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#2 Berner Oberland - Ein Plan geht gründliche in die Hose

Guten Morgen,

 

gähn….oh bin ich noch müde…aber die Kurve in Richtung Schlaf bekommen ich nicht mehr. Mist! Und die Kollegen neben mir? Noch tief am schlummern! Gut so.

 

Es geht gegen 9 Uhr zu, gut geschlafen hier, nur heute Morgen mal den Postbus gehört der den Parkplatz zum Wenden nutzt. Ansonsten: tote Hose. Alles ruhig! Gut genächtigt.

 

Da heute noch etwas Fahrerei auf mich wartet, und ich eine Verabredung mit Sandra habe, steh ich mal auf. Ich will ja heute noch was testen. Denn: meine Kollegin Franziska aus dem Bergwerk, hat mir Freitag noch einen 12V Unold Blitzwasserkocher auf den Schreibtisch gestellt. Nach vorheriger Absprache natürlich. Denn: ihre Schwester besaß das Teil seit 2 Jahre, hat es jedoch nie genutzt und wollte es nun recyceln. Da dachte Franziska an mich und meine Reiserei. Sehr lieb von ihr!

 

So hab ich am Freitag den Unold in Zottl geladen und mir vorgenommen, ihn dieses Wochenende zu testen. Was kann das Teil?

Erstmal schaue ich bei Amazon nach und lese ein paar Rezensionen. Die sind durchwachsen. Manche finden das Ding toll, andere schreiben, 0,5 Liter Wasser kochen dauert ca. 20-30 Minuten, andere schreiben, der Stecker sei verschmort.

Sehr unterschiedliches Feedback also. Zeit, sich selbst einen Überblick zu verschaffen.

Technische Spezifikation:

12V/24V mit Leistung 120W/240W

Maximal 0,5 Liter aufheizbar

Das Ding heißt "Blitzwasserkocher", suggeriert also, dass es schnell geht.

 

Automatische Abschaltung wenn das Wasser kocht


Erster Eindruck:

Verarbeitung sehr gut. Der Kocher macht einen guten Eindruck, alles gut gebaut und fest. Keine losen Teile oder sonstiges. Kabel lang genug, sicher ein Meter.

Ein großer ON/OFF Schalter und ein rotes Betriebslicht am Koche und am Zigarettenanzünder Stecker.

Deckel schließt absolut dicht. Während meines Tests trat dort keinerlei Dampf aus. Ein kleine Dichtung rund um den Deckel unterstützt das.

 

Test:

Ich fülle 160 ml Wasser rein. Ich will das Wasser für meine Nanopresso verwenden. Die arbeitet für einen Kaffee mit ca 80 ml Wasser. Mit 160 ml hab ich Wasser genug um die Nanopresso aufzuwärmen und dann den Kaffee zu machen.

 

So fülle ich 160 ml ca. 15°C warmes, stilles Mineralwasser ein. Schließe den Deckel. Stecke den Wasserkocher ein, schalte ihn an, schaue auf die Uhr. 09:54 Uhr!

Anschließend heißt es warten, warten, warten. In der Zwischenzeit mache ich mal kurz Wasser auf dem Gasherd. So ca. 300 ml Wasser im Wasserkocher. Der ist nach ein paar Minuten am kochen.

Vom Wasserkocher noch immer nix zu hören. Aber die Außenhaut des Kochers wird immer wärmer.

 

Nach ca. 14 Minuten höre ich Kochgeräusche vom Kocher….kurz darauf schaltet er automatisch ab. Ca. 14 Minuten für 160 mm? Das ist lang. Von „Blitz“ also nix zu spüren. Mit Gas geht das 10 mal schneller bei 160 ml (Schätzung).

Wie auch immer, ich gieße das dampfende Wasser in meine Nanopresso und bereite mir meinen Kaffee.

