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#199 Solo Trip - Ende November Oberalpass/Furkapass - Ein Winterwonderland auf dem Oberalppass

 

Schönen guten Morgen,

 

Aufwachen ist ja immer so eine Sache. Manchmal fühle ich mich morgens wie vom Bus überrollt, manchmal so mittelprächtig und manchmal fit. Heute zum Glück gefühlt recht fit, auch wenn ich mir gewünscht hätte, etwas länger geschlaften zu haben. 8 Uhr an einem Samstag ohne jegliche Verpflichtungen ist mir eigentlich etwas früh. 9 Uhr wäre net gewesen. Aber scheinbar will mein Körper, dass ich was anderes mache. Aber was? Hm....

 

Naja, erstmal auf jeden Fall die Heizung in Zottl höher stellen. Die 13°C fühlen sich recht frisch an. Also, 20°C und schon beginnt die Truma Dieselheizung auf 2.000 m über Null, Wärme zu erzeugen. Höhenkit hab ich nicht verbaut.

 

Als nächstes...hm....Blick nach draußen vielleicht? Jo...Verdunklung seitlich auf...Blick raus...leck mich am Arsch...das sieht ja fantastisch aus. Die Sonne noch hinter den Bergen, der Himmel aber blau, tolle Sicht, verschneite Berge um mich rum, geradeaus vor mir das Skigebiet, verschneite Passstraße und ein fast leerer Parkplatz. Der Wohnwagen mit Zugfahrzeug steht noch rum, sonst niemand hier. Wow! Ich muss mich erstmal kurz sammeln...so ein Anblick ist auch für mich nicht alltäglich. 

 

Sobald mein Hirn wieder geradeaus denken kann, muss es schnell gehen. Hinter Zottl werden schon die ersten Berge von der bald aufgehenden Sonne angeleuchtet. Und wenn ich noch eine ordentliche Timelaps hinbekommen möchte, muss ich mich beeilen. 

Schnell mache ich meine zwei DJI Osmo Action Kameras klar und programmiere sie für eine Timelaps. Eine filmt vorne raus den Sonnenaufgang hinter den Bergen, die andere auf dem Heck von Zottl stehend soll das wandernde Sonnenlicht den Bergen entlang einfangen. 

Im Anschluss an diesen Stress, lass ich mich erstmal in der Dinette nieder und schnaufe durch. Was ein Stress am Samstag Morgen. Was nun? 

Wo ist mein Handy? Zeit für Instagram, Kommentare beantworten. Das kostet mich locker ne halbe Stunde. Und so langsam ist mir nach Frühstück. Ausgleichsmasse, Kaffee!

                


Nach einer ordentlichen Stärkung  bin ich im Anschluss auch bereit, mich der Kälte und dem Schnee draußen zu stellen. Gummistiefel, mehrere Lagen Kleidung und ne Mütze an...schwupps, steh ich vor der Tür. Die Sonne hat es mittlerweile über die Berge geschafft und lässt die Landschaft um uns erstrahlen. Uff....hell...Sonnenbrille...ah...besser!

So stapfe ich mit zwei Kameras in der Hand los. In der einen die Canon EOS R6 und in der anderen eine DJI Osmo Action. Immer gut, zwei Systeme dabei zu haben. 

Nach ein paar Runden rund um Zottl begebe ich mich über die Straße und ein wenig die Skipiste hinauf. Ziemlich rutschig und ich bedaure, nicht meine bzw. Katja's Schneeschuhe mitgenommen zu haben. Damit ginge es einfacher!

Die Temperatur ist recht angenehm, der kalte Wind hat sich gelegt, die Ruhe nach dem Schneefall sozusagen. Und auch noch nicht so viel los. 
Ihr mögt lachen, jetzt latscht der Kai da mit seinen Gummistiefeln durch die Gegend. Doch ich bin heil froh, hab ich diese gewählt. Dann hier und da sacke ich übel im Schnee ein. Auch gut, hab ich meine zerschlissene Snowboard Hose an...Erinnerung an mich: neue kaufen! 

