· 

#3 Schottland Tour 2019 - Snow Roads ohne Snow

 Schönen guten Morgen zusammen,

 

um 7:30 erwache ich aus meinem absoluten Tiefschlaf. Man war ich tot gestern abend. Heute morgen, deutlich besser, erfrischt durch eine gute Portion Schlaf. Friedrich und Co-Pilot schnarchen noch leise vor sich hin. Ich lass ihnen ihre Ruhe, auch für sie war es hart, so lange zu sitzen...äh...hm...okay, lassen wir das. Ich lass sie einfach weiter schlafen!

 

Dennoch muss ein Blick nach draußen sein. Verdunkelung Dachfenster hoch, blauer Himmel mit Wölkli dazwischen. Wie cool ist das denn! Bin ich echt in Schottland. Mit so viel Sonne hatte ich für die ganzen 3 Wochen nicht gerechnet. Knaller!

 

Raus aus den Federn, Frühstück machen, Blog schreiben und schon ist es 10 Uhr durch. Blog ging heute länger, gestern war ja auch einiges passiert. Mit gefülltem Magen und gut gelaunt begebe ich meinen urlaubsreifen Körper mal vor die Tür. Und welch Überraschung, es ist nicht kalt. Eher angenehm, in der Sonne fast schon warm.

 

Und was für ein herrlicher Ausblick! Die Picknick Area im Lomond Regional Park ist top. Es gibt sogar Toiletten wie ich deutlich später feststelle. Auch Mülltonnen stehen rum und sind nicht am Überlaufen. Das mit den Mülltonnen haben die Schotten echt top im Griff. ÜBERALL stehen sie rum. Daher liegt in Schottland auch nirgends Müll rum. Sehr sauber überall. Daumen hoch für Schottland!

Von diesem Platz führen Wanderwege weg, bergauf wie bergab. Bäume sieht man kaum, alles niedriges Gewächs. Aber der Ausblick, wie haben Meerblick, sehen die ganze Küste. Hier oben sollte man wohnen. 

 

Ich stromere ein wenig durch die Gegend. Ich bin der einzige Camper hier oben, sonst kommen nur Lokals (?) hierher. Mit Hund, ohne Hund, zu Fuss oder mit Auto. Sogar einige Kühe treffe ich in etwas Entfernung an. Umarmen ist aber nicht, Zaun und Entfernung stehen im Weg. 

 

Gegen 11 Uhr bin ich zurück an Zottl, doch ne größere Runde gelaufen, als ein QUadfahrer mit Hund auf dem Beifahrer Sitz auf den Platz fährt. Er fährt auf mich zu, ich denke schon, oh je, jetzt gibts Ärger, bestimmt ein Ranger oder was auch immer. Er hält in 4 m Entfernung und fragt...irgendwas. Ich versteh kein Wort. Der Motor läuft, die 4 m sind im Weg und der Dialekt...oh man...ich muss nachfragen und gehe näher ran...er fragt wieder...ich....häääää....er fragt noch mal...ahhh.....er sucht Kühe. Er fragt of ich welche gesehen habe...hä...ah...freilaufend...ausgebrochen...nee, hab ich nicht. Nur die eingezäunten gesehen, sonst nix. Innerlich sehe ich mich schon vor einer dieser riesigen Kühe stehen...und sie umarmen...haha...

 

Er zieht von dannen, ich wünsch ihm noch viel Erfolg und weg ist er. Ich auch. 

 

Wir fahren den Berg wieder runter, müssen einmal warten wegen Gegenverkehr und biegen unten links auf die Hauptstraße ab. Unser Weg führt uns gen Perth, daran vorbei und bis zum Berginn der Snow Roads. Der höchsten öffentlich befahrbaren Straße des Vereinigten Königreichs. Als Bergmensch darf ich mir das nicht entgehen lassen. 

 

Die Route beginnt in Blairgowrie und führt in nördlicher Richtung 90 Meilen bis kurz vor Inverness. So allgemein gesprochen sind die Straßen in Schottland schon eher auf der miesen Seite. Gullideckel, Schlaglöcher, überall Unebenheiten, lauter Fahrbahnbelag. Man merkt dass hier über Jahrzehnte nix in das Straßensystem investiert wurde. Übelste Flickenteppiche. Aber hey, ich beschwer mich nicht, ich gebe nur wieder, was ich hier so sehe. Und ehrlich gesagt, wären die Straßen hier in top Zustand, hätte es auch gar nicht zum rauhen Land gepasst. Somit, alles gut.

 

Nach einiger Gurkerei erreiche ich Blairgowrie, mache einen kurzen Stop auf einem großen Parkplatz. Die Sonne scheint, im Stand zeigt Zottl 22 Grad Außentemperatur an. 

 

Gegen 14 Uhr ist vorbei mit chillen, weiter! Ab in die Berge des Cairngorms National Park. Und ich werde nicht enttäuscht. Die STraße passt sich hier den Hügeln an und nicht die Hügel der Straße. Es geht wellig hoch und runter,  links und rechts. Wer einen empfindlichen Magen hat, sollte es hier auf den ersten Kilometern ruhig angehen lassen. Später geht es eine weite Ebene entlang bis der Anstieg zum höchstgelegenen Punkt beginnt. Kurz vor der Passhöhe stoppe ich noch. Und wen treffe ich hier oben? Genau, ein nettes schweizer Pärchen aus Schaffhausen! Meine ersten Schweizer auf dieser Reise. Ich hab mich schon gefragt, wo sie sind! Ein Schweizer Fahrzeug sah ich noch nicht. Auch die beiden sind mit Mietwagen unterwegs, sind am Ende ihres Urlaubs und hatten ein komplett verregneten Aufenthalt auf der Insel Skye. Oh je, die Armen. 

