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#541 Marokko Westsahara - Von der Wüste in die Wüste mit Sand im Weg

Flauschy-Sonntag, 30. Oktober 2022 - Fahrtag, Smara, Sand im Weg, Lehmhütten und Suche

 

 

 

Moin,

 

japp, es hat geklappt! Wir waren gut versteckt über Nacht. Kein Militär, keine Polizei, nix! Nur Einsamkeit, Ruhe und sogar kühle Luft über Nacht. 

 

Als ich gegen 8 Uhr aufwache zeigt die Aussentemperatur angenehme 18 Grad an. 7 mehr und es wäre Wohlfühltemperatur für über den Tag. Doch soll es leider 17 mehr geben. Aber ich will nicht vorgreifen.

 

Und...verdammt...was ist das...der Blick aus dem Dachfenster lässt mich kurz in Panik verfallen...Sonnenaufgang. In der Wüste. Heute DIE Chance. Sie ist noch nicht am Himmel...aber gleich.

 

Halbnackt schnappe ich Kamera, Stativ, Tür auf, raus, alles aufstellen...da kommt sie schon. Leck bewegt die sich hier immer Schnell. Kein Wunder können Sportler aus Afrika so gut rennen...die müssen sich hier immer vor der schnellen Sonne in Schutz begeben...meint der Co-Pilot.

 

Ja,  halb nackt vor die Tür. Sieht ja keiner, interessiert keinen, hier ist keiner. Leute, ihr schreibt mir, was willst du in der Wüste? Da gibts doch nix! JA, EBEN!!! Da gibt es nix und NIEMANDEN! Hier kann ich machen und tun was ich will. Versuch das mal auf einem Campingplatz der nicht in der Wüste ist. 

Wüste ist Einsamkeit, Beschränkung auf ein Minimum fürs Auge. Keine Reizüberflutung, kein Stress von anderen. Einfach nix! Und genau das macht es aus! Aber das muss man auch aushalten können. Kann nicht jeder. Unser Team schon! Unser Team liebt es. Und das ist, warum wir uns hier aufhalten...naja...und weil wir es können! Wir sind komplett autark, haben genug von fast allem dabei. Und für einen absoluten Notfall, Auto verreckt, brennt ab oder der Co-Pilot sucht das Weite...naja...dafür gibt es hier Handy Netz! Ich liebe Marokko!

 

Äh...ich glaub ich bin leicht abgeschweift...wo waren wir? Ah..vor die Tür, angenehm...Sonnenaufgang...ein paar Wolken am Horizont. Sonne wieder weg, kommt hinter der Wolke wieder. Quasi zweiter Sonnenaufgang. Und sonst...das Wetter...heiss und sonnig, auch für die nächsten Tage, so schreibt es uns unser Team Wetterfrosch Christian. Danke dafür. Würden uns aber auch echt mal über ein Regenschauer und kühlere Temperaturen freuen. Andererseits...selber schuld...steh hier in der Wüste und wundere mich über Hitze....oh man.

 





Nach der Sonne folgt das Frühstück. Lecker Bananenmilch. Und die gekaufte Milch ist tatsächlich Milch. Juhu! Die Bananen aber nicht so bananig im Geschmack wie ich es erwartet hätte. 

 

Noch ein paar Videoaufnahmen, arbeite und überlegen. Wie weiter? Nächste größere Stadt in 40 km Entfernung ist Smara.

Ebenfalls eine Militärstadt mit Flughafen zur Festigung der marokkanischen Position in der Westsahara. 

 

Ach...erstmal den guten Friedrich an diesem Sonntag noch etwas beschäftigen und Überstunden machen lassen. Ab mit ihm in die Luft auf seinem Teppich. Das macht er mit großer Freude, denn Sonntags gibt es laut Bärengewerkschaft dreifache Überstunden plus ein Tag frei wenn Hr. Bär auch nur eine Tatze krümmen muss. Somit bekommt Friedrich also für den 10 Minuten Einsatz 1 Tag und 30 Minuten frei. Da es keine halben Stunden gibt, wird aufgerundet, als 1 Tag und 1 Stunde. Bär sollte man sein!

Sein Überstunden Konto wächst also gut an. Ich sollte versuchen, ihn sonntags nicht mehr zu bemühen. 

 

Nach seiner Platzrunde, er fliegt hier nicht sonderlich hoch und weit, landet er wieder, sichtlich erschöpft. Wobei ich mich frage, oder es wirklich so anstrengend ist, oder ob er nur so tut. Denn eigentlich sitzt er ja nur auf dem Teppich. Viel mehr macht er nicht. Hm...den Co-Pilot verwundert das übrigens auch. Er sucht nun fieberhaft nach einer Sonderaufgabe für sich an den Sonntagen, so dass er auch Überstunden machen kann. Das ist ein Verein hier...unfassbar!