So tolle ich eine ganze Weile durch den Schnee, filme und genieße. Blick auf Oberalpsee, den Bahnhof und die weiss verschneiten Berge. Viel besser geht es nicht. Oh...doch...da kommt ein roter Zug aus dem Tunnel...zack...aufgenommen!

Was Co-Pilot und Friedrich wohl gerade machen? Mit in den Schnee wollten sie nicht. Das halten ihre empfindlichen Füßli nicht aus. Ob sie den ganzen Tag verpennen? Dieses schöne Wetter!? Ich hoffe nicht, ein wenig Vitamin Watte würde ihnen auch gut tun. Das entwickelt sich bei ihnen, wenn sie die Nase in die Sonne strecken.

Ich für meinen Teil quere wieder die Straße und laufe noch ein Stück den gegenüberliegenden Hügel hoch. Bis zu einem...ja...tatsächlich...da steht ein Gipfelkreuz. Tja, dann hab ich jetzt wohl einen Gipfel erklommen! Wow! Und das im tiefsten Winter. Das muss natürlich gleich mal per Foto festgehalten werden, sonst glaubt das ja keiner. Warum passieren die verrückten Dinge immer dann, wenn ich alleine unterwegs bin?

Oh, und da steht eine Bank...die belege ich mal 30 Minuten und mache...NIX! Sonnen, Hirn aus, Ausblick genießen, nix denken! Läuft.

Gut, irgendwann bekomme ich Lust auf Kaffee und Drohne. Ich schnappe meine Kamera und wandere zurück zu Zottl. Gerade bei ihm angekommen, spricht mich Arthur an. Er ist mit Frau und Hunden und Pössl ebenfalls auf dem Pass angekommen. Wir unterhalten uns nett, tauschen uns über Camper aus und unsere Vans und anschließend geht die Drohne in die Luft. Der Kaffee will ja verdient sein. 

Um nicht zu viel Zeit zu verlieren, beauftrage ich den Co-Piloten mit Wasserkochen...der gibt mir aber zu verstehen, dass man auf 2.000 m das Wasser nicht ordentlich zum Kochen bringen kann und das Ganze somit keinen Sinn macht...im Anschluss dreht er sich um und pennt weiter. 
Mir scheint, er hat auf unseren Reisen doch ein klein wenig was gelernt...aber das er es dann gleich so auslegt, ist irgendwie frustrierend.

Nach dem Flug des Aufklärers baue ich mir also meinen Kaffee selbst, schnappe mir den Co-Piloten und setze ihn auf seinen Sitz. Friedrich sitzt schon vorne auf dem Armaturenbrett und sonnt sich. Der Co-Pilot is not amused....mir aber wurscht...heut ist Samstag, da wird gearbeitet!

Und als dann gegen 15 Uhr so langsam die Sonne hinter einem der hohen Berge verwindet, wird es sofort frisch und für uns bedeutet dies: Abfahrt. Doch das ist leichter gesagt als getan!

Wir stehen im aufgewühlten Schnee, 4 m bis zum Asphalt. Ich räume unsere Fahrspur noch etwas frei, trete sie platt und hoffe, das reicht. 
Die DJI Osmo Action wird aufgestellt, die Zeitlupe soll zeigen wie wir hier mit unseren Semperit Winterreifen raus kommen...oder halt auch nicht. 


Der erste Versuch misslingt. Zottl fährt zwar an, doch verliert schnell die Traktion. Also wieder rückwärts. Zu weit rückwärts will ich jedoch nicht, entfernt uns das doch immer weiter von der rettenden Straße.

Nächster Versuch...wieder nix. Wir bleiben schnell hängen. Oh verdammt! Ich muss doch jetzt wohl nicht wegen 4 m Schneestrecke noch die Ketten aufziehen, oder? 

Ich fahre wieder zurück. Etwas weiter diesmal. Doch wieder reicht es nicht. Es geht ganz leicht bergauf zur Straße und der aufgewühlte Schnee bietet wenig Traktion für die Reifen. Traktion+ ist eingeschaltet, hilft aber auch nicht weiter. Hier hilft wohl nur noch mehr Schwung.

