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#2 On the Road mit Martin - wir sind da wo ich mich auskenne

Moin,

 

ein Blick auf die Uhr....07:37 Uhr.....NEIN.....was ist los!!! Es ist Samstag, ich kann vollgas ausschlafen...und was macht mein Körper. Sagt, dass nach 7 h Schlaf Schicht im Schacht ist und ich aufwachen soll. Der ist doch nicht ganz sauber!

 

So lieg ich halt im Bett, krieg die Kurve auch nicht mehr und das Ende vom Lied: ich schnapp mir die Kamera und fang an zu filmen. So mach ich wenigstens was halbwegs sinnvolles. Im Bett filmen, frag ich mich immer, interessiert das die Zuschauer? Wenn da einer wie ich, völlig verpennt und verwuschelt in die Kamera labert? Hm....aber egal, so bin ich halt und so seh ich halt aus wenn ich gerade aufgewacht bin. Das ist sozusagen live und ungestellt.

Somit also die ersten Shots auf der Liegewiese. Ein Blick nach draußen...ja, ja, ja,....blauer Himmel, kein Nebel, keine Wolken. Ich glaub ich steh jetzt mal auf. Und tatsächlich, auch aus den anderen Fenstern sieht das Wetter top aus. Gibts ja auch ab und an, dass man hinten schaut, Wetter top, schaut man vorne raus, Wolken/Nebel. Alles schon erlebt. Heut aber nicht.

 

Als erstes, denn bei mir gibt es Prioritäten, setzt ich mich 3 Stunden an den Laptop und editiere Videos. Irgendwann rührt sich dann auch bei Martin etwas. Aha....er lebt noch!
So gehe ich mal guten Morgen sagen und checken wie und wo wir frühstücken. Die Sonne schafft es nun auch endlich hinter dem Berg hervor. Unser Tal wird mit gleißendem Licht geflutet. Die Temperatur wird sofort angenehmer. Wir können bei dem Wetter sogar draußen essen. So packe ich Tisch und Stuhl raus. 
Dem Co-Piloten ist das alles nicht so geheuer, warum auch immer, er setzt sich aufs Bett und schaut schüchtern zwischen den Vorhängen nach draußen.


Auf dem Parkplatz ist nicht viel los. Ein Camper hat sich gestern Abend noch angeschlichen und übernachtet. Sonst herrscht Ruhe. Die 4 Camper die hier nun stehen, haben sich gut über den Platz verteilt, keiner stört den anderen. So solls sein.

Während Martin noch vollends wach wird, stromere ich durchs Gelände, mache Aufnahmen und genieße die Wahnsinsskulisse hier am Steingletscher. Auch wenn ich erst letztes Wochenende hier war, ist es diesmal komplett anders. Denn: das Wetter ist gigantisch! Kein Wind, Sonne, blauester Himmel, dazu als Kontrast der Gletscher und frische Schnee. Ich kann mich nicht satt sehen an diesem Ausblick. Einfach gigantisch!

 

Das Frühstück, mit Kaffee von Martin, nehmen wir in der Sonne ein. Erst mit Jacke an, später braucht es die nicht mehr. Befinden wir uns wirklich auf 2.000 m Höhe? Ist wirklich Oktober? Das Wetter spielt schon ein wenig verrückt. Aber uns solls recht sein, können wir doch den Platz in vollen Zügen genießen. Das ein oder anderer Wanderauto kommt noch auf den Parkplatz. Hält sich aber alles sehr in Grenzen.

 

Nach dem Frühstück ist vor der Abfahrt. Martin ist übrigens Schottland experte, schon 5 mal dort gewesen mit seinem Camper. Da kann ich mir noch gut Infos holen. Denn für mich stellt sich immer mehr heraus, dass ich nächstes Jahr Schottland einen Besuch mit Zottl und Co-Pilot abstatten werde. 

Um kurz vor 12 Uhr sind wir abfahrbereit. Wir besprechen kurz die Abfahrt, will ich doch das Ganze per Drohne filmen. So muss sich Martin nicht wundern wenn ich komisch fahre und immer mal halte um die Drohne neu auszurichten.

 

       


Kurz darauf machen wir die Motoren an und rollen an. Drohne steuern, Auto fliegen...oder so....alles läuft wie am Schnürchen. Ich bekomme ein paar schöne Shots hin und lande wenig später unten am kleinen Gletschersee. 
Packe die Drohne ein und wir ziehen von dannen. Der Sustenpassstraße weiter folgend fahren wir runter ins Tal gen Innertkirchen. Auf dieser Seite des Passes gibt es deutlich mehr zu kurbeln als auf jener die wir gestern Abend hoch gefahren sind. Auch das Landschaftsbild ist völlig anders.

