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#338 Traumtag und Wasser gefroren - Russische Grenze & Oulanka NP

Donnerstag, 03.02.2022, Luka nach Oulanka National Park, Russland, Abwassertank eingefroren

 

 

Schönen guten Morgen,

 

Kurze und aktuelle Anmerkung vorweg zu diesem Blog. Wir schreiben heute den 28.02.2022, wir sind in einem Jahrhundert, das zivilisiert, demokratisch und kriegsfrei sein sollte. Doch, ist es nicht. 

Ein Irrer und eine Handvoll weiterer meint, ein Nachbarland überfallen und kriegerische  Handlungen ausführen zu müssen. Das ist unfassbar, unakzeptabel, schockierend und zeugt von komplettem Irrsinn und totaler Idiotie!

Was für ein Weltbild hat ein Idiot, der so handelt? NICHTS rechtfertig es, die Ukraine zu überfallen und anzugreifen! GAR NICHTS!

In meinem heutigen Blog und Video begebe ich mich nah an die russische Grenze. Am 3. Februar war noch kein Krieg! Ich war noch weit weg von der Grenze und immer auf finnischem Grund und Boden.

Mittlerweile, also heute, bin ich in Norwegen, in Lakselv, weit weg von Russland. Folgt mir auf Instagram und Facebook für tägliche Updates meiner Reise. Dann wisst ihr immer, wo ich stecke und ob ich in Sicherheit bin. 

Soweit die Worte zu diesem schrecklichen Thema. Ich wünsche den Menschen in der Ukraine alles nur erdenklich Gute! In Gedanken sind wir bei euch!

 

So…und nun…der Blog vom 3. Februar 2022:

 

Zweistellige Minusgrade begrüssen uns auch heute Morgen. Ich glaube es waren so minus 14°C. Das schockiert niemanden mehr im Team. Schlimmer ist der Blick nach draußen: Nebel, Hochnebel, leichter Schneegriesel. Uff….nicht schön!

Ich sinke zurück in die Laken, ziehe die Bettdecke höher, schnappe mein Handy, gehe online und kümmere mich um Social Media. 

Die ersten Videos unserer Tour sind mittlerweile online, und sehr erfolgreich! Das freut und motiviert uns enorm. Vielen lieben Dank an alle die hier mitschauen und mitlesen. Ihr seid meine Motivation, dass alles genau so weiter zu betreiben. 

Mehrfach überlegte ich schon, ob ich das Bloggen aufhöre. Einen Blog fix und fertig zu machen, dauert sicherlich gut und gerne 2 Stunden.

Doch zum Glück schreibe ich  gerne und kann schriftlich viele Dinge auch besser darlegen als im Video. Somit, tippe ich hier also fleissig weiter und hoffe, dass viele es lesen und Freude daran haben!

 

Gut….ich liege also im Bett. 30 Minuten später, nochmal der Blick raus…hm…heller, etwas freundlicher, bessere Sicht. 

 

 

Nochmal ne Stunde später, ich bin mittlerweile aufgestanden und chille in der Dinette, ist der Nebel verschwunden, der Himmel blau und die Sonne geht auf. Alter, das ist ja unfassbar! Ein zweites Mal so ein Glück hier mit dem Wetter! Ruka meint es gut mit uns. Genial!

Der Grund für unsere zweiter Übernachtung war ja: Drohnenflug! Hatte ich gestern vergessen. Also gehofft, dass heute auch nochmal gutes Wetter ist und der Aufklärer in die Luft kommt. Tja…voila…ich eile, mache die Drohen klar, gehe in die Luft.
Super Flug, keine Probleme, die Drohen meldet zwar wieder starken Wind über 200 m aber die Kälte macht ihr weiter nix. Geiles Teil! DJI hat es einfach drauf.




Nach dem Flug ist vor der Abfahrt. Wir wollen weiter, machen Zottl klar, er springt ohne Probleme an und wir legen ab. Danke Ruka, war toll hier! Kostenloses Parken am Skigebiet. Vielleicht komme ich nächsten Winter wieder…dann zum Snowboarden.

 

Unser neues Ziel heisst Oulanka Nationalpark. Dorthin  gibt es einen schnellen Weg und einen langsamen mit Umweg. Da meine Batterien etwas Strom benötigen und ich Bock zum Fahren habe: der längere Weg bitte!


Friedrich schnaubt glaub kurz…der denkt wieder nur an den Diesel Mehrverbrauch! Mir egal! Mach halt etwas mehr Budget locker, Friedrich!

Den Co-Piloten lässt die Budgetfrage kalt, solange seine Watte warm und am richtigen Ort sitzt, ist er happy und zufrieden!

