#1044 Estland, Saaremaa nach Hiiumaa

Samstag, 09.11.2024 Wenn sich hier mal jemand kümmern würde...!

Schönen guten Morgen, 

die Nacht war super. Ruhig, nicht zu stürmisch und entspannt am Ende der Insel Saaremaa im Undva Pank, einem Naturpark. 

Vom gestrigen Sonnenschein leider nichts mehr übrig. Das Land präsentiert sich grau und trist. Aber immerhin trocken. Viel mehr dürfen wir heute auch nicht erwarten. 

Zu meiner Überraschung kommen im Lauf des Vormittags 3 Autos vorbei...sind aber so schnell weg wie sie kamen. Danach herrscht hier wieder Ruhe. 

Ich arbeite und mache uns auf Mittag fahrbereit. Heut heisst es: Insel verlassen! Wir wollen mit der Fähre von Saaremaa nach Hiiumaa. Soll sich aber als etwas schwierig erweisen. Aber der Reihe nach. Vorher gibts noch einen anderen großen Fehler...den jedoch keiner bemerkt. 

Nachdem also alles wieder ordentlich verstaut ist, kommen Co-Pilot und Friedrich auf den Bärfahrersitz und wir ziehen los. Wir müssen eine kleine Rampe hoch, bekommen trotz schräger Anfahrt Bodenkontakt mit Trittstufe und Auspuff, jedoch ohne Schäden und ziehen dann gemütlich über Schotterpiste weiter gen Hafen in Triigi. Rund ne Stunde Fahrt ohne Verkehr, Stau, Ampel, Probleme. Wald, Wald, gerodete Flächen, Wald, Wald, gerodete Flächen mit Wiederaufforstung...Felder...Dorf...Wald, Wald...aha...wir sind da. Die Hafenanlagen kommen ins Blickfeld. Bremsen...sonst bekommen wir nasse Füße und landen im Meer!

Was gleich mal auffällt: nix los! Kein Schiff hier, keine anderen Autos die aufs Schiff warten. Niemand. Einen kleinen Fischerhafen gibts, Toilettenanlage und Mülleimer plus kleine Tankstelle. Diesel 1,40 Euro.

Ich parke erstmal beim Hafen Office. Wann fahren hier eigentlich die Fähren? Was kostet es? Und wo kaufe ich Tickets?

Das Gebäude abgeschlossen....niemand da. Draußen hängen diverse Infoplakate. Preis...13.20 plus 3 Euro der Fahrer. Wäre das schonmal geklärt. 

Nächste Abfahrt.....WAHT!!!!??? Echt jetzt? Verdammt! Wieso hat das niemand vorab recherchiert? Verdammte Axt, was sind denn wir für Anfänger!? Unfassbar.... Wir schreiben 14:30 Uhr und die nächste Fähre fährt um...haltet euch fest...19:30 Uhr! Uff....

Aber das ist noch nicht alles. Als ich online ein Ticket buchen will, geht dies nicht mehr. Alle online Tickets sind schon verkauft. Es gibt zwar wohl noch ein paar Plätze zum Verkauf, das aber erst so 1,5 h vor Abfahrt. Das heißt auch, wir müssen hier bleiben und uns in die Warteschlange stellen. Jetzt...immerhin...außer uns noch keiner da...in dem Moment fährt ein Däne an im PKW und stoppt. Ups...schnell anstellen. Ich schnappe den KaiWINplus und stelle mich in die Wartereihe für "ohne Ticket" ganz nach vorne. Der Däne steht später hinter uns. Tja...und jetzt?

Ich steige aus, laufe ne Runde durch den Hafen. Alles noch ziemlich neu. Im Hafenbecken angelt jemand, das ein oder andere einheimische Auto kommt und fährt wieder. Ich checke die Toiletten...sauber, keine Trockentoiletten sondern "echte". Abgesperrt ist leider die Dusche, sonst hätte ich hier mal kurz etwas Warmwasser verballert. Naja, dann halt nicht. 

Zurück in den KaiWINplus und etwas essen. Mit Hilfe meines W5 Glasreinigers erhitze ich Milch für ein 3Bears Porridge. Ja, den Glasreiniger benötige ich, um den Drehknebel des Gasbrenners runtergedrückt zu halten. Spinnt heute mal wieder das Ding. Mit Glasreiniger drauf funktioniert es aber perfekt. Ich darf einfach keinen mehr verwenden. Wenn die Flasche zu leicht wird, funktioniert das Ganze nicht mehr. 

Das 3Bears Porridge lockt auch meine zwei Mitreisenden an. Co-Pi und Frieder drehen sich zum Dinettetisch und wollen ihren Anteil. Ja, hier, esst! Nehmt so viel ihr wollt!

Eine fatale Aussage. Mein Fehler...wenige Minuten später ist die Porridge Pfanne leer, die Bären voll wie zwei Haubitzen auf Koks und ich hab nix abbekommen. Mist!

Der Nachmittag verrinnt mit Arbeit. Draußen grau und irgendwann dunkel. Gaaaanz langsam füllt sich der Hafen mit Fahrzeugen. Neben uns stellt sich ein Volvo LKW mit Koffer drauf. Im Koffer rumpelt es, als wäre da der Teufel eingesperrt. Erst später auf dem Schiff sehe ich durch kleine Fenster, dass der Truck voll Pferde ist.

Um 17 Uhr laufe ich nochmal ne Runde, schmeisse Müll weg und laufe zum Hafen Office. Das ist nun offen, ich komme in den Vorraum und sehe nun auch einen Ticketautomaten. Oh...kann man auch hier kaufen. Ich schau mir das genauer an. Ein Timer läuft, in 40 Minuten werden die letzten Fahrzeug Tickets auf den Markt geworfen. Es ist noch Platz für 4 Fahrzeuge. 

Hey Siri...stell den Timer auf 35 Minuten!!!!

Mit dem laufenden Timer schlendere ich zurück zum Van und warte bis der Timer abgelaufen ist. Schlendere dann wieder zurück zum Ticket Automaten, warte noch 70 Sekunden und nehme dann meine Buchung vor. Japp....läuft...wir haben ein Ticket! Uff! Die Warterei also wohl nicht umsonst. 

Cool auch: Im Hafengebiet gibts kostenfreies Wlan! Und zwar so schnell, dass ich über die Zeit sogar ein 10 GB Video hochladen kann. DAS ist ne echt coole Sache. 

Gegen 19 Uhr erscheint das Schiff als leuchtender Punkt auf dem Meer und kommt flott näher, legt an und entlässt seine Fracht. Der Kahn war gut voll für einen Samstag. Wenig später dürfen wir drauf. Es kommen alle mit, das Schiff fast voll. Zwei PKW hätten noch Platz.

Ziemlich lautlos legen wir ab und schippern ne Stund rüber auf die Insel Hiiumaa. Die ist deutlich kleiner als Saaremaa und somit für uns auch schneller zu bereisen. Ewig Zeit haben wir nicht mehr. Grob gedacht hatte ich mal, um den 15. November gen Finnland zu schwimmen, von Tallinn nach Helsinki. Das wird jedoch wohl knapp. 

Bedenkt man unsere weitere Route hoch zum Weihnachtsbär nach Rovaniemi und auch den Rückweg mit Zwischenstopps...dann müssen wir so um den 12. Dezember die Rückfahrt antreten. Am 20. Dezember haben wir einen Drehtermin in Bayern. Das ist schon ein ordentliches Brett zu fahren. Vielleicht, je nach Wetter, auch gescheiter schon am 10. Dezember den Rückweg anzutreten. Mal sehen.

Die Fähre topp in Schuss, neu und null Rost. Das hat hier alles Norwegen Niveau. Auch von der Pünktlichkeit und der Abwicklung.

Ne Stunde später erreichen wir Hiiumaa. Alle runter vom Boot. Ich lasse diesmal nicht alle vorbei, sondern jage zügig hinter meinem Vordermann her in die Dunkelheit Estlands. Schwarz wie die Nacht alles. Um uns rum Wald, keine Beleuchtung. Da kommt mal wieder der Wunsch nach mehr und gescheitem Licht auf. Die Kerzen des Citroen sind eine Zumutung! Auch das Fernlicht macht es nicht wirklich besser.

Würde ja gerne mal einen hoch bezahlten Stellantis Manager zum Thema Licht befragen. Wie stolz sie auf ihrer Scheiss-Funzeln sind. 

Ja, okay...ich hör ja schon auf, hab ja schon in einem der letzten Blogs vom Leder gerissen...sorry...tut mir leid. 

Also, ich fahre also mit spärlicher Beleuchtung durch die Dunkelheit, 20 km, links, Schotter-Dirt-Road einige Kilometer. Irgendwann stehe ich an einem neuen kleinen Fischerhafen. Wo geht der Weg weiter? Ich fahre am Hafenbecken lang...äh...nee...hier nicht. Da ist Schluss. 75 m Rückwärts ohne ins Hafenbecken zu rollen, drehen...wo ist der Weg?

Ah...hier...links...also vorhin rechts...der Co-Pilot schaut verwirrt, dass muss ich nicht mal sehen, das spüre ich. Mit links und rechts und den Himmelsrichtungen kommt er nicht so klar. Das verwirrt ihn immer total. Wie kann Westen einmal links und dann plötzlich doch rechts sein? Oder Norden, oder Süden? Das bringt immer Knoten in sein Wattehirn und er wird dann grummelig. 

Gut, wir folgen also nun dem richtigen Weg, der ist auch richtig rumpelig und eng. Nix für breite Fahrzeuge, sonst gibts Baumkontakt. Wir mit nem Kasten...kein Problem. Rumpeln entlang und sehen Licht....da hinten wo wir eigentlich parken wollten, steht ein Haus! WTF! Was macht das Haus da?

Wieder Rückwärtsgang rein...30 m zurück und rechts. Dort ein mit teilweise losem Sand versehener "Parkplatz". Vermutlich parken hier die Fischer wenn sie fischen gehen. Naja, dann stell ich mich da jetzt mal hin. Für ne Nacht werden wir ja hoffentlich. niemandem im Weg stehen. 

Weil es nun schon 21 Uhr ist, schnell Abendessen. Suppe. Nochmal gestreckt mit Nudeln. Schmeckt immer noch gut. Danach noch ne Runde Arbeit und um 1 Uhr verabschiedet sich das Team gen Bett. 

Und...habt ihr den Fehler heute gefunden?

Gute Nacht und bis morgen. Schön wart ihr wieder mit uns unterwegs. Danke dafür!

Viele Grüsse

Kai und Team

GPS Koordinaten:

morgens: siehe Blog Vortag abends

abends: 58.807448, 22.438317

Unsere heutige Route: ca. 120 km