 

Für Mitte Oktober sind noch viele Motorradfahrer unterwegs, generell gut Verkehr heute. Wir fahren in unserem Tempo den Hang runter, lassen uns gerne überholen und genießen die Fahrt. Auch der Co-Pilot strahlt über das ganze Gesicht.

In Innertkirchen angekommen, geht es gleich nach der Überquerung der Bahnschienen links ab und gen Grimselpass. Wir schrauben uns also wieder in die Höhe. Es ist enorm viel los, wie im Hochsommer. Je höher wir kommen, desto karger wird es. Auf Höhe der Stauseen besteht die Vegetation nur noch aus Steinen und Flechten. Durch viele Kurven, Tunnels und Steigungen erreichen wir die Passhöhe. Sind unserem Übernachtunsziel also schon recht nahe. Wollen wir doch vom Grimselpass die Panoramastraße nehmen und am Oberaarsee nächtigen.
Allerdings müssen wir warten, denn die Straße bis zum Stausee ist einspurig und zeitlich getaktet. Unseren Einfahrzeitraum haben wir um 2 Minuten verpasst. Jetzt müssen wir 50 Minuten warten.


Außerdem stutze ich kurz, als ich die Anzeige lese, steht da doch: Haben sie ein Ticket?! 
Ticket? Was für ein Ticket? Kostet das etwas? 


Ich bin einmal mehr verwirrt, witzerigerweise ist nirgendwo geschrieben, wie viel es kostet und WO man es zahlen soll. Hallo?!!! Da wir in der Schweiz sind, ist nicht bezahlen keine Alternative, das könnte sonst teuer werden. Somit machen wir uns auf zum Passrestaurant. Die wissen sicher weiter.
Der Pass selber ist gut besucht heute, Autos, Womo's, Busse, Motorräder. Alles was irgendwie den Berg hoch kommt, ist hier. Velofahrer natürlich auch!


Im Restaurant müssen wir kurz warten bis wir unsere Frage formulieren dürfen. Eine sehr freundliche Servierdame nimmt sich uns an, obwohl man sieht, dass sie hier enorm Stress haben. 
Tja und, was soll ich sagen, auch eine freundliche Dame kann einem den Tag ruinieren. Denn auf unserer Frage, ob wir hier zahlen können und was es kostet, meint sie freundliche: "Die Panoramastraße zum Oberaarsee ist ab Ende September jeweils bis ins nächste Frühjahr geschlossen. Wir sind nicht die ersten, die noch hinfahren möchten!"

So löst sich unser Übernachtungsplatz vor unseren Augen in Rauch auf und verschwindet ins Nirgendwo. VERDAMMT! Echt blöd, dass wir schon Mitte Oktober haben!
Etwas konsterniert bedanke ich mich und wir verlassen das Lokal. Komplett vergesse ich zu fragen, was es denn eigentlich kosten würde. Als mein Hirn wieder funktioniert, denke ich:

a) warum hängen die nicht einfach ein Schild an die Einfahrt mit dem Text: "Straße geschlossen, kommen Sie nächstes Jahr wieder!". Das erspart einem dann den Gang ins Restaurant.
b) was jetzt? Wohin? Wo schlafen?

Es ist zwar erst 14:00 Uhr, dennoch brauchen wir jetzt einen Plan B. So packe ich meinen Laptop aus, 4G Antenne auf's Dach, zum Glück top Empfang hier oben und konsultiere Google Maps.

Es gäbe zwar einige Plätze, aber nix wirklich, wirklich schönes. So entscheiden wir, über den Furkapass zu fahren und wenn uns da nix über den Weg läuft, auch noch auf den Gotthard zu fahren und dort zu nächtigen. 

Bei strahlendem Sonnenschein aber heftigem Wind drehen wir unsere Fahrzeuge und fahren gen Gletsch den Hang runter. Eine breite gut ausgebaute Straßen empfängt uns. Einige Kehren später stehen wir unten, blinken links, und fahren schon wieder bergauf, der Furkapasshöhe entgegen. 
Auf dieser Seite ist der Furka top zu fahren, breite Straße, einige Kehren, aber für alle Fahrzeuge, selbst für Reisebusse, gut fahrbar. Nach 2/3 der Strecke kommen wir am Rhonegletscher an. Aufgrund der Parkplatzsituation und der Masse an Menschen, stoppen wir nicht. Fahren weiter, halten einige Hundert Meter später für einen Fotostopp und zottln kurz darauf weiter gen Passhöhe (2.429 m). 

