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#2 Steingletscher - Geröllfelder, Angreifer und ein relaxter Tag

Moin,

hm…wie soll ich beginnen. Über Nacht ist nicht viel passiert. Ich stehe noch immer auf dem obersten Parkplatz im Steingletschergebiet am Sustenpass…hoffe ich. Werfen wir mal einen Blick raus, ob das auch stimmt. Zur Abwechslung öffne ich mal nicht das Dachfenster, sondern mein Fenster hinten links. Heut ist einer der Tage, wo ich froh bin, dass ich hinten beidseitig Fenster habe. Denn, Rollo hoch, Fenster auf, oh was für ein cooler Blick. Voll in die Berg und auf den Gletscher. Der ist oben zwar umwölkt, es gibt aber kleine blaue Stellen am Himmel und kalt ist es auch nicht. Super!

Dennoch, es ist 9 Uhr, am Samstag, ich steh noch nicht auf. Noch so schön warm und kuschelig unter meinem Federbett. Auch der Co-Pilot pennt noch, und dass, obwohl ich ihn aus dem Weg schieben musste, um an das Fenster zu kommen. Der Kerl hat echt Nerven!

So faule ich noch etwas vor mich hin im Heck von Zottl, genieße die Aussicht, die klare, frische Luft die durch das geöffnete Fenster einströmt und freu mich auf einen schönen Tag. Es gibt schönere Starts in den Tag…aber auch deutlich schlimmere. J

Nach 15 Minuten bequeme ich mich dann doch noch, aufzustehen. Wiederwillig, doch leicht hungrig. So entferne ich die Schiebetürsicherung und halte mal den Kopf zu meinem Nachbar, Adrian, raus. Da ist noch alles still. Schläft der etwa noch? Dachte ich bin schon spät dran…aber er…hm….komisch.


Mittlerweile halbwegs ordentlich angezogen, ich liebe es in Jogginghose vor die Tür zu gehen wenn ich mit Zottl unterwegs bin, schnappe ich mir meine Kamera und starte die ersten Aufnahme. Erste Wanderer kommen am Parkplatz an und machen sich auf zum Klettersteig oder zur Hütte auf 2.800 Meter. Viel los ist allerdings nicht, eine Currywurst Bude hier oben würde nicht mehr rentieren…wie ich jetzt auf Curry Wurst komme? Ich höre auf diesem Trip das Buch „Die Entdeckung der Currywurst“ von Uwe Timm. Sehr unterhaltsam und kurzweilig. Schön zu hören.


Ich glaube ich schweife ab…ich filme also so vor mich hin, als plötzlich jemand lauf „Hey“ ruft… außer mir grad keiner hier…rufen mir die Kletterer/Wandere vom Berg zu? Ich bin verwirrt und schau mich um. Als mein Blick gen Norden wandert, sehe ich eine größere, dunkel gekleidete Gestalt auf einer höheren Felserhebung stehen und winken….eine Sekunde später erkenne ich die Gestalt: Bergbock Adrian steht da oben und winkt! J

Kein Wunder ist es ruhig in seinem Van, wenn er schon durch die Landschaft turnt.

 

Wie auch immer, jetzt erstmal schnell filmen, im Augenwinkel sehe ich, wie er von seinem Felsplateau steigt und zurück gelaufen kommt. Kurz darauf besprechen wir das Frühstück, es geht auf 10 Uhr zu. Schön mit jemandem unterwegs zu sein, der genauso relaxt unterwegs ist und nicht stresst.

 

Als wir mit dem Frühstück dann irgendwann fertig sind, eingenommen hatten wir es bei Adrian im Kasten, denn dort ist der Kaffee, meine Bialetti steht ja zu Hause, räumen wir auf und ich lassen schnell noch die Drohne in die Luft. Trotz ziemlichem Wind funktioniert das. Ein Flug zum hinteren Gletscher. Leider kann ich nicht auf den Gletscher schauen, die Höhenlimitierung der DJI Mavic Pro (500 m) macht mir einen Strich durch die Rechnung. Aber auch so sieht es enorm geil aus!