 

Also, ab auf die Nebenstraße, bei strahlendem Sonnenschein. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie glücklich ich in dem Moment bin. Frei haben, ungebunden, in Zottl, mit dem Team, in herrlicher Winterlandschaft bei Sonne…es ist einfach unfassbar schön! So einen Moment würde ich gerne in eine Büchse packen können und diese hervorholen, wenn es mal nicht so läuft. Aber zum Glück halte ich ja alles in Wort und Video fest…das ist dann wohl irgendwie meine Büchse!

 

Die anfangs breite Straße wird jedoch plötzlich einspurig und enger. Huch…wo sind wir denn hier jetzt wieder gelandet? Bitte kein Gegenverk….oh f***….zwei Autos kommen von vorne. Ich haue die Bremsen rein, Zottl’s ABS rattert, wir kommen 15 m vor den PKWs zum stehen. Ich hab keine Ahnung, wo auf meiner Seite die letzte Ausweichbucht war. Nicht drauf geachtet… Dennoch, lege ich den Rückwärtsgang mal ein und beginnen langsam zurück zu setzen. Irgendwo wird schon was kommen wo ich rein kann. Die PKWs bewegen sich erstmal nicht. Doch kurz nachdem ich rückwärts fahre, sehe ich, dass der hintere PKW auch zurück setzt. Also stoppe ich meine Rückwärtsfahraktivität, denn auch der vordere PKW fährt nun zurück…puh…Danke liebe Finnen!

Die beiden PKW setzten also 50 m zurück, fahren in eine Zufahrt rein und ich kann vorbei! Recke ihnen einen fetten Daumen hoch entgegen und bin weg.
Kurz darauf kommt mir ein Transporter entgegen…zum Glück an einer Ausweichstelle. Den Rest der Strecke durch tief verschneiten Wald können wir genießen.

 

 

Nach vielen tollen Kilometern kommen wir irgendwann wieder auf die E63 und biegen bald darauf auf die E950 ab. 

 

                 

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Die Fahrt auf der E950 läuft gut, später biegen wir auf die 8693 ab, fahren mal auf Schnee mal auf etwas Eis. Doch den Nationalpark erreichen wir problemlos.

 

Dort ist der Parkplatz schön geräumt und wir könnten hier bleiben. Doch…noch haben wir Tageslicht, das Wetter gut, ich will noch etwas Weiter. Die 8693 weiter in östlicher Richtung. Da ist gleich Russland. Wie nah kommen wir an die grüne Grenze?

Also, Rückwärtsgang rein, ausparken und weiter. Sogleich bereue ich den Entscheid. Zum Nationalpark Parkplatz mussten wir auf der Hauptstraße vorhin ein 11% Gefälle runter, der Park liegt in einer Senke.

Und nun, ratet mal…auf der anderen Seite, die wir nun weiter Richtung Grenze fahren, geht es genauso steil wieder hoch. Ich drücke nur noch das Gas durch und hoffe, dass es klappt. Natürlich ist auch noch ne Kurve mit im Spiel, Querrillen hallo….wir würgen uns aber gut hoch und folgen im weiteren Verlauf der Strecke über leicht welliges Terrain. Hier und da Häuser, sonst Wald und Schnee. Herrlich! Immer weiter gen Osten. Immer weiter nach Russland…

 

Nach etlichen Kilometern, werden wir dann aber jäh eingebremst. Co-Pilot wundert sich, Friedrich drück sich tiefer in dessen Pelz. Will er sich verstecken?

Eine Schranke versperrt uns den Weg! Sind wir hier an der Grenze????? Google Maps sagt…nein. Sind noch 2,4 km bis Russland. Ich stoppe an der Schranke, rechts davon ein Schild auf finnisch…keine Ahnung was es uns sagen will. Um es mit Google Translate zu übersetzten, ist es mir zu kalt. 

 

Ich steige aus, krieche unter der Schranke durch….nix…niemand schießt, niemand kommt angerannt… Hm…ich laufe etwas…immer noch nix. Doch ich will es nicht übertreiben, so mache ich nur ein paar Fotos und Videoaufnahmen und verlasse im Anschluss diesen komischen Ort. Doch so einsam wie man meinen könnte, ist es auch nicht, links von der Schranke, etwas erhöht, steht noch ein riesen Haus, scheinbar bewohnt, die Einfahrt ist geräumt. 

 

Die Zufahrt nutzen wir zum Drehen und fahren gemütlich zurück zum Nationalparks Parkplatz. Doch….dort kommen wir nie an.

