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#5 Schottland Tour 2019 - Vom See ans Meer zum nördlichsten Punkt

 Schönen guten Morgen zusammen,

 

wobei, was ist das für ein Geräusch....Co-Pilot...sei ruhig, ich will noch schlafen. Hm... oder ist das Friedrich...nee, eigentlich hört es sich nach beiden nicht an. Aber wer ist des dann?

Als ich meine Sinne wach habe und sie geschärft sind, merke ich, das kommt von draußen. Und...es hört sich nach Schaf an. Etwas blökt in naher Entfernung vor sich hin. Oh man...von einem Schaf geweckt, dass kann auch nur in Schottland, Irland oder Neuseeland passieren!

 

Gut, dann wären wir ja schonmal wach. Mit positiver Erwartung, denn gestern Abend kam ja noch kurz die Sonne raus, öffne ich die Verdunklung und bin anschließend kurz geschockt. Nix Sonne, grau, grauer....Schottland. Tiefe Wolken und Nieselregen. Okay, wissen wir jetzt auch wie das aussieht. Wir hätten jedoch sehr gerne darauf verzichtet. Rollo wieder runter!

 

Hilft aber alles nix, aussitzen geht nicht, wir wollen heute ja noch weiter. Daher raus aus den Federn, Frühstück, Blog schreiben und aufräumen. Im Anschluss an all das mach ich in dem traurigen Wetter noch ein paar Aufnahmen und wir rollen los. 

 

In unserer großen Parkbucht hatten wir übrigens eine gute Nacht. Erst irgendwann morgens fuhren Autos vorbei. Selbst ein LKW parkt mal kurz hinter Zottl. 

 

So fahren wir also weiter am Loch Naver entlang, an einem kleinen direkt am See gelegenen Campingplatz vorbei und immer weiter gen Nord-Osten. Single Track, mal schlecht, oft aber auch überraschend guter Belag. Einige Abschnitte wurden kürzlich wohl neu gemacht. 

Wir passieren Syte, Rhifall und Skelpick. Kurz vor Betty Hill treffen wir auf die A836 und fahren bis Betty Hill. Dort gibt es mitten im Dorf einen Parkplatz mit öffentlichen WCs. Dort wird mal gestoppt. In der Hoffnung, dass es Internetempfang gibt und ich einige Dinge bei Instagram posten kann und mir überlegen, wir dieser Tag heute weitergeht. 

 

Es ist mittlerweile Mittag, es regnet, hat man knapp 10 Grad. Kein Strandwetter....Strände hätte ich heute eigentlich auf dem Programm gehabt. Macht keinen Sinn. Also umplanen.

Als Ziel setzte ich den Dunnet Head, den nördlichsten Punkt von Mainland UK der öffentlich zugänglich ist. Das hört sich doch verheißungsvoll an, so ein kleines Nordkap irgendwie.

 

Bevor ich jedoch losfahre, nutze ich noch das öffentliche WC. Meine Toilettenkassette ist schon recht voll und es wird Zeit zu entsorgen. Da bietet sich ein WC an...Wuuuuaaaaa...wird jetzt der ein oder andere denken oder sagen. Wie kann Kai nur an einem normalen WC entsorgen, das geht doch nicht...die Chemie, das Papier, alles verstopft....waaaahhhhh...Nein, Kai!!!!! 

 

Wer das denkt, sollte nun mal kurz tief durchatmen und weiterlesen, bevor er mich/uns verurteilt, denn:

1. in meiner Toilettenkassette ist keine Chemie!

2. in meine Toilettenkassette kommt kein Toilettenpapier

 

Somit: Alles was da rein kommt, nennen wir das Kind beim Wort, ist Scheiße, Urin und Wasser. NIX anderes. 

Und nun erklär mir jemand, warum ich das nicht in ein öffentliches WC entsorgen darf. Ersteres und zweiteres kommt auch ins WC wenn ich dort ne Sitzung habe. Wasser beim Spülen auch.

Meine Inhaltsstoffe in der Kassettentoilette sind durch die schüttelei, das Wasser und den Urin so weit aufgelöst, dass da nur noch eine gesamthaft braune Brühe aus der Kassette läuft. Nix anderes. 

Daher, ja, wenn es mal sein muss, entsorge ich so. Ich hinterlasse keine Sauerei, lasse die Flüssigkeit kontrolliert ins Klo laufen und Spüle. So what?!

 

Nun, wie auch immer, meine Kassettentoilette ist leer, das ist das Wichtigste.

 

Nach dem Stop fahre ich nun weiter gen Osten. Über gewundene Straßen, die dick im Nebel liegen. Es regnet mal mehr mal weniger, die Scheibenwischer haben zu tun, Zottl jagt hier und da durch eine Pfütze. Ein Wetter um Strecke zu machen. 

