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#324 Trip of my life - Ostsee Sturm und Routenänderung

20. Januar, Ostsee

 

Hallo zusammen,

 

20. Januar 2022, irgendwann in der Nacht wache ich so halber auf und denke mir: Was ist denn nun los? Warum werde ich so von links nach rechts geschaukelt? Und was sind das für Schläge die ich immer höre? Als ich etwas wacher bin, dämmert es langsam. Ich bin auf nem Schiff....wir haben wohl abgelegt und haben ziemlich Wellengang. Und zwar super toll von der Seite. Daher die links/rechts Rollbewegung. Da ich in meiner Kabine keinerlei Internetempfang habe, hilft es nicht, das Handy in die Hand zu nehme um zu schauen, wo wir sind auf der Ostsee. 

Ich stopfe mir meine Ohropax tiefer ins Hirn und hoffe, dass ich wieder die Kurve kriege und einpennen kann. 

 

Glücklicherweise klappt es, allerdings wache ich immer mal wieder auf von dieser unnatürlichen Schlafschaukelbewegung. 

 

Wirklich wach werde ich um 9 Uhr. Schön ausgepennt, noch immer schwankt der Kahn von links nach rechts. Dennoch ist es ziemlich ruhig in der Kabine. Kein Lärm von Motor oder sonstigen Dingen. Irgendwo schreit mal ein Kind oder belt ein Hund, das wars aber auch. 

 

Gegen 10 Uhr bin ich soweit, dass ich die Kabine verlassen kann. Hoffentlich haben Co-Pilot und Friedrich die Nacht gut überstanden. Blöd wäre, wenn ich morgen zu Zottl komme und der ganze Bus voll Co-Piloten Watte ist. 

 

Mit der Kamera bewaffnet, mache ich mich auf Erkundungstour. Merke aber gleich, ist nicht so einfach. Ich laufe wie ein Besoffener. Die erste Möglichkeit, an die frische Luft zu kommen, nehme ich wahr. Jetzt sehe ich auch, dass das Wetter super ist. Naja...also sagen wir so: es ist sonnig! Ansonsten bekomme ich schier die Tür nicht auf, weil der Wind draufsteht und ich drücken muss wie ein Depp. Alter Schwede, kein Wunder ist hier Wellengang! 

 

Endlich draußen, windet es mir ordentlich um die Nase. Die Gischt spritzt und warm ist anders. Aber die Sonne lässt es dennoch freundlich wirken.

 


Dennoch, ich wechsel die Schiffsseite, auf der anderen Seite weniger Wind. Wir haben vollen Nordwind und fahren gen Osten. Die Südseite der Finnlady also windgeschützter. Weitere Aufnahme für Insta und YouTube werden geschossen. Aber es müsste doch auch noch höher gehen oder?

 

Wieder im Inneren....japp...Level 11 gibt es Restaurant und Vergnügung und Level 12 die Sonnenterasse. 

Um Bewegung zu haben, stapfe ich die Treppen hoch von Level 7 bis 11. Mache eine Runde durch den Vergnügungstempel. Spielautomaten, Sauna, Mini-Gym, ein Shop, Essen...und nix los. Ich hab bisher noch keinen Menschen gesehen. Bin ich der Einzige auf dem Schiff?

Ah nee...da am Kiosk ist noch eine Dame...gut! Bin nicht der letzte Überlebende!

 

Der Rundgang über Deck 11 ist schnell abgeschlossen, bequeme Sitzgelegenheiten stehen rum, da werd ich mich nachher mit dem Laptop breit machen. Jetzt aber hoch auf Level 12. Sonnenterrasse hört sich doch schön an.

 

Und tatsächlich, sonnig ist es, als ich vor die Tür trete, ich finde auch den Heli Landeplatz und noch mehr Wind....oder soll ich besser Sturm sagen? 

Es bläst wahnsinnig. Als ich über den Landeplatz laufe, haut es mich fast noch auf den Hintern, glatt ist es wie Sau. Doch ich kämpfe mich auf die andere Seite. Muss aber die Kamera schon mit zwei Händen festhalten. Ein Gefühl wie damals am Nordkap...und einmal den Kopf in die falsche Richtung gedreht, verschlägt es mir vor lauter Wind den Atem. Junger Vadder, echt heftig. Kein Wunder steh ich hier komplett alleine.