Nach dem Flug ist vor der Wanderung. Um kurz nach 12 Uhr schnüren wir unsere Wanderstiefel…äh…Korrektur, Adrian schnürt seine Wanderstiefel und ich Tourist nehme meine guten Nike Turnschuhe hervor. Wird schon gehen.

 

Die ersten Meter wandern wir am seichten Gletscherbach entlang. Wir wollen versuchen, so nah wie möglich an die Gletscherzunge zu kommen. Anfangs ist auch noch ein Weg zu erkennen. Doch nach einigen hundert Metern ist Schluss mit Weg und wir kämpfen uns von Stein zu Stein, bergauf über Geröllfelder, an steilen Bächen entlang. Wie Gämsen oder Steinböcke hüpfen wie über die Geröllfelder. Es ist ein ziemlicher Kampf der uns den Schweiß auf die Stirn treibt. Zum Glück trocknet der kühle Gletscherwind diesen in den Pausen, die wir machen, immer wieder ab. Nach einem anstrengenden Aufstieg, erreichen wir endlich ein seichteres Geröllfeld, es wird fast eben und wir kommen sogar an möglichen Zeltplätzen vorbei. Also ebenen Plätzen auf denen man ein Zelt drauf stellen könnte, wenn man da oben mal nächtigen würde wollen im Sommer. Sicher auch eine tolle Erfahrung.

Aber auch nur, wenn die Armee da nicht gerade rumballert. Wir finden auf unserer Wanderung diverse „Raketenreste“ rumliegen. Die will man natürlich nicht auf das Zelt fallen haben.

 

Da ich die Drohne im Rucksack spazieren trage, pack ich das Luder mal aus und bring sie in die Luft. Verfolge uns beim Klettern und fliege auch noch hoch zum Gletscher. Denn eins ist absehbar: wir schaffen es nicht bis zur Gletscherzunge. Hier oben liegen bereits Schneefelder rum, der nächste Anstieg ist ebenfalls steil und teils verschneit. Das wäre rutschig und so zu gefährlich. Wir stellen uns dennoch in Position, setzten das Samstagslächeln auf und schießen ein Foto mit Selbstauslöser. Das klappt dann auch im zweiten Anlauf! J

        

So langsam denken wir auch an den Abstieg. Von hier oben sieht man eine leichtere Route entlang des Berghanges runter zum Parkplatz. Den peilen wir an, laufen ihn recht entspannt, lachen schon über ans, dass wir den Weg auf dem Hinweg nicht schon genommen haben. Bis…tja…bis der Weg aufhört. Ein gröberer Hangrutsch hat den Weg ausradiert. Oder hat die Armee da mal hingeballert und ihn "abgeschossen". Da geht’s auf jeden Fall nicht weiter. Alles Suchen nach einer Alternative hilft nix, wir sind hier gefangen. Es geht nur wieder bergauf zurück. Verdammt! Das Bergauf dachten wir, liegt hinter uns.


Hilft nix, bergauf und die nächste Möglichkeit links, ins Geröllfeld, zum Bach traversieren und diesem entlang ins Tal folgen. Dieser Plan geht zum Glück auf, ist jedoch anstrengend und man muss höllisch aufpassen, nicht ins Rutschen zu kommen. Entlang des Bachlaufs erkennt man auch schon fast wieder einen Weg, wir scheinen nicht die ersten die hier entlang klettern.

 

Gegen 15 Uhr erreichen wir unser Camp wieder. Etwas geschafft und hungrig. Somit beginnen sofort die Essensvorbereitungen. Grill ausladen, Omnia Ofen vorbereiten, Gemüse schnipseln…usw. Ich mariniere kurz noch das Hünchenfleisch mit Olivenöl, Kräutern und Zitrone, lass es etwas ziehen und heize, als absehbar ist, dass der Omnia in 15 Minuten fertig ist, den Grill an. Fleisch drauf, noch ne Zucchini dazu. 20 Minuten später essen wir, vor unseren Kästen sitzend, in der Sonne. Auf 2.000 m, Anfang Oktober. Könnte schlimmer sein…leider wird es das kurz darauf.

