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Nordkap #9 - Von Storneshamn an den Gryllefyord, ein Tag mit Überraschungen

Ich schreibe den Blog meist erst am nächsten Tag, während des Frühstücks. So sitze ich heute, vor dem PC und überlege, wo ich gestern morgen aufgewacht bin....sooo viele Eindrücke, dass der Übernachtungsplatz schon wieder fast vergessen ist. Okay, jetzt ist es mir wieder eingefallen....Storneshamn, der Ausweichplatz...den eigentlichen Platz hatte sich ein Phoenix "geschnappt". Guten Morgen!

 

Die Nacht war so naja...denn....um 4 Uhr erwachte ich und hörte draußen am Kasten ein Kratzen. Hm...aber irgendwie nicht seitlich am Kasten, sondern oben. Als würde etwas mit Krallen darauf rumlaufen oder mal picken. Hockt mir da ein blöder Vogel auf dem Kasten? Ich klopfe von innen an die Decke von Zottl, das Kratzen verschwindet nicht sofort, aber kurz darauf. Das Geräusch lässt mir keine Ruhe, ich öffne die Dachfenster Verdunkelung, Fenster auf, Kopf raus. Was seh ich? Logisch...nix...naja...ich seh schon was, ist ja taghell, aber ich seh nix auf meinem Dach. Ein 360° Rundblick ändert nix. Nix!

Kopf wieder rein, Dach zu, Verdunklung zu. Weiter schlafen. Kurz darauf wieder ein Kratzen. Ja jetzt lecks mi doch am A..... ich hau nochmal von innen gegen das Dach und öffne das Rollo. Das Geräusch ist weg. Na ich hoffe der blöde Vogel sucht sich jetzt einen anderen Platz um Radau zu machen.

Kurz überlege ich, aufzustehen...entscheide aber, dass 3 h Schlaf doch etwas wenig ist. Leg mich wieder hin...bekomme die Kurve und wache erst um 10 Uhr wieder auf. Ui...schon wieder so spät. Hm, naja, wird schon seinen Sinn haben, dass ich solange schlafe. 

 

Das Wetter ist erstmal bescheiden. Sturm, Regen und alles grau. Erst im Verlauf des Frühstücks reißt es auf, der Regen macht sich vom Acker und die Sonne zeigt sich, zumindest ab und an. Sturm bleibt und nimmt zu.

Zum Glück bin ich Sturm von diversen Nordsee Urlauben gewohnt. Nervt zwar etwas, aber macht nix.

 

So, und wo fahre ich heute hin. Entweder direkt Richtung Lofoten oder zum Gryllefjord und morgen mit der Fähre nach Andenes. Ich verschiebe die Entscheidung auf später. Erst bei Olsborg muss ich definitiv entscheiden, denn da ist die Abfahrt zum Gryllefjord. 

 

Erstmal: klar machen zum Ablegen...äh...Losfahren. Gemütlich rolle ich das schmale Sträßchen entlang der Küste zurück zur E6. An meinem Möchte-Gerne-Übernachtungsplatz stoppe ich noch kurz und mache ein paar Bilder. So hätte es sein können...aber auch hier, recht stürmisch, fliegender Sand, aber die Aussicht passt.

 

Weiter geht's, ab auf die E7. Da geht's heute auch hoch und runter, durch Fjorde und...ah...stopp mal, hier rechts, kleine Halbinsel, Richtung Spakenes, Nebenstraße. Vielleicht gibt's was zu sehen. Und tatsächlich gibt es einen tollen Ausblick auf den Fjord, und zwar von einer recht neuen Bird Watch Station. Sogar ein Besucherbuch liegt drin. Ich trage ein paar Zeilen ein, bewundere die Aussicht und laufe über den schmalen Steg der zum Schutz der Landschaft und gegen das Einsinken verlegt ist, zurück zu Zottl. Zurück auf die E7. Bei sehr gemischtem Wetter, fahren wir weiter. Das Einzige was bleibt ist der Sturm. Regen und Sonne wechseln sich ab. 