 

Wenn der Kocher aber soooo langsam ist, warum ihn verwenden?
Meine Überlegun: ich kann mit dem Ding Wasser kochen, ohne den Herd zu blockieren. So hab ich in der Küche mehr Ablage und Bewegungsspielraum und koche das Wasser einfach in der Dinette. Zudem hab ich ein Backup System dabei, falls das Gasding in Zottl mal nicht will. Zudem entsteht bei dem Unold Blitzwasserkocher keine Feuchtigkeit bei der Wassererhitzung. Es tritt kein Dampf aus. Somit weniger Feuchtigkeit im Kasten. Ein normaler Wasserkocher dampft ja doch heftig wenn das Wasser zu kochen beginnt und schaltet auch nicht automatisch ab.

Zudem erhitzt der Unold die Umgebung deutlich weniger als eine offene Gasflamme.

UND: irgendwie macht es Laune, mit dem kleine 12V Ding Wasser zu kochen. Er darf also in Zottl bleiben und kommt zum Einsatz, wenn genug Strom vorhanden ist und ich es nicht eilig habe. Also mal für einen entspannten Espresso zwischendurch. 

 

Aber braucht man nun so ein Teil wirklich?

Ich finde nicht. Würde ihn mir nicht kaufen. Er ist zu langsam, hat den Namen „Blitz“ im Titel nicht verdient. Gas ist DEUTLICH schneller.

 

Aufgrund der Rezensionen auf Amazon, würde ich mich auch nicht trauen, in dem Teil 0,5 Liter Wasser zu erhitzen. Hätte bedenken, ihn damit zu überlasten. Mit 160 ml Wasser kam er aber gut zurecht.

        

     

Nachdem dieser Test durch ist, genieße ich mein Frühstück und meinen Kaffee. Denn in den 12 Minuten Wartezeit auf das heiße Wasser, hab ich kurz meine Ausgleichsmasse zubereitet. Natürlich mit dem Wasser, welches ich mit dem Gasherd aufgeheizt hatte.

 

Nach dem Frühstück begebe ich mich vor die Tür. Checke die Lage. Es ist bewölkt, die Berge in den Wolken, es tröpfelt immer mal wieder. Alles in allem kein Drohnenflugwetter. Schade! Ich hätte doch tatsächlich mal alle Akkus voll und wäre bereit.

 

Der Parkplatz ist weiterhin sehr ruhig, allerdings kommt ab und an ein Einheimischer vorbei und recycelt sein Altglas. Hier stehen Container für braun, weiss und grün Glas rum. Hätte ich das gewusst….hab zu Hause eine riesen Kiste mit Altglas rumfahren.

 

Gegen 11 Uhr meldet sich Sandra und wir verabreden uns für ca. 13 Uhr im Kiental, ein Seitental vom Kandertal. Irgendwo dahinten bei Thun. Von mir aus so 2 h Stunden zu fahren.

So mache ich Zottl startklar, verräume alles, lasse den Motor an rolle den Berg wieder runter. Durch Innertkirchen, an Meiringen und Interlaken vorbei, bis Spiez.

 

In Spiez runter von der Autobahn, rein ins Kandertal für ca. 10 km und in Reichenbach geht es auf schmaler Nebenstraße den Berg hoch und rein ins Kiental.

 

Als ich auf Spiez zu fahre, erhalte ich von Sandra eine Message, sie ist angekommen. Allerdings teilt sie mir auch gleich noch schlechte News mit. Das haben auch Co-Pilot und Friedrich nicht geahnt…verdammt….mein Hirn beginnt zu arbeiten.

Auf Google Maps war das nicht zu erkennen, denn die Strecke ist nicht auf Google Street View.

Ich fahre dennoch weiter, tiefer ins Kiental rein. Bis ich um eine Kurve biege und Sandra’s schnuckeligen 5,4 m Knaus erblicke. Daneben sieht Zottl immer riesig aus. J

 

Ich parke, es regnet. Kurz noch alle Kameras ausschalten, schon steht Sandra an meiner Tür. Nach einem schönen „Hallo“… schau ich mich kurz um. Sieht toll aus hier. Ich sehe ein WC, eine Parkuhr und ein Schild….und das Schild sagt….no freaking Camping von 22 – 7 Uhr. Der Show Stopper für heute! Verdammte Axt! Und das war auch, was Sandra mir vorab per Whatsapp mitgeteilt hatte. Wir können hier nicht nächtigen. Keine Chance! So ein Mist.