 

Auf den vielen kurvigen Abschnitten sehe ich viele Schafe. Die grasen überall. Oft nah an der Straße. Mutterschafe haben ihre Lämmer dabei die entweder nah an der Seite der Mutter sind oder einige Meter weit entfernt grasen. Bei drohender Gefahr aber sofort und ohne zu schauen zu ihrer Mutter laufen. 

Und genau dieser Verhalten bei Gefahr ist das Problem, wenn das Mutterschaf bereits auf der rechten Straßenseite ist, das Lamm jedoch noch auf der linken Seite grast und ich mit Zottl die Straße entlang fahre und somit die Gefahr bin. Das Lamm rennt blind über die Straße zur Mutter. Zottl muss deutlich bremsen um einen Unfall zu verhindern. Zum Glück hatte ich die Situation schon frühzeitig erfasst. Nach 4  Monaten in Irland, kennt man sich mit dem Verhalten von Schafen und Lämmern aus. So ist also nix passiert. 

 

 

Somit, Augen auf und Hirn AN in Schaf-Ländern!

 

             

 

Gefühtl so 1,5 h später rolle ich die schmale Zufahrtsstraße zum Dunnet Head hoch. Auch hier so ein kleines Nordkap Gefühl. Karg, eng, gewunden, ansteigend....nur alles in kleinerem Maßstab. 

Als ich auf den Parkplatz rolle, ist dieser gut gefüllt. Die Front Row belegt. So parke ich in der zweiten Reihe, mache mir nen Kaffee, schaue dem Regen und grauen Wetter zu, sehe mal so knapp noch den Leuchtturm und esse ein paar holländische Kekse mit Nudossi Verfeinerung. 

 

Co-Pilot und Friedrich schauen auch etwas bedröppelt drein. So früh im Trip schon mieses Wetter, das müssen sie erstmal verdauen. Allerdings mach Friedrich den Eindruck, als wüsste er, dass das Wetter im Verlauf des Abends und morgen deutlich besser würde. Seltsam! Er sucht auch schon nach seiner Mütze...ich vermute, um sich gegen den vielen Regen zu schützen.

 

Nach einem gemütlichen Kaffee mit Keksen, entscheide ich, dass ich heute nicht mehr weiter fahre. Wohin auch? Überall mieses Wetter. Als in der Front Row Platz entsteht, parke ich Zottl kurz um. Jetzt haben wir Front Row Sicht in den Nebel. Super!

 

Den Rest des Nachmittags nutze ich sinnvoll. Editiere Videos, lade zwei hoch, 4G Empfang ist hier Top. 3 GB in ca. 1h hochgeladen. Das ist schon ordentlich. So hab ich jetzt von meinen 30 GB bereits 10 GB verballert. 30 GB hatte ich mir für ca. 22 Pfund in UK besorgt und schicken lassen. 

 

Das Wetter scheint sich sehr langsam etwas zu bessern. Der Regen lässt abends nach. Auch der Nebel lichtet sich mal. Nur um kurz darauf wieder dichter zu werden. Auch der Regen kommt später wieder stärker zurück.....erst gegen 22 Uhr lichtet sich die Welt. Wir bekommen Sicht in alle Richtungen. Sehen das Meer sogar und blauen Himmel bis Mitternacht. Verblfüffend, wie lange hier der Himmel noch belichtet ist. 

 

Zu Abend mache mich mir ein paar Nürnberger in der Pfanne, dazu Reis mit Tomaten und Soße. Ordentliche Portion, das Mittagessen in Form von Keksen ist doch schon ein paar Stunden her. 

 

Und später trifft mich der Schlag: jemand muss dringend abwaschen! Kaum noch sauberes Besteck, die Waschbox zum bersten voll. Er wird Zeit. Niemand im Team will es auslosen, also trifft es mich. Um Mitternacht lasse ich Wasser einlaufen und mache den Abwasch des Jahrhunderts. Da sich keiner findet, der abtrocknet, stapel ich alles kunstvoll in meinem Abtrofprack und hoffe, dass bis morgen früh, also eigentlich bis nachher, alles trocken ist.

 

Mit diesen Gedanken und der Hoffnung auf durchgreifende Wetterbesserung begebe ich mich gegen 1 Uhr Nacht ins Heck von Zottl. Am Himmel ist noch immer etwas Licht ersichtlich. Ganz dunkel wird es hier wohl nicht im Sommer.

 

Gute Nacht und bis morgen.

 

Grüsse

Kai

 

 

GPS:

morgens Schlafplatz Loch Naver:  58.292770, -4.384981

abends: Dunnet Head: 58.670460, -3.376465

 

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