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#570 Marokko Roadtrip, Hoher Atlas - Suche Schlucht, finde Goldmine...und dann?

Dienstag, 29. November 2022 - Cathedrale de Imsfrane, weiter auf 2800 m

 

 

Moin zusammen,

 

heute darf mitgezählt werden! Japp, kein Scherz! Ein etwas desolater Fahrtag...aber der Reihe nach!

 

Aufwachen um 7:30 Uhr rum. Blick raus. Noch keine Sonne. Gefühl im inneren von Zottl: Ziemlich frisch. Heizung an! Schnell! Ich bin tatsächlich vor der Sonne wach, muss draußen sein bevor da das Licht richtig angeht. Aber erst muss es etwas wärmer sein in Zottl. 

 

Die Truma legt los...doch geht mir das zu langsam. Dann halt bei Kälte raus aus dem Bett und anziehen....brrrr. Blick auf die Außentemperatur nebenher: Heilige Scheisse?! Sind wir hier in Norwegen? Was ist passiert? Hab ich mir vor zwei Wochen nicht noch den Hintern weg geschwitzt?! Jetzt stehen da knapp minus 3 Grad auf der Anzeige! In Marokko! Ich hab nicht kurz über Nacht den Kontinent gewechselt, oder? Wir sind hier nur auf 1.200 m!! Marokkooooo, was machst du mit uns?!

 

Dann mal die Winterhose und Winterjacke an, gut hab ich auch meine Winterhandschuhe mit dabei. Japp, ich bin vorbereitet auf Afrika. Hier, vor allem in den Bergen, ist im Herbst alles möglich. Nehmt also auch warme Klamotten mit, wenn ihr hier her kommt. 

Dann mal raus in die Kälte, ich sehe meinen Atem! Ich lebe also noch. Super!

 

Schnell zwei Kameras in Stellung bringen für die Anstrahlphase der Kathedrale bei Sonnenaufgang. Doch der lässt auf sich warten. Aber erste Anzeichen am Horizont. Dort glüht der erste Hügel Orange. Und dann....die Spitze der Kathedrale. Oh wow....geil! Das aus dem Bett fallen hat sich gelohnt, sehr cool. 

 

Während die Aufnahmen laufen, stromere ich etwas durch die Gegend, und bin richtig verblüfft, als ich auf gefrorenes Wasser treffe! Das stehende Wasser in den gegrabenen Kanälen zeigt eine Eisschicht. Ja leck, wie kalt ist das Wasser?

 

Die Sonne steigt weiter über den Hügel, doch unser Tal noch im Schatten, nur die Kathedrale wird immer heller. Allerdings geht die Sonne soweit östlich auf, dass der Berg nicht mehr von vorne angestrahlt wird. Nur noch seitlich. Mist! 2 Wochen zu spät hier. Naja, nächstes mal dann...

Das Licht dennoch der Hammer und irgendwann stehen auch Zottl und ich im warmen Sonnenlicht. Herrlich! Alles im Kasten, ich kann wieder in den Kasten. Aufwärmen! Heizung läuft.

 

Jetzt Frühstück und um 10:30 Uhr sind wir abfahrbereit. Das Team wach und vorne. Wir können los. Mohamed ist auch hier, ihm sage ich Tschüss und bis zum nächsten mal. Jetzt aber los...Kamera aufstellen, Abfahrt filmen, Kamera wieder einsammeln.

 

Zurück auf die "Hauptstraße" und steil bergauf, einspurig. Irgendwann teilt sich die Straße irgendwie, ich bekomme das gar nicht so richtig mit, halte mich aber links, weiter den Berg hoch bis Apple Maps irgendwann mault...bitte wenden? WAS BITTE WENDEN? WO DENN? Und warum?