 

Während sich Friedrich also nach hinten schleppt, räume ich Zottl auf und mache uns fahrfertig. Nur um Friedrich 15 Minuten später nochmal auf den Teppich zu setzen. Verfolge uns aus der Luft wie wir vor zur Straße fahren ist die Anweisung.

Kurz vor eben dieser lade ich ihn wieder ein und wir düsen auf top Asphaltstraße gen Smara. 

 

               

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Die Fahrt geht hauptsächlich geradeaus und durch Stein und Sandwüste. Flauschy hat wenig zu tun, sitz aber aufmerksam neben mir.

 

Kurz vor Smara wird die Wüste dunkel, schwarzer Stein, dann eine Polizeikontrolle am Stadteingang. 

Zottl wird angehalten...Ausweis...bitte rechts ranfahren...ich warte ein paar Minuten....bekomme meinen Pass zurück und darf weiter. Gefragt wird noch, wo ich hin will....äh...Fahrtrichtung Tan-Tan.

 

Am Kreisverkehr wo es nach Tan-Tan oder Smara geht...biege ich nach Smara ab. Komme auf breiter und Palmen gesäumter Straße am Flughafen und Militär vorbei, fahre einmal durch die Stadt, drehe am Kreisverkehr bei der Mosche und fahre zurück.

 

Was sehe ich? Viele Militärs die zu Fuss unterwegs sind, kleine Läden, Cafes, Restaurants usw. 60-70.000 Einwohner, eine erste Niederlassung gab es hier 1869, ein Rastplatz auf der Karawanenroute zwischen den Oasen im südlichen Marokko und Mauretanien. Da es unterirdisch Wasser gab, gab es auch Weideland. Dann kam die Kolonialzeit, Spanier, Franzosen, 1913 komplette Zerstörung der Stadt.

 

1979 wurde Smara, damals in Marokkanischer Hand, von aufständigen Polisario überfallen. 1269 marokkanische Soldaten kamen ums Leben. Diverse Panzer, Fahrzeuge und LKW wurden zerstört. Wäre ich der Überfaller gewesen...ich hätte die Fahrzeuge mitgenommen...aber egal!

 

Heute ist die Stadt vom Militär geprägt. Der Zuzug der Militärs und die Landflucht bescheren Smara ordentliche Wachstumsraten. Es wird viel gebaut. 

 

Und zack...bin ich auch schon wieder am Kreisverkehr und fahre nun in Richtung Tan-Tan. Kurz drauf...nächste Polizeikontrolle. Reisepass und Fahrzeugschein. Oh...Fahrzeugschein...Moment...den muss ich suchen. Wie die Cops da sitzen, würde ich ja echt gerne fotografieren. Kein Gebäude, sie sitzen da im Schatten eines großen Schildes an einem Tisch. Drei Leute. Unterschiedlichen Alters. Ob sie den Tisch dann auch immer weiter rücken wenn der Schatten wandert? So lange muss ich hoffentlich nicht warten um das herauszufinden.

Beide Dokumente werden überprüft, ein paar Minuten warten und schon geht es weiter. Hier sprach der Polizist sogar Englisch. Auch wieder sehr nett und höflich.  

 

Für uns nun wieder Wüste...gerade Straßen...Wüste...gerade Straßen...oh ein Abzweig. Ich stoppe. Checke die Karten, esse ein paar Toasts...checke Google. Hm...die Straße die hier abzweigt gibt Rätsel auf. Auf der Landkarte des Reiseführer ist sie durchgängig und geht Richtung Ziz. Auf Maps ist sie erst Asphalt 140 km. Dann Piste...

Wir auf der R101 auf dem 200 km Weg gen Tan-Tan...hier rechts die N12...hm...

 

Ich stehe lange und pausiere...zwei Reisebusse halten...fahren weiter. Ein Militär Truck kommt vorbei. Ein Militär Jeep ebenfalls. Gut was los hier! Die Temperatur in Zottl steigt auf 34 Grad.

Als ich eine Entscheidung treffe und Zottl starte, zeigt er 51 Grad Außentemperatur an. Der Spiegel, in dem der Temperatur Sensor verbaut ist, in der Sonne und wohl windgeschützt. Krass warm.

 

Ich entscheide weiter gen Tan-Tan zu fahren. Keine Lust 140 km zu fahren und dann auf Piste zu treffen die wir möglicherweise nicht fahren können. Heute lieber auf Sicherheit gehen. 

 



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Wir rollen also weiter. Gutes Hörbuch und schon wird die Wüste lebendig. Wir kommen noch an ein paar Tankstellen vorbei, sonst viel Sand und Steine. Die Straße in gutem Zustand, 70-80 km/h ist kein Problem

 

Es geht irgendwann auf 18 Uhr zu, die Sonne steht schon tief. Tan-Tan bei Tageslicht zu errichten ist aussichtslos. Und selbst wenn ich dort bin, wo pennen?

 

So entscheide ich, nochmal in der Wüste zu bleiben...doch hey...was ist das da drüben links? Lehmhütten...davon hatte ich doch was gelesen...Anker werfen, da geht ein Weg rein... Ich folge dem Weg, doch leider in die falsche Richtung.