 

Nach 10 Minuten durchpusten, hab ich genug. Zurück ins Schiff. Ab in die Kabine, Laptop holen und eine bequeme Ecke suchen um Blog zu schreiben und zu schneiden. 

 

Da nix los ist, finde ich schnell ein Eck für mich, in dem ich in Ruhe arbeiten kann, Blick aufs Meer. Immer mal wieder lässt es einen Schlag und kurz darauf fliegt ordentlich Gischt am Fenster vorbei. Wo bin ich hier nur gelandet....?

                 

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Gegen Mittag dann eine Durchsage vom Kapitän. Zusammengefasst meiner er:

- wir haben gegenwärtig Wind....aha...ja...kann ich bestätigen

- vor uns herrscht aber heftiger Sturm....äh...okay...doch so heftig?

- die Route nach Helsinki muss aufgrund des Sturms geändert werden...ups...das klingt übel!

- wir fahren der schwedischen Küste entlang in Richtung Stockholm, dann rüber Richtung Torku und weiter nach Helsinki. Über die offene See zu fahren wohl zu gefährlich!

- unter dem Strich bedeutet dies, wir kommen wohl 3 h später in Helsinki an, statt 9 Uhr am Morgen eher 12 Uhr mittags.

 

Nun, für mich alles kein Problem. Kann ich morgen nochmal schön auspennen. Bekomm noch mehr Action auf dem Schiff und 3 Stunden mehr Schiff für mein Geld. Guter Deal! 

Da ich nicht Seekrank werde, ist mir stärkerer Wellengang auch wurscht. Je mehr, desto spannender und lustiger für mich!

 

Also widme ich mich weiter meinem Blog, esse zwischendurch ein süßes Stück und genehmige mir einen Kaffee. Erst gegen 15 Uhr nochmal Pause. Der Wind nun Sturm, ich will nochmal vor die Tür, hoch zu Deck 12.

 

Dort trete ich windgeschützt vor die Tür, doch als ich versuche, wieder über den Helilandeplatz zu laufen, muss ich aufgeben. Dass wird mir zu gefährlich und unheimlich. Die Böen kommen unberechenbar, es ist schwer, das auf zwei Beinen zu kontrollieren. Der Sturm zerrt an mir, meiner Kamera. Filmen ist so unmöglich. Ich muss abbrechen und wieder zurück in den Windschatten des Schiffes. Aber gar nicht so einfach. Der Wind schiebt mich einfach irgendwo hin. Junge, junge...das hab ich so auch noch nicht erlebt. Vor allem, wenn ich hier den Abflug mache, merkt das kein Mensch. Ich bin hier alleine an Deck.

 

Also kämpfe ich mich zurück in den Windschatten des Schiffes und verharre dort. Filme und fotografiere ein wenig und genieße die Sonne. Von Wärme aber nix zu spüren. Was für ein Wetter! Laut windy.com steht uns noch deutlich mehr Sturm bevor, wir fahren durch tief rotes Sturmgebiet. Mit sowas hatte ich echt nicht gerechnet. Nicht auf der Ostsee, die ja eigentlich eher als ruhiger Tümpel bekannt ist.

Geil!!! Bei Finnlines wird einem echt was fürs Geld geboten.

 


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Ein weitere Vorteil, dass wir dem Land folgen: ich hab fast durchweg  4 G aus Schweden. Echt praktisch, denn Wlan auf dem Schiff, 1 h 7 Eur und sicher eher langsam, ist nicht so der Knüller Dann verballer ich lieber mein Roaming Volumen der Swisscom. Der Monat geht ja nur noch 10 Tage und morgen habe ich ja dann hoffentlich eine unlimited Karte von Telia in Finnland. 

 

Nach meinem Hardcore Windausflug begebe ich mich erstmal wieder zurück ins Schiff und in meine Kabine. Laptop wieder holen, Platz von vorhin sichern und weiter arbeiten. 

