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#413 Kampf auf Vannöy

Montag, 25.04.2022,   Vannöy,  Seeadler Bucht nach Kristoffervaen

 

Moin zusammen, 

 

Heut ist Montag. Und Montage sind und bleiben bei mir etwas besonderes. Denn Montage waren mir bisher meist ein ziemlicher graus. Es sei denn ich hatte Urlaub oder Ferien. 

 

Jetzt…sind Montage wie Sonntag. Einfach ein Tag an dem ich „frei“ habe. Also vorerst nicht in irgendein Büro muss und für irgendeinen Chef, irgendeinen Scheiss machen muss. 

Dafür bin ich mir, Zottl und dem Team unendlich dankbar. Gut, ich muss natürlich Friedrich immer Reporten und Rede und Antwort stehen wenn die Dieselrechnung wieder zu hoch ist. Aber damit kann ich leben, zur Not setze ich ihn einfach woanders hin, dann ist er mir aus den Augen und meine Welt wieder in Ordnung. Aber versucht das mal mit einem echten Chef…. :)

 

Ja, ich lebe ein unfassbar schönes Leben momentan. Bin so gut es eben geht gesund, kann machen was ich möchte, muss keine Rücksicht nehmen und einfach vor mich hin leben und reisen.

Dennoch gehen mir natürlich gewisse Dinge durch den Kopf. Wie lange kann ich so weiter machen? Was mache ich nach diesem Jahr Auszeit? Mache ich weiter? Gehe ich zurück in mein normales Leben?
Mit all den Fragen bin ich noch nicht so richtig weitergekommen. Ich hoffe, irgendwann platzt der Knoten in meinem Hirn und ich habe Klarheit. Bis dahin aber, schwirrt mir all das weiterhin im Kopf rum.

 

Aber ich schweife schon wieder ab. Jetzt mal…Verdunklung hoch…huch…was n das? Was ist mit der Landschaftsfarbe passiert? Gestern noch braun und grau…heute…äh…braun-weiss! Es liegt ein etwas stärkerer Hauch Schnee!
Is ja geil!!!

Wieder zurücklehnen im Bett um 10 Uhr, rausschauen, genießen. Man ist das cool! Gabs doch nochmals ein wenig Schnee! Die Straßen sind allerdings frei. Es hat knapp über Null Grad. 

 

 





Nachdem die Heizung ihren Job gemacht hat, anziehen und vor die Tür…frisch ist es und der Schnee muss heftig geflogen sein. Zottl ist an seiner linken Seite stellenweise weiss und auch die Pfosten der Stromleitungen sind geweisst. 

Jetzt erinnere ich mich auch, irgendwann heut Nacht hat es mal gestürmt wie sau. Hab das so halb mitbekommen. Das muss dann wohl der Schneesturm gewesen sein. 

 

Schiebetür offen lassen, lüften….oh…Seeadler. Schon wieder. Kamera, 300 mm Objektiv und los gehts. Ich schiesse sie so gut es geht in der Luft, in 4K und 120 Bildern oder Dauerfeuer bei den Fotos. Hoffe, daraus lässt sich später am Schnittprogramm was bauen. Die Vögel sind schnell und flink in der Luft. Schwer, dranzubleiben, besonders wenn man sie nah aufs Bild bekommen will. 

 

Nach dem ersten Shooting packe ich zusammen und mache uns klar für die Abfahrt. 

Kaum 50 m gefahren, stoppe ich wieder. Da sind wieder Seeadler in der Luft. Ganz nah…zweites Shooting. 

Und kaum will ich wieder abfahren, stehe ich schon wieder vor der Tür…nochmal…das dritte Shooting. Man ist das geil! 

 

Kurz darauf herrscht wieder Ruhe am Himmel, die Möwen beruhigen sich wieder, die Adler sind weg…wir können los.

200 m später stoppe ich schon wieder…links Rentiere…als ich auf sie zurolle bewegt sich etwas am rechten Straßenrand. Ich erschreck mich schier zu Tode. Auch der Co-Pilot zuckt zusammen, nur Friedrich ist völlig gelassen.