       

Meilenweit geht es am Wasser entlang, tief in die Fjorde rein, dann auf der anderen Seite wieder raus. Es zieht sich wie Kaugummi, es sieht dennoch genial aus. Mittag mache ich irgendwo auf einem Rastplatz an der E6, kaum Verkehr, ich wärme mein Futter von gestern auf und mache Bratkartoffeln dazu. Anschließend lege ich mich auf eine der Bänke und genieße die Sonne. Die bald aber schon wieder hinter einer Wolke verschwindet. Ein Zeichen: weiter!

 

Fjorder, Kurven und Höhenmeter später, komme ich an einer Passhöhe an wo auf der linken Seite ein Sami Gift Shop ist. So "richtig" traditionell im Zelt oder wie das heißt. Sieht nett aus, davor steht ein Rentier. Zudem muss ich halten um meine weitere Streckenführung zu eruieren. Ich verpasse die erste Parkplatzeinfahrt, peile die Zweite an, muss jedoch warten weil mir ein Womo entgegen kommt, das auch auf den Parkplatz will. Und dann passiert es. Mich trifft schier der Schlag. Das gibt's doch nicht. Auch mein Co-Pilot schlägt sich die Tatzen auf die Nase und wackelt mit den Ohren. 

 

In dem einbiegenden Womo sitzen Claudia und Michael von Livingandtravel. Mit den beiden hatte ich mich ja am Nordkap getroffen. Und jetzt laufen wir uns hier zufällig über den Weg. Ich fass es nicht und freu mich, sie nochmal zu treffen. 

Die beiden sind genauso perplex und überrascht wie ich. Da wir beide den Giftshop als Ziel hatten, geht's zusammen rein. Nett gemacht, vorne ein Sitzbereich und offenes Feuer, hinten dann alles was das Herz begehrt. Schöner Laden, Stopp lohnt sich, aber natürlich auch viel China-Ware. Dennoch auch schöne lokale Holzarbeiten. Leider bin ich bei sowas kein guter Kunde, ich bemühe mich, etwas zu finden...aber finde dennoch nix. Immerhin retten Claudia und Michael unsere Ehre und kaufen etwas. Puh...danke ihr zwei. Ich filme, unterhalte mich mit der Verkäuferin und merke langsam, wie ich konserviert werden. Der Rauch des Feuers zieht nicht sauber ab nach oben. Die ganze Hütte riecht nach Rauch. Na bin ich froh, geht draußen ordentlich Wind. Stell mich da zum ausräuchern später 10 min rein. Sonst schimpft mein Co-Pilot wieder wenn ich nach Rauch müffel. Mit seiner Nase ist er da recht sensibel.

 

Weiter geht's es wieder ins Tal, ich tanke nochmal und muss mich nun Entscheiden. Wohin? Gryllefjord? Irgendwie schon...also gut. Entscheidung gefallen. Und was bin ich im Nachhinein froh, hab ich mich so entschieden. Sind zwar noch 100 km Nebenstraße, die Landschaft ist es jedoch Wert. Auch wenn Zottl leidet. Aber da müssen wir nun durch. Bodenwellen, Schlaglöcher, schmale Straßen, alles dabei. Kein Verkehr und wir fahren immer tiefer ins Land der Trolle. Die Landschaft wird immer schroffer und karger. Fels und flache Büsche bestimmen zum Schluss das Landschaftsbild. Ich komme an einem Troll-Museum vorbei. Hier liegt auch noch eine top Ver- und Entsorgestation (69°24'38.5"N 17°15'47.5"E). Man kann dort auch über Nacht stehen. Das Museum hat bereits zu, von außen kann man aber sehen um was es geht.