Erst denke ich, das iPhone empfängt meine GPS Position aufgrund der Berge nicht richtig, doch nee...da stimmt generell was nicht. Ich stoppe....japp...jetzt mitzählen...Wir sind falsch! Ich muss Zottl drehen, uff....eng hier, aber es geht. Wieder runter, und an dem Abzweig nun links, vorher wäre es rechts gewesen, abbiegen. Die Piste kurz rumpelig, Bachbett, danach wieder wie vorher. Und nun kommt...eine einfach nur geile Strecke. Wir winden uns auf Schotter den Berg hoch, kurz gibts Asphalt vor und nach einer neuen Brücke, doch der Rest, Schotter, feinster Staub/Sand. Von diesem feinen Zeug muss ich morgens immer Husten wie ein Depp. Da löst sich das alles und will raus aus der Lunge. 

 





Immer weiter schrauben wir uns hoch, blicken noch auf Dörfer am Ende der Welt, immer wieder rechter Hand die Kathedrale. Mehrfach stoppe ich noch für Fotos. Das Wetter erste Sahne, 20 Grad und Sonne pur. Bis 1.800 m schrauben wir uns. Praktisch gleiche Höhe die die Kathedrale. Und als ich mit meinem 600 mm Canon Objektiv gerade den Gipfel filme, steht da ein Mensch. Ja leck! Wenn der wüsste!

 

Unsereins hatte sich gegen eine Besteigung der Kathedrale entschieden. Warum? Keine Lust 5-6 Stunden bergauf zu laufen. Mache ich dann beim nächsten mal! 

Mein Ziel heute ist die Schlucht, zu der hätte ich von meinem Schlafplatz auch laufen können, doch sah ich noch eine andere Möglichkeit, die einen Teil der Strecke mit dem eScooter zulassen sollte. Oh man...wenn ich wüsste!

 

Nach den 1.800 m windet sich die Strecke an Felswänden und Steilhängen entlang etwas bergab. Nix für Leute mit Höhenangst oder Angst vor Abgründen. Die Piste an sich mit 2 WD gut zu fahren. Wir haben keine Probleme, Reifen auf 3 Bar, alles easy. 

 

Nach wiederum 4 km kommen wir an einen Abzweig. Ein LKW steh hier rum, der Fahrer macht Mittag, ich stelle mich 100 m weiter in einer Kurve auf eine Art Parkplatz. Was mich wundert: der Weg, den ich runter will, hat zwei Pfosten und ne Kette. Die Kette liegt zwar am Boden, aber irgendwie gibt mir das kein gutes Gefühl. 

Zudem hatte ich vorhin, von meinem Spot auf 1.800 m auch gen "Dorf" schauen können, das dort an genau diesem Weg liegt. Wie mir von dort oben schien, ist das jedoch kein Dorf, sondern ne Baustelle. Maschinen stehen rum, es staubt wie Sau...etwas seltsam alles. 

 

Naja, egal, ich versuche es. Sie werden mich ja hoffentlich nicht verhaften. Ich stärke mich kurz mit etwas Schoggi, lade den eScooter aus, Helm auf, Kameras, und los. Bergab...macht mit dem eScooter weniger Spaß. Den Bremsen traue ich nicht so richtig, zudem quietschen sie wie Hölle. Bergauf mach deutlich mehr Spass mit dem Power Teil. Wir rollen also den Berg auf ordentlichem Weg runter. Erde und Stein Mischung. Immer dem Abhang entlang. Bloss kein Fahrfehler.

 

Nach einigen Kilometer, ich stoppe für ein Foto, die Kathedrale sieht man auch von hier noch, höre ich Maschinenlärm. Hm...was treiben die da? Finden wir es heraus! Ich rolle weiter, die GoPro ist an, vorne am Driveman Offroad befestigt, und als ich um eine Ecke biege, steht da ein Mann vor großer Maschine. Ich hab schon einige Goldschürfvideos auf DMAX geschaut...das hier scheint mir so eine Anlage zu sein. Zwar etwas kompakter, aber es wird gerüttelt, gewässsert und alles ist in Bewegung. Ich grüsse freundlich und rolle vorbei.

 

Kurz darauf: weitere Maschinen, Frontkipper stehen rum, Menschen laufen rum. Ich grüße, sie schauen etwas verwirrt, ich biege um eine 180 Grad Kehre und fahre weiter steil bergab. 