Hier gibt es leicht versteckt hinter dem Parkplatz der Passhöhe einen möglichen Platz zum Übernachten. Die Anfahrt führt über einen etwas ausgefahrenen Weg, wäre aber wohl noch machbar. Leider steht dort jedoch schon jemand, zudem wäre es mit zwei Kästen recht eng und auch nicht unbedingt eben. Hm....


Und dann passiert es. Ein Motorradfahrer kommt angefahren, auf einer schweren BMW Eunduro Maschine. Schönes Bike. Fährt langsam an uns vorbei, dreht den Kopf so komisch, fährt dann rechts auf den Parkplatz, zurück zu Zottl und parkt sich direkt davor. Ich wunder mich schon, was das jetzt wird, muss der jetzt echt direkt vor Zottl parken? Denk mir dann aber, vielleicht will der sein Bike ja geschützt hinstellen, dafür eignet sich Zottl natürlich. Aber, das will er nicht.

Während ich mich mit Martin unterhalte, sehe ich aus dem Augenwinkel, wie er Helm und Sturmmaske abnimmt, in unsere Richtung schaut und plötzlich meinen Namen ruft. Er scheint mich irgendwoher zu (er)kennen. Mir sagt das Gesicht jedoch nichts...hm...ich lauf zu ihm hin...er reicht mit die Hand, meint er sei Toni und hätte alle meine Videos gesehen, sah mich hier durch Zufall und wolle kurz Hallo sagen.

Ich bin kurz perplex, fange mich jedoch schnell, und freue mich über Toni's kurzen Stop. Was ne coole Sache, hier einen netten YouTube Zuschauer zu treffen. Kommt nicht häufig vor in freier Wildbahn, umso mehr freut es mich!

 

Danke Toni, dass Du gestoppt hast zum Hallo sagen. War mir eine Freude Dich zu treffen! Hoffe, Du hast weiterhin viel Spaß mit Deinem Camper, würde mich freuen, wenn wir uns mal über den Weg campen :).
Allzeit gute Fahrt mit Kasten und Motorrad!

Nach dieser Überraschung, sitzen wir auf und fahren den Pass auf der Andermatt Seite runter. Deutlich enger hier, ein paar sehr enge Haarnadelkurven. Mit 6,4 m komme ich aber gut durch, so lange kein Reisebus von vorne kommt. Die fahren hier nämlich auch gerne und lassen manchmal kurz den Verkehr zum Stillstand kommen. Auch sind die Straßen hier und da so eng, das bei breitem Gegenverkehr Stillstand herrscht. Zu erwähnen sei auch noch, dass es recht häufig ziemlich steil den Berg runter geht.

Wir kommen aber ohne große Probleme ins Tal, fahren durch Realp, vor bis zum nächsten Kreisverkehr, rechts und wieder den Berg hoch gen Gotthard. So zwei Kilometer vor der Passhöhe biegen wir rechts auf die alte Passstraße ab. Kopfsteinpflaster heißt uns willkommen. Auch sehe ich hier noch den ein oder anderen möglichen Freistehplatz. Wir wollen aber dahin, wo ich schon vor 2 Wochen stand. Parkplatz etwas abseits der Straße. 


Als wir bei der längeren Schotterzufahrt zu unserem Platz ankommen, halten wir erstmal kurz an. Denn: erstens sieht der Schotterweg anders aus, da wurden Löcher aufgefüllt mit frischem Schotter. Und zudem will ich erst schauen, ob hinten auf dem Parkplatz schon jemand campt oder nicht. So haben wir zwei Alternativen:

a) wir laufen die 400 m um zu sehen ob der Platz frei ist
b) ich fliege kurz mit der Drohne hin und schaue ob frei ist.

Martin entscheidet, ich solle Plan b) machen. Mich dünkt langsam, er ist wie ich, etwas lauffaul. Wir passen somit gut zusammen. :)

Also, Drohne raus, flott in die Luft, 300 fliegen...was sehe ich: da parkt ein Auto. Oh verdammt...und jetzt? Ich lasse die Drohne etwas sinken...ist definitiv ein PKW, kein Camper. Vielleicht parken die da ja nur und fahren später wieder ab. Somit fällt die Entscheidung, wir fahren da hin.

Ich hole die Drohne zurück (btw, je länger je mehr denke ich darüber nach, der Drohne einen Namen zu geben...mir ist aber noch kein vernünftiger eingefallen), lasse sie aber in der Luft. Mit der Active Track Function wird jetzt noch die Anfahrt gefilmt. Motor an und ab die Post.