Rechts erheben sich auch Rentiere aus dem verschneiten, braunen Gras. Da die Rentiere genauso braun-weiss aussehen wie die Landschaft, hab ich sie dort null gesehen. Beste Tarnung ever für die Viecher. Krass!

Die Bande auf der linken Seite dreht mir dekadent und geschlossen den Hintern zu. Nur einer hat ein Einsehen und frisst in unsere Richtung. Danke dafür! Schöne Tiere…so grosse Augen!

 

                 

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Und weiter gehts! Die ganze rumpelige Straße zurück zum Fährhafen und dran vorbei auf die andere Seite der Insel und zum anderen Ende der Straße. Die Fahrt zieht sich. Verkehr ist null. Tote Hose auf dem Inselchen. 

Wir kommen also ohne Stau haha…gut voran. Treffen noch auf Wildgänse, weisse Hühner, weitere Rentiere. Heut ist wohl Tiertag im TCL Team. 

Co-Pilot und Friedrich sind völlig aus dem Häuschen. So kenn ich die beiden gar nicht. Der Co-Pilot vergisst sogar seinen Bamsemums Entzug. 

 

Die Straße führt uns bei grauer werdendem Wetter immer der Küste Entlang. Wir passieren den Hauptort Vannag mit kommunaler Verwaltung, Joker Shop und Tanke plus Schule. Düsen aber mit 30 km/h durch und sind kurz darauf in Vannavalen. Dort, in der Bucht, steht n Mülleimer und so ne Art Vereinsheim und ein schräger Parkplatz. Wir parken, ich esse nenn Happen und dann findet der Co-Pilot, es sei Zeit für mich, mal wieder ne Runde zu laufen. 

 

Und während ich mich anziehe, beginnt es zu schneien…super Timing. Aber egal, raus und los.

Von hier führen Wanderwege weg, mit Kilometerangaben, die es einen schwindelig werden lassen: 23 km….40 km….verrückt! Ich folge mal einem Weg und hoffe, dass er mich an den nahegelegenen Strand bringt. Quasi über den Buggl da drüben drüber. 

Dumm nur, das ich irgendwie falsch laufe…zwar auf dem Wanderweg, aber nicht zum Strand sondern davon weg. Erst bei wenig Schnee, dann bei mehr und am Ende bei starkem Schneefall.
Zudem steht hier praktisch alles total unter Wasser. Gelaufen wird häufig auf verlegten Brettern oder Steinen. Nut gut, hab ich meine Gummistiefel an. Nur in Wanderschuhen…no Chance. Sofort nasse Füsse. Es ist regelrecht sumpfig. Aber es macht Spaß und ich kämpfe mich durch Schnee und Wind vorwärts. Über Bretter, Felsen, Pfade, Bäche, marode wirkende Brücken, Schneefelder…echt ein geiler Weg…wenn der immer stärker werdende Schneefall nicht wäre und der starke Wind. 

Der Wanderweg hier und da markiert, das stimmt mich hoffnungsvoll, dass ich hier nicht versumpfe und als Moorleiche ende. 

 

Als ich irgendwann feststelle, dass a) nie einen Strand sehen werde, und b) ich von vorne wie ein Schneemann aussehe, entscheide ich, dass es so nicht weiter geht. Von hinten muss ja auch noch weisses Zeug an die Jacke! So drehe ich um und latsche mit Rückenwind zurück durch den Modder zu Zottl. Ne Stunde nach Abmarsch bin ich also wieder zu Hause und sehe gerade noch, wie der Co-Pilot zurück auf seinen Sitz wuselt! Aha…war er wieder am Kühlschrank, wa! Tja, da hat er aber wohl kein Bier gefunden! Das ist woanders…haha…

In Zottl erstmal n Moment ausruhen und dann zurück auf die Strasse und weiter. 2 km liegen noch vor uns. Und die letzten 300 m werden es uns nochmal übel zeigen!

 

 

Als wir Kristoffervaln erreiche, vorbei an der riesen Fischfabrik, stoppe ich vor dem Abzweig nach links zum Schlafplatz.
DA HOCH???? Das es dort bergauf geht, hatte ich gesehen. Aber soooo? Ich fahre an dem Abzweig vorbei bis zum Kindergarten und stoppe. Gehe ich in mich. Was sollen wir machen?
Hochlaufen und scouten ob wir es hoch schaffen?
Drohne schicken?
Einfach hochfahren?
Die Sache Ad Acta legen und einen anderen Spot suchen?