 

Nach einem langen Schwatz, in dem ich mich von mir aus auch nie als YouTuber ausgebe, auch Zottl ist ja ungebrandet und niemand erkennt uns, fahren wir weiter. Ab auf den Berg. Der ist eher unspektakulär, Blick auf große Parkplätze, das Skigebiet und karge Berge. Die Anfahrt ist eher das Highlight!

 

Somit weiter, ach, die Drohne flog natürlich auch einige Male. War nicht einfach, die STrecke ist zwar gut ausgebaut, zweispurig, das führt aber auch zu etwas mehr Verkehr als mir lieb ist wenn ich fahre und er Co-Pilot fliegt. Aber es ging halbwegs.

 

             

 

 

So zottln wir also wieder ins Tal. Vorbei an weiterhin karger Landschaft, nicht mal Schafe sind hier unterwegs, vorbei an Braemar Castle...ich verpasse den Parkplatz...und fahre entlang der Flusses Dee weiter bis Crathie. Dort links! Unbedingt. Ich weiche hier von der offiziellen Snow Roads ab, aber das lohnt sich. Endlich alleine, weniger Verkehr, Single Track Roads, hügelig, tolle Ausblicke, Kuppen, karg...einfach nur geil! Genau meine Welt, das liebte ich vor vielen Jahre auch an Irland so sehr!

 

In Rinloan biege ich wieder links ab, stoppe so gleich mitten auf der Straße. Coole Brücke voraus. Bevor ich da drüber fahre, muss die Drohne in die Luft. Mein Stopp mit Warnblinkern irritiert den ein oder anderen Tourist, aber was solls, mir wurscht, kommen alle gut dran vorbei und viel los ist ohnehin nicht. Die Steinbrücke ist eine steile kleine Brücke über den River Gairn. Als die Drohne in der Luft steht, sprinte ich zurück zu Zottl und fahre drüber. Anschließend Drohne wieder einholen und weiter.

 

Die Landschaft ist sehr schön, auch nun bei bezogenem Himmel und tröpfelndem Regen. Ich komme aus schauen und filmen nicht raus. Diese schroffen, kargen Hügel. Wir fahren steile Anstiege hoch und wieder runter. Das Wort Serpentinen gibt es in Schottland wohl nicht, da wird die Strecke einfach geradeaus den Berg hoch gebaut. Der kürzeste Weg...aber auch der steilste. 

 

Im weiteren Verlauf passiere ich ein weiteres Skigebiet auf der Lecht Rd, erst muss ich mich mächtig hochkämpfen, anschließend mit geworfenen Anker wieder den steilen Berg runter werfen. Der arme Zottl hat heute schwer zu arbeiten. Macht es aber top! Für meine Begriffe ist ein Kasten ideal für Schottland. Schmal, wendig, flott und robust. Ich wollte hier mit nix anderem unterwegs sein. AUch seine 163 PS und das Drehmoment kommen hier gut zur Geltung. Mit unter 100 PS Leistung wollte ich diese Anstiege nicht hoch müssen. 

 

Irgendwann weiter unten macht die Old Military Rd einen scharfen links Knick. Kurz darauf blinke ich rechts, fahre eine Schotterstrecke 150 m und erreiche den Parkplatz der Lecht Mine. Hier können so 5-6 Fahrzeuge parken. Aber bisher, ausser mir, keiner hier. Rückwärts parke ich ein, die Hinterachse schön ins Gras. Angekommen. Feierabend! 19 Uhr.

 

Als erstes werden nun Daten gesichert, anschließend gekocht. Hünchenfilets anbraten, Reis und Gemüse im selben Topf und 20 Minuten später esse ich. Lecker!

 

Im weiteren Verlauf des abends füllt sich der Parkplatz. Während ich ein Video bearbeite, fahren 3 weitere Fahrzeuge auf den Platz. Alles kleine Campings Vans ala VW Caddy Größe. Wäre nicht meins, aber jeder wie er mag. Ich bin froh, kann ich in Zottl stehe, mich bewegen, hab alles dabei, vor allem ein WC und ne ordentliche Küche.

 

So fliegt der Abend dahin, es regnet mal mehr mal weniger, wir haben es gemütlich in Zottl, die Heizung läuft ohne Probleme bei 8 Grad draußen. Hoffentlich ist morgen besseres Wetter!

 

Mit diesem Gedanken gehe ich um 23 Uhr ins Bett. Wieder ziemlich müde und geschafft, aber auch ziemlich glücklich.

Co-Pilot und Friedrich sind auch durch, kaum liegen sie, sind sie weg. Co-Pilot hat heute gut durchgehalten, trotz der vielen Hügel und Kuppen, wurde ihm nicht schlecht. Er gewöhnt sich wohl langsam dran. 

 

Viele Grüsse und gute Nacht

Kai

 

 

GPS Koordinaten:

Morgens Lomond Hills Regional Park: 56°14'21.6"N 3°12'26.2"W

Abends Lecht Mine: 57.222513, -3.267993

Kommentar schreiben

Kommentare: 0