald ich verdunkle im Kasten, checkt mein Körper, dass es nun Nacht ist. Horizontal in Zottl liegend, schließe ich die Augen und bin weg.

 

Bis morgen und Gute Nacht.

 

 

Kai

 

GPS Koordinaten:

Lillefjord morgens: 70°43'29.0"N 24°31'16.5"E

Platz am Abend bei Storneshamn: 69°51'52.7"N 21°02'55.5"E

 

Meine Route heute:

 

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