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#104 St. Gallen & Uri Trip - Was'n hier los?

Schönen guten Morgen,

 

was ist denn das für ein Geknirsche da draußen? Mit diesem Gedanken erwache ich etwas planlos, bis mir wieder einfällt, dass ja der Matsch auf dem Boden gestern gefroren war und jetzt…fahren da wohl Autos drüber. Ziemlicher Lärm. Ein Blick auf die Uhr 08:30 Uhr. Okay, mit dem Ergebnis kann ich leben.

Aber was machen die vielen Autos hier...seitliches Rollo hoch…huch! Ganz gut Betrieb hier. Der Parkplatz fast voll. Und die andere Seite? Über meine Nebenschläfer will ich mich besser nicht beugen, das mögen sie nicht, daher Kopf aus dem Dachfenster. Ui, auch in die andere Richtung gut was los. Alles Skitourengänger. Immerhin sehe ich niemanden in den Schnee…ihr wisst schon was…aber hier steht ja auch eine Art Dixiklo rum.

 

Kurz darauf steh ich angezogen vor Zottl. Wie kam das denn jetzt so schnell? Ah…guten Morgen Dirk! Auch schon auf?! Wir staunen beide über den vollen Parkplatz und die Tatsache, dass wir momentan ziemlich zugeparkt sind. Denn Gegenüber von Zottl und Dirk’s Van hat sich ein Dacia in den Tiefschnee gegraben, auf der Suche nach einem Parkplatz. Leider kam er nicht ganz rein und kommt nun auch nicht mehr raus. Tja…

 

Schneeketten auf einem Rad helfen auch nix. Wir schauen uns das erst an, dann fragen wir ob wir helfen können. Dirk hat noch so lummelige Anfahrhilfen dabei, die vor oder hinter das Rad gelegt werden können. Und dann heißt es SCHIEBEN!!! Der erste Versuch ist fruchtlos, der Zweite auch....beim Dritten bewegt sich das Auto endlich. Das setzt neue Druckkräfte frei und wir schieben die Karre aus dem Schnee. Puh…wir müssen hier also nicht den ganzen Tag verbringen sondern kommen  wohl wieder weg.

 

Der Dacia stellt sich dann ein Stück weiter in den Schnee….ich hoffe nur, dass er mir da nicht zu sehr im Weg steht wenn ich nachher raus fahre. Kaum zu Ende gedacht, kommt das nächste Auto und parkt sich uns gegenüber in den Tiefschnee. Diesmal nicht ganz so tief und von der anderen Seite anfahrend.

Wir weisen den Fahrer darauf hin, dass wir später wegfahren wollen. Er meint, er bleibe nur ein paar Minuten. Okay, dann ist ja gut…ich geh dann mal meine Ausgleichsmasse machen und n Kaffee. Denn beides hab ich bisher vergessen.

 

                

Nach dem Frühstück geht natürlich noch die Drohne in die Luft. Fliegt heute wieder top, trotz hoher Berge um uns rum läuft der Flug reibungslos.

 

Gegen 11:00 Uhr packen wir schließlich zusammen, Co-Pilot und Friedrich wird die Decke weg gezogen und sie nehmen neben mir im Cockpit platz.

 

Doch komm ich jetzt auch raus? Soll ich links rum aus meiner Parklücke, mit der lauernden Gefahr von Tiefschnee, oder rechts rum raus, mit der Gefahr, doch am Dacia zu scheitern, weil er im Weg steht. Nach Rücksprache und Meinung einholen bei Dirk entscheide ich mich dann doch für rechts, Richtung Dacia. Natürlich wird geflimt…zwei Kameras stelle ich auf. Hoffentlich hab ich überhaupt Traktion auf diesem matschig-eisigen Untergrund. Doch alle Sorgen sind unbegründet, ich komme top aus meinem Parkplatz raus, fahre auf die Straße, steige aus und filme Dirk, wie er sich aus seinem Parkplatz würgt.

 

Wenig später sind wir frei und rollen wieder runter ins Tal, zurück ans Ende des Zürisees und weiter, im Stau stehend, gen Chur. Alle, aber auch wirklich alle wollen in die Berge. Kein Wunder: die Sonne scheint, es gab etwas Neuschnee vorgestern und  es ist warm. Fast frühlingshaft!

 

Zum Glück müssen wir nur wenige Kilometer hier rumrollen und stehen, denn kurz vor dem Walensee fahren wir schon wieder ab und gen Glarus, weiter nach Schwanden und noch weiter. Wir wollen heute dahin, wo uns erst ein Fahrverbotsschild stoppt. Dafür müssen wir allerdings noch einige Höhenmeter bewältigen. Unser Ziel: der Urnerboden!

 

Nach Linthal beginnt der Klausenpass. Der hat zwar Wintersperre, doch bis zum Urnerboden ist die Strecke frei. Die Schilder geben aber eine schneebedeckte Fahrbahn an. Ich bin gespannt wie die Strecke geräumt ist. Letztes Jahr fuhr ich hier tatsächlich die letzten Kilometer auf Schnee. Und dies Jahr?

 

Wir ziehen den Berg hoch. Völlig ohne Probleme. Die Sonne scheint, tolle Sicht ins weiß verschneite Tal. Und da, wo letztes Jahr der Schnee auf der Fahrbahn begann, ist dies Jahr nix. Es gibt zwar signifikante Schneewände links und rechts, doch kleiner als im Vorjahr.