 

 

Auf vielleicht halber Strecke zurück, wir fahren diesmal langsamer, sehe ich rechts einen großen geräumten Platz mit einer geschlossenen Mulde drauf stehen. Hm…schöner Spot. Abseits! Keine Häuser…meins! Ich hau die Bremse rein, kriege so gerade noch die Kurve…hier bleiben wir. Ich parke mich neben die grüne Mulde und mache den Motor aus. Bei minus 15 Grad haben wir unser Ziel erreicht. 


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Und nun heisst es…ein Problem lösen! Ein Grauwasserrohr ist eingefroren. Jenes vom Waschbecken in Bad. Das nerv, denn dieses Nutze ich für alles. Das Waschbecken in der Küche ist „außer Betrieb“. Abgewaschen wird  in einer Spülschüssel.


Meine Rohre unter Zottl habe ich isoliert, doch das reicht bei diesem strengen Frost nicht. Und da ich echt genervt bin, greife ich zum äußersten Mittel.

 

Akkuschrauber, 15 mm Bohrer! Damit bewaffnet, lege ich mich unter Zottl und Bohre mit äusserster Präzision ein Loch in das Abwasserrohr, durch die Isolation. Genau dort, wo das Rohr durch den Fahrzeugboden kommt und einen Knick macht gen Grauwassertank. Dieser ist ohnehin offen, aber mit Hilfe dieses neuen Loches, muss das Wasser nicht mehr durch den Grauwassertank durch fliesen und dabei gefrieren, sondern fliesst direkt raus.
Ja, ich weiss, Abwassertank offen haben ist völlig verpönt, doch geht es bei diesen Temperaturen einfach nicht anders. 

Ansonsten hat man irgendwann eine 80 kg Eisbrocken im Grauwassertank, der wohl nie wieder auftaut.

 

Nachdem das 15 mm Loch gebohrt ist, hol ich einen Lochbohrer und erweitere das Loch. Mit dem Finger spüre ich dann später auch das Eis im Rohr. Hm…und nu? Das Rohr ist auch in der Steigleitung rein in Richtung Zottl gefroren. Darüber steht dann das Wasser bis hoch in Zottl's Waschbecken im Bad. Wir kriege ich diesen Eisberge geschmolzen?


Erste Idee: Föhn!
Fail! Nicht genug Hitze!

 

Dann überlege ich….Feuer machen, Glut drunter legen…heisses Wasser drunter stellen…Feuerzeug….Gasgrill…alles möglich geht mir durch den Kopf. Alles verwerfe ich. Bis…ja…Geistesblitz!

 

Ich schnappe eins meiner langen Truma Heizungsrohre die ich dabei habe um im Innenraum Warmluft besser verteilen zu können, und gehe vor die Tür. Laufe um Zottl rum und halte das Rohr vor den Kamin der Truma Dieselheizung, die läuft auf mittlerer Stufe. Das Rohr, vielleicht 1,7m lang, leitet die Hitze top, auf der anderen Seite strömt sie super raus. Genug Luftdruck. Und das Truma Rohr ist lang genug, um an meine Bohrstelle unter Zottl zu kommen….genial! Aber funktioniert es auch? Einen Versuch ist es wert!

 

So halte ich die nächsten 10 Minuten das eine Ende des Rohres vor den Kamin der Dieselheizung und das andere Ende an das Bohrloch. Und ihr glaubt es nicht…es funktioniert!!! Plötzlich höre ich es rauschen….das Eis ist geschmolzen, dass Wasser läuft wieder. Geil! Leitung wieder frei.

 

Ja, manchmal muss man auf Reisen zu unorthodoxen Mitteln greifen und Dinge tun, die vielleicht nicht ganz so super sind, um in Ruhe weiter machen zu können. Besonders in kalten Gefilden wie diesen hier!

Zottl hat nun ein Loch mehr, aber wir können wieder normal das Bad nutzen. Und das wenige Wasser, das wir verbrauchen, wird auch zu keinem Umweltschaden führen. Ich sag nochmal: es geht hier oben nicht anders! mit einem Van wie Zottl.

 

Nach diesem Erfolg räume ich auf und begebe mich in Zottl. Kalt draußen.

Viel mehr läuft auch nicht. Den Abend über halte ich Ausschau nach Nordlichtern, aber nix. Stattdessen beginnt es unmotiviert vor sich hin zu schneien.

Ich schneide bis Mitternacht, gehe dann bei -18°C Außentemperatur pennen. Morgen klingelt der Wecker um 8 Uhr…an einem Samstag…alles irgendwie anders wenn man unterwegs ist.

Viele Grüsse und Gute Nacht.