Also, wieder zurück, diesmal deutlich weiter ins Schneefeld rein. Hoffentlich finden die reifen in dem Schnee noch Traktion. 
Gas, Kupplung...Zottl setzt sich in Bewegung...mehr Gas...wir rollen etwas schneller doch merke ich schon, wie die Reifen wieder die Haftung verlieren. Egal, ich gebe mehr Gas, die Reifen drehen und wühlen...doch wir bleiben nicht stehen...Lenkrad gut festhalten. Zottl darf nicht zur Seite nach links driften, da steht ein PKW. 
Mit letzter Kraft und Willen durchquert Zottl den aufgewühlten Schnee und hat kurz darauf Asphalt unter den Puschen. Puh...das war knapp! Aber wir haben es geschafft! Gut gemacht Zottl!

 

Schnell sammel ich noch die Kamera wieder ein und schon sind wir auf dem Weg zum nächsten Ziel, dem Lukmanier Pass. Dorthin also, wo vor so ziemlich 3 Jahren alles begann. Das Wintercamping, das Reden vor der Kamera, das Filmen von unseren Trips mit Ton. 

Die ca. 1 Stunde fahrt über Sedrun, Disentis und dann gen Lukmanier Pass / Tessin verläuft reibungslos. Kein Schnee auf der Strecke, kein Verkehr. So stehe ich eine Stunde später auf dem Staudamm des Lai da Sontga Maria, am Lukmanier Pass. 
Der Damm darf sogar befahren werden. Ich sehe keine Verbotsschilder was nächtigen angeht. Allerdings ist das alles Gelände der Axpo. Ob die es toll finden, dass man auf dem Damm nächtigt...ich weiss es nicht.

 

Daher nur ein Spaziergang über den Damm und als die Sonne auch diesen in Schatten hüllt, mache ich mich mit Zottl auf zum Pass. Parke mich dort mit Sicht auf den See und bin .... komplett alleine! Daran ändert sich auch nix. Es kommen im Lauf des abends zwar hier und da noch Autos, aber nächtigen tut keiner hier. 

Nach einem vorzüglichen Abendessen schnappe ich mir meine neue Kamera und gehe raus in Kälte und Wind. Stockdunkel mittlerweile, nur der Mond erhellt die Szenerie. Naja, und meine neue Stirnlampe die richtig gut Licht macht. 

Dennoch ist es ein komisches Gefühl so ganz alleine über den Pass zu streifen. Ich schaue mich öfter mal um ob sich nicht vielleicht doch jemand mit Messer in der Hand anschleicht. Kann aber nix dergleichen feststellen. 


So starten also die ersten Versuche mit meiner Canon R6 und manuellen Einstellung. Ich kämpfe mit Belichtung, Fokus, Blende und ISO Zahlen. Eine Wissenschaft für sich. Nur gut sieht man das Resultat immer sofort und kann löschen oder Einstellungen ändern. Mag gar nicht dran denken, wie das früher mit "echtem Film" war....

Ne Stunde später hab ich einige tolle Bilder auf meiner 512 GB SD Karte und begebe mich mit kalten Fingern zurück zu Zottl. Erinnerung an mich: Handschuhe kaufen mit denen ich das Touch Display der R6 nutzen kann!

Die besten Bilder werden umgehend per Wlan auf mein Handy geladen und gehen direkt raus via Instagram und Facebook. 
Nach diesem Kampf an der Bilderfront erstmal noch ein gepflegtes Walliser Bier und die Füsse hoch legen. Kalt waren nur die Finger, meine geheizte Hose und Jacke haben einen guten Job gemacht.

Gegen Mitternacht entscheide ich: Schluss für heute. Co-Pilot und Friedrich sind der gleichen Meinung und so begeben wir uns wieder mal in Zottl's Heck und unters warme Federbett. Mal sehen, was es morgen noch so zu tun gibt...

Viele Grüsse
Kai

 

 

GPS Koordinaten:
Oberalppass: 
46.659227, 8.670868

Lukmaniepass: 46.563958, 8.800629

      





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