So schaffen wir die Hochfahrt ohne jegliche Probleme oder Schneekontakt. Fast langweilig. Ein wenig enttäuscht bin ich.

Jetzt geht es, auf freier Strecke und bei erschreckend wenig Schnee weiter hinter ins Tal. Die ersten Parkplätze entlang der Straße sind voll. Die Langläufer sind hier unterwegs. Da schwant mir Böses für meinen angedachten Schlafplatz. Wenn hier schon so viel los ist…oh je, hoffentlich finden wir noch einen Platz.

 

Ja und was soll ich sagen…als wir am Ende der Straße ankommen, umgeben von hohen und verschneiten Bergen, bin ich echt überrascht. Nix los hier hinten! Ein paar wenige Autos, aber sonst nix. Keine Langläufer!

 

Der zweite Blick zeigt, warum dies so ist: zu wenig Schnee! Die Loipen sind hier hinten nicht präpariert. Daher drängt sich alles weiter vorne im Tal. Ziemlich praktisch. Auch sind diesmal keine anderen Camper hier. Keine Wohnwagen oder Hundeschlitten LKW. Alles ruhig und so, wie ich es mir heimlich gewünscht hatte. SAU GEIL!

 

Dank Dirks Einfall, wenden wir und fahren rückwärts die letzten Meter entlang. Ich parke mich vor der Wintersperre neben einen VW Bulli. Finde, das geht gut. Die Besitzer, die 10 Minuten später an ihren Bulli kommen, finden das wohl irgendwie nicht so. Zumindest deute ich das aus ihrem Verhalten und ihren Worten. Vielleicht sind sie auch nur neidisch auf Zottl. Wer weiß J.
Im Prinzip auch egal, 15 Minuten später rauschen sie ab. Ade und Tschüss.

 

      

Jetzt haben wir die Sackgasse vor dem Fahrverbotsschild und dem Schnee für uns. Stühle raus! Die Sonne scheint. Im Pullover draußen sitzen kein Problem. Jetzt erstmal nen Apfel!

 

Nach etwas genießen und Apfel kommt nun wieder die Action. Katja hat mir ja Schneeschuhe geliehen. Und die kommen jetzt zum Einsatz. Meine Winterschuhe passen prima in die Schlaufen, Skistöcke hatte ich noch zu Hause und sogar daran gedacht, sie mitzunehmen. Dann mal los. Erstaunlich gut komme ich über den weichen Schnee. Doch dann, als ich gerade eine Kamera platziert habe um daran vorbei zu gehen, passiert es.

 

Schon mal versucht, mit Schneeschuhen rückwärts zu laufen? Nicht….nun…macht es mal. Es wird euch gehen wir mir. In Zeitlupe graben sich die Schneeschuhe rückwärts in den Schnee und ich falle wie ein Baum rückwärts in den Schnee. Kurz liege ich da wie ein Maikäfer auf dem Rücken. Die Schneeschuhe stecken im Schnee und ich denke nur: Verdammt, die Kamera filmt in die andere Richtung! Somit gibt es also keine Filmaufnahmen dazu.

 

Irgendwie rapple ich mich wieder hoch und komm auf die Füße. Lektion gelernt. Jetzt aber los, an der Kamera vorbei, anhalten, rückwä….oh…nee….auf der Stelle drehen und zurück laufen, die Kamera holen.

Das wiederholt sich hier am Berg mehrere Male. Einige Höhenmeter mache ich, komme ziemlich ins schnaufen und schwitzen. Aber hab ne Menge Spaß. Schneeschuhlaufen ist ne lustige Sache. Gute Traktion im Tiefschnee, auch steil bergauf kein Problem. Runter ohne Rutschen.

 

Nach diesem kleinen Ausflug und Test erreiche ich Zottl im letzten Sonnenlicht und genieße dieses nochmal ausgiebig. Bis mir einfällt: ich habe Hunger. Das Mittagessen in Form eines Apfels hat nicht lange vorgehalten. So stell ich mich in den Camper und bau mir eine Bolognese, koche Reisnudeln und esse um 17 Uhr zu Abend. Dirk, der sich „heimlich“ ein Mittagessen gemacht hatte, ist noch nicht hungrig und isst daher später. Quasi dann als ich beginnen, ein Feuerchen zu machen. Ich hab noch Holz vom letzten Wochenende in Zottl und so taucht wenig später ein Feuer den guten Zottl in orangfarbenes Licht. Wir sind hier am Ende der Straße komplett alleine und niemand stört sich daran.

 

So sitzen Dirk und ich wenig später noch ein wenig vor dem Feuer und unterhalten uns. Wunderbar! Dirk ist ein unkomplizierter Mitreisender, der es auch liebt, alleine unterwegs zu sein und seinen eigenen Weg zu gehen. Ich erkenne da einige Parallelen zu mir.

 

Gegen 22 Uhr lassen wir das Feuer ausgehen, doch etwas frisch hier draußen. Schnell noch ein paar Nachtfotos machen und dann ab in Zottl. Nach einem weiteren Bier Deal sitzen wir in Zottl und genießen die Ruhe. Um 23 Uhr ist dann aber Feierabend. Dirk verabschiedet sich, ich setzt mich noch etwas an den Rechner und schneide, bis es auch für mich heisst: Gute Nacht und bis morgen.

 

Viele Grüsse

Kai

 

 

GPS Koordinaten Schlafplätze:
Urnerboden abends: 46.887400, 8.895463



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