Kai und Team

 

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Kommentare: 7
  • #1

    Ursula (Montag, 28 Februar 2022 13:47)

    Hallo Kai,

    ich feier Dich für Deine Einleitung zum heutigen Blog! Klare Worte! Danke!

    Weiterhin gute Reise und gut, dass Zottl so prima durchhält.

    Viele Grüße
    Ursula

  • #2

    Thomas Beeskow (Montag, 28 Februar 2022 14:24)

    Hallo Kai, ich hatte schon die letzten Tage gedacht: hmm, er sagt ja gar nichts… nur schöne Bilder, Stories und Videos? Nicht, dass es zwingend notwendig gewesen wäre, sind wir doch alle nur kleine, ja, nicht mal Bauern auf einem Schachbrett sind angesichts dessen was gerade passiert. Aber es hilft dich ungemein, wenn mir nicht nur Bilder usw. gefallen, sondern ich auch in anderen Dingen zustimmen kann.
    Btw - Du musst einfach weiter bloggen! Ich wünsche Dir und „der Crew“ weiterhin den Trip deines Lebens, hoffentlich wenig Grübeln in diesen dunklen Tagen und mach weiter so �

  • #3

    Reyhan (Montag, 28 Februar 2022 19:10)

    Danke für die klaren Worte !
    Und bitte weiter schreiben. Ich lese jeden Blog sofort, schaue aber nicht jedes Video sofort.

    Grüße in den hohen Norden und Danke für die viele Arbeit. Hoffentlich hast Du genug Zeit zum Geniessen.

  • #4

    Sissi Franz (Montag, 28 Februar 2022 19:10)

    Hallo Kai,Co Pilot und Friedrich
    Freue mich schon auf euren nächsten Blog,Bilder und Videos �macht weiter so�Kommt gut durch die Zeit ihr drei���

  • #5

    Joachim H. (Montag, 28 Februar 2022 21:40)

    Hallo Kai,
    Du sprichst mir aus der Seele mit der Einleitung zu diesem Blog! Ich muss ehrlich sagen, ich hätte eine solche Entwicklung noch vor 2 Wochen nicht für möglich gehalten! Ich kann mir vorstellen, dass Du in diesen Tagen mit einem deutlich mulmigeren Gefühl durch das Pasviktal und an den Grenzübergang nach Murmansk fahren würdest, als Du es vor ein paar Tagen getan hast, wo die Welt noch scheinbar eine andere war. Aber nicht nur wegen dieser tollen Einleitung, sondern ganz generell - das wollte ich noch einmal konstatieren - lese ich die Blogs genauso gerne, wie ich die Videos schaue! Also, bitte nicht aufhören...Liebe Grüße, Joachim

  • #6

    Linda (Montag, 28 Februar 2022 22:12)

    Hei kjære Kai ich danke dir für den heutigen blogg und teile deine einleitenden Gedanken. Angesichts des Wahnsinns ist unser kleines bürgerliches Treiben fast banal, ich fühle tief in mir kaltes Entsetzen. Meine Eltern in Rostock Jahrgang 28 und 32 sind völlig verstört und tief traurig. Werden sie wohl aus dem Leben gehen mit der Ungewissheit wie wir weiterleben und dem Wissen wozu ein Machthaber fähig ist. Ich wünsche dir und uns ein friedliches Leben. Und versuchen wir in der Realität zu sein - hoffe du bist vom Sturm nicht so sehr betroffen gewesen. Die Spritpreise scheinen nach oben keine Grenze zu haben, heute hier in Molde Diesel über 20 Super 22 KR. Lieben Gruss und freue mich auf einen neuen Film von dir �

  • #7

    Mirko (Dienstag, 01 März 2022 15:08)

    Danke Kai für deinen Blog, deine Videos und das alles noch ganz neben dem eigentlich Wichtigen - deiner persönlichen Reise, deinem Sammeln an Eindrücken und dem Aufsaugen von allem in jede deiner Hirnwindungen, um später darauf zurückgreifen zu können. Danke, dass wir bei dieser Reise bei dir sein können. Wäre der Beifahrerplatz nicht durch dein durchaus fähiges Team besetzt, ich wäre dabei!

    Deine einleitenden Worte zu diesem Blog bedürfen keiner Ergänzung - nur voller Zustimmung!
    Es ist wichtig, dass du deine Gefühle und deine Gedanken so zum Ausdruck bringen kannst, denn so stehen wir alle zusammen und gemeinsam gegen das Unrecht.

    Ich freue mich nun, sobald #338 online ist - gesehen hatte ich es schon in meiner Timeline, aber irgendwie hast du es noch nicht freigeschaltet (privat) - vermutlich bist du damit noch nicht zu 100% zufrieden.