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#107 Allein unterwegs - eScooter im Schnee und wohin jetzt?

Schönen Guten Morgen zusammen,

 

eine schräge Nacht, aber eine gute. Gut erholt wache ich auf, schnappe mein Handy…07:40 Uhr…oh man…zu früh…aber die Kurve krieg ich nicht mehr. Also hole ich mein Handy aus dem Flugmodus und will in die weite Welt hinaus. Doch…oh…stimmt… hier ist ja mit Sunrise keinerlei Empfang. Funkloch am Ende des Tals. Hm…dann kann ich ja auch noch einfach so ein wenig liegen bleiben. Ist ja schließlich ein Luxus, mal nicht aufspringen zu müssen morgens.

 

Machen wir doch mal das Rollo hoch….oh, nett hier. Blauer Himmel, ein Bauernhaus, ein Hund der bellt, Berge, Schnee, hinter uns ein Bach und ein paar Bäume und weiter hinten Fels. Nett hier!


Bevor mir langweilig wird, steh ich dann doch mal auf. Fahre die Heizung hoch und begebe mich ins Bad. Der Raum der mit zwei Heizungsauslässen am ehesten warm wird.

 

Später erwischen mich Co-Pilot und Friedrich dann, wie ich noch vor dem Frühstück am Laptop sitze und schneide. Ja, so ist das wenn man alleine unterwegs ist. Keine Rücksicht auf niemanden und machen was man will. Und wenn ich wollte, könne ich hier den ganzen Tag sitzen und schneiden. Es würde keinen stören.

 

Aber, wir haben noch was vor. Frühstück! Und weil so viele Fragen kommen, aus was mein Frühstück (Ausgleichsmasse) besteht, hier eine kurze Zusammenfassung:

 

  • Haferflocken / Sojaflocken, selbst gemahlen
  • Kochendes Wasser drüber (alternativ könnte man auch heiße Milch nehmen)
  • Süssungsprodukt wie Zucker, Süßstoff, braune Masse, Honig, Sirup, Marmelade oder nix
  • Nüsse, Rosinen, Cashew Kerne, Kürbiskerne, Walnüsse, Sonnenblumenkerne, Macadamia, etc drüber.

 

Doch heute frühstücke ich anders. Mir ist die Ausgleichsmasse ausgegangen. Länger als geplant schon unterwegs. Daher: Brot mit brauner Masse. Auch mal wieder lecker und schon länger nicht gehabt. Co-Pilot und Friedrich schauen etwas verächtlich und halten sich lieber an ihrer Honigmilch fest. Ich schaue verächtlich zurück!

 

Doch...als ich das erste Glas öffne....leer....auch beim Zweiten Glas gähnt mich leere an. Schauen die beiden möglicherweise nicht verächtlich sondern ertappt...da sind ja noch Nasenabdrücke vom Co-Pilot zu sehen!!! Und was ist das...ein Fußabdruck von Friedrich! Alter, was ist eigentlich los mit euch beiden Pappnasen! Das gibts ja gar nicht. So wird das nix mit Sommerfigur!

Nur gut hab ich noch seeeehr viel volle Gläser dabei. Somit kein Notstand. Es hat genug an Lager.

 

Nach einem entspannten Frühstück: Rucksack packen! Drohne, Canon Camera, DJI Osmo Action, Wasser, Geldbeutel.

Dann: wärmer anziehen. Auch wenn die Sonne die oberen Berge schon anleuchtet, hier ist es im Schatten noch frisch.

Im Anschluss: vor die Tür, Keller auf, IO Hawk Exit-Cross eScooter rausholen.

 

Ahnt ihr schon was ansteht? Sicherlich!

Mit dem verschneiten Weg von gestern Nacht hab ich noch ne Rechnung offen. Wenn es schon mit Zottl nicht klappt, dann vielleicht mit dem Exit-Cross. Aber: der Berg hier ist echt steil! Ob er das packt? Und dann später noch auf Schnee mit Steigung? Ein weiterer Härtetest für das Teil.

Nur zur Erinnerung: ich hab mir das Ding selbst gekauft, nicht vom Hersteller für Werbung geschenkt bekommen. Wollt ich hier nur nochmal erwähnen.

 

So, dann mal Helm auf uns los. Der Scooter packt die ersten Meter am Berg gut. Doch dann muss ich auch schon wieder stoppen. Direkt am Schild welches das Fahrverbot ankündigt für die weitere Strecke. Nur mit gekaufter Bewilligung darf man weiter…hm…da links im Schnee…da steht ein großer Baumstumpf…der sieht komisch aus…da steht "Zahlstelle" drauf.

 

So stapfen Kai und Kamera durch den Schnee zur Zahlstelle. Der Knaller. Da ist eine Tür! Mit Griff. Ich ziehe dran und mich grinsen ein Briefkastenschlitz, Formulare und Briefumschläge an. Eine Anleitung wie alles auszufüllen ist ebenfalls. 24 h kosten 5 CHF.  Fairer Preis. Diesen „Zahlautomat“, der natürlich nur Bargeld nimmt, hatte ich gestern Nacht völlig übersehen. Wäre praktisch wenn man an das Schild unten in Isenthal einen Zusatz machen würde, dass es auch oben noch einen „Zahlautomat“ gibt.

 

Da ich jedoch mit dem eScooter unterwegs bin, leiste ich keine Zahlung, stapfe wieder durch den Schnee zu Straße, besteige meinen eScooter und quäle ihn die Straße hoch. Er hat schwer zu kämpfen. Der 500 W Motor kommt an seine Grenzen. Ich muss immer mal mit dem Fuß anschieben. So kommen wir aber gut den Berg hoch bis zum Brückle wo dann der Schneeteil beginnt.

 

Puh…im Schnee kann ich fahren, muss aber höllisch aufpassen. Die Steigung ist etwas geringer als auf dem Asphaltstück. Dennoch, geht es gut den Hang hoch, der eScooter kämpft, ich muss wieder mit dem Fuß helfen und aufpassen, dass sich das Vorderrad nicht eingräbt. Spikes oder Schneeketten wären nett!

 

500 Meter später ist Schluss. Der gepflügte Weg endet. Zwei Hütten stehen rum, eine Miniseilbahn und vor mir nur noch eins: Felsen! Steil aufragend, verschneit und rau. Was für ein Anblick. Das Tal endet hier. Einen Parkplatz für ca. 5-6 Autos gibt es, jedoch nicht geräumt. Gut bin ich mit Zottl gestern nicht weiter gefahren. Der Weg war schwierig, nicht gut festgefahren, der Schnee brüchig, eisig, rutschig.
Dennoch, bei ohne Schnee muss das hier ein gigantischer Schlafplatz sein. Muss ich mir für den späteren Frühling merken.

Und was machen wir hier jetzt? Genau. Drohne raus!

Doch schon vor dem Start gibt es ein Problem. Ich kann den Home Point nicht setzen. Kein GPS Empfang. Mist. So weiß die Drohne beim Verbindungsabbruch nicht, wohin sie zurück fliegen soll. Das kann tödlich sein für die Drohne. Aber was hilfts.

 

Die Drohne startet, fliegt und als ich bei 30 m Höhe ankomme sagt die Software: nö, höher flieg ich nicht. Hab ja kein GPS.

Mist!

 

                

 

Ich fliege etwas zur Mitte unseres Talendes und kurz darauf ändert sich einiges: plötzlich ist GPS Empfang da. Die Drohne steigt höher, setzt im Flug einen Home Point, der jetzt leider nicht da ist, wo ich stehe, sondern irgendwo 150 Meter weg von mir, so über dem Bach. Na toll!

Aufgrund der Kessellage, der Bäume und der eher unsicheren GPS Verbindung, des komisch gesetzten Home Points, fliege ich vorsichtig und nicht zu weit. Versuche die Drohne in Sicht zu haben.

Nach 20 Minuten Luftkampf, lande ich meinen treuen Gefährten wieder und bin froh, dass dieser Flug rum ist.

 

Jetzt noch ein paar Aufnahmen mit dem eScooter. Mittlerweile ist auch die Sonne hinter den hohen Bergen hervorgekommen und flutet einen Teil des Tales. Wow! Frühlingshaft mild hier auf ca. 1.200 Meter. Man kann praktisch zuschauen, wie der Schnee schmilzt.

 

Jetzt aber so langsam mal zurück zu Zottl. Wir wollen ja noch weiter. Die Frage ist nur: wohin?! Ich hab ernsthaft keinen Plan. Denke sogar kurz darüber nach, nach Hause zu fahren. Verwerfe den Gedanken aber ganz schnell wieder. Es muss doch was geben…aber ich kann auch nicht suchen, hab ja keinen Internetempfang hier.
Hier bleiben ist auch keine Option: ich muss ins Internet. Das heutige YouTube Video muss noch auf 16 Uhr getimt werden. Wenn ich das nicht schaffe, geht heute nix online. Das will ich meinen Zuschauern nicht antun.

 

Also, ab auf den Scooter und über Eis und Schnee zurück zu Zottl. Strom brauch ich dafür nicht, es geht so steil runter, dass ich rollen lassen kann. Hoffe, die Bremsen überhitzen nicht.

 

Zurück bei Zottl gibt’s zur Stärkung erstmal einen Schweizer Apfel und noch mehr Sonne. So kann der eScooter gut trocknen bevor ich ihn in den Keller wuchte. Zottl wird fahrbereit gemacht, die Herren Bären gedreht, Exit-Cross verräumt und ab geht’s. Mit Bremsassistent geht es steil den Berg runter. Wow…was ne Strecke. Jetzt seh ich erstmal, wo ich gestern Nacht hochgeschossen bin.

 

An Abhängen vorbei, an schroffen Felsen, über die schmale Brücke (die hoffentlich hält), durch die enge Galerie…leck ist das eng. Hoffentlich kommt mir hier niemand entgegen. Zurück kann ich hier nicht. Immerhin hab ich so viel Glück, dass mir erst 300 m später ein älterer Herr entgegen kommt. Links Abhang, rechts Felswand. Er muss zurück. Ich bin der Größere und habe Vorfahrt. Im Schritttempo setzt er zurück, ich roll hinterher. Die nächste Ausweichstelle ist sicher 150-200 Meter weg. Es dauert ne Weile bis er sich da reinquetscht. Ich fahr mit Zottl ganz nah am Abgrund entlang und knapp am PKW vorbei. Alter Schwede. Nix für schwache Nerven…oder Höhen/Abhangangst.

Der Co-Pilot läuft bei dieser Aktion wieder kalkweiß an… Selbst Friedrich erscheint mir etwas heller…so Milchkaffee farben. Ich warte ja nur auf den Moment, dass sie aufstehen, aussteigen, mir den Vogel zeigen uns sagen: Alter Du spinnst ja, mit so einem großen Zottl solche Strecken zu fahren!

Doch es geschieht nix!

 

Weiter geht es, permanent steil bergab. Bin ich froh, hab ich die Bergabfahrhilfe. Wenn ich hier neben filmen, reden, lenken auch noch dauernd die Bremse im Auge behalten müsste, käme ich wohl nie vom Berg. So aber, läuft das gut. Ohne weiteren Gegenverkehr kommen wir dem Dorf am Talgrund immer näher. Nochmals müssen wir ohne jegliche Sicherung einen Steilhang traversieren. Ein Fehler und wir purzeln steil den Hang rechts runter. Besser nicht hinschauen. Denn man fährt ja immer dahin, wo man hinschaut.

 

Eine letzte Engstelle, wo der Weg mitten durch einen weggemeißelten Fels geht, und schon sind wir wieder im Dorf. Fahren über die Brücke welche unter sich Wasser führt, das irgendwie völlig surreal grün/türkis aussieht. Vorbei an der Kirche haben wir wieder eine schmale Hauptstraße vor uns. Jetzt über gewundene Straße noch durch die Schlucht zurück zum Vierwaldstättersee. Und als wir den See sehen, die Schlucht hinter uns haben, kommt links eine Parkbucht. Ich schieße rein und parke. Ziehe die Handbremse gut an und hoffe, das Zottl schön stehen bleibt. Vor mir ein Minigeländer und dann Wald mit freiem Fall. Aber ein Blick…wow. So hab ich die Axenstraße auch noch nicht gesehen.

 

      

Und juhu, 4G ist zurück. Laptop auf den Tisch und los geht’s. Doch bevor ich irgendwas machen kann, kackt mir der Rechner ab. Plötzlich aus. Hatte ich noch nie. Beim Restart sagt er: er findet kein Boot Device. Ich kann es nicht fassen…mache ihn wieder aus, wieder an…gleiche Meldung…nochmal…gleiche Meldung…nochmal…gleiche Meldung…ich bin kurz davor einen großen Vogel zu kriegen. Beginne die Fehlermeldung zu googlen via Handy. Okay…hm…BIOS Einstellung ändern…ich nehme Änderungen vor…hilft nix. Es kommt zwar keine Fehlermeldung mehr, aber der Laptop will eine Boot CD…als hätte ich sowas dabei… Ich mache die BIOS Änderungen rückgängig. Wieder aus, wieder an…hm…komisch…das ACER Zeichen kommt…dann bewegt sich nix… Oh Bär, lass bloß nicht die Festplatte sterben…oder sonst irgendwas….mach was…irgendwas…dann seh ich einen sich drehenden Punkte Kreis, ein Zeichen dass er lädt. Gutes Zeichen, gutes Zeichen…weiter, weiter…ich feuere den Lapi in Gedanken an und dann…zack…Desktop Bild. Ich recke beide Fäuste in die Luft…YES…er lebt und läuft wieder. Große Erleichterung. Jetzt schnell die Änderungen vornehmen und überlegen wo wir jetzt überhaupt hinfahren wollen. Eine Idee hab ich mittlerweile immerhin…

 

Und die Idee stellt sich als machbar raus, ob sie wirklich funktioniert, das sehen wir erst vor Ort. Aber erstmal fahren wir in Richtung Autobahn und dann gen Gotthard Tunnel.

Aber erstmal müssen wir hier noch vom Berg runter. Praktischerweise kommt soeben der Postbus hoch, was bedeutet, er kann uns jetzt nicht mehr entgegen kommen. Also los. Mit tollem Blick auf das Ende des Sees und Flüelen rollen wir den Berg runter, durch den top Tunnel, nehmen Haarnadelkurven und fahren unter den krassen Felsüberhängen von gestern Nacht entlang. Zum Schloss noch das Loch im Berg und wir sind wieder auf Seehöhe.

 

Neben mir meine ich Luft ausströmen zu hören. Wie ich meinen Kopf drehe, stoppt das Geräusch sofort. Mir ist aber so, als wäre das vom Co-Piloten gekommen…und er scheint Friedrich angeblasen zu haben, denn sein Pelz am Ohr wackelt im abflauenden Wind. Hm…oder es ist einfach Wind in Zottl’s Cockpit gekommen, denn mein Fenster ist offen…

 

Nu aber entspannt weiter, auf die Autobahn, bis Wassen, recht ab und japp, der/die geneigte Leser/Leserin der/die hier schon länger mitfährt, hat vielleicht schon einen Verdacht. Japp, wir wollen Richtung Sustenpass. Bis vor an die Wintersperre.

 

Also, nix wie den Berg hoch. Verkehr…null…wir kommen gut voran und stehen 20 Min später vor einem Schneeberg der die Straße versperrt. Keine Schrank, nix. Einfach den Schnee liegen lassen. Schon ist Schluss. Wir stehen auf Höhe Ferningen am Berg, rechts geht es steil runter bis zum Bach. Zum Glück gibt es eine kleine Ausbuchtung in den Hang rein, so dass ich Zottl wenden kann. Die Strecke hat eine Steigung von 8%, somit fahre ich Rückwärts an den Schneehaufen ran. Parke also auf der Straße. Ein paar wenige PKW stehen hier noch, sonst sind wir alleine. Keine weiteren Camper. Und nach 2 Stunden sind wir komplett alleine. Alle Skitourengänger sind abgefahren, und keine Camper mehr dazu gekommen. Geil! Völlig alleine an einem Ort der zwar schräg ist aber eine tolle Aussicht ins Tal bietet.

 

Da es schon später ist, das Mittagessen nur aus einem Apfel bestand, ist es Zeit für Essen. Aber was…hm…überlege schon länger und ein Gedanke ging mir nicht aus dem Kopf…nochmal Raclette. Hab noch Käse, Kartoffeln, Schinken. Aber ich hab echt sau Hunger und    kann nicht ewig warten bis der Käse schmilzt….hm...
Erstmal alles auf den Tisch, Raclette Ofen ebenfalls und los geht’s. Kerzen an, Feuer frei. Doch eben, weil ich so Hunger habe, schalte ich noch den Gasherd ein…nehme das Pfännli, lege Käse und Schinken rein und halte das Pfännli über den Gasbrenner. Keine 20 Sekunden später ist der Käse am Schmelzen, 30 Sekunden später blubberts und ich kann essen. So macht Raclette Spaß wenn der Hunger riesig ist. Natürlich ist damit das Entschleunigende und Gemütliche von Raclette torpediert…aber mal ehrlich…mir sowas von egal, ich hab HUNGER!

 

Dazu wieder ein lecker Freiburger Starkbier von Michael. Und heute komme ich auch fast auf Null: 7,5% Alohol vs 8% Gefälle. Läuft!

 

Den Rest des Abends sitze ich entspannt in Zottl‘s Dinette und  schneide fleißig Videos. Die Serie mit Dirk in Juf ist gerade dran. Einiges an Schneidarbeit, das Gelaber von Dirk kann man so nicht einfach bringen…haha.

 

Gegen Mitternacht mache ich Schluss. Schnappe Friedrich & Co-Pilot und lege uns in Zottl’s Heck.

 

Gute Nacht und viele Grüsse
Kai

 

 

GPS Koordinaten der Schlafplätze:
Morgens Isenthal: siehe Blogeintrag vorher
Abends Susstenstrase: 46.737021, 8.518838



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