Im Schiff selbst geht es halbwegs mit dem Geschaukel, die Wellen kommen nun verstärkt von vorne was angenehmer ist als von der Seite. Aber es pfeift ums Schiff wie bescheuert. Als stünde man mitten in einem Orkan. Echt krass....

 

Den weiteren Nachmittag verbringe ich vor dem Laptop. Schreibe, schneide, chatte und poste auf Instagram Stories und Beiträge. Um 18:30 Uhr kommt dann Hunger auf...um 19 Uhr raffe ich mich auf und laufe vor ins Buffet Restaurant. Von Jutta wie auch von Thorsten hörte ich, dass das Essen gut sei. Wollen wir das mal testen. Natürlich kostet das etwas, 37 EUR löhne ich an der Kasse. Im Anschluss suche ich mir einen Platz und stürme das Buffet. 

 

Und es stimmt, das Essen ist echt gut. Kartoffelgratin, Brokkoli, Schwein, Calamari, Eis, Pudding, Brownies, und noch vieles mehr. Ich muss mich richtig beeilen, denn um 20 Uhr ist schon wieder Schluss mit Essen. 

So langsam blicke ich nun auch, dass auf dem Schiff die Uhren anders gehen, nämlich eine Stunde vor, finnische Zeitzone sozusagen. Ich muss also schnell essen. 

 

Was ich auch feststelle, der Seegang wird heftiger. Das Restaurant, ein Stück weiter vorne im Schiff gelegen, hebt und senkt sich deutlich mehr als mein Arbeitsplatz über Tag. Ich muss höllisch aufpassen, dass mir nicht aus Versehen mal der Kopf ins Essen knallt...

Okay, dass ist jetzt vielleicht etwas übertrieben, dennoch, es schwankt alles und das Hantieren mit vollem Teller oder vollem Glas benötigt volle Konzentration. Meine Tollpatschigkeit schlägt heute aber nicht zu, ich komme durchs Essen ohne Sauerei zu machen. Puh....

 

Um 20 Uhr schlendere ich wie ein Betrunkener zurück zu meinem Arbeitsplatz, starte den Laptop und schneide weiter. Die ruhige Zeit hier auf dem schwankenden Etwas will ja gut genutzt werden. 

 

Eine weitere Kapitänsdurchsage gibt es heute leider nicht mehr. Vermute also, es bleibt bei morgen ca. 12 Uhr einlaufen in Helsinki. Was nun auch fehlt, ist mein Internet. Ich nehme daher an, wir sind auf offenerer See und zu weit vom Festland weg um noch Funkmasten zu erreichen. Mist! 

 

Bis 24 Uhr schneide und schreibe ich weiter. Das Internet kommt und geht. Das Schiff hangelt sich gegen den Sturm und die Wellen irgendwie gen Helsinki. 

Um Mitternacht packe ich als vorletzter der noch wach ist in diesem Bereich, meine Sachen, laufe an der Rezeption vorbei und sehe: Ankunft ca. 12:00 Uhr! Okay, alles unverändert, ich kann morgen auspennen. So gönne ich mir noch eine schöne, lange, heiße Dusche und geh pennen. Mal schauen wie die Nacht wird...

 

Gute Nacht und bis morgen.

 

Viele Grüsse

  

Kai

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Kommentare: 2
  • #2

    Mar Verkaaik (Sonntag, 30 Januar 2022 20:34)

    Hallo Kai. Einfach köstlich. Ein grosses Dankeschön.
    Grüsse Mar

  • #1

    Joachim H. (Sonntag, 30 Januar 2022 19:13)

    Hallo Kai,
    ich muss hier mal ein ausdrückliches und dickes "Dankeschön" aussprechen, dass Du auch auf dieser großen Reise den Aufwand nicht scheust, Blog zu schreiben und für alle zu veröffentlichen. Da entsteht wieder ein richtig umfangreiches Reisetagebuch, von dem ich mich freuen würde, wenn Du es wieder nach Abschluss komplett als pdf-Datei zur Verfügung stellst ( wie bei den letzten größeren Touren, die habe ich ausgedruckt, schaue immer wieder mal rein und habe auch einige wertvolle Anregungen mitgenommen). Liebe Grüße, Joachim