 

Laufen…keinen Bock…Drohne…zu windig…ich will da aber hoch…

Somit, volles Risiko, alles auf eine Karte, ich wende Zottl, fahre zu dem Abzweig und nehme die ersten Meter Schotter unter Zottl’s Winterreifen. Erst alles gut. Doch dann wird es steil! RICHTIG steil. Dazu Bodenwellen, Löcher Verwerfungen. Ich muss vom Gas an der steilsten Stelle, sonst zerlegt es uns den Van. Erster Gang, fast Schrittgeschwindigkeit.
CO-PILOT MACH DICH SCHWER…wir brauchen mehr Traktion. Er presst sich in den Sitz, Friedrich presst sich in den Co-Pilot, die Reifen scharren im losen Schotter und suchen nach Grip. 

Los Zottl, wir müssen hier hoch!!!! Die Reifen kämpfen, ich höre Zottl förmlich schnaufen und trete das Gaspedal noch etwas weiter durch…Schotter fliegt und wir werden etwas schneller. Die Reifen finden auf dem nun wieder festeren Weg irgendwo halt und ziehen uns weiter den Berg hoch. 

 


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LOS ZOTTL…DAS SCHAFFEN WIR…ruft gefühlt die ganze Mannschaft im Chor…weiter, weiter….und nach 50 m flacht der Weg etwas ab, ist zwar noch holprig, aber festgefahren und wir schaffen auch noch die letzten 150 Meter bis wir oben sind.

Leck mich am Arsch! Geschafft! Ist das geil hier oben. Breiter, nennen wir es Feldweg mit dicken Steinen und Schlaglöchern. Ich muss höllisch aufpassen, dass ich nirgendwo hängen bleibe, oder Zottl im Matsch festfahre. Aber unsere Erfahrung mit solchen Situationen hilft uns. Wir drehen Zottl auch gleich wieder um, falls es Schnee gibt, müssen wir dass dann nicht morgen bei der Abfahrt. Wir bekommen nun zwar den Wind/Sturm aufs Heck, aber macht nix. Das ist recht dicht mit dem Vorhang, da zieht auch bei Sturm nix. 

 

Puh…angekommen! Durchschnaufen! Und was ne Sicht auf Meer, Buchten, Berge, Felsen…einmal alles. Es hat was, wenn man erhöht steht. Das hier ist ein Top-Spot! Und weit und breit kein Mensch. 

In den entfernteren Buchten zwar Häuser zu sehen, möchte aber Wetten, da wohnt niemand dauerhaft.

Gegen 18 Uhr setze ich mich mal an den Rechner und beginnen zu arbeiten. Bis 22:30 Uhr schneide ich, mache mir noch meine restlichen Spaghetti von gestern warm, haue zwei Eier drüber. Abendessen!


Während des Abends schneit es immer mal wieder, auch windet es dabei immer ziemlich. Unterbrochen aber von Pausen in denen der Himmel aufreisst und ich noch das ein oder andere schnelle Foto machen kann. Genial!
Ein Auto kurvt noch hoch zu uns, dreht und haut wieder ab. Sonst kommt keinerlei Besuch. Nur Möwen, komische weisse Hühner, Wind und Schnee sind unsere Begleiter durch den Abend und die Nacht. 

 

Um 1 Uhr hab ich mein Video fertig, schnell noch rendern und dann ab ins Bett. Draußen stürmt es, drinnen haben wir es schön warm. Auch wenn Co-Pilot und Friedrich nicht so entspannt sind. Wind und Sturm können sie ja nicht so gut ab. Ich decke sie daher gut zu, und versichere ihnen, dass sie so nicht wegfliegen können. 

 

Um 1:30 Uhr mache ich das Licht aus, um 1:31 Uhr schläft das gesamte Team schon tief und fest und fragt sich, wieviel Schnee es über Nacht wohl geben mag und ob wir hier auch wieder weg kommen…..

 

 

Gute Nacht und viele Grüsse

Kai und die Wind-Bären.


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