Alternativer Text ab Olsborg: 

In Olsborg muss eine Entscheidung her. Wie weiter. Das Wetter sieht in beide Richtungen gleich schlecht aus. So entscheide ich, den Umweg über Gryllefjord und morgen Andenes zu machen. Hab ja noch viel Zeit vor mir und will auch ein wenig weg von der Hauptroute E6. Also, ab über die Brücke, schauen wir mal was uns erwartet. Es folgen so ca. 100 km Landstraße, mit Wellen, Schlaglöchern, Kurven und auf und ab. Toll zu fahren. Man muss aber die Augen offen halten. Die Vegetation ist hier, obwohl mehr oder weniger auf Meereshöhe, noch arg hinterher. Die Birken, die an anderer Stelle schön grün waren, sind hier noch voll im Winterschlaf. Schnee ist jedoch größtenteils weg, aber sumpfig sieht es aus. Ich fahre an vielen schönen Freistehplätzen vorbei, sehe etliche Wanderschilder und komme irgendwann an ein Gebäude das mich den Kopf drehen lässt. Wasn das? Großer Parkplatz davor, sogar eine Ver- und Entsorgestation gibt es. Wow! Anker werfen, Blinker links, parken. Allein und verlassen steht auf dem Parkplatz ein Deutsches Womo. Es ist 19:50 und jetzt erkenne ich um was es hier geht: Trolle! Ich schaue mich ein wenig um (Senjatrollet (69°24'38.2"N 17°15'47.6"E), leider ist alles schon geschlossen, obwohl eigentlich bis 20 Uhr geöffnet. Vorsaison halt. Nach einem kleinen Rundgang draußen, fahre ich weiter. 

Alternativer Text ab Olsborg Ende 

 

Auf schmaler, teils einspuriger schlechter Straße geht es weiter an türkisem Wasser vorbei. Oh man, warum ist nicht schönes Wetter. Hier die Drohne drüber bei Sonne....muss ein Traum sein. Tja,...aber bei grau und Regen...? Nee, weiter.

 

Schlussendlich geht es noch durch einen 1 km langen Tunnel und ich komme im Gryllefjord an. WOW! Was für eine geile Landschaft. Unten Wasser, links rechts, hinten, Berg. Ich fahre nochmal den Berg hoch nach Toskenses, da gibt's für mich aber nix, so fahre ich wieder zurück nach Gryllefjord. Zum Fähranleger, Fähre checken.

8:45 Uhr Abfahrt, als früh aufstehen...Preis 1400 NOK...man kann aber über die App buchen, gibt Rabatt. Ich lade die App, kaufe ein Ticket für ca. 1.111 NOK und sehe ein Countdown von 2h starten. Danach verfällt das Ticket. Hä....wollen die mich veraschen? Heute fährt doch gar keine Fähre mehr...Warum ist das Ticket nach 2 h abgelaufen. Na egal, werden wir morgen sehen was passiert. Kann jetzt eh nix ändern. Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht weiß, alles kommt ziemlich anders.

 

Vom Fähranleger fahre ich wieder tiefer in den Fjord rein, suche mir auf der alten Bergstraße, jedoch noch unten am hinteren Ende des Fjords einen Freistehplatz. Ein Traum von einem Platz. Einsam, imposante Sicht in Richtung Fjord Öffnung. Hier lässt es sich gut stehen. Hoffe die Trolle lassen mich heute Nacht in Ruhe 

Nach dem Kochen editiere ich noch das Video von Tag 4 und gehe bei Tageslicht um 1 Uhr ins Heck von Zottl und horche ein paar Stunden an der Matratze. Wecker ist auf 7 Uhr gestellt. Um 8:45 Uhr soll ja die Fähre gehen...ja...genau...denkste....träum weiter. Das mache ich jetzt auch...

 

Gute Nacht euch allen und bis morgen.

 

Viele Grüsse

  

Kai

GPS Koordinaten:

Platz am Morgen Storneshamn: 69°51'51.4"N 21°02'44.4"E

Platz in der Nähe: 69°52'35.4"N 21°07'10.4"E

Bird Watch: ca. 69°45'46.6"N 20°30'20.9"E

Senjatrollet 69°24'38.2"N 17°15'47.6"E

Platz Gryllefjord: 69°21'11.8"N 17°11'04.3"E

 

Meine Route heute:

 


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