 

So setzen wir zwei uns in Zottl und suchen nach Alternativen. Das erweist sich als sehr schwierig. Mit Sunrise habe ich kaum Internetempfang, reicht nur zum Whatsapp schreiben aber nicht zum surfen.

Sandra mit Swisscom hat etwas mehr Glück und kann per App nach einem Übernachtungsplatz suchen. Aber auch eher in Zeitlupe.

Draußen regnet es und ist grau in grau. Passt zu unserer derzeitigen Stimmung.

 

Nach sicher 45 Minuten Sucherei entscheiden wir: wir fahren weiter gen Gurnigel. Ein schöner Berg bei Thun. Ca eine Stunde von hier. Eigentlich ein ziemlich touristischer Ort, bei dem Wetter heute und den stürmischen Aussichten für morgen, wird dort oben jedoch wenig los sein. So mal unsere Vermutung.

 

Aufsitzen. Abfahrt. Sandra führt, wir folgen. Sie hat ihr Navi aktiviert.

 

Nach 1 h Fahrt beginnt der Aufstieg zum Gurnigel. Und es geht ordentlich dem Berg hoch. Ein paar steile Rampen sind zu meistern. Bei Schnee wollte ich da nicht hoch müssen. Heute ist die Straße aber gut befahrbar, von Schnee nix zu sehen.

Je höher wir kommen, desto höher werden die Schneeberge neben der Straße. Viele Kurven später sind wir oben. Regen, Wind, Nebel und kühle Temperaturen empfangen uns.

Wir parken im weiteren Verlauf auf einem der zwei riesigen Parkplätze. Unsere Rechnung geht auf, keine Sau hier. Keinerlei andere Camper, nur zwei verlassene PKW stehen rum. Tot Hose hier oben.

 

Da es schon nach 17 Uhr ist, entscheiden wir, den Kochprozess zu starten. Ich habe Zutaten für ein abgewandeltes Omnia Ofen Rezept dabei.

Hühnchen mit vorgekochten Kartoffeln, Karotten, Pilze, Zwiebel, Sahne und einem ordentlichen Schuss Rotwein.

Ca. 60 Minuten brauch das Ding, ist so voll, dass es fast überläuft. Duftet nach einer Weile sehr verführerisch.

 

Ums uns die Zeit zu vertreiben, hat Sandra einen Fidschi Likör dabei. Mit diesem regen wir mal unseren ohnehin schon stark angeregten und vor allem leeren Magen an. Prost!

 

Nach einer Stunde lupfe ich den Deckel und wir sehen ein leckeres Abendessen vor unseren Augen. Nach der Hälfte der Backzeit hatte ich noch ein paar Tomaten obendrauf gelegt. Um dem ganze etwas Farbe zu geben.

 

Beide sind wir enorm hungrig und so fallen wir fast über das Essen her. Und es schmeckt sogar! Die Kartoffeln, obwohl bereits vorgekocht, sind nicht zerfallen sondern haben noch immer eine gute Konsistenz.

 

In Zottl duftet es wie in einem Restaurant, so wird er, bevor ich gegen 11 Uhr ins Bett falle, noch mal gut durchgelüftet. So geht auch die Wärme raus und wir erreichen eine angenehme Schlaftemperatur von 15 °C in Zottl.

 

Nach der Lüftaktion und einer Runde durchs Bad geht’s ins Bett. Schlafen wir mal wieder ein paar Stunden. Hoffen wir mal, die Nacht wird ruhig…

 

Gute Nacht und viele Grüsse.

Kai

 

GPS Koordinaten:

Kiental: 46.554917, 7.742658

Gurnigel: 46.723286, 7.444192

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