3 Leute kommen mir entgegen. Ich grüße und stoppe. Frage ob es okay ist, dass ich weiter fahre. Sie nicken, sagen ok, ok...so fahre ich weiter. Noch ne Kehre und ich schieße auf eine Rüttelanlage zu. Die ist gerade außer Betrieb, es wird geschweisst. Wieder Leute. 

Ich frage nach, ob ich hier runter an die Gorge de l'oued Ahansal komme. Sie schauen verwirrt, scheinen den Namen nicht zu kennen. Oder sind sie so verwirrt, hier einen Touri auf nem eScooter mit Helm auf zu treffen, dass sie alles um sich rum vergessen? 

Einer der Herren, nicht im Blaumann, meint, ich dürfe hier nicht filmen und könne hier auch nicht weiter. Da würde gearbeitet. Runter in die Schlucht ginge nicht. Ob generell oder nur heute nicht, finde ich jedoch nicht raus. Es geht auf jeden Fall nicht weiter. Ich muss zurück. 

Aber alles ganz freundliche und friedlich in der Kommunikation. 

 

So drehe ich den Roller und jage den Berg wieder hoch. Nach zwei Kehren stoppe ich nochmal kurz, als 4 oder 5 Leute auf mich zukommen. Der eScooter interessiert sie. Der eine würd am liebsten ne Runde drehen, doch wehre ich ab: zu gefährlich! Zu viel Leistung!

 

               

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So verabschiede ich mich von allen und lasse es ordentlich krachen bergauf. 15 Minuten später stehe ich wieder bei Zottl, eScooter verräumen, weiter. 

 

Wir folgen der Schotterstrecke noch eine ganze Weile immer leicht bergab. Nach keine Ahnung wieviele Kilometern, geht es links bergauf und geradeaus bergab. Ich wähle bergauf, Asphalt.  Nach 2 km kommt mir das jedoch spanisch vor, ich stoppe, checke das Buch von Pistenkuh, checke Google und Apple Maps...da stimmt was nicht. Ich bin hier falsch! Falsch Nummer zwei also! Drehen auf enger Straße ohne den Abhang runter zu rollen....und wieder zurück bis zum Abzweig, dort dann weiterhin bergab...runter auf  rund 1400 Meter. 

 

Friedrich sichtlich genervt von dem zweiten mal falsch fahren. Geht nun dem Co-Pilot auf den Pelz, dass er besser aufpassen soll wo wir lang fahren. Immerhin ist Navigation seine Aufgabe. Der Co-Pilot nimmts gelassen, schiebt sich die Mütze über die Augen und pennt ne Runde. 

 

Wir rollen ewig weiter, folgen dem Tal, kommen durch Dörfer mit Kindern, stoppen hier und da für ein Foto, treffen auf neue Stromleitungen, viele Satelliten Schüsseln und angelegte Gärten sowie farbige Bäume die im Herbstlook rumstehen. Nach dem Dorf Zaouiat Ahansal begeben wir uns wieder in die Berge. Kilometerlang geht es bergauf, was für eine Strecke. Auf gutem Asphalt würgen wir uns hoch auf 2.600 Meter. Die Luft dünn, Zottl am Schnaufen, die neben mir nur noch am flach watten.  

 

Oben auf der Passhöhe, Tizzi n'Illssi,...geht es links oder rechts. Rechts gehts noch etwas höher...also rechts. Zwei Leute sitzen hier am Abzweiger. Weit und breit aber kein Gefährt. Was treiben die hier? Stück weiter oben, als mir schwant, da stimmt was nicht, stoppe ich links auf einem Schotterplatz und auch dort sitzen 4 Leute rum und warten auf irgendwas. Ich checke Google....hm...ich glaub ich bin falsch...Nr. drei also...