 

Die Sonne verschwindet hinter den Wolken, es wird sofort kühl. Die Kaubewegungen legen somit an Geschwindigkeit zu und als alles in unserer Mägen liegt, räumen wir schnell auf und ziehen uns in einen warmen Kasten zurück. Denn trotz hoher Höhe laufen unsere beiden Dieselheizung ohne Probleme.

Wir sitzen in Zottl, chillen, unterhalten uns über Kasten, YouTube und die Welt sowie das Leben. Plötzlich sehen wir jemanden am Fenster. Alles geht schnell, der Angreifer schaut rum und halb rein und plötzlich klopft es. Oh je, Zottl ist nicht abgeschlossen, jeder kann rein…der Angreifer könnte uns hier und jetzt sofort….aber jetzt mal Stopp: ich lehne mich zur Schiebetür, öffne diese und vor mir steht…ein Fremder. Aber ein sehr netter Fremder. Einer der Silvio heißt, kurz darauf taucht seine Frau Karin auf. Sie haben doch tatsächlich Zottl erkannt. Am Kennzeichen und an der Farbe… J. Und dachten, sie klopfen einfach mal. Ja und so unterhalten wir uns 10 Minuten mit den beiden. Sehr nette Menschen, hat mich sehr gefreut euch kennengelernt zu haben! Danke fürs Klopfen!

Nach dieser Überraschung begebe ich mich noch ein wenig an meine Videos, Adrian liest. Auch das muss möglich sein wenn man mit mir unterwegs ist. Nicht immer ist Action und Unterhaltung. Ich benötige Zeit für Videos und die nehme ich mir auch, wenn ich mit jemandem zusammen unterwegs bin. Das hat nix mit Unhöflichkeit oder Unlust zur Unterhaltung zu tun, sondern einfach mit der Tatsache, dass ich ein Video fertig bekommen muss bis Sonntag.

Gegen sehr viel später überlegen wir schon wieder, was es zu Essen geben soll. So richtig Hunger hat niemand, es geht jedoch auf 21 Uhr zu und irgendwas sollte noch gekaut werden. Der Grill steht noch draußen, also fallen da zufällig Chicken Wings drauf und anderweitiges Fleisch. Das wird wenig später zusammen mit Brot, Senf und Mayo gegessen. Als das vernichtet ist, sind wir beide aber mal sowas von satt. Ein Schnaps täte nun gut. Doch haben wir keinen zur Hand. So lehnen wir uns zurück, strecken die Bäuche in die Höhe und ruhen.

 

Gegen 23 Uhr fallen die Äuglein langsam zu, so begebe ich mich zurück in Zottl. Stelle die Heizung auf 16°C und begebe mich in die Horizontale.

Ich wünsche eine gute Nacht und bis morgen

 

Viele Grüsse

Kai

 

GPS Koordinaten:

Oberer Parkplatz Steingletscher: 46.713237, 8.415946

 

      

Kommentare: 2
  • #2

    Kai (Mittwoch, 19 Dezember 2018 14:08)

    Hallo Lieber Angreifer :),
    danke schön für die netten Worte und für das Hinterlassen eines Kommentars. Freut mich!
    Ich finde den Vorhang einfach sau praktisch. Auf einem Parkplatz schnell geschlossen wenn man Pause macht und draußen die Leute rumlaufen und reinschauen wollen. So muss man nicht dauern die Verdunkelung im Cockpit schließen.
    Dazu ist er ein prima Hitze- und Kälteschutz.
    Viel Freude bei all euren weiteren Reisen und immer gute Fahrt!
    Viele Grüsse.
    Kai

  • #1

    Angreifer (Dienstag, 11 Dezember 2018 10:31)

    Hoi Kai, wir mögen einfach deine erfrischende, witzige, lustige Art der Berichterstattung. Haben auch eine Art "Vorhang" wie du es hast. Der Vorhang vom Jens'schen running Gag "Kennt ihr diesen Vorhang" Da wir meist alles auf lassen, kannste dann nicht durch den ganzen Kasten gucken und wir lieben einfach das Aufwachen morgens mit den gewaltigen Aussichten..... Wir geniessen jeden Trip und sind wann und wo es geht unterwegs. Bis zum nächsten Mal. Machs guet und bliib gsund und voller Reiselust. Die Angreifer :-)