 

Recht sandig, leicht bergauf und nach 500 m ist Schluss. Loser Sand, tiefe Fahrspuren. Das wird nichts. Ich muss rückwärts oder drehen. 50 Meter rückwärts, aussteigen, Boden checken...könnt gehen. Ich wage es und fahre Rückwärts vom Weg in das angrenzende Gelände. Habe Glück, der Boden hält wirklich, ich kann drehen, fahre zur Straße zurück und wähle nun einen anderen Weg. Weniger befahren aussehend, aber mit zumindest einer relativ frischen Spur eines Fahrzeugs. Dürfte uns halten. 

 

Und er hält, wir kommen bis an die ersten Lehmhütten ran. Doch dann muss ich noch durch 10 m weichen Sand. Etwas Schwung, minimal bergauf...wir kommen halbwegs durch. Viel länger hätte die Passage aber nicht sein dürfen. Puh!

 

Mit den letzten Sonnenstrahlen schaue ich mich noch um. Die Lehmhütten im langsamen Zerfall. Noch stehen sie, auch das Dach, doch Regen hat ihnen zugesetzt und Furchen gebildet. Eine zweite Lehmhütte hatte zwar wohl mal einen Verputz mit Steinen, doch ist ein Großteil davon heruntergefallen. Die Hütten sind Kreisrund mit Spitzem Dach. Sehen lustig aus, etwas Müll liegt drin, ab und an scheint hier jemand zu sein. Blüftungslöcher gibts in der Wand. Mit dem Licht der tiefstehenden Sonne eine tolle Abendstimmung. Dazu noch der weiss-rote Zottl. Cool! 

Nächtigen darf man hier aber nicht, auf P4N hat jemand geschrieben, das Militär kommt und verscheucht. Also besteige ich nach 30 Minuten wieder Zottl, fahre mit mehr Schwung durch den Sand und bin weg. 

 

Mitten in der Einöde noch ein paar Tankstellen nah bei einander, dann überqueren wir unmerklich die Grenze von der Westsahara nach Marokko. Irgendwo im Nirgendwo, so 80 km vor Tan-Tan ein Kaff...mit Polizeikontrolle. Wieder werde ich kontrolliert. Nett und freundlich.

 

Und weiter...ich brauche einen Übernachtunsspot. Schnell. Die Sonne ist weg, es wird dämmrig und in kürze ist es Nacht und stockdunkel. Bei Dunkelheit hier irgendwas zu finden, ist aussichtslos. Zudem muss der Spot weg von der Straße sein. Etwas versteckt. So dass uns niemand sieht und findet. 

Mir bleiben vielleicht noch 20 Minuten Tageslicht. Verfallen wir jetzt in Panik...nein. Das hilft nicht. Aber alle im Cockpit halten die müden Augen offen...irgendwo ein Weg, ein Platz, eine alte Baustelle...irgendwas?

10 Minuten...nix...dann links...ein Weg...führt von der Straße weg...fahrbar...ehe ich den Anker werfen kann, sind wir dran vorbei. Mist...1 km weiter kann ich drehen, fahre zurück, biege nun rechts ab, immer wieder verwirrend, war der Weg doch vorhin links von uns...Co-Pilot Logik!

Ich folge dem Weg und der Plan geht sowas von auf. Leck mich am Wattehintern...500 m später können wir uns hinter einem kleinen Hügel verstecken. Und 5 Minuten später ist es dunkel. Und bei Dunkelheit sieht uns hier niemand. Einfach kein Licht machen. 

Kurz noch vor die Tür....uh...lauter Flugviech, schnell wieder rein. Draußen sitzen ist hier nicht. Aus der gesamten Umgebung kommen die Viecher an....

 

Der Abend verläuft wie immer, schneiden, Eier-Käse Tortilla zum Abendessen, schneiden, ein leckerer GIN TONIC, Fliegen und anderes Flugviech einsaugen und um Mitternacht is Feierabend. Wüstentag zu Ende. Niemand kam vorbei, niemand wollte was von uns. Wir gehen jetzt mal pennen. 

Zusammen mit Flauschy geht es ins Heck. 25 Grad noch in Zottl, der Wind hat sich leider wieder gelegt. Immerhin kaum Luftfeuchtigkeit, die Nacht wird okay werden.

 

Gute Nacht und bis morgen.

Die drei Wüstenbewohner

 

 

 

 

GPS Koordinaten:
morgens: 26.566986, -12.071191

Lehmhütten: 27.880443, -11.485356

abends: 27.987126, -11.391246

 

 

 

Unsere heutige Route: 203 km 

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    HorstChris (Dienstag, 06 Dezember 2022 10:30)

    "Bärengewerkschaft" - super. Gute Verhandlungen fürdieBärenbande :-) Diese Gewerkschaft ist was für mich;-)))
    Liebe Grüße ans ganze Team ����‍❄️���‍♀️