Wir hätten unten rechts gemusst. Wie ich das so langsam herausfinde, steht auch schon jemand auf Höhe meiner Scheibe. Mitte dreissig, ordentlich gekleidet...was treibt der hier? Was will er?  Nach etwas blabla...fragt er nach irgendwas. Doch ich verstehe nix. Weiss noch nichtmal, ob das ein französisches Wort oder arabisch ist. Er fragt wieder....ich...sorry, keine Ahnung...irgendwann schwant mir, dass er ne Mütze will. Kalt...am Kopf...oder er meint was ganz anderes. Mütze? Vergiss es. Ich hab eine dabei, das ist meine! Nee, gibt hier nix. Und wirklich bedürftig siehst du auch nicht aus. Ich verabschiede mich und fahre wieder bergab. 

 

Die Sonne mittlerweile schräg am Himmel. Zeit für einen Schlafplatz. Doch bergab gibts nix. Irgendwann gehts wieder berghoch, gute Strecke, ein Asphaltband, bei Gegenverkehr muss einer in den Schotter mit zwei Rädern. Aber nix los. Naja...fast nix los...vor mir ein qualmender Renault Express, hinter mir ein altes SUV. In diesem Sandwich jagen wir den Berg hoch. Macht Spass! Die Sicht leider hier und da schwierig, weil die Sonne sehr tief steht und blendet. Links von uns erhebt sich eine Mörder Felswand , wir fahren parallel dazu den Berg hoch. Geile Strecke. An passender Stelle lasse ich das SUV vorbei, es qualmt aus dem Auspuff, genauso wie der Renault. Mal schwarz mal, blau. Ich gehe vom Gas, passiere kurz darauf aber das SUV, steht am Straßenrand und putzt seine Frontscheibe von außen...manuell. 

 



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Nach vielen Kehren, einer Schafherde, Schäfern die sich in einer Kurve ein Feuerchen machen, sind wir dann endlich oben auf dem Pass Tizi n'Tissli n'limenaine. 2.750 m hoch. Wir stoppen. Ich will hier oben pennen. Doch ist auf der Passhöhe nicht viel Platz. Was tun? Es führen zwei weitere Weg weg: einer links, einer rechts. Kurze Begehung. Rechts sieht besser aus. Etwas breiter aber bergauf. Der andere Schmaler und eher eben... Beide aber eher Dirt Road. 

 

Wir folgen also dem rechten Weg einige Hundert Meter, auch dieser wird schmaler und ich frage mich, ob das ne gute Idee war. Unter anderen Umständen hätte ich kurz den eScooter rausgeholt und eine Erkundungstour gemacht. Aber es wird bald dunkel, die Sonne geht demnächst unter. Die Zeit läuft. 

 

Das Risiko geht auf...links führt ein weitere Weg weg, hoch über ne kleine Kuppe und dann: leicht schräge Fläche mit grandiosem Blick. Gekauft! Hier bleiben wir.  Ich parke Zott an den Rand des Abhangs, Motor aus. Feierabend. 

 

Kurz drauf verabschiedet sich die Sonne, ich mache mir mein Essen von gestern und vorgestern warm, der Himmel verfärbt sich rosa, orange, rot...ich esse! Hunger wie die Sau. 

 

Dunkel....tief einstellige Temperatur, die Heizung läuft. Es kommt niemand mehr vorbei. Wir sind hier oben gut versteckt und völlig alleine. In der Ferne leuchten die Lichter von Städten am Rand des Atlas. Ich arbeite bis um Mitternacht und lege mich dann schlafen. Mit mir ziehen Co-Pilot und Friedrich ins Heck ein. Beide ziemlich geschafft nach diesem Fahrtag. 


Was uns heute noch erreichte: eine Email von Christian, unserem Team Meteorologen. Für Donnerstag und Freitag kündigt sich war Krasses an. Wir sind gespannt und das Team ist etwas in Aufruhr deswegen. Bleibt dabei und erlebt es mit uns. Wenn es so kommt wie vorher gesagt, dann hab ich (m)ein Afrika-Marokko Ziel erreicht!

 

Gute Nacht und viele Grüsse

Kai

 

 

 

GPS Koordinaten:
morgens: 31.987613, -6.128694

abends: 31.766388, -6.282684

 

 

 

Unsere heutige Route: ca. 70 km

 

 

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