Gleich an der ersten Steigung gibt es Schwierigkeiten. Der frische Schotter ist lose und Zottl kämpft heftig mit der Traktion. So war das nicht gedacht, kurz denke ich, aufgeben, zurück rollen und mit mehr Schwung nochmal versuchen. Entscheide mich aber dagegen, gebe Zottl die Sporen und so packen wir es mit Müh und Not hoch. Im Rückspiegel sehe ich jedoch, dass Martin es nicht packt. Da ich aber mit Zottl und Drohne noch zu kämpfen habe, kann ich nicht sofort anhalten. Erst muss die Videoaufnahme abgeschlossen werden.

Bis ich alles organisiert habe und nach Martin schauen kann, kommt er schon angerollt. Im zweiten Versuch mit mehr Schwung kam er hoch. Puh...bin ich ja froh. 

Im Konvoi fahren wir die letzten Meter weiter, aus der Luft begleitet von der Drohne. Parken möglichst so, dass wir nicht im Modder versinken und schnaufen durch. Das hatte etwas abenteuerliches.

Die Uhrzeit gibt an, dass es bereits nach 16 Uhr ist. So langsam meldet sich der Hunger. So beginne ich mehr oder weniger sofort mit den Essensvorbereitungen. Wir haben hier eine gute Arbeitsteilung: ich koche, Martin wäscht ab. Wir sind ein top Team!
Zwischen die Kiemen soll es heute Burger geben. So verwurste ich Hackfleisch, Zwiebeln, Salz, Pfeffer und 3 Eier in der Schüssel zu einer guten Pampe. Dabei frieren mir fast die Finger ab, das Hackfleisch is noch teilgefroren. Ich vergaß vor dem öffnen der Verpackung, es noch kurz in warmes Wasser zu legen. Tja...so leide ich halt! :)

Wenig später liegen die Burger auf dem Grill. Immer wenn ich Burger vor Zottl mache, erinnert mich das an den einen Tag auf Vesteralen, den abgelegenen Freistehplatz, die weite Landschaft und das kalte Wetter. Man war das geil!!!
Heut is aber auch nicht schlecht. Außer dass die verdammten Burger brutal anbraten auf dem Grillrost. Nach dem Wenden sehen sie recht gerupft aus. 
Während ich so mit den Burgern kämpfe, kämpft Martin mit Zwiebeln, Tomate, und Gurke. Er mach einen lecker Tomaten-Zwiebelsalat.
Wenig später drehe ich in Zottl die Heizung hoch, wir sitzen drin und bereiten unsere Burger vor. Das Burgerbrot toaste ich noch kurz auf dem Grill, die Schnittfläche schmier ich dafür mit Olivenöl ein. So werden sie etwas kross!
Das Burgerfleisch sieht zwar nicht sooo toll aus, geschmacklich aber top. Martin is(s)t zufrieden. Die Unterhaltung schläft ein, wir mampfen. 
Nach dem Ketchupmassaker (siehe Video) hab ich mir das Essen auch verdient.

Den Rest des abends verbringen wir mit abwaschen...naja...ich korrigiere, Martin wäscht ab, ich räume in und um Zottl auf. Später sitzen wir noch entspannt zusammen und verbringen auf unserem Platz einen schönen ruihgen Abend. 
Die PKW Besitzer kamen auch noch zurück. Verbrachten den Abend vor dem Auto, mit Lagerfeuer und Grill. Scheint, dass die tatsächlich im Auto nächtigen. Und das bei den kühlen Temperaturen. Wieder bin ich froh, hab ich eine leistungsfähige Dieselheizung. Kuschlig warm bei uns in der Hütte.

Gegen 23:30 Uhr ist Feierabend. Alle müde, auch der Co-Pilot hängt in den Seilen. Wie immer geht er als erster nach hinten, naja, nicht ganz, ich trage ihn nach hinten, zum Laufen ist sich der Herr zu fein. 
Ich folge ihm nach einer Runde durch Bad und ruck-zuck schlafen wir. Ab und an rüttelt uns eine Sturmböe durch, ansonsten verbringen wir eine ruhige Nacht.

Viele Grüsse und gut Schlaf.

Kai

 

GPS Koordinaten:
Steingletscherparkplatz morgens: 46°42'47.2"N 8°24'55.6"E  /  46.713098, 8.415450
Grimselpass, Abzweigung zum Oberaarsee: 46°33'40.8"N 8°20'09.1"E  /  46.561343, 8.335865
Furkapass: 46°34'20.6"N 8°24'53.8"E  /  46.572397, 8.414950

Gotthardpass Schlafplatz: 46°33'31.3"N 8°33'25.0"E  /  46.558680, 8.556947

 

        

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