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#581 Marokko, Marrakech - Fast Schlägerei, Kasbah und Nachtmarkt

Sonntag, 11. Dezember 2022 - Marrakech bei Tag und Nacht

 

 

Moin Leute,

 

aufwachen um 9 Uhr und ein Gefühl, als wolle man einfach nur im Bett bleiben. Die Erkältung, das spüre ich sofort, ist nicht besser geworden. Vermutlich eher das Gegenteil. 

So bleibe ich erstmal noch bis 10 Uhr liegen und überlege, wie das heute weitergehen soll. Wohl erstmal gar nicht. Ich verschiebe sämtliche Marrakech Aktivitäten erstmal auf den Nachmittag. Gut....

 

Das Wetter draußen auch nicht einladend, es tröpfelt leicht und ist bewölkt. Ich setz mich an den Laptop, schneide und schreibe. Sandwich zum Frühstück um die Mittagszeit. Wirklich Appetit verspüre ich jedoch nicht.

 

Das Wetter bessert sich langsam, blauer Himmel, die Temperatur in Zottl steigt auf 28 Grad an. Gegen 15 Uhr, meine Nase läuft wie blöd und ich bin am rumniesen, gehe ich doch noch vor die Tür. Eine Runde durch die Kasbah. Die ist ja hier gleich gegenüber. Kamera in die Hand und los. 

 

Den Eingang zur Kasbah kenn ich schon, der liegt 500 m von meinem Parkplatz entfernt. Kaum angekommen, sehe ich Shops, Futterstände, Touristen, Locals. Eine bunte Mischung, später Restaurants, Kaffees. Ich versuche unauffällig zu filmen und achte drauf, möglichst wenig Leute auf dem Bild zu haben. Es gibt noch immer verdammt viele Menschen hier, die aus religiösen Gründen nicht fotografiert werden wollen. Und ich rede hier nicht von Portrait Aufnahmen, nein, von Weitwinkel. Hatte gedacht, in Marrakech wäre das etwas einfacher. Und bei Weitwinkel Aufnahmen kann ich auch nicht vorher in die Runde schreien: Jemand hier, der nicht fotografiert oder gefilmt werden will??? Ich muss also schnell und unauffällig agieren. 

Das ist verdammt schwierig, es ist Sonntag, überall Leute.

 

Ich laufe weiter rein in die Kasbah, biege einmal links vom Hauptweg in eine Nebengasse mit Verkaufsständen ein, filme noch kurz die den Hauptweg als plötzlich ein älterer Man in dreckigen Klamotten auf mich zu stürzt. Wild gestikuliert und mit sogleich mit erhobener Faust bedroht. Er ist n Kopf kleiner als ich, eher schmächtig aber macht einen ziemlich durchgeknallten Eindruck. Seine zwei Zähne die mit Abstand vorne noch in seinem Gebiss stehen, machen das Bild rund. 

Ich vermute, er meint, ich hätte ihn gefilmt. Wobei ich mir ziemlich sicher bin, dass dies nicht der Fall ist. Er muss rechts irgendwo im Eck gewesen sein, ich hatte jedoch einen Schwenk von links nach rechts gemacht und nicht voll durchgezogen nach rechts. 

  





Immer wieder kommt er nah an mich ran, zieht seinen Arm mit geballter Faust nach hinten, so als wolle er gleich zuschlagen. Ich bin erst völlig überrascht von der Situation, versuche ihn stehen zu lassen, ihm aus dem Weg zu gehen, doch er folgt mir. Wird immer aufgebrachter. Ich verstehe null was er sagt, was er will. Brabbelt zumindest kein Französisch. Was macht man in so einer Situation? Warten auf den Erstschlag, hoffen, dass man ihn übersteht und dann richtig zurück treten? Oder selbst den Erstschlag ausführen zur Verteidigung?

 

Schlage ich als erster zu, bin ich der Depp. Kommt es dann zu einem Polizeieinsatz, habe ich den ersten Schlag ausgeführt und werd ich womöglich noch eingelocht. Also, keine Option. Aber was dann?

 

Ich werde denn Depp nicht los. Ich versuche ihm meine Aufnahmen zu zeigen um klar zu machen, dass er nicht auf dem Bild ist. Doch er greift nach meiner Kamera und dem aufgeklappten Monitor und klappt ihn grob wieder zu. 

Oookay....langsam reicht es mir. Er droht immer wieder mit der Faust....vielleicht sollte ich ihm doch eins mit der Kamera über den Schädel ziehen. Oder ein schöner Tritt gegen das Knie....oder in die Weichteile...hm...

 

Zu meinem Glück kommen mir umstehende Passanten/Shop Besitzer zur Hilfe. Schirmen mich von dem Typ etwas ab, so dass ich etwas Distanz zwischen uns legen kann. Einen Jungen sehe ich noch, der auf den Alten zeigt und eine Geste macht, dass dieser nicht alle Tassen im Schrank hat. Ja, das sehe ich auch so, denke ich mir und laufe zügig weiter und weg von dem Geschehen, biege um eine Ecke und das Ganze liegt hinter mir...puh...das war knapp. Hier kommt mir auch noch ein Mann in meinem Alter entgegen und entschuldigt sich für den Vorfall gerade eben. Ich frage mich dabei: woher weiss der das denn? Der kommt aus ner ganz anderen Richtung angelaufen....seltsam...

 

Ihr fragt euch, warum ich unter anderem keine Städte mag? Genau wegen sowas. Ich reise seit 2,5 Monaten durch das Land, ohne jegliche Probleme. Geht man einmal in die Stadt...zack...sofort Ärger. Ich mag Städte nicht, ziehen einfach zu viele Idioten und Durchgeknallte an!

 

So filme ich nun noch vorsichtiger, was der Menge an Aufnahmen und Bildmaterial nicht unbedingt förderlich ist. Vor einem Friseur Geschäft werde ich von Jugendlichen angesprochen ob ich ein Foto von ihnen machen könnte...klar...gerne! Sie stellen sich auf, einer spricht sogar Englisch, alles easy. Sie wollen im Nachgang auch kein Geld dafür. Geht also auch freundlich in Marrakech. 

 

Ich stromere weiter durch die Kasbah, filme noch drei Jungs im Hinterhofe die für die WM 2040 trainieren, sehe viele schöne schmale Gässchen. Gut erhalten alles und sauber. Wenig später, die Orientierung hab ich schon etwas verloren, komme ich an einem Shop vorbei, der Teekannen verkauft...und nehm mir Kanne und Glas mit, als kleine Erinnerung fürs Team an Marrakech. Zahle viel zu viel dafür, aber was solls. Leben und leben lassen und die Madame ist immerhin sehr nett. 

 

Nochmal komme ich an Fußball spielenden Kids vorbei, die fragen, ob ich ein paar Fotos machen könne. Klar....und als ich weiterlaufe, folgt mir der Älteste und will Geld für einen neuen Ball. Zugegeben, das Teil mit dem sie spielen ist ziemlich übel ramponiert, er fragt nach einem Dirham....ich geb ihm einen und laufe weiter. Doch er folgt mir und will mehr. Sein Französisch nicht vorhanden, ich mache ihm klar, dass es nicht mehr gibt. Irgendwann zieht er wütend ab. Alter...was ist heute los hier!

 

               

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Aus der Kasbah spült es mich am Place des Ferbantiers. Großer Platz, Polizei, Kaffees und Restaurants, Geschäfte. Ich latsche weiter, komme zum Palais El Badii. Sehe die Außenmauern, weiss, dass drinnen nicht mehr viel steht und spare mir einen weiteren Besuch. Drehe um und beginnen meinen Rückweg zu Zottl. Die Näse läuft mit...die ganze Zeit!

 

Was ich bisher gesehen und erlebt habe, überzeugt mich bisher nicht von Marrakech. Vielleicht bin ich schon zu lange im Land, hab alles schon zu oft gesehen. Aber Marrakech haut mich nicht aus den Socken. Einfach eine Großstadt mit viel Verkehr, die Mofas fahren überall, auch in der Kasbah muss man immer auf der Hut sein. Marrakech überzeugt mich nicht. Und all die Hochglanzbilder die einem bei Insta als Werbung präsentiert werden, halten der Realität nicht stand. 

Dazu muss ich natürlich sagen, dass ich sicher nur einen Teil von Marrakech gesehen habe, vielleicht gibts ja noch andere, tollere Ecken. Keine Ahnung. Also verschafft euch selbst einen Überblick wenn ihr hier seid und bildet euch eure eigene Meinung. Für mich steht vorerst fest: nicht meine Stadt. Nicht überzeugt!

 

Zurück bei Zottl erstmal ausruhen und durchschnaufen. Bin ziemlich platt, der Schnupfen nervt und ich bin geschafft. Um 19 Uhr telefoniere ich noch mit Nico und Mona, die mir mitteile, dass unser Treffen in Spanien nicht stattfinden wird. Sie kommen nicht pünktlich los weil noch zu viel Arbeit anliegt. Echt schade, hatte mich sooo auf das Treffen gefreut in der spanischen Wüste. Aber gut, so läuft meine Rückfahrt dann wohl auch komplett anders ab als bisher geplant. Ich werde nicht über Zentralspanien gen Heimat fahren, sondern wieder die Küstenstrecke nehmen. Schneller. Zudem hab ich im Kopf, dass Thomas und Susanna die Küstenstrecke nehmen, mit denen wollte ich mich ja auch noch treffen. Hoffe, immerhin das klappt. Ich schreib sie mal schnell an per WhatsApp. 

 

Als alles erledigt ist, ich etwas ausgeruht, begebe ich mich nochmal in die marokkanische Nacht. Ich will noch den Nachtmarkt sehen. Wenn ich das heute noch erledigen, kann ich morgen die Stadt wieder verlassen. Und sehen möchte ich den schon noch gerne. 

 



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Der Markt findet dort statt, wo gestern das Public Viewing war. 1.5 km Fußmarsch. 

 

Um 19:30 Uhr bin ich dort. Dunkel mittlerweile und die Hölle los. Was ein Volk! Menschen wo man hinschaut. Ich kämpfe mich erstmal vor zu den Essensständen für die Europäer. Alles gut ausgeleuchtet mit hellen LED Lampen. Überall Dampf und Essen und Saftstände. Irgendwie scheint es, verkaufen alle mehr oder weniger das Gleich. Europäer sitzen auf Bänken an Tischen und essen. Hab gelesen, lebensmittelhygienisch sind die Stände streng kontrolliert und die Sachen sehen auch frisch und gut aus. Doch will ich erst meine Arbeit machen und filmen bevor ich irgendwo möglicherweise was esse. 

 

Ich streuner über den Markt, frage ob ich filmen darf...ja, kein Problem, die Leute offen und freundlich. Nur einer meint, mich verarschen zu können. Ich filme und fotografier und im Nachgang fragt er nach Geld dafür. Auf einen Diskussion lasse ich mich erst gar nicht ein, greife zu meiner Kamera, öffne das Display und meine auf Englisch: Okay, ich lösche alle Aufnahmen und Fotos. Das will er dann doch nicht und verzichtet auf das Geld. 

 

Einen Fehler mache ich noch bei einer Musikgruppe. Die sind gerade fertig und ich filme die Menschenansammlung, als ein Typ oder ne Tussi, keine Ahnung, auf mich zukommt und auf ihre Trommel haut...ich kann gar nicht so schnell aufhören zu filmen wie das geht...und am Ende streckt sie/er/es mir ihre Trommel hin und will Geld. 

Das geht mir nun doch zunehmen auf den Sack, dass sie nicht noch fürs Atmen Geld verlangen, ist alles. Ich hab keine DH mehr in klein, will aber auch keinen Ärger und gebe ihr/ihm einen Schweizer Franken. Es/sie lehnt ihn ab. WHAT? Eine der härtesten Währungen und du willst sie nicht? Ich erkläre es dem Ding auf Englisch...es fragt nach Euro... ALTER...nehm entweder den Franken oder lass mich in Ruhe. Euro hab ich nicht, DH in Coins auch nicht. Wiederwillig nimmt es den Franken, ich dreh mich um und laufe weg. Man, man, man...als nächstes dann noch ein kleines Mädchen, dass mir ne Rose verkaufen will....Danke, nein, was soll ich mit einer Rose!?

 

Ich latsche weite über den Markt, verlasse ihn auf der Gegenseite in irgendeine Richtung, lande in einer schmaleren Gasse. Links und rechts Shops und Stände, völlig überfüllt. Teils kommt man kaum noch vorwärts. Und noch immer fahren hier Mopeds durch die Leute. Ich verliere immer mehr die Lust an Marrakech...an einem Souvenir Stand erspähe ich ein süsses Plüsch Dromedar, ihr könnt euch vorstellen, sowas lässt mein Herz höher schlagen und so versuche ich es zu filmen. Doch sofort kommt der Shopbesitzer und sagt: No Photo! 
Leute, ich will nur das Dromedar filmen, keine Menschen....und dann "No Photo"...ja fuck you...ich hätte vielleicht sogar eins gekauft, aber so, leck mich am Arsch! Ich lasse mich weiter mittreiben von der Menschenmenge. 

 

Je weiter weg vom Hauptlatz, desto weniger Touristen, irgendwann wird es auch leerer, ich biege links ab und komme nun durch eine recht leere Gegend wo ich nur noch auf Locals treffe. Schneider, Gemüse, paar Essenstände. Filmen verkneife ich mir größtenteils. Die Gasse spärlich ausgeleuchtet. Hier verirrt sich wohl eher selten ein Tourist hin. Ein klein wenig unheimlich ist es schon, aber immerhin stimmt die Richtung halbwegs. Zurück zum großen Platz und von dort zurück zu Zottl. 

 

Nach einigen hundert Metern kommt ein größerer Platz mit Restaurants, dort wieder links und es wird wieder belebter und es spült mich zurück auf den großen Nachtmarkt Platz. Nach Essen ist mir allerdings nicht, ich bin platt und hab genug von dem Trubel hier. Einmal noch quer über den Platz und die 1.5 km zurück zu Zottl. Feierabend. 

Als ich bei Zottl bin, merke ich erstmal, wie kaputt und erschlagen ich bin. Diese verdammte Erkältung. 

 

Es ist 21:30 Uhr, des Rest des Abends verbringe ich mit niese, Nase putzen und am Handy lesen. Ich bin zu platt zum Schneiden oder für sonst irgendwas. Nichtmal Hunger verspüre ich. 

 

Um 23 Uhr geh ich pennen, in der Hoffnung, dass es morgen besser geht. Fest steht: morgen hauen wir hier ab. Genug Großstadt Wahnsinn. Ich habs gesehen.

 

Viele Grüsse

Kai

 

 

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