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#137 Wallis ohne Wallis Tour - Vom Walensee zum San Bernardino Pass mit nacktem Fisch

Hallo zusammen,

 

guten Morgen….ich wache auf…nicht weil ich ausgeschlafen habe…sondern irgendwie, weil mir warm ist. Dieses Gefühl kennen meine Mitreisenden Fellfüße nicht. Die schlafen bis der Arzt kommt…und der kommt nicht. Daher bin ich der Einzige der wach ist. Machen wir doch mal die Verdunklung hoch. Und was ich dann sehe…ist einfach atemberaubend.

 

Ich war ja nun schon viel unterwegs, hab tolle Spots gesehen und Aussichten genossen, aber hier, oberhalb des Walensees, links von Amden…das haut dem Fass schon ein wenig den Boden aus. Und ich hab auch noch das Glück, dass ich perfekt stehe: direkter Blick auf den See runter, nix vor oder neben mir sichtbar. Gewaltig geil!

 

Nachdem ich mich von diesem „Schock“ erholte habe: aufstehen!

Frühstück machen und vor die Tür…die Sonne scheint, es ist schön warm. Doch Stuhl und Tisch will ich hier nicht auspacken. Daher nehme ich Timo’s Vanlett Tablett (www.styyl.de), magnetisiere es an Zottl's Seite und stelle Kaffee und Ausgleichsmasse drauf. Das Tablett ist jetzt schon Gold wert…doch wohin nun mit der Kamera. Hm…ich hab ja noch ne andere magnetische Halterung dafür, also wird diese auch noch an Zottl gepappt, die Kamera dran gehängt und los geht’s. Frühstück und filmen…ist das geil!

 

Der Parkplatz leert sich währenddessen immer mehr. Nur noch ein weitere selbstausbau Camper steht hier 5 m weg von uns, bewohnt von einem etwas jüngeren Pärchen das ich freundlich grüße. Ansonsten ziemlich leer geworden. So schnappe ich mir nach der Futterzufuhr meine Kamera und umkreise etwas den Platz. Ich finde einen Funkturm, ein Dixiklo, ne große Feuerstelle, diverse Bänke, kein Holz und eine immer wieder tolle Aussicht. Ich halte natürlich alles auf Kamera fest, versuche dabei wie immer, andere Personen oder markante Fahrzeuge/Camper nicht zu filmen.

 

Mit einem Auge bemerke ich, dass meine Nebencamper wohl mitbekommen haben, dass ich mit YouTube zu tun habe. Denn irgendwie betrachten sie Zottl etwas genauer aus der Ferne. Ich bemerke dass, weil ich die beiden immer wieder im Auge habe um sie eben nicht zu filmen.

 

Als ich zurück zu Zottl komme spricht mich der Nebencamper an. Er startet nicht mit der Frage was ich denn da treibe, wer ich sei und was ich mache, nein, er meint in einem Einsätzer: er und sein Fahrzeug sollen nicht aufs Video.

Oookay…..natürlich antworte ich darauf freundlich, dass ich ohnehin versucht habe, sein Fahrzeug, ihn und seine Mitreisende nicht zu filmen. Und falls doch etwas markant zu sehen sei, könne ich es verpixeln, was ich natürlich mache wenn er es wünsche.

 


                

Sein zweiter Satz: wenn diese Spot hier gezeigt und gefilmt würde, dann wäre er bald völlig überlaufen!

Meine Antwort: überlaufen sei er jetzt schon, gestern Abend war der Parkplatz voll! Hier standen schon 5-6 Campingfahrzeuge + PKWs.

Er: dann stehen in Zukunft 10 hier!

Ich: tja….und gehe weiter

 

Mal ehrlich:

Wenn es danach ginge, dürfte niemand mehr irgendwelche Reisevideos machen. Fernsehanstalten dürften keine tollen Dokumentationen mehr machen. Influencer dürften keine gesponserten Reisen mehr machen. Es könnte ja danach überall voll werden!

Ich teile diese Annahme und den Gedankengang nicht. Warum?

- nicht jeder Camper ist Freisteher
- viele fahren Fahrzeuge, die deutlich zu groß sind für einen solchen Spot
- manche trauen es sich nicht zu solche Spots anzufahren, die Anfahrt ist eng und steil
- der Platz ist sehr uneben und nicht für jeden attraktiv
- die meisten schauen die Videos oder lesen den Blog, erfreuen sich dran…und vergessen den Platz vermutlich früher oder später wieder

Ja, und genau diese Nebencamper, in ihrem selbst ausgebauten Campingbus, verdrücken sich später mit Papier in der Hand in den Wald und laufen zähneputzend über den Platz. Das lockt bei mir ein imaginäres Kopfschütteln hervor. Manche Leute…da fällt mir nix mehr ein. Und man beachte: da steht ein Dixiklo rum! Und warum steht hier wohl dann irgendwann ein "Camping verboten" Schild? Hm....

Gut, irgendwann ziehen sie mit ihren Mountainbikes ab. Ich nutze ihren Abflug für einen Drohnenflug…gegen den hätten sie bestimmt sonst auch noch was einzuwenden. Der Flug hier ist in einer Zone in der Flugverkehr vorkommt. Vorsichtig fliegen, nicht übers Tal und den Walensee hinaus. Ich halte mich also bergseitig. Doch auch da überrascht mich plötzlich Motorenlärm aus dem Himmel. Kurz darauf sehe ich ein Flugzeug im Tiefflug mit einem Segelflieger im Schlepptau. Meine Drohne genau in der Richtung unterwegs. Sofort gehe ich in Sinkflug und mache, dass ich aus dem Weg komme. Es war nicht knapp und auch nicht gefährlich, dennoch irgendwie kein gutes Gefühl die Drohne am Himmel zu haben und ein Flugzeug aus ähnlicher Richtung sehen zu kommen.

Wer hier also bei schönem Wetter am  Wochenende die Drohne hoch lässt: seid vorsichtig!

 

Nachdem die Drohne gelandet ist: einpacken. Abfahrt! Wir müssen weiter. Treffen uns ja nachher noch mit Manfred. Der ist schon im Anflug aus dem Wallis. Wir hatten uns kurzfristig für dieses Wochenende verabredet.

Bei der Abfahrt sehe ich auch auf dieser Seite der Straße ein Schild, dass besagt: 13:00 – 17:00 Fahrverbot an Wochenenden und Feiertagen. Naja, kein Problem, es ist 11:30 Uhr…aber gut zu wissen.


Steil geht es wieder den Berg runter und ich muss nicht lange warten bis mir zwei Autos entgegen kommen. 30 m voneinander entfernt bleiben wir stehen. Keiner bewegt sich. Ich fühle mich wie bei einem Shootout. Der Erste der zuckt verliert. Mir gegenüber steht ein PKW und dahinter ein Audi SUV. Zottl bewegt sich keinen cm. Eine nutzbare Ausweichbucht hatte ich nicht gesehen auf den letzten 200 m. Eigentlich hat bergauf in den Bergen Vorfahrt, bei gleichen Fahrzeuggrößen. Doch Zottl ist hier der Größte und Schwerste, somit müssen die anderen Platz machen. Denn groß und schwer hat Vorfahrt am Berg.

Doch weiterhin bewegt sich hier nix. Bis aus dem ersten PKW jemand aussteigt und zu mir rüber läuft. Derjenige meint freundlich:


50 m hinter mir sei eine Ausweichbucht, die solle ich ansteuern. Er zeige sie mir. Meine Begeisterung hält sich in Grenzen. Rückwärts bergauf am Hang entlang mit 3,5 Tonnen. Das killt wieder die Kupplung.


Ich sehe ihn im Rückspielgel weglaufen, will erstmal sehen wo er hinläuft. Vielleicht ja doch machbar. Doch als ich wieder nach vorne schaue, sehe ich, wie die PKW zurücksetzen. Nun, wenn die den Rückwärtsgang gefunden haben, dann muss ich ja hier nicht auch rückwärts wieder den Berg hoch. Langsam rolle ich ihnen also hinterher.

 

200 m müssen sie sicherlich rückwärts. Als wir dann endlich aneinander vorbei kommen, bedanke ich mich winkend höflich beim ersten PKW, beim Audi SUV auch…doch hier bekomme ich noch eine Packung Freundlichkeit an den Kopf geworfen:

Ein Herr um die 60, unfreundlich und angepisst mein so ungefähr folgendes:

Wenn Sie nicht rückwärtsfahren können, dann fahren sie nicht hier lang! Dann mault er noch irgendwas von bergauf Vorfahrt, Städter bla, bla… Ich zeige ihm den Mittelfinger…in Gedanken natürlich nur, sagen tue ich:

„Am Berg hat der Schwerer Vorfahrt!  Ich fahre mit 3,5 T rum“. Und innerlich füge ich hinzu: Und Dein im Weg stehendes SUV ist definitiv leichter. Also geh mir aus dem Weg, sonst rammt mein Kuhfänger Dich von der Straße!

 

Hier mal die Regeln für die Berge:


1. Allgemeine Regeln zum Fahren auf Bergstrassen:
Vortritt hat das hinauffahrende Fahrzeug.

Wenn es nicht möglich ist zu kreuzen, muss das hinabfahrende Fahrzeug zurücksetzen, es sei denn, das hinauffahrende Fahrzeug sei nahe an einer Ausweichstelle.

 

2. Schwere Fahrzeuge haben Vortritt:

Schwere Fahrzeuge (Lastwagen, Reisecars etc.) sowie Fahrzeuge mit Anhänger haben gegenüber anderen Fahrzeugen beim bergauf- sowie auch beim bergabfahren Vortritt.

Reisecars haben auf Bergstrassen Vortritt gegenüber Lastwagen.

 

 

3. Weitere Hinweise:

Ist das Kreuzen schwierig, muss jedes Fahrzeug auf halbe Sichtweite anhalten können.

Kommt einem ein Postauto entgegen, muss man sich wenn das Kreuzen schwierig ist an die Anweisungen des Chauffeurs halten.

Es gilt wenn möglich zu verhindern, dass sich die Bremsen des Fahrzeugs zu stark erhitzen.

 

Quelle: TCS, https://www.tcs.ch/de/testberichte-ratgeber/ratgeber/verkehrsregeln/bergstrassen.php

      

Im weiteren Verlauf der bergabfahrt kommen mir noch zig Fahrzeuge entgegen. Gut was los hier.

Als ich endlich wieder in Amden bin, erstmal tief durchschnaufen. Auch Co-Pilot und Friedrich müssen sich erstmal schütteln…oder war das nur die Bordsteinüberfahrt die sie sich hat bewegen lassen?

 

Der Rest der Abfahrt ist unspektakulär. Naja, die Aussicht ist top, aber sonst keine Vorkommnisse. Unten in Weesen ist der Teufel los. Feiertag, sonnig und warm…Ausflugstouristen, Stau bei der Anreise. Wir kommen aber gut durch, ab auf die Autobahn, gen Chur, und weiter bis zum San Bernardino Tunnel.

Die Strecke zum Tunnel hoch ist sehenswert und wunderschön. Um einiges toller als die Anfahrt zum Gotthard Tunnel. Bin echt geflasht. Und nix los auf der Straße. Fühle mich her wieder komplett alleine.

 

Das ändert sich, als ich vor dem San Bernardino Tunnel die Autobahn verlasse und Zott’s Kuhfänger mit ORC Licht gen Passstraße wende. Hier sind mehr Mopeds unterwegs und Porschefahrer. Der Pass auf der Nordseite ist freigegeben für Fahrzeuge bis 2,3 m breite. Warum das so ist, zeigt sich kurz darauf. In zig engen Haarnadelkurve geht es auf enger Strecke den Berg hoch. Eine ziemliche Kurbelei und mit 6,4 m und Kastenwagen hat man wohl die gerade noch passende Größe für diese Strecke.

Hier und da lasse ich kurz Moped oder Sportwagen vorbei. Ansonsten ziehe ich aber recht ungestört meine Kreise. Wir schrauben uns immer höher, die Vegetation wird karger. Ich fahre den Pass das erste Mal in meinem Leben. Wunderschöne Strecke und Landschaft. Vor der Passhöhe besteht eigentlich alles nur noch aus Fels mit ein paar Flechten zwischen drin. Oben gibt es den obligatorischen Pass See. Mitte Mai keinerlei Eisschollen mehr zu sehen. Das überrascht ein wenig.


Hier oben ist der Teufel los, alles vollgestellt mit Motorrädern. Keinerlei Platz für einen Camper. Mir bleibt nix anderes übrig als weiter zu fahren. Von Manfred, der schon angekommen ist, ist nix zu sehen. Komisch! Ich fahre kurz rechts ran, checke WhatsApp und sehe, das Manfred geschrieben hat. Aha…er steht unterhalb vom Pass auf der Südseite. Weiter!

5 Minuten später rolle ich auf den Parkplatz bei einem Unterhaltsgebäude des Passes. Cooler Spot. Und wir haben hier zwei wunderschöne Pilze bei uns. Belüftungsanlagen für den Tunnel. Aber ein schöner ebener Platz und nur Manfred hier. Tolle Sicht auf Berge und Tal. Genial!

 

Ruckzuck sind Stühle und Tisch draußen, Manfred macht nen Kaffee und wir sitzen bei nicht selbstgebackenem Kuchen von Manfred in der Sonne. Einfach immer wieder ein berauschender Anblick die verschneiten Berge, bewaldeten Wälder und grünen Wiesen. Im Hintergrund der dumpfe Moped und PKW Lärm der über den Pass heizenden Wahnsinnigen. Nicht alle…aber viele.

 

Der Nachmittag vergeht mit einer wandernden Sonne und gegen Abend werden Feuerschale und Schwenker aufgebaut (www.sportbude.de). Heute wollen wir richtig gut Essen. Manfred hat zwei Walliser Forellen dabei und ich Lachs. Beides wird vorbereitet und kommt dann auf den Grill. Eine Forelle in Alufolie, die andere so auf den Grill. Für den Fall, dass eine Grillart nicht funktioniert, tuts dann hoffentlich die AndereJ.

 

Der Fisch ohne Folie ist als erste fertig und wird postwendend verspeist. Das Filetieren könnten wir noch perfektionieren aber schmecken tut er super.

Den Lachs müssen wir, nachdem wir eine Aluverpackung geöffnet haben, nochmal auf den Grill werfen. Das Blasrohr kommt zum Einsatz, wir brauchen mehr Hitze. Mit dieser Strategie ist dann auch der Lachs essbar und lecker.

Über alles verspeisen wir zwei große Forellen und knapp 500 g Lachsfilet. Und weil das noch nicht genug ist, hab ich auch noch selbstgemachten Stockbrot Teig dabei. Der gelingt auch wieder perfekt. So genial!

Bis Mitternacht sitzen wie am brennenden Lagerfeuer. Seit 19 Uhr ist die Passtrecke fast verlassen. Herrliche Ruhe liegt über der Landschaft und mit dem Eindunkeln kommt ein prachtvoller Sternenhimmel zum Vorschein. Immer wieder beeindruckend zu sehen.

Und so geht ein wunderschöner Tag mal wieder zu Ende. Wir liegen wie immer in Zottl’s Heck und verlassen die Welt für ein paar Stunden in Richtung Traumland.

 

Gute Nacht und schöne Grüsse

Kai

 

GPS Koordinaten:

Amden, Durschlegi: 47.146408, 9.119392

San Bernadino: 46.483123, 9.17

 

Produktlinks:

Timo's Firmendwebsite
Link zum Camper-Tablett "Vanlett"
Link zum Schwenker




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Kommentare: 1
  • #1

    Roger (Samstag, 15 August 2020 16:23)

    Hoi Kai, ich folge dir schon eine weile, sehr sympatische Art, umaufgeregt, nicht reisserisch.
    Musste schmunzeln beim lesen dieses Blogeintrags, Camper, welche sich als einzig Legitimer Nutzer eines Standplatzes ansehen (ich habs zuerst gesehen) und dann in den Wald gehen zum K*. Und alternde Autofahren in SUVs...
    Weiter so und danke für die vielen Tips!
    Grüsse
    Roger