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#333 In der Schneewand! Wir stecken fest bei Dunkelheit!

Direkte Fortsetzung von Blog #333

 

Wir waren gerade in Juuka einkaufen, besteigen Zottl und fahren weiter. 

 

In Hiekkalahti verlassen wir die E6 und biegen auf die 5284 ab. Oh, oh...denke ich noch, 4 stellig. Je mehr Zahlen, desto mieser der Straßenzustand. Wir befinden uns nun auf der Via Karelia. Einer Kultur und Futter Straße. Cool! Dann wird es wohl nicht so schlimm werden.

 

Ja, am Anfang alles easy. Hier und da mal echt üble Querrillen, aber sonst alles gut. Kein Verkehr, wir düsen mit 70 kmh über den Schnee. In Kurven natürlich langsamer. Und, wen überrascht es, es geht durch Wald, viel Wald. Parktisch nur Wald. Dörfer? Äh...nö! Zivilisation? Kaum, hier und da mal ne Einfahrt die irgendwohin führt und wo ein einsamer Briefkasten darauf wartet, dass ihn jemand füttert. Sonst...nix. Nicht mal Gegenverkehr! Mittlerweile auf 17 Uhr zugehend. Grabbe Nacht! Ab 15 Uhr begann es langsam aber sicher dunkler zu werden. 

 

So düsen wir vor uns hin...bis plötzlich Lichter entgegen kommen. Naja, denke ich, das ist ja nix neues....an der Menge der Lichter sehe ich...ein LKW...okay. Auch nix neues. Doch dann wirds dumm. 

 

Ich gehe vom Gas, die Straße  nicht übermäßig breit und zu spät merke ich, dass ich den LKW genau an einer der schmalsten Stellen weit und breit treffen werde, ich bremse stärker, der LKW verzögert auch deutlich. Wir treffen uns dennoch an der Engstelle...beide in Schrittgeschwindigkeit jetzt. Ich manövriere Zottl ganz nach rechts an den Straßenrand, zwischen LKW und uns liegen so vielleicht 20 cm und wir kommen aneinander vorbei, der LKW rollt langsam, wir stehen... Als der LKW vorbei ist, und ich wieder anfahren will, geht nix. Wir stehen  auch etwas unnatürlich nach rechts vorne geneigt, das war mir schon aufgefallen. 

 

Hm...na dann halt Rückfärtsgang...hm...auch nix. Zottl wankt ein wenig, aber wie kommen nicht los. Vorwärts...macht es nur schlimmer hab ich das Gefühl. Das linke Vorderrad ist entlastet und dreht durch, rechts scheinen wir im loseren Schnee zu hängen. Scheisse! Wir stecken hier fest. Irgendwo am Arsch der Welt, ohne Hilfe ohne Zivilisation mit kaum Verkehr. 

Verdammt! Die Schneewand sicher einen halben Meter hoch, ich komme noch nicht mal so ohne weiteres an das rechte Rad dran um zu graben, etwas unterzulegen oder Ketten aufzuziehen. F***!!!

 

Ich blicke in meinen linken Außenspiegel und sehe dort noch den LKW stehen. Er hat sich nicht aus dem Staub gemacht sondern evtl. gesehen, dass wir nicht mehr weg kommen. Ich versuche es nochmals rückwärts, mit Schaukeln und Traction+...nix. Aussichtslos. Ohne graben oder fremde Hilfe kommen wir hier nicht mehr raus.

 

Blick in den Außenspiegel...der LKW steht noch immer dort. Ich steige mit Taschenlampe aus, laufe um Zottl rum, schau mir das Elend an..fuck! Wir hängen vorne rechts in der Schneewand. Seitlich ist die Piste nicht so fest und hat unter Zottls Gewicht nachgegeben. So sind wir in die Wand gerutscht.

 

Als ich zur Fahrertür zurück laufe, sehe ich, dass der LKW noch immer da ist, der  Fahrer ausgestiegen ist und zu mir gelaufen kommt. Geschätzt um die 60 Jahre alt. Leider spricht er nur Finnisch und ich eben nicht. Er schaut sich an, was passiert ist. Hm...wir versuchen es mit schieben, aussichtslos. Keine Traktion. Und nu?

 

Jetzt geht es schnell, immerhin blockieren wir hier die Straße...auf der zum Glück niemand fährt. Der Fahrer des LKW verschwindet kur, holt einen fetten Abschleppgurt, wir befestigen es hinten an Zottl und am Truck. Dann gehts los!

Ich habe zum Glück noch die Geistesgegenwart und halte hier und da noch meine Kamera drauf. 

 



Der Trucker steigt ein, ich auch, Rückwärtsgang rein, im Spiegel sehe ich, wie der LKW laaaangsam anrollt, Der Gurt sich spannt. Den Gurt haben wir, mangels Alternativen an der Hinterachse irgendwo befestigt. Hoffentlich geht das gut.

Der Trucker hats raus...ohne Ruck beginnt sich Zottl zu bewegen, ich gebe etwas Gas. Doch Zottl tut sich schwer. Will nicht aus dem Schnee raus. Schleift dort der Schneewand entlang. Ich lenke etwas in irgendeine Richtung und nach 4 m merke ich, dass wir wieder auf der Straße stehen und festen Grund unter den Puschen haben. Uff! Was so ein 40-60 Tonner LKW, vollgeladen mit Holz doch zu leisten vermag. Dagegen sind wir ein Muggeschiss was das Gewicht angeht. 

 

Schnell machen wir das Abschleppseil wieder ab. Wir sind frei. Danke, lieber Hr. Truck Fahrer, wärst Du einfach weiter gefahren, hätten wir hier echt ein Problem gehabt. Aber so, Danke, Danke, Danke! Innerhalb von 10 Minuten waren wir wieder frei und können weiter. 

Die Liste an netten Menschen die ich in Finnland treffe, wird immer länger, wie mir scheint!

 

So verabschieden wir uns und fahren jeder in seinem Gefährt in seine Richtung weiter. Co-Pilot und Friedrich haben die ganze Aktion recht entspannt überstanden. Ich glaub, sie haben meine Abwesenheit genutzt und sich mit Gummibärchen vollgestopft. Zumindest hat der Co-Pilot noch eines im Pelz, dass wohl in der Hast runtergefallen war. 

 

Wir düsen also weiter, gen Kuhmoo. Kommen von unserer vierstelligen Straße wieder auf eine Zweistellig, die 75...welch Wohltat. Dann auf die 76, durch Kuhmo und weiter. Gegen 19:30 Uhr hab ich keine Lust mehr, lege eine Vollbremsung hin als ich einen Parkplatz sehe der etwas versetzt von der Straße liegt. Muss zurück setzen, weil es nicht gereicht hat und erobere dann unseren Schlafplatz. Wald, Schnee, Straße! Wird gehen!

 

Schnell einen Happen zu Essen, elektrische Sandwiches via EcoFlow und Zottl's 230V Stromnetz und dann ab an den Laptop bis 2 Uhr. 

 

Und so endet ein ereignisreicher Tag wie immer: hinten in Zottl's Liegefläche. Unserem Lieblingsort für die Nacht. 

 

Gute Nacht und bis morgen. Wir schlafen mal ein paar Stunde

  

Weiter unten gehts es weiter...

                 

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Samstag, 29. Januar 2022,  Middle of Nowhere, Das stille Volk, Hossa Nationalpark, Freibrenn-Samstag

 

 

Guten Morgen,

 

9 Uhr klingelt der Wecker. Anders geht es nicht. Sonst sind die Tage einfach zu kurz. Unglaublich, wie schnell ein Tag in Finnland vorbei geht. Und ich meine jetzt die 24 Stunden und nicht das Tageslicht. Das verschwindet hier eh wieder gegen 15 Uhr.

 

Aufstehen kann aber noch n Moment warten. Erst noch kurz Insta und YouTube. 

Gut, jetzt aber raus aus den Federn!

 

Bad, anziehen...im Bad sehe ich, dass mein Urinkanister so langsam voll ist. Ich sollte mal ein Klo finden in das ich entleeren kann. Sonst gibts bald Überschwemmung.

 

Ansonsten...ruhig war die Nacht. Obwohl wir hier an einer Straße stehen, keine 10 Meter weg, hab ich vom Verkehr nix gehört. Zottl ist einfach super schallgedämmt. Und mit all dem Zeug das in den Schränken ist, jetzt noch mehr! Dazu meine Ohropax...läuft.

 

Vor der Tür empfangen mit minus 4-5 Grad. Das haut uns nicht aus den Latschen und ist nix besonderes mehr. Wenns mal wieder zweistellig wird, kommt Spannung auf. 

Ich bin noch immer alleine auf dem Parkplatz, laufe vor an die selten befahrene Straße und schau mir mal den Belag an. Ups...ne Eissschicht...sehr rutschig. Verblüffend, dass meine Reifen auf sowas noch Halt finden. 

Schnell noch ein paar Aufnahmen für die heutige Insta Story und schon bin ich wieder in Zottl.

 

Heut, Samstag, ist Freibrenn-Samstag. Immer Samstags wird Zottl's Truma Dieselheizung nun freigebrannt. Da sie hier praktisch 24 h läuft, meist auf kleiner Stufe, reicht es in meinen Augen nicht, einmal im Monat freizubrennen. Das muss häufiger geschehen. Findet der Co-Pilot auch, und der muss es als Wärmebeauftragter ja wissen. 

 

Also, Dinettefenster und Schiebtürfenster auf, Heizung auf 30 Grad und ab geht die Post. Auf diese Weise haben wir trotz der Außentemperatur im Van die ganze Zeit 20°C. Da sieht man mal, was die Dieselheizung mit 6 KW für Power hat! Das lässt hoffen für Zeiten, wenn die Temperatur minus 20°C und weniger erreicht. 

 

Nach ner Stunde hab ich genug und die Heizung hoffentlich auch. Fenster zu, aufheizen den Van und dann Heizung runter stellen auf 20°C. 

Und nun? So langsam mal Zeit für die Abfahrt. Schon wieder nach 12 Uhr. Wir müssen los. Das Stille Volk wartet auf uns.

 

Also, klar Schiff machen und los gehts. 1,5 h Fahrt sind es von hier. 

 

Gepennt haben wir irgendwo bei Lentira an der 912. So fahren wir nun weiter gen Norden, bleiben immer auf ihr bis Suomussalmi. Permanent fahren wir auf Eis und/oder Schnee. Kaum Verkehr. Das Wetter bessert sich, kurz blinzelt mal die Sonne hervor. Schnell ein Stopp mitten auf der Straße für Fotos. Auch der Aufklärer steigt noch hoch. Bekommt auf 200 m wieder eine ordentliche Windwarnung verpasst, während hier unten kaum Wind herrscht. 

 


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Durch ein Elch Schutzgebiet (?) kommen wir noch und nach unzähligen Seen, leichten Kurven, Hügeln, eisigen oder verschneiten Passagen, erreichen wir endlich die E63. Gefühlt wird es auch schon wieder dunkel. Um 15 Uhr. 

Die E63 ist eine einzige Eispiste. Doch geht sie praktisch nur geradeaus, so dass wir ohne Probleme mit 80-90 km/h mit dem Verkehr mitschwimmen können. Wir müssen uns auch ran halten, denn beim Stillen Volk möchte ich gerne mit Tageslicht ankommen. Sonst gibs ja nüd zu sehen!

 

So fegen wir durch die finnische Landschaft. Es beginnt leicht zu schneien, wird dämmeriger und nach einer gefühlt ewigen Fahrt, sind wir endlich da. Der Parkplatz allerdings nicht so geräumt, als dass wir drauf fahren könnten. Wir würden wohl übel einsacken oder schon bei der Reinfahrt an der Kante hängen bleiben. Zum Glück ist kurz dahinter eine geräumte Bushaltestelle. Da hier heute sicher kein Bus mehr fährt....parkt dort nun der Zottl Bus. 

 

Anziehen, Zeug mitnehmen, raus. Schnell wird mir klar: hier ist keine Sau! Das Kaffee ist zu. Auch sonst kein Mensch. Dafür viel Schnee....sehr viel Schnee...ich sacke bis zum Oberschenkel ein. 

CO-PILOT bring mir mal bitte meine Schneeschuhe... Zottl's Tür öffnet sich, ein verärgerter Co-Pilot schaut raus, zeigt mir nen Vogel und haut die Tür wieder zu.

Ja, soviel zum Thema Teamwork...also, zurück zu Zottl. Schneeschuhe holen.

 

5 Minuten später bin ich zurück, Schneeschuhe an den Hacksen und laufe auf das Stille Volk zu. Was das ist? 1200 Figuren mit Torfköpfen, bekleidet mit T-Shirt, Schal, Hemd, Pullover stehen hier auf der grünen Wiese rum. Ein Werk des Künstlers Reijo Kela.

Weitere Infos hier

 

Das Volk sieht mir sehr winterlich aus, jeder trägt neben dem Torf auch noch eine fette Schneemütze, und selbst mit Schneeschuhen sinke ich tief im Schnee ein. Schwierig sich fortzubewegen. Und dann bleibt auch noch ein Schneeschuh im Pulverschnee stecken. In meiner Eile hatte ich ihn wohl nicht richtig angezogen. Mist! 

Ich kämpfe also mit weniger werdendem Licht, meinen Schneeschuhen, der Balance, den Figuren und der Kälter plus Schneefall. Und merke on Top: ich bekomm Hunger!

 

Das ist zu viel. Ich  mache schnell ein paar Shots, schaue mich noch kurz um bei den Holzhütten und mache mich auf den Weg zurück zu Zottl. Dort rettet mich eine Nussmischung vor dem sicheren Hungertot. Jetzt aber weg hier. Motor an, ab geht die Post. Zurück auf die Eispiste.

 

Die Verlassen wir bei Peranka und fahren die 9190. Mir schwant schon wieder Böses...doch ich werde positiv überrascht. Erwartet hatte ich eine üble Piste mit Querrillen, doch was kommt ist eine perfekte Schneestraße. Portion Neuschnee drauf, keine Querrillen...wir fliegen hier quasi über den Schnee. Null Verkehr, ein Traum. Hinter uns staubt der Schnee hoch und wir jagen mit 70-80 km/h durch die Wälder. Nach vorne volle Beleuchtung. Ein mögliches Tier würden wir 500 m im Voraus sehen. Ach macht das Spass! So sollte die Piste immer sein. 

 

Unser Ziel, Hossa Nationalpark erreichen wir 30 Minuten später. Einsamer Parkplatz, ein Gebäude der Nationalparksverwaltung. Das wars. Ah, doch, Beleuchtet wird das Ganze. Wir stellen uns auf einen gut verschneiten Parkplatz. Auch hier wieder top Traktion der Winterreifen! Angekommen. Puh! Jetzt aber schnell die Suppe von gestern heiß machen und essen. Hunger!

 

Danach, wie immer, Blog schreiben, online alles fertig machen, Bilder, Texte kopieren etc. Danach Video schneiden und gegen 22 Uhr brauch ich ne Pause. Ab vor die Tür. Kleine Runde laufen, zum Gebäude, Pläne studieren und wieder zurück. Es schneit leicht vor sich hin. Wir sind hier weit weg von allem. Normalerweise darf man auf diesem Parkplatz nicht campen. Im Sommer ist hier sicher viel los. Also nicht probieren! Jetzt im Winter...wir sind alleine. Weit und breit kein Mensch.

 

Zurück in Zottl esse ich nochmal einen Happen. Leckeres Toast mit Käse und Ruby Cream. Lecker!

 

Gegen 01:30 Uhr werfe ich mich und die restliche Zottl Besatzung ins Heck. Heizung auf 18 Grad, Auslässe in der Dinette halb schließen. So geht mehr Hitze in den Keller und zum Wassertank und weniger in den Wohnbereich.

 

Wir wünschen eine gute Nacht und bis Morgen.

 

Viele Grüsse von uns

 

 

Kai und Team.

 

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Kommentare: 3
  • #1

    Ich (Dienstag, 22 Februar 2022 22:58)

    Ihr seid ein bärtiges Team! Danke für den aufwändigen Reisebericht, die vielen Aufnahmen und die Produkttips. Das ist ja mehr Arbeit als man denkt. Du bringst wirklich viel interessanten content über die Fahrtdauer der Etappen, das hilft sicher vielen bei einer Planung. Weshalb eigentlich die Reise in den Norden ausgerechnet im Winter? Als Zuschauer ist das eine schöne Abwechslung zu den vielen Vlogs der Süd-Überwinterer.
    Viel Spass auf den Schneepisten.

  • #2

    Kai (Mittwoch, 23 Februar 2022 15:17)

    Hallo,

    vielen Dank für deinen Kommentar.
    Ja, warum im Winter? Ich liebe Winter und will wissen, was ein normaler Standardkastenwagen im Winter schafft. Zudem will ich Polarlichter fotografieren und filmen. Das geht nur im Winter.
    Und ganz ehrlich: Süden kann jeder. Das ist keine Herausforderung. Das wäre mir zu langweilig, da fehlt der Kälteadrenalinschub. Und eben, fahren ja schon alle anderen hin, da braucht es mich nicht auch noch dort.
    Viele Grüsse
    Kai

  • #3

    Linda (Donnerstag, 24 Februar 2022 18:56)

    Lieber Kai. Wie immer viel Freude deinen Reiseblog zu lesen. Wir haengen etwas hinterher mit deinen Videos, deshalb lese ich dann auch den passenden blog im Nachgang. So gut nachfuehlbar der Schreck mit dem Holztransporter und die Erleichterung als Hilfe heranstapfte. Nur Kai, bitte, zieh das naechste Mal auch eine Warnweste an - auch wenn wenig Verkehr, es ist einfach sicherer in der schummrigen Nordlichtzeit :) Die Gitterroste, die in Skandinavien manch Strasse unvermittelt unterbrechen (die ersten Jahre fuhr mir oft der Schreck in die Glieder, wenn man ungewarnt vom Fahrer drueberrumpelte) nennt man in Norwegen z.B. ferist (Finnland weiss ich den Namen nicht) und sollen die frei weidenden Haustiere (Huftiere) also Schaf, Kuh, Ziege vom Verlassen des Eigentuemer - Weidelandes abhalten (also eine Art unsichtbares Viehtor/ Gatter). Hab weiter eine herrliche Zeit und geniesse es!!!! Lieben Nordgruss von